25.05.2023, 15:22
(25.05.2023, 09:59)allround schrieb:(24.05.2023, 10:46)Äfes schrieb:(23.05.2023, 15:15)Leo@ius schrieb: Freiheit. Das ist sicherlich eine Typ-Frage, aber für mich ist es ein nicht zu unterschätzender Faktor, bei der Einteilung und Durchführung der Arbeit frei zu sein, sich nicht mit der Chefin absprechen zu müssen, wann man kommt und geht und bis wann welche Aufgabe erledigt sein muss. Das nimmt in meinen Augen ganz erheblich den Stress aus dem Arbeitsalltag und ist ein Aspekt, den ich in der Justiz super ausleben kann. Heißt natürlich nicht, dass man eine ruhige Kugel schiebt, sondern dass man einfach selbst schauen kann, wie man sich einteilt. So fühlen sich die 35 - 40 h die Woche deutlich entspannter an. Und die Tätigkeit an sich sollte einem natürlich im Wesentlichen ebenfalls Spaß machen. ;-)
Sehe ich auch so. Freiheit aber auch in Bezug auf Entscheidungen. Kann man aber in der Anwaltschaft nicht direkt erwarten, sondern erst, wenn man sich zwei, drei Jahre freigeschwommen hat. (...)
Für die Personen, die "Freiheit" angegeben haben: Ist euch das Rechtsgebiet dann nicht so wichtig?
Ich hadere damit, dass ich zwar viele andere Rechtsgebiete in einer anderen Stadt machen könnte, aber ich Sorge habe, dass ich das langweilig finde. Meint ihr, dass Freiheit & Co das Rechtsgebiet überwiegt/überwiegen kann?
VG
Ich sehe es ähnlich wie @Ex-GK.
Das Rechtsgebiet ist die Basis. Zusätzlich kommt oben drauf die fachliche Unabhängigkeit (die nach der BRAO theoretisch sowieso gegeben sein muss).
Was bringt es dir, in einem Rechtsgebiet tätig zu sein, was du nicht magst oder das dir einfach nicht liegt, sodass du dich durch den Stoff quälst und Verständnisprobleme hast?
Wenn du allerdings in deinem jetzigen Rechtsgebiet nicht glücklich bist, dann wechsel JETZT. Je länger du dich auf ein Rechtsgebiet festgelegt und vielleicht sogar einen konstanten roten Faden im Lebenslauf hast, umso schwieriger wird es, zu wechseln. Jedenfalls in eine Position mit gleicher Seniorität.
Die Freiheit erarbeitet man sich mit der Zeit. In einigen Kanzleien schneller als in anderen, aber als alter Hase hat sie jeder. Mit steigender Berufserfahrung ist es nicht mehr nötig, dir bei jeder Aufgabe auf die Finger zu schauen.
Ich möchte noch etwas anderes in den Ring werfen: Flexibilität und Work Life Balance. Den einen ist es schon beim Berufseinstieg wichtig. Den meisten anderen erst später, wenn sie Familie gründen. Seit ich Mutter bin, haben sich die Prioritäten freiwillig aber auch zwangsweise geändert. Zwangsweise deshalb, weil ich nicht bis 19 Uhr arbeiten kann ohne mich vorher mit meinem Mann abzustimmen. Einer muss die Kinder aus der Kita abholen. Dann ist Familienzeit und wenn die Kinder im Bett sind, kann man sich nochmal an den PC setzen, wenn notwendig. Das spiegelt sich bei vielen, inkl. mir, natürlich in der Jobwahl wieder.
26.05.2023, 14:36
(25.05.2023, 09:59)allround schrieb:(24.05.2023, 10:46)Äfes schrieb:(23.05.2023, 15:15)Leo@ius schrieb: Freiheit. Das ist sicherlich eine Typ-Frage, aber für mich ist es ein nicht zu unterschätzender Faktor, bei der Einteilung und Durchführung der Arbeit frei zu sein, sich nicht mit der Chefin absprechen zu müssen, wann man kommt und geht und bis wann welche Aufgabe erledigt sein muss. Das nimmt in meinen Augen ganz erheblich den Stress aus dem Arbeitsalltag und ist ein Aspekt, den ich in der Justiz super ausleben kann. Heißt natürlich nicht, dass man eine ruhige Kugel schiebt, sondern dass man einfach selbst schauen kann, wie man sich einteilt. So fühlen sich die 35 - 40 h die Woche deutlich entspannter an. Und die Tätigkeit an sich sollte einem natürlich im Wesentlichen ebenfalls Spaß machen. ;-)
Sehe ich auch so. Freiheit aber auch in Bezug auf Entscheidungen. Kann man aber in der Anwaltschaft nicht direkt erwarten, sondern erst, wenn man sich zwei, drei Jahre freigeschwommen hat. (...)
Für die Personen, die "Freiheit" angegeben haben: Ist euch das Rechtsgebiet dann nicht so wichtig?
Ich hadere damit, dass ich zwar viele andere Rechtsgebiete in einer anderen Stadt machen könnte, aber ich Sorge habe, dass ich das langweilig finde. Meint ihr, dass Freiheit & Co das Rechtsgebiet überwiegt/überwiegen kann?
VG
Doch, ist mir wichtig. Hatte ich vielleicht nicht so auf dem Schirm, weil ich in einer Kanzlei angefangen habe, die ausschließlich ein Rechtsgebiet gemacht hat. Auch jetzt mache ich zu 80% dieses Rechtsgebiet. Gab natürlich manche Gebiete, die ich in der neuen Kanzlei mal machen musste, die mich genervt haben, aber mittlerweile finde ich es ganz interessant, auch ab und an was anderes zu machen.
Aber ja, dauerhaft ein Rechtsgebiet, auf das ich keine Lust habe, würde ich nicht machen. Im Übrigen würde man das auch meiner Arbeit anmerken. Ich bringe nur Leistung, wenn ich Bock habe, sonst tue ich nur das Nötigste. War schon immer so
26.05.2023, 16:44
Mir ist ein eigener Aufgabebereich wichtig, in dem ich nicht jeden Schritt abstimmen muss und eigene Entscheidungen treffen kann. Mich nervt nichts mehr, als wenn ich jede E-Mail noch einmal vorlegen muss. Außerdem ist mir wichtig, dass die Tätigkeit einen Sinn hat und man nicht nur vor sich hinarbeitet und kaum verwertbare Ergebnisse schafft, weil sich am Ende jemand anders entscheidet. Und Langeweile darf nicht aufkommen.
Außerdem will ich auf bestimmte Freiheiten, wie Home-Office, nicht mehr verzichten.
Außerdem will ich auf bestimmte Freiheiten, wie Home-Office, nicht mehr verzichten.
27.05.2023, 21:46
Die hier angesprochene richterliche Unabhängigkeit ist mit dem Erledigungsdruck und der immer größer werdenden Belastung teuer erkauft. Kenne niemanden in der Justiz, der unter 45h arbeitet.
27.05.2023, 23:21
(27.05.2023, 21:46)ENERWEH schrieb: Die hier angesprochene richterliche Unabhängigkeit ist mit dem Erledigungsdruck und der immer größer werdenden Belastung teuer erkauft. Kenne niemanden in der Justiz, der unter 45h arbeitet.
Bei uns am Gericht gibt es keine Kollegin / keinen Kollegen, die / der regelmäßig die 40 Stunden voll macht. Mag regional unterschiedlich sein, aber hier in Baden-Württemberg, Amtsgericht, kann ich mich nicht beklagen. Wo arbeiten denn die Leute, die du aus der Justiz kennst?
28.05.2023, 00:37
(27.05.2023, 23:21)Leo@ius schrieb:(27.05.2023, 21:46)ENERWEH schrieb: Die hier angesprochene richterliche Unabhängigkeit ist mit dem Erledigungsdruck und der immer größer werdenden Belastung teuer erkauft. Kenne niemanden in der Justiz, der unter 45h arbeitet.
Bei uns am Gericht gibt es keine Kollegin / keinen Kollegen, die / der regelmäßig die 40 Stunden voll macht. Mag regional unterschiedlich sein, aber hier in Baden-Württemberg, Amtsgericht, kann ich mich nicht beklagen. Wo arbeiten denn die Leute, die du aus der Justiz kennst?
Da kann ich mich anschließen. Bin bei einem Landgericht in BW, Straf, und mache dieselben Erfahrungen.
28.05.2023, 10:37
Sehr wichtig: Nur 3 Tage Arbeit pro Woche; kein langweiliger Verwaltungskram, den ein computer schneller könnte; intelligente und gut ausgebildete Kollegen
Für mehr als drei Tage Arbeit habe ich keine Zeit, auf anspruchslose Arbeit keine Lust und mit langsamen, weniger schlauen Menschen habe ich genug zusammmengearbeitet. Dafür ist das Leben zu kurz.
Für mehr als drei Tage Arbeit habe ich keine Zeit, auf anspruchslose Arbeit keine Lust und mit langsamen, weniger schlauen Menschen habe ich genug zusammmengearbeitet. Dafür ist das Leben zu kurz.
28.05.2023, 17:21
(28.05.2023, 10:37)ichentsprechewiderschieden schrieb: Sehr wichtig: Nur 3 Tage Arbeit pro Woche; kein langweiliger Verwaltungskram, den ein computer schneller könnte; intelligente und gut ausgebildete Kollegen
Für mehr als drei Tage Arbeit habe ich keine Zeit, auf anspruchslose Arbeit keine Lust und mit langsamen, weniger schlauen Menschen habe ich genug zusammmengearbeitet. Dafür ist das Leben zu kurz.
Spannende Aussage für einen wissMit am Lehrstuhl, der noch nie in der Welt "da draußen" gearbeitet hat. Musst du keine AGs/Vorlesungen halten? Wenn doch, hast du den Studenten gesagt, wie dumm du einen Teil von ihnen hältst? Denn das nicht alle von ihnen das Examen bestehen werden, ist ja wohl klar und ein paar "richtig Dumme" werden vermutlich auch dabei sein.