24.11.2020, 11:50
(24.11.2020, 08:44)Gast schrieb:(23.11.2020, 16:19)Gast schrieb: Wie sieht es eigentlich mit den strafrechtlichen Einheiten in den Großkanzleien aus? Ich weiß, dass die eher Rarität sind und wenn dann viel Compliance und Investigation machen (scheint zumindest so).
Wie rentabel ist dort das Geschäft? Das kann ja auch für den potentiellen 1st year relevant sein, weil sich danach die Chancen auf einen Bonus oder irgendwann mal die Partnerschaft richten könnten. Vermutlich eher nicht gerade das lukrativste Geschäft in diesen Kanzleien, oder?
Irgendjemand?
Es lohnt sich schlicht nicht in eine GK zu gehen. Du hast wenig cross-selling Effekte, du kannst dein Geschäft schlecht skalieren, du hast hohe Unkosten für Dinge, die du oft nicht brauchst.
Wenn ich Strafrecht machen wollen würde, würde ich entweder direkt in eine Boutique gehen oder erst in die GK und danach zur StA (GK dann eben nur zum Geld ansparen).
24.11.2020, 12:35
(24.11.2020, 09:40)Gasti schrieb: GKs brauchen Skalierung. Dh es sollte dann immer auch um (sehr viel) Sachverhaltsaufklärung gehen. Das Geld wird über Delegation verdient. Daher lieben GKs Compliance.
Ich danke dir für die Antwort. Leider verstehe ich aber nur die Häfte. Was meint Skalierung? Wieso soll es um Sachverhaltsaufklärung gehen? Was bedeutet hier Delegation?
Zitat:Manche GKs sind natürlich trotzdem im Strafrecht unterwegs, oder behaupten es zumindest. Bekannte Praxen sind White Case Berlin, Freshfields Düsseldorf, weitere lassen sich juve entnehmen.
Ja, das frage ich mich. Ob es nur Behauptungen sind oder wie viel genau da dran ist, also wie groß der Anteil am Arbeitsalltag ist. Kann dazu jemand etwas sagen? Zumindest als klassische Verteidiger scheinen die dort beschäftigten Anwälte weder in Hauptverhandlungen noch (sofern das bekannt ist) in Ermittlungsverfahren tätig zu werden. Zumindest werden deren Namen bei medienbekannen Fällen nie oder nur höchst selten genannt, während die selbstständigen Kollegen dort regelmäßig auftauchen.
24.11.2020, 12:47
(23.11.2020, 15:42)Gast schrieb:(23.11.2020, 13:07)Gast schrieb: "doppelt so viel Asche wie 2yr/3yr Associates in einer GK"
Den will ich sehen :D
Google mal André Miegel. Erst im Herbst 2017 Referendariat beendet. Dann wurde er Ende 2019 in nem Youtube-Video gefeatured und geht seitdem steil nach oben. Zuletzt komplett in neue Büroräume gezogen. Unterschätzt die Reichweite nicht. Das reicht locker aus, dass er einen Stundensatz von 250 € nehmen kann, weil jeder Anwalt hat nur 24 Stunden täglich zur Verfügung.
Oder wie ein befreundeter Strafverteidiger mal zu mir meinte: "Die Tatverdächtigen zahlen dir alles, damit sie nicht in den Knast müssen. Da ist eine ganz andere Situation bei denen als wenn es um die Rückzahlung des Kaufpreises für einen defekten TV geht. Mit der Panik von den Leuten machst du richtig Geld."
Kann jemand hierzu was sagen? Sind 250 € Stundensatz realistisch und kann man das 10 Stunden täglich durchziehen? Das wäre bei einer 5-Tage-Woche ja ein äußerst auskömmliches Einkommen... :angel: Dann ist ja Selbstvermarktung wirklich alles.
24.11.2020, 12:50
Skalierung bedeutet, dass ein einzelner Partner auch nur eine begrenzte Anzahl an Stunden pro Jahr arbeiten kann. Dazu muss man bedenken, dass ein Partner Verwaltungsaufgaben und Business Development machen muss. Billable technisch wird ein Partner daher idR zwischen 1.500 und 2.000 Euro liegen. Auch wenn er immer 700 Euro die Stunde abrechnen würde (und nie Discounts oder Zahlungsausfälle hätte), wären das 1,4 Mio Umsatz im Jahr. Zu wenig für ein Team in einer großen GK. Er braucht also Associates, die auch für ihn billen (Leverage nennt man das). Je höher die Leverage, umso besser steht der Partner da.
Simple Rechnung: Partner macht 1 Mio Umsatz p.a., ein Associate 500k. Wenn das Team aus einem P und einem A besteht, sind es 1,5 Mio Umsatz.
Wenn das Team aber aus einem P und 5 A besteht, macht das Team 3,5 Mio Umsatz.
Da willst du Arbeit und Rechtsgebiete in der GK haben, in denen große Teams arbeiten können. Du willst den Fall skalieren und möglichst viele Associates drauf packen. Bei Compliance oder M&A mit einer DD geht das super. Bei einer Individualverteidigung so gut wie gar nicht.
Also wirst du Strafrechtler in GKs eher als Zuarbeiter haben, die dann eben die neusten steuerrechtlichen Konstrukte beurteilen sollen (cum ex lässt grüßen), in Post-M&A Streitigkeiten und D&O Fällen das ganze strafrechtlich begutachten oder eben die Compliance bei einer Aufarbeitung unterstützen.
Simple Rechnung: Partner macht 1 Mio Umsatz p.a., ein Associate 500k. Wenn das Team aus einem P und einem A besteht, sind es 1,5 Mio Umsatz.
Wenn das Team aber aus einem P und 5 A besteht, macht das Team 3,5 Mio Umsatz.
Da willst du Arbeit und Rechtsgebiete in der GK haben, in denen große Teams arbeiten können. Du willst den Fall skalieren und möglichst viele Associates drauf packen. Bei Compliance oder M&A mit einer DD geht das super. Bei einer Individualverteidigung so gut wie gar nicht.
Also wirst du Strafrechtler in GKs eher als Zuarbeiter haben, die dann eben die neusten steuerrechtlichen Konstrukte beurteilen sollen (cum ex lässt grüßen), in Post-M&A Streitigkeiten und D&O Fällen das ganze strafrechtlich begutachten oder eben die Compliance bei einer Aufarbeitung unterstützen.
24.11.2020, 12:54
(24.11.2020, 12:47)Gast schrieb:(23.11.2020, 15:42)Gast schrieb:(23.11.2020, 13:07)Gast schrieb: "doppelt so viel Asche wie 2yr/3yr Associates in einer GK"
Den will ich sehen :D
Google mal André Miegel. Erst im Herbst 2017 Referendariat beendet. Dann wurde er Ende 2019 in nem Youtube-Video gefeatured und geht seitdem steil nach oben. Zuletzt komplett in neue Büroräume gezogen. Unterschätzt die Reichweite nicht. Das reicht locker aus, dass er einen Stundensatz von 250 € nehmen kann, weil jeder Anwalt hat nur 24 Stunden täglich zur Verfügung.
Oder wie ein befreundeter Strafverteidiger mal zu mir meinte: "Die Tatverdächtigen zahlen dir alles, damit sie nicht in den Knast müssen. Da ist eine ganz andere Situation bei denen als wenn es um die Rückzahlung des Kaufpreises für einen defekten TV geht. Mit der Panik von den Leuten machst du richtig Geld."
Kann jemand hierzu was sagen? Sind 250 € Stundensatz realistisch und kann man das 10 Stunden täglich durchziehen? Das wäre bei einer 5-Tage-Woche ja ein äußerst auskömmliches Einkommen... :angel: Dann ist ja Selbstvermarktung wirklich alles.
250 Euro ist ein Satz, den ganz viele normale Anwälte aufrufen bei Honorarvereinbarungen. Das kann man aber nicht 10 Stunden pro Tag an 250 Tagen im Jahr durchziehen.
PS: habe den Kollegen mal gegoogelt. Die neuen Büroräume scheinen immer noch in Duisburg Marxloh zu sein und werden damit weiterhin ein Appel und ein Ei kosten. Wenn er Erfolg hat, ist das super. Aber lasst euch nicht von Selbstvermarktung in den sozialen Medien blenden.
24.11.2020, 13:42
(24.11.2020, 12:47)Gast schrieb:(23.11.2020, 15:42)Gast schrieb:(23.11.2020, 13:07)Gast schrieb: "doppelt so viel Asche wie 2yr/3yr Associates in einer GK"
Den will ich sehen :D
Google mal André Miegel. Erst im Herbst 2017 Referendariat beendet. Dann wurde er Ende 2019 in nem Youtube-Video gefeatured und geht seitdem steil nach oben. Zuletzt komplett in neue Büroräume gezogen. Unterschätzt die Reichweite nicht. Das reicht locker aus, dass er einen Stundensatz von 250 € nehmen kann, weil jeder Anwalt hat nur 24 Stunden täglich zur Verfügung.
Oder wie ein befreundeter Strafverteidiger mal zu mir meinte: "Die Tatverdächtigen zahlen dir alles, damit sie nicht in den Knast müssen. Da ist eine ganz andere Situation bei denen als wenn es um die Rückzahlung des Kaufpreises für einen defekten TV geht. Mit der Panik von den Leuten machst du richtig Geld."
Kann jemand hierzu was sagen? Sind 250 € Stundensatz realistisch und kann man das 10 Stunden täglich durchziehen? Das wäre bei einer 5-Tage-Woche ja ein äußerst auskömmliches Einkommen... :angel: Dann ist ja Selbstvermarktung wirklich alles.
Stop mal... also 250 Euro netto sind nicht selbstverständlich für einen einfachen Berufsanfänger, es sei denn, ihr macht wirklich das Geschäft mit der Angst und verkauft euch über wert, was ich irgendwie als betrügerisch empfinde. Es gibt ein paar ungeschriebene Regeln: 300 netto nehmen die Partner in den Strafrechtsboutiquen bzw solche Angestellte mit voller Kriegsbemalung (Dr. plus LLM) - zumindest in Großstädten. Das Honorar eines durchschnittlichen Verteidigers mit FA Titel liegt bei 160 bis 180 Euro pro Stunde.
Fehlt Dr. oder LLM werden zumeist 250 in den Boutiquen genommen.
Wer aber Berufsanfänger ist, weder FA, noch Dr., noch LLM, noch DoppelVB hat und nicht einmal in einer Boutique arbeitet, wo er auf die Berufserfahrung eines Partners zurückgreifen kann, begeht mE Wucher, wenn er 250 die Stunde nimmt. Ich wüsste nicht, wodurch DAS gerechtfertigt sein soll! Die Mandanten wissen es im Zweifel nicht besser und werden total verarscht. Einen solchen Berufsethos finde ich nicht erstrebenswert...
24.11.2020, 13:49
das ist auch alles Gelaber von solchen, die sich das schönreden wollen.
Würde man da so easy Geld verdienen, würden es alle machen :D
Würde man da so easy Geld verdienen, würden es alle machen :D
24.11.2020, 13:51
die wenigsten selbstständigen Anfänger können Honorarvereinbarungen durchdrücken.
24.11.2020, 14:02
(24.11.2020, 13:42)Gast schrieb:(24.11.2020, 12:47)Gast schrieb:(23.11.2020, 15:42)Gast schrieb:(23.11.2020, 13:07)Gast schrieb: "doppelt so viel Asche wie 2yr/3yr Associates in einer GK"
Den will ich sehen :D
Google mal André Miegel. Erst im Herbst 2017 Referendariat beendet. Dann wurde er Ende 2019 in nem Youtube-Video gefeatured und geht seitdem steil nach oben. Zuletzt komplett in neue Büroräume gezogen. Unterschätzt die Reichweite nicht. Das reicht locker aus, dass er einen Stundensatz von 250 € nehmen kann, weil jeder Anwalt hat nur 24 Stunden täglich zur Verfügung.
Oder wie ein befreundeter Strafverteidiger mal zu mir meinte: "Die Tatverdächtigen zahlen dir alles, damit sie nicht in den Knast müssen. Da ist eine ganz andere Situation bei denen als wenn es um die Rückzahlung des Kaufpreises für einen defekten TV geht. Mit der Panik von den Leuten machst du richtig Geld."
Kann jemand hierzu was sagen? Sind 250 € Stundensatz realistisch und kann man das 10 Stunden täglich durchziehen? Das wäre bei einer 5-Tage-Woche ja ein äußerst auskömmliches Einkommen... :angel: Dann ist ja Selbstvermarktung wirklich alles.
Stop mal... also 250 Euro netto sind nicht selbstverständlich für einen einfachen Berufsanfänger, es sei denn, ihr macht wirklich das Geschäft mit der Angst und verkauft euch über wert, was ich irgendwie als betrügerisch empfinde. Es gibt ein paar ungeschriebene Regeln: 300 netto nehmen die Partner in den Strafrechtsboutiquen bzw solche Angestellte mit voller Kriegsbemalung (Dr. plus LLM) - zumindest in Großstädten. Das Honorar eines durchschnittlichen Verteidigers mit FA Titel liegt bei 160 bis 180 Euro pro Stunde.
Fehlt Dr. oder LLM werden zumeist 250 in den Boutiquen genommen.
Wer aber Berufsanfänger ist, weder FA, noch Dr., noch LLM, noch DoppelVB hat und nicht einmal in einer Boutique arbeitet, wo er auf die Berufserfahrung eines Partners zurückgreifen kann, begeht mE Wucher, wenn er 250 die Stunde nimmt. Ich wüsste nicht, wodurch DAS gerechtfertigt sein soll! Die Mandanten wissen es im Zweifel nicht besser und werden total verarscht. Einen solchen Berufsethos finde ich nicht erstrebenswert...
Junge, wer rechnet bitte Stundensätze in Netto ab? So eine richtige Studidenkweise :D
Alle Stundensätze und alle Gehälter weredn nicht ohne Grund immer brutto angerechnet, weil brutto im Gegensatz zu netto vergleichbar ist. Was beim einzelnen Netto herauskommt, kann keiner wissen, deswegen geht es auch oben um 250 € brutto natürlich.
24.11.2020, 14:15
PS: Ein Stundensatz von 250 Euro ist weder krass überhöht noch untersetzt, sondern auf Basis einer Mischkalkulation halbwegs sinnvoll. Die allerallerwenigsten Anwälte rechnen ausschließlich nach Honorarvereinbarung ab. Bei den meisten ist es eine Mischung aus RVG und Honorarv. (so ähnlich wie bei Ärzten mit Kasse und Privaten).
Bist du ein Einzelkämpfer kannst du so mit 5-6 billable Stunden pro Tag rechnen. Der Rest geht für Verwaltung, Akquise und Co drauf. Die konstanten 10+ billables am Tag schaffen nur die GK Associates, die ständig von ihren Partnern gefüttert werden und nichts machen müssen außer eben zu arbeiten.
Wenn du 240 Arbeitstage pro Jahr hast, wird man zwischen 1.200 und 1.500 Mandatsstunden p.a. haben. Ein Umsatz von 150.000 Euro sollte dabei schon rauskommen, dass sich das ganze lohnt (Bürokosten, ggf. Angestellte, VW-Beitrag, Krankenkasse, Rücklagen für schlechte Zeiten usw.). D.h. die Stunde sollte knapp 100 Euro einbringen. Da man als Strafverteidiger idR aber auch viele Pflichtverteidigungen macht oder nach Gebühren abrechnet, kommt es sicherlich nicht selten vor, dass man diesen Stundensatz unterschreitet (wer liebt es nicht, das Mandant, das einem 2.000 Euro Gebühren einbringt, aber 40 Stunden arbeitet kostet, Ergebnis Stundensatz von 50 Euro). Um das auszugleichen hat man dann neben dem Brot und Butter Geschäft ein paar Fälle, die größer/wichtig sind und wo man eine Honorarvereinbarung hinbekommt. Da muss man dann förmlich etwas mehr hinlangen, damit es sich in der Mischkalkulation überhaupt lohnt.
Am Anfang hat man nur Brot und Butter Geschäft und dann kommen langsam mehr und mehr Honorarvereinbarungen hinzu, wenn es gut läuft. Aber man soll nicht glauben, dass man nach 3-5 Jahren nur noch auf Honorarbasis arbeitet und dann solche Kalkulationen anstellen.
Bist du ein Einzelkämpfer kannst du so mit 5-6 billable Stunden pro Tag rechnen. Der Rest geht für Verwaltung, Akquise und Co drauf. Die konstanten 10+ billables am Tag schaffen nur die GK Associates, die ständig von ihren Partnern gefüttert werden und nichts machen müssen außer eben zu arbeiten.
Wenn du 240 Arbeitstage pro Jahr hast, wird man zwischen 1.200 und 1.500 Mandatsstunden p.a. haben. Ein Umsatz von 150.000 Euro sollte dabei schon rauskommen, dass sich das ganze lohnt (Bürokosten, ggf. Angestellte, VW-Beitrag, Krankenkasse, Rücklagen für schlechte Zeiten usw.). D.h. die Stunde sollte knapp 100 Euro einbringen. Da man als Strafverteidiger idR aber auch viele Pflichtverteidigungen macht oder nach Gebühren abrechnet, kommt es sicherlich nicht selten vor, dass man diesen Stundensatz unterschreitet (wer liebt es nicht, das Mandant, das einem 2.000 Euro Gebühren einbringt, aber 40 Stunden arbeitet kostet, Ergebnis Stundensatz von 50 Euro). Um das auszugleichen hat man dann neben dem Brot und Butter Geschäft ein paar Fälle, die größer/wichtig sind und wo man eine Honorarvereinbarung hinbekommt. Da muss man dann förmlich etwas mehr hinlangen, damit es sich in der Mischkalkulation überhaupt lohnt.
Am Anfang hat man nur Brot und Butter Geschäft und dann kommen langsam mehr und mehr Honorarvereinbarungen hinzu, wenn es gut läuft. Aber man soll nicht glauben, dass man nach 3-5 Jahren nur noch auf Honorarbasis arbeitet und dann solche Kalkulationen anstellen.