26.10.2021, 09:51
(26.10.2021, 09:27)Gast345 schrieb: Wie könnte man so eine Absenkung der Noten bei einem Bewerbungsgespräch denn erklären?
Die Ref-Ausbildung ist nun einmal nicht die beste und mit Corona ist das alles nur noch schlimmer geworden (meine Erfahrung).
Aber zählt denn ein zweistelliges VB im Ersten (auch noch im Staatsteil!) gar nichts, wenn man im Zweiten dann nicht so gut war? Eine niedrigere Punktzahl im Zweiten negiert doch nicht die Fähigkeiten, die man im Ersten bewiesen hat.
Zwischen "nicht zählen" und "nicht kompensieren" besteht nun ein großer Unterschied. Es gibt genug Läden oder Behörden, die auch eine Mindestnote im ersten Examen verlangen, das bedeutet in einigen Fällen durchaus etwas. Aber wenn zweimal VB oder VB+B verlangt wird, bist Du mit einem A eben draußen. Und dass es hier auch noch ein unteres ist und nicht knapp am B vorbei, macht es nicht einfacher.
Abgesehen davon, dass das erste Examen schon deutlich länger zurückliegt, ist es aber das 2. Examen, das deutlich praxisnäher ist. Und wenn ich jemanden für die Praxis will, dann interessiert mich - wenn ich nicht primär Notenfetischist bin - eben vor allem das aktuellste Zeugnis und das, das am ehesten Auskunft über die praktischen Fähigkeiten gibt. Nicht das Zeugnis, vor 2-3 Jahren aus dem Uni-Betrieb. Dass das Ref. faktisch doch weit von der Praxis entfernt ist und vor allem der Lerneffekt in den Stationen sehr variiert, ist klar.
Ansonsten ist es eben auch eine Frage, was man machen will. Wer unbedingt, wie einige hier, in eine GK will, wird kaum Chancen haben. Auch sehr große Unternehmen in gefragten Gegenden (die ohnehin lieber Berufserfahrene wollen), werden sehr schwer. Aber bei mittelgroßen Kanzleien oder Unternehmen, bei denen man mit einer hands-on-Mentalität punkten kann, sollte es schon klappen, wobei das natürlich auch immer etwas Glück und sich gut verkaufen können verlangt. Und tatsächlich wüsste ich hier auch nicht, wie ich das gut erklären sollte. Da wäre vielleicht ein juristischer Bewerbungsberater/Coach mal sinnvoll.
26.10.2021, 10:35
Ich kenns nur andersrum mit A/VB
Da blieb man eben durch schlechte Lerntechnik hinter den Möglichkeiten zurück/ es mag ggf am miesen SWP/ beides aber man konnte sich ja jetzt steigern und hat draus gelernt.
Andersrum bleibt nur die Strategie zu erklären warum man hier bei zuvor stets guter Leistung eingebrochen ist.
Vernünftig wäre einzig Nervosität, da man weiß wie wichtig das 2. ist und sich selbst zu viel Druck bis hin zum Blackout gemacht zu hat. Das wurde dann nach dem Erstversuch noch schlimmer anstatt besser, sodass auch die Klausureinsicht da nichts brachte oder die Mündliche. Dafür konntest du aber in den praktischen Stationen stets hervorragende Leistung erbringen und die GK Zeit etc. pp.
Das wäre eine Erklärung und würde ich so auch ins Anschreiben rein packen, selbst wenn das dann 1 1/2 Seiten sind, denn du kannst dich ohne Einladung nicht erklären. Das ist die einzige Möglichkeit bereits bei der Sichtung deiner Bewerbung Einfluss zu nehmen und das muss dann auch das erste Blatt sein.
Auf diese Weise habe ich erfolgreich meine eher maue Unileistung sowie ein nicht so gutes Stationszeugnis verkaufen können, sodass im Gespräch fast keine Fragen mehr kamen.
Da blieb man eben durch schlechte Lerntechnik hinter den Möglichkeiten zurück/ es mag ggf am miesen SWP/ beides aber man konnte sich ja jetzt steigern und hat draus gelernt.
Andersrum bleibt nur die Strategie zu erklären warum man hier bei zuvor stets guter Leistung eingebrochen ist.
Vernünftig wäre einzig Nervosität, da man weiß wie wichtig das 2. ist und sich selbst zu viel Druck bis hin zum Blackout gemacht zu hat. Das wurde dann nach dem Erstversuch noch schlimmer anstatt besser, sodass auch die Klausureinsicht da nichts brachte oder die Mündliche. Dafür konntest du aber in den praktischen Stationen stets hervorragende Leistung erbringen und die GK Zeit etc. pp.
Das wäre eine Erklärung und würde ich so auch ins Anschreiben rein packen, selbst wenn das dann 1 1/2 Seiten sind, denn du kannst dich ohne Einladung nicht erklären. Das ist die einzige Möglichkeit bereits bei der Sichtung deiner Bewerbung Einfluss zu nehmen und das muss dann auch das erste Blatt sein.
Auf diese Weise habe ich erfolgreich meine eher maue Unileistung sowie ein nicht so gutes Stationszeugnis verkaufen können, sodass im Gespräch fast keine Fragen mehr kamen.
26.10.2021, 10:54
Ich würde mir auch eine Erklärung überlegen, warum man nicht den Verbesserungsversuch gemacht hat? Das drängt sich doch in der Lage total auf und wenn man dann keine gute Rechtfertigung hat, finde ich das schon schwierig.
26.10.2021, 12:12
Es gibt einige Gründe, den Verbesserungsversuch nicht wahrzunehmen: Luft raus, kein Geld, sonstige private Gründe (Krankheit/Todesfall in der Familie), keine Garantie der Verbesserung, etc.
Soweit ich weiß gibt es in NRW ja die Möglichkeit des Verbesserungsversuchs, aber letztlich kann man dazu ja nicht gezwungen werden. Und bei der psychischen Belastung, die das Examen nun mal ist, hab ich persönlich vollstes Verständnis dafür, wenn man es nicht noch einmal schreiben möchte.
Ob das karrieretechnisch die beste Entscheidung ist, steht natürlich auf einem anderen Blatt.
Soweit ich weiß gibt es in NRW ja die Möglichkeit des Verbesserungsversuchs, aber letztlich kann man dazu ja nicht gezwungen werden. Und bei der psychischen Belastung, die das Examen nun mal ist, hab ich persönlich vollstes Verständnis dafür, wenn man es nicht noch einmal schreiben möchte.
Ob das karrieretechnisch die beste Entscheidung ist, steht natürlich auf einem anderen Blatt.
27.10.2022, 20:58
an den TE: wie ist deine Jobsuche denn nun letztlich weitergegangen?
VG
VG
30.10.2022, 10:27
Ich bin nicht der Threadersteller, doch hatte ich im Sommer einen ähnlichen Thread erstellt.
Bei mir waren es 11,54 Punkte im Ersten und 6,04 im Zweiten. Habe mich dann breit beworben und die Depression als Grund für das schlechte Zweite bereits im Anschreiben benannt.
Eingeladen wurde ich nicht von allen, aber es gab genug Gespräche mit den vermeintlich größeren Einheiten.
Entschieden habe ich mich letztlich für eine kleinere Kanzlei, weil mir hier die (Arbeits-)Atmosphäre, das Menschenbild als auch die Menschen zusagten.
Nach einem Monat dort, denke ich: „nicht schlecht“. Manchmal denke ich zwar auch, es wäre doch mehr möglich, auch gerade auf politisch-gesellschaftlicher Ebene, aber zum Einstieg alles ausreichend.
Vorteilhaft beim Bewerbungsprozess erschien mir bei allen Kanzleien, dass ich nach dem schriftlichem zweiten Examen 4 Monate WissMit bei Allen& Overy war und dort Selbstvertrauen gewinnen, aber auch ein (sehr) gutes Arbeitszeugnis mitnehmen konnte.
Fairerweise muss man noch sagen, dass ich an der BLS, in Neuseeland und in an der University of Cambridge (UK) studiert habe und praktische Erfahrungen im Studium u.a. bei Freshfields und A&O gesammelt hatte.
Anderseits habe ich eine Lücke im Lebenslauf von sage und schreibe 3 Jahren in denen ich „nichts“ anderes machte als depressiv im Bett gelegen zu haben und dass mein Referendariat wegen der Krankheit und den damit verbundenen Klausurrücktritten 3 1/2 anstatt der üblichen 2 Jahre gedauert hat.
Alles in allem sonderbarer Werdegang, aber die Nachricht ist: eingeladen wurde ich von etwa der Hälfte der umworbenen Kanzleien und angenommen habe ich schließlich das Angebot meiner Wunschkanzlei.
Bei mir waren es 11,54 Punkte im Ersten und 6,04 im Zweiten. Habe mich dann breit beworben und die Depression als Grund für das schlechte Zweite bereits im Anschreiben benannt.
Eingeladen wurde ich nicht von allen, aber es gab genug Gespräche mit den vermeintlich größeren Einheiten.
Entschieden habe ich mich letztlich für eine kleinere Kanzlei, weil mir hier die (Arbeits-)Atmosphäre, das Menschenbild als auch die Menschen zusagten.
Nach einem Monat dort, denke ich: „nicht schlecht“. Manchmal denke ich zwar auch, es wäre doch mehr möglich, auch gerade auf politisch-gesellschaftlicher Ebene, aber zum Einstieg alles ausreichend.
Vorteilhaft beim Bewerbungsprozess erschien mir bei allen Kanzleien, dass ich nach dem schriftlichem zweiten Examen 4 Monate WissMit bei Allen& Overy war und dort Selbstvertrauen gewinnen, aber auch ein (sehr) gutes Arbeitszeugnis mitnehmen konnte.
Fairerweise muss man noch sagen, dass ich an der BLS, in Neuseeland und in an der University of Cambridge (UK) studiert habe und praktische Erfahrungen im Studium u.a. bei Freshfields und A&O gesammelt hatte.
Anderseits habe ich eine Lücke im Lebenslauf von sage und schreibe 3 Jahren in denen ich „nichts“ anderes machte als depressiv im Bett gelegen zu haben und dass mein Referendariat wegen der Krankheit und den damit verbundenen Klausurrücktritten 3 1/2 anstatt der üblichen 2 Jahre gedauert hat.
Alles in allem sonderbarer Werdegang, aber die Nachricht ist: eingeladen wurde ich von etwa der Hälfte der umworbenen Kanzleien und angenommen habe ich schließlich das Angebot meiner Wunschkanzlei.
30.10.2022, 13:17
Herzlichen Glückwünsch. Es freut mich zu hören, dass du deinen Weg gegangen bist. Auch möchte ich für deine ehrlichen Worte danken.
Es sind solche Beiträge, die mich trotz der ganzen dummen Trolls dazu bringen, hier vorbeizuschauen!
Es sind solche Beiträge, die mich trotz der ganzen dummen Trolls dazu bringen, hier vorbeizuschauen!
30.10.2022, 22:08
Ich bin (bekannt und bewährt aus Referendariat) mit 8,x und 5, xbei einer der 30 umsatzstärksten Kanzleien eingestiegen und dann zu einer Juve TOP 100 Wirtschaftskanzlei gewechselt. Kenne Leute mit ähnlichen Noten, die jedenfalls in Tier 3 Kanzleien gelandet sind. Also Großkanzlei wird klappen, halt nicht erste Reihe
30.10.2022, 23:38
(30.10.2022, 22:08)Zugr schrieb: Ich bin (bekannt und bewährt aus Referendariat) mit 8,x und 5, xbei einer der 30 umsatzstärksten Kanzleien eingestiegen und dann zu einer Juve TOP 100 Wirtschaftskanzlei gewechselt. Kenne Leute mit ähnlichen Noten, die jedenfalls in Tier 3 Kanzleien gelandet sind. Also Großkanzlei wird klappen, halt nicht erste Reihe
Was ist Juve Top 100?
05.11.2022, 18:37
(30.10.2022, 10:27)Tenniscrack schrieb: Ich bin nicht der Threadersteller, doch hatte ich im Sommer einen ähnlichen Thread erstellt.
Bei mir waren es 11,54 Punkte im Ersten und 6,04 im Zweiten. Habe mich dann breit beworben und die Depression als Grund für das schlechte Zweite bereits im Anschreiben benannt.
Eingeladen wurde ich nicht von allen, aber es gab genug Gespräche mit den vermeintlich größeren Einheiten.
Entschieden habe ich mich letztlich für eine kleinere Kanzlei, weil mir hier die (Arbeits-)Atmosphäre, das Menschenbild als auch die Menschen zusagten.
Nach einem Monat dort, denke ich: „nicht schlecht“. Manchmal denke ich zwar auch, es wäre doch mehr möglich, auch gerade auf politisch-gesellschaftlicher Ebene, aber zum Einstieg alles ausreichend.
Vorteilhaft beim Bewerbungsprozess erschien mir bei allen Kanzleien, dass ich nach dem schriftlichem zweiten Examen 4 Monate WissMit bei Allen& Overy war und dort Selbstvertrauen gewinnen, aber auch ein (sehr) gutes Arbeitszeugnis mitnehmen konnte.
Fairerweise muss man noch sagen, dass ich an der BLS, in Neuseeland und in an der University of Cambridge (UK) studiert habe und praktische Erfahrungen im Studium u.a. bei Freshfields und A&O gesammelt hatte.
Anderseits habe ich eine Lücke im Lebenslauf von sage und schreibe 3 Jahren in denen ich „nichts“ anderes machte als depressiv im Bett gelegen zu haben und dass mein Referendariat wegen der Krankheit und den damit verbundenen Klausurrücktritten 3 1/2 anstatt der üblichen 2 Jahre gedauert hat.
Alles in allem sonderbarer Werdegang, aber die Nachricht ist: eingeladen wurde ich von etwa der Hälfte der umworbenen Kanzleien und angenommen habe ich schließlich das Angebot meiner Wunschkanzlei.
Danke für Deinen Erfahrungsbericht u. insbesondere Deine Offenheit, die hier sicher den ein oder anderen inspiriert. Glückwunsch, dass Du letztlich einen für Dich passenden Weg gefunden hast :-)