31.05.2021, 12:20
(31.05.2021, 10:14)Gast schrieb: Als jemand der eine rechtsvergleichende Diss Strafrecht geschrieben habe, kann ich die Argumentation nicht nachvollziehen.
Gerade die Tatsache, dass es viel Lit. gibt, macht das ganze nicht gerade leichter. Der argumentative Aufwand ist häufig hoch, weil man nicht nur einen eigenen Ansatz entwickeln muss, sondern auch die vielen Theorien und Argumente der Literatur entkräften muss.
Viele strafrechtliche Doktorarbeiten weisen auch Schnittstellen zur Philosophie, Kriminologie u. ä. auf. Diese Gebiete waren für mich - mangels Prüfungsstoff - neu und z.T. nicht gerade eingänglich (v.a. Philosophie). Man sollte daher nicht vorschnell behaupten, dass das Strafrecht per se unkompliziert ist.
Ich behaupte nicht, dass das Strafrecht nicht per se, sondern dass es vergleichsweise unkompliziert ist. Arbeiten in den Bereichen Grundlagen (= Philosophie) und Rechtsvergleichung waren explizit davon ausgenommen. Die Kriminologie stellt meines Wissens einen für das Strafrecht relevanten aber eigenständigen Bereich dar.
Das Strafrecht eignet sich m.E. besser als andere Rechtsgebiete für simple Betrachtungen a la "Der Supermarkt-Erpresser als unmittelbarer oder mittelbarer Täter" oder "Containern als Diebstahl". Dabei halten sich rechtsphilosophische oder kriminologische Erkenntnisse im überschaubaren Rahmen.
Natürlich gibt es auch im Strafrecht herausragende und anspruchsvolle Themen und Dissertationen. Die Frage des TE war aber, ob es möglich ist, eine Dissertation in sechs Monaten zu schreiben. Meine Antwort lautet weiterhin: Grundsätzlich schwer vorstellbar. Wenn, am ehesten im Strafrecht.
01.06.2021, 08:33
Jetzt mal Hand aufs Herz (und Qualität mal außen vor, nur für den Moment), mir reicht definitiv ein blödes Rite, um den Titel tragen zu dürfen. Ist selbst das in 6 Monaten (also bis der erste fertige Entwurf der gesamten Arbeit steht; Wartezeiten etc. rechne ich mal raus, da befasst man sich ja eh nicht mehr mit der Arbeit, bis was vom Prof/Fakultät kommt) nicht drin?
Ein Monat kopieren, Downloaden, ausdrucken, was das Zeug hält - 3 Monate lesen und analysieren und Kategorisieren und 2 Monate schreiben? - Entwurf abgeben, Kommentare des Profs einarbeiten und dann endgültig abgeben? Das Teil muss ja nicht 200 oder 300 Seiten haben... zumal, es manchmal unendlich viel Literatur zu einem Thema gibt, wenn man halt nicht alles einbetten kann, ist das halt so - der Prof wird schon Bescheid geben, wenn ein seiner Meinung nach wichtiges Werk fehlt.
ZB läßle, Juristenausbildung auf dem Prüfstand, 2017 hat es auf ca. 160 (exkl. inhvz/Litvz) geschafft und ich unterstelle mal, dass die Arbeit eher übersichtlich (dennoch sehr interessant und als gute Einstiegsarbeit rezensiert) ist
(Finde die Ausbildung als Thema übrigens ziemlich spannend!)
Ein Monat kopieren, Downloaden, ausdrucken, was das Zeug hält - 3 Monate lesen und analysieren und Kategorisieren und 2 Monate schreiben? - Entwurf abgeben, Kommentare des Profs einarbeiten und dann endgültig abgeben? Das Teil muss ja nicht 200 oder 300 Seiten haben... zumal, es manchmal unendlich viel Literatur zu einem Thema gibt, wenn man halt nicht alles einbetten kann, ist das halt so - der Prof wird schon Bescheid geben, wenn ein seiner Meinung nach wichtiges Werk fehlt.
ZB läßle, Juristenausbildung auf dem Prüfstand, 2017 hat es auf ca. 160 (exkl. inhvz/Litvz) geschafft und ich unterstelle mal, dass die Arbeit eher übersichtlich (dennoch sehr interessant und als gute Einstiegsarbeit rezensiert) ist
(Finde die Ausbildung als Thema übrigens ziemlich spannend!)
01.06.2021, 09:00
Sagen wir mal so, machbar ist das theoretisch, das setzt aber viele Faktoren voraus, die man selbst nur z.T. beeinflussen kann:
- Geeignetes Thema dafür (leicht zu durchdringen, sehr fokussiert, nicht übermäßig viel Literatur, erschöpfend auf geringern Seitenzahl darstellbar)
- Kein hoher Anspruch an die eigene Leistung (mit dem Gefühl leben können, etwas nicht vollständig gemacht zu haben, nicht alle Quellen berücksichtigen etc., kommt bei Kandidaten, die die Promotionsvorauss. erfüllen, eher selten vor)
- Gleichzeitig ist man aber ein sehr fokussierter, gründlicher Arbeiter (man muss sehr stringend vorgehen, Literatur katalogisieren, sich wichtige Sachen sofort rausschreiben, Quellen 2-3 suchen/lesen zu müssen, kann man sich nicht leisten)
- Ausschließlich Zeit für die Diss (kein Nebenjob, kein Corona, wo man nicht in die Bib kann, keine Familienprobleme usw.)
- Keine unvorhergesehenen Ereignisse in dieser Zeit (Todesfall, Krankheit, Umzug etc. oder auch nur: man bekommt eine wichtige Quelle nicht auf Anhieb und das Projekt stockt deshalb/Verlag macht Formatierungsvorgaben, die lange dauern, Prof. lässt sich viel Zeit für (Vor-)Korrektur, man zweifelt am eigenen Thema/wirft Gliederung oder Inhalt nochmal um)
- Wohlwollenden Prof., der einen a) mit so einem Ziel annimmt, b) keine bes. Voraussetzungen hat ("min. cum laude", gewisse Seitenzahl, erschöpfendes Lit.verz.)
- Trotz der kurzen Zeit "reift" das Thema genügend
Wenn all das zusammenkommt, kann es theoretisch klappen. Leider zeigt die Praxis, dass es sehr viele Leute mit so ambitionierten Vorhaben (meist eher ein Jahr angepeilt) gibt, der umgekehrte Fall aber deutlich häufiger vorkommt (3 J. statt 1 J.). Ich kenne persönlich jedenfalls niemanden, der schneller mit der Diss fertig war, als geplant, aber sehr viele Gegenbeispiele.
- Geeignetes Thema dafür (leicht zu durchdringen, sehr fokussiert, nicht übermäßig viel Literatur, erschöpfend auf geringern Seitenzahl darstellbar)
- Kein hoher Anspruch an die eigene Leistung (mit dem Gefühl leben können, etwas nicht vollständig gemacht zu haben, nicht alle Quellen berücksichtigen etc., kommt bei Kandidaten, die die Promotionsvorauss. erfüllen, eher selten vor)
- Gleichzeitig ist man aber ein sehr fokussierter, gründlicher Arbeiter (man muss sehr stringend vorgehen, Literatur katalogisieren, sich wichtige Sachen sofort rausschreiben, Quellen 2-3 suchen/lesen zu müssen, kann man sich nicht leisten)
- Ausschließlich Zeit für die Diss (kein Nebenjob, kein Corona, wo man nicht in die Bib kann, keine Familienprobleme usw.)
- Keine unvorhergesehenen Ereignisse in dieser Zeit (Todesfall, Krankheit, Umzug etc. oder auch nur: man bekommt eine wichtige Quelle nicht auf Anhieb und das Projekt stockt deshalb/Verlag macht Formatierungsvorgaben, die lange dauern, Prof. lässt sich viel Zeit für (Vor-)Korrektur, man zweifelt am eigenen Thema/wirft Gliederung oder Inhalt nochmal um)
- Wohlwollenden Prof., der einen a) mit so einem Ziel annimmt, b) keine bes. Voraussetzungen hat ("min. cum laude", gewisse Seitenzahl, erschöpfendes Lit.verz.)
- Trotz der kurzen Zeit "reift" das Thema genügend
Wenn all das zusammenkommt, kann es theoretisch klappen. Leider zeigt die Praxis, dass es sehr viele Leute mit so ambitionierten Vorhaben (meist eher ein Jahr angepeilt) gibt, der umgekehrte Fall aber deutlich häufiger vorkommt (3 J. statt 1 J.). Ich kenne persönlich jedenfalls niemanden, der schneller mit der Diss fertig war, als geplant, aber sehr viele Gegenbeispiele.
01.06.2021, 09:13
Drei Jahre dauert doch die Diss meist nur, weil man daneben eine 50%-Stelle am Lehrstuhl hat, um sein Leben zu finanzieren.
Wenn man nicht arbeitet, dann sind 1 bis 1,5 Jahre schon realistisch
Wenn man nicht arbeitet, dann sind 1 bis 1,5 Jahre schon realistisch
01.06.2021, 11:37
(01.06.2021, 09:13)Gast schrieb: Drei Jahre dauert doch die Diss meist nur, weil man daneben eine 50%-Stelle am Lehrstuhl hat, um sein Leben zu finanzieren.
Wenn man nicht arbeitet, dann sind 1 bis 1,5 Jahre schon realistisch
Ist eben auch Typ abhängig und gerade das "erste Mal" fällt vielen schwer. Jetzt, mit einer geschafften Diss und ein paar Jahren Berufserfahrung, würde ich dir eine Diss mit einem beschränkten Themengebiet in 4-6 Monaten problemlos schreiben können. Damals hat es schon seine 2 Jahre gedauert, weil man sich mit vielem erstmal beschäftigen musste und dieses wissenschaftliche Schreiben aus dem Studium kaum bekannt war.
01.06.2021, 12:15
(01.06.2021, 11:37)Gasto schrieb:(01.06.2021, 09:13)Gast schrieb: Drei Jahre dauert doch die Diss meist nur, weil man daneben eine 50%-Stelle am Lehrstuhl hat, um sein Leben zu finanzieren.
Wenn man nicht arbeitet, dann sind 1 bis 1,5 Jahre schon realistisch
Ist eben auch Typ abhängig und gerade das "erste Mal" fällt vielen schwer. Jetzt, mit einer geschafften Diss und ein paar Jahren Berufserfahrung, würde ich dir eine Diss mit einem beschränkten Themengebiet in 4-6 Monaten problemlos schreiben können. Damals hat es schon seine 2 Jahre gedauert, weil man sich mit vielem erstmal beschäftigen musste und dieses wissenschaftliche Schreiben aus dem Studium kaum bekannt war.
Das Witzige ist ja, dass einem das wissenschaftliche Schreiben nur aus dem Studium bekannt ist, weil man im ReF und in der Praxis keine Hausarbeiten schreibt. In Großen und ganzen ist das alles immer das gleiche: quellen sinnvoll zusammenfassen/paraphrasieren und zitieren - jeweils eine eigene Meinung dazu abgeben (um das erforderliche wissenschaftliche „Neue“ zu produzieren) Ubd das ganze in Einleitung, Hauptteil und Schluss packen und fertig. Hoch qualitative Arbeiten unterscheiden sich von weniger qualitativen eigentlich nur anhand des Umfangs und der Tiefe des Wissenschaftlich neuen.
01.06.2021, 12:26
(01.06.2021, 08:33)Rita schrieb: Jetzt mal Hand aufs Herz (und Qualität mal außen vor, nur für den Moment), mir reicht definitiv ein blödes Rite, um den Titel tragen zu dürfen. Ist selbst das in 6 Monaten (also bis der erste fertige Entwurf der gesamten Arbeit steht; Wartezeiten etc. rechne ich mal raus, da befasst man sich ja eh nicht mehr mit der Arbeit, bis was vom Prof/Fakultät kommt) nicht drin?Ich will mir gar nicht ausmalen, was für eine Diss herauskommt, an der nur zwei Monate geschrieben wurde...
Ein Monat kopieren, Downloaden, ausdrucken, was das Zeug hält - 3 Monate lesen und analysieren und Kategorisieren und 2 Monate schreiben? - Entwurf abgeben, Kommentare des Profs einarbeiten und dann endgültig abgeben? Das Teil muss ja nicht 200 oder 300 Seiten haben... zumal, es manchmal unendlich viel Literatur zu einem Thema gibt, wenn man halt nicht alles einbetten kann, ist das halt so - der Prof wird schon Bescheid geben, wenn ein seiner Meinung nach wichtiges Werk fehlt.
ZB läßle, Juristenausbildung auf dem Prüfstand, 2017 hat es auf ca. 160 (exkl. inhvz/Litvz) geschafft und ich unterstelle mal, dass die Arbeit eher übersichtlich (dennoch sehr interessant und als gute Einstiegsarbeit rezensiert) ist
(Finde die Ausbildung als Thema übrigens ziemlich spannend!)
01.06.2021, 13:00
(01.06.2021, 12:26)Gast schrieb:(01.06.2021, 08:33)Rita schrieb: Jetzt mal Hand aufs Herz (und Qualität mal außen vor, nur für den Moment), mir reicht definitiv ein blödes Rite, um den Titel tragen zu dürfen. Ist selbst das in 6 Monaten (also bis der erste fertige Entwurf der gesamten Arbeit steht; Wartezeiten etc. rechne ich mal raus, da befasst man sich ja eh nicht mehr mit der Arbeit, bis was vom Prof/Fakultät kommt) nicht drin?Ich will mir gar nicht ausmalen, was für eine Diss herauskommt, an der nur zwei Monate geschrieben wurde...
Ein Monat kopieren, Downloaden, ausdrucken, was das Zeug hält - 3 Monate lesen und analysieren und Kategorisieren und 2 Monate schreiben? - Entwurf abgeben, Kommentare des Profs einarbeiten und dann endgültig abgeben? Das Teil muss ja nicht 200 oder 300 Seiten haben... zumal, es manchmal unendlich viel Literatur zu einem Thema gibt, wenn man halt nicht alles einbetten kann, ist das halt so - der Prof wird schon Bescheid geben, wenn ein seiner Meinung nach wichtiges Werk fehlt.
ZB läßle, Juristenausbildung auf dem Prüfstand, 2017 hat es auf ca. 160 (exkl. inhvz/Litvz) geschafft und ich unterstelle mal, dass die Arbeit eher übersichtlich (dennoch sehr interessant und als gute Einstiegsarbeit rezensiert) ist
(Finde die Ausbildung als Thema übrigens ziemlich spannend!)
Natürlich eine, mit der man den Titel bekommt
01.06.2021, 13:33
Bei 50%-Stelle muss man doppelt so lang schreiben wie ohne Nebenjob? Mensch, das überrascht ja.
01.06.2021, 13:39
ich denke mehr als doppelt so lange