20.09.2022, 18:41
(20.09.2022, 18:38)Gast schrieb:(20.09.2022, 18:00)Alter Richter schrieb: Ich bin seit über 20 Jahren in einem Flächenstaat in der Justiz (erfolgreich, so dass das dieser Post sicher Frust, aber nicht über die eigene Erfolglosigkeit dokumentiert). Mein dringender Rat:
Wer nur halbwegs leistungsbereit ist und folglich auch überall anders anfangen kann, mache um die Justiz einen ganz großen Bogen. Gilt vor allem für Jungs, denn für die gilt zusätzlich: Ihr macht im Zweifelsfall - wegen (drohender) Schwangerschaften (die ich als Mensch natürlich begrüsse) der weiblichen Kollegen, die die Mehrheit darstellen- die miesesten Jobs (zB Wirtschaftsstrafkammern). Befördert werden heutzutage dann aber - willkommen in der Realität des 21.Jh. - die Mädchen.
Das juristische Niveau ist mittlerweile sehr ernüchternd; kein Wunder, wenn mit 7,5 Punkten eingestellt wird.
Die Stimmung ist unterirdisch, die jungen Kollegen springen teilweise gleich wieder ab.
Wer meint, etwas Sinnvolles zu tun, irrt. Der Politik und deren verlängerter Arm - den Leitungen der Gerichte - ist (neben dem und ob des eigenen Fortkommen(s)) nur wichtig, dass alles möglichst schnell und billig erledigt wird. Und bloß keine schlechten Nachrichten. Das ganze ist in Wirklichkeit eine reine Blase: Seht her, wir tun was! Oder genauer: Seht her, wir tun, als ob wir was tun!
Die marode technische Infrastruktur, schlechte bis unterirdische Büros und ein absurdes Gehalt für diese Verantwortung sind dermaßen abschreckend, dass das kein junger Mensch mehr machen will.
Als Frau gibts halt den Incentive „Schwanger“ sein, denn der einzige wirklich Vorteil, den der Staatsdienst heutzutage hat ist die Perspektive auch nach mehreren Jahren Pause wieder flexibel auch in Teilzeit einsteigen zu können.
Wer Richter sein möchte, bitte. Aber ich möchte mit diesem maroden Müllstaat nichts mehr zu tun haben, dort wo du noch einen Trag stellen musst um in dein Büro einen Wasserkocher stellen zu dürfen. Deutschland hat auf so vielen Ebenen fertig und die Justiz gehört definitiv dazu.
Antrag*
20.09.2022, 19:23
(20.09.2022, 18:41)Gast schrieb:(20.09.2022, 18:38)Gast schrieb:(20.09.2022, 18:00)Alter Richter schrieb: Ich bin seit über 20 Jahren in einem Flächenstaat in der Justiz (erfolgreich, so dass das dieser Post sicher Frust, aber nicht über die eigene Erfolglosigkeit dokumentiert). Mein dringender Rat:
Wer nur halbwegs leistungsbereit ist und folglich auch überall anders anfangen kann, mache um die Justiz einen ganz großen Bogen. Gilt vor allem für Jungs, denn für die gilt zusätzlich: Ihr macht im Zweifelsfall - wegen (drohender) Schwangerschaften (die ich als Mensch natürlich begrüsse) der weiblichen Kollegen, die die Mehrheit darstellen- die miesesten Jobs (zB Wirtschaftsstrafkammern). Befördert werden heutzutage dann aber - willkommen in der Realität des 21.Jh. - die Mädchen.
Das juristische Niveau ist mittlerweile sehr ernüchternd; kein Wunder, wenn mit 7,5 Punkten eingestellt wird.
Die Stimmung ist unterirdisch, die jungen Kollegen springen teilweise gleich wieder ab.
Wer meint, etwas Sinnvolles zu tun, irrt. Der Politik und deren verlängerter Arm - den Leitungen der Gerichte - ist (neben dem und ob des eigenen Fortkommen(s)) nur wichtig, dass alles möglichst schnell und billig erledigt wird. Und bloß keine schlechten Nachrichten. Das ganze ist in Wirklichkeit eine reine Blase: Seht her, wir tun was! Oder genauer: Seht her, wir tun, als ob wir was tun!
Die marode technische Infrastruktur, schlechte bis unterirdische Büros und ein absurdes Gehalt für diese Verantwortung sind dermaßen abschreckend, dass das kein junger Mensch mehr machen will.
Als Frau gibts halt den Incentive „Schwanger“ sein, denn der einzige wirklich Vorteil, den der Staatsdienst heutzutage hat ist die Perspektive auch nach mehreren Jahren Pause wieder flexibel auch in Teilzeit einsteigen zu können.
Wer Richter sein möchte, bitte. Aber ich möchte mit diesem maroden Müllstaat nichts mehr zu tun haben, dort wo du noch einen Trag stellen musst um in dein Büro einen Wasserkocher stellen zu dürfen. Deutschland hat auf so vielen Ebenen fertig und die Justiz gehört definitiv dazu.
Antrag*
Kumpel und ehemaliger Kollege aus meiner AG (Profil 2x hohes zweistellig, scl) musste schon am eigenen Leib erfahren wie es ist wenn durchschnittliche Kolleginnen
(mit fadenscheinigen Begründungen) bevorzugt befördert werden und dann auch noch Handshakes mit dem Justizminister austauschen


20.09.2022, 20:23
Naja jeder Richter hat ja zumindest formal die Wahl. Wenn dein Kumpel das mit sich machen lässt kann es ja so schlimm nicht sein...
20.09.2022, 22:28
(20.09.2022, 19:23)Gut schrieb:(20.09.2022, 18:41)Gast schrieb:(20.09.2022, 18:38)Gast schrieb:(20.09.2022, 18:00)Alter Richter schrieb: Ich bin seit über 20 Jahren in einem Flächenstaat in der Justiz (erfolgreich, so dass das dieser Post sicher Frust, aber nicht über die eigene Erfolglosigkeit dokumentiert). Mein dringender Rat:
Wer nur halbwegs leistungsbereit ist und folglich auch überall anders anfangen kann, mache um die Justiz einen ganz großen Bogen. Gilt vor allem für Jungs, denn für die gilt zusätzlich: Ihr macht im Zweifelsfall - wegen (drohender) Schwangerschaften (die ich als Mensch natürlich begrüsse) der weiblichen Kollegen, die die Mehrheit darstellen- die miesesten Jobs (zB Wirtschaftsstrafkammern). Befördert werden heutzutage dann aber - willkommen in der Realität des 21.Jh. - die Mädchen.
Das juristische Niveau ist mittlerweile sehr ernüchternd; kein Wunder, wenn mit 7,5 Punkten eingestellt wird.
Die Stimmung ist unterirdisch, die jungen Kollegen springen teilweise gleich wieder ab.
Wer meint, etwas Sinnvolles zu tun, irrt. Der Politik und deren verlängerter Arm - den Leitungen der Gerichte - ist (neben dem und ob des eigenen Fortkommen(s)) nur wichtig, dass alles möglichst schnell und billig erledigt wird. Und bloß keine schlechten Nachrichten. Das ganze ist in Wirklichkeit eine reine Blase: Seht her, wir tun was! Oder genauer: Seht her, wir tun, als ob wir was tun!
Die marode technische Infrastruktur, schlechte bis unterirdische Büros und ein absurdes Gehalt für diese Verantwortung sind dermaßen abschreckend, dass das kein junger Mensch mehr machen will.
Als Frau gibts halt den Incentive „Schwanger“ sein, denn der einzige wirklich Vorteil, den der Staatsdienst heutzutage hat ist die Perspektive auch nach mehreren Jahren Pause wieder flexibel auch in Teilzeit einsteigen zu können.
Wer Richter sein möchte, bitte. Aber ich möchte mit diesem maroden Müllstaat nichts mehr zu tun haben, dort wo du noch einen Trag stellen musst um in dein Büro einen Wasserkocher stellen zu dürfen. Deutschland hat auf so vielen Ebenen fertig und die Justiz gehört definitiv dazu.
Antrag*
Kumpel und ehemaliger Kollege aus meiner AG (Profil 2x hohes zweistellig, scl) musste schon am eigenen Leib erfahren wie es ist wenn durchschnittliche Kolleginnen
(mit fadenscheinigen Begründungen) bevorzugt befördert werden und dann auch noch Handshakes mit dem Justizminister austauschen![]()
Dafür hat er sich mehrere Jahre den Arsch aufgerissen, kassiert 1/3 meines Gehaltes in einer Großstadt und lässt sich noch täglich von der Geschäftsstelle anmaulen. Traumjob.
Dann fehlt es wohl an anderen Dingen, wenn der in allen Belangen super kompetente Kollege nicht weiterkommt. Es zählt in der Praxis nicht nur die Note. Von der Geschäftsstelle anmaulen lassen, muss man zudem auch erst mal zulassen. Ich garantiere dir, dass mich niemals jemand anmaulen wird. Allenfalls einmalig und dann nie wieder.
20.09.2022, 22:46
Der Kollege wäre doch auch in der GK nur der Wasserträger geworden, da interessiert sich nämlich auch keiner mehr für deine Noten nach dem ersten Arbeitstag.
22.09.2022, 19:11
Gerade heute mitbekommen: Eine der letzten Neueinstellungen 7,2 im Schnitt aus beiden Examen. Gelebte Bestenauslese. Fangt hier bloß nicht an. Ich bin zu alt dafür, leider.
22.09.2022, 19:21
Schon ein paar Jahre her, echte Geschichte.
Kaffeerunde, also vor COVID. Junge Kollegin - Assessorin - erzählt:
War mit Kind beim Supermarkt. Lass mir noch Bargeld mitgeben. Meine, ich habe zuviel Geld bekommen; der Kleine quengelnde derweil. Sag das mit dem Geld dem Kassierer. Der meint auf meine Nachfrage nein, alles in Ordnung. Der Kleine quengelte. Ich also nachhause. Dort stelle ich fest, dass er mir x € zuviel gegeben hat.
Frage der Kollegin: Hab ich mich möglicherweise strafbar gemacht?
Gespannte, erstaunte Gegenfrage von mir: Nach welcher Vorschrift?
Antwort: Diebstahl?
Ich hab die Kaffeerunde wortlos verlassen.
Kaffeerunde, also vor COVID. Junge Kollegin - Assessorin - erzählt:
War mit Kind beim Supermarkt. Lass mir noch Bargeld mitgeben. Meine, ich habe zuviel Geld bekommen; der Kleine quengelnde derweil. Sag das mit dem Geld dem Kassierer. Der meint auf meine Nachfrage nein, alles in Ordnung. Der Kleine quengelte. Ich also nachhause. Dort stelle ich fest, dass er mir x € zuviel gegeben hat.
Frage der Kollegin: Hab ich mich möglicherweise strafbar gemacht?
Gespannte, erstaunte Gegenfrage von mir: Nach welcher Vorschrift?
Antwort: Diebstahl?
Ich hab die Kaffeerunde wortlos verlassen.
22.09.2022, 19:38
Sowas habe ich bei der Justiz auch mal erlebt: Musiker verkauft seine Songs an einen Streaming-Anbieter, der diese an einen großen Anbieter weiterverkaufen soll. Dafür soll er dem Musiker pro verkauftem Titel einen Betrag X auszahlen. Der Streaming-Anbieter verkauft die Titel weiter, erzählt dem Musiker aber täuschenderweise, er habe viel weniger Titel verkaufen können. Rechtshilfeersuchen zum Endanbierer ins Ausland. Vorwurf: Diebstahl.
Habe letztlich gekündigt.
Habe letztlich gekündigt.
22.09.2022, 22:14
(22.09.2022, 19:21)Alter Richter schrieb: Schon ein paar Jahre her, echte Geschichte.
Kaffeerunde, also vor COVID. Junge Kollegin - Assessorin - erzählt:
War mit Kind beim Supermarkt. Lass mir noch Bargeld mitgeben. Meine, ich habe zuviel Geld bekommen; der Kleine quengelnde derweil. Sag das mit dem Geld dem Kassierer. Der meint auf meine Nachfrage nein, alles in Ordnung. Der Kleine quengelte. Ich also nachhause. Dort stelle ich fest, dass er mir x € zuviel gegeben hat.
Frage der Kollegin: Hab ich mich möglicherweise strafbar gemacht?
Gespannte, erstaunte Gegenfrage von mir: Nach welcher Vorschrift?
Antwort: Diebstahl?
Ich hab die Kaffeerunde wortlos verlassen.
Vielen Dank, das bestätigt nur meine Vermutungen. Und interessant zu wissen, dass es früher nicht so war, sonst wäre es ja für Dich kein solch nachdrücklich in Erinnerung bleibendes Ereignis gewesen.
Mit dem Verfall juristischen Denkvermögens vor Gericht geht dann wohl auch ein allgemeiner Kulturverfall einher. Bald wird man in Kaffeerunden wohl das Neueste von der Familie Lombardi diskutieren. Oder diesem neureichen Kölner Paar, Name leider vergessen...
22.09.2022, 23:36
(22.09.2022, 19:11)Alter Richter schrieb: Gerade heute mitbekommen: Eine der letzten Neueinstellungen 7,2 im Schnitt aus beiden Examen. Gelebte Bestenauslese. Fangt hier bloß nicht an. Ich bin zu alt dafür, leider.
Naja, was für komplexe zivilverfahren soll es im Hinterwald von Thüringen schon so geben? Da braucht man ja keine 2 Examen für, das könnten auch die Dorfältesten übernehmen