30.05.2021, 17:44
Möglich aber nicht ratsam. Ich sitze jetzt seit sechs Monaten an meiner Dissertation. Das Fundament steht. Die Dissertation gliedert sich grob in fünf Unterabschnitte, von denen ich (erst(?)) einen ansatzweise durchdrungen habe. Mein Betreuer meint, dass ich zügig vorankomme. Ich plane mit 20 Monaten bis zur Abgabe.
Realistisch erscheinen mir bei zügiger Arbeitsweise und einem weniger anspruchsvollen (= insbes. strafrechtlichen) Thema zehn Monate. Mindestens ein Monat dürfte allein für die Formatierung nach Verlagsvorgaben, Korrekturlesen, evtl. Index etc. draufgehen.
Wer im Bereich Grundlagen oder Rechtsvergleichung promoviert und eine ernstzunehmende Arbeit abgeben möchte, sollte mehr Zeit einplanen.
Ich habe übrigens keinen Respekt vorm bloßen "Dr. iur.". Einige Profs nehmen aber offensichtlich verfeinerte Seminararbeiten als Dissertation an, für deren Veröffentlichung sich - in diesem Thread bereits bezeichnete - Verlagshäuser nicht zu schade sind. Bei meiner Recherche fand ich eine Dissertation zu Thema X, die zu diesem Thema weniger Rechtsprechung und Literatur als eine Dissertation zu Thema Y, die sich aber auf zwanzig Seiten mit Thema X befasst, auswertet. Der Autor der Dissertation zu Thema X hat aber die "Fähigkeit", vollkommen belanglose Fragen ewig auszubreiten und durch seine passive Schreibweise weiter zu strecken.
Wenn deine Diss. in sechs Monaten angefertigt wird, wette ich einen höheren Geldbetrag, dass sie nicht in einem gelben Einband erscheint .
Realistisch erscheinen mir bei zügiger Arbeitsweise und einem weniger anspruchsvollen (= insbes. strafrechtlichen) Thema zehn Monate. Mindestens ein Monat dürfte allein für die Formatierung nach Verlagsvorgaben, Korrekturlesen, evtl. Index etc. draufgehen.
Wer im Bereich Grundlagen oder Rechtsvergleichung promoviert und eine ernstzunehmende Arbeit abgeben möchte, sollte mehr Zeit einplanen.
Ich habe übrigens keinen Respekt vorm bloßen "Dr. iur.". Einige Profs nehmen aber offensichtlich verfeinerte Seminararbeiten als Dissertation an, für deren Veröffentlichung sich - in diesem Thread bereits bezeichnete - Verlagshäuser nicht zu schade sind. Bei meiner Recherche fand ich eine Dissertation zu Thema X, die zu diesem Thema weniger Rechtsprechung und Literatur als eine Dissertation zu Thema Y, die sich aber auf zwanzig Seiten mit Thema X befasst, auswertet. Der Autor der Dissertation zu Thema X hat aber die "Fähigkeit", vollkommen belanglose Fragen ewig auszubreiten und durch seine passive Schreibweise weiter zu strecken.
Wenn deine Diss. in sechs Monaten angefertigt wird, wette ich einen höheren Geldbetrag, dass sie nicht in einem gelben Einband erscheint .
30.05.2021, 17:52
Warum sollen strafrechtliche Dissertation weniger anspruchsvoll sein?
30.05.2021, 18:40
30.05.2021, 18:42
30.05.2021, 18:47
Deshalb fällt es auch regelmäßig in den Examina am schlechtesten aus. Jetzt macht natürlich alles Sinn...
30.05.2021, 21:23
(30.05.2021, 18:47)Gast schrieb: Deshalb fällt es auch regelmäßig in den Examina am schlechtesten aus. Jetzt macht natürlich alles Sinn...
Naja, Strafrecht hat nicht umsonst immer die krassesten zeitlichen Anforderungen. Sonst kann man halt kaum differenzieren, weil das grobe Gerüst jeder hinkriegt. Ich mag Strafrecht gerne, aber besonders kompliziert ist es grundsätzlich nicht. Das Strafprozessrecht ist für Richter z.B. sehr kleinlich, das ist aber kaum akademisch komplex.
31.05.2021, 09:23
(30.05.2021, 18:47)Gast schrieb: Deshalb fällt es auch regelmäßig in den Examina am schlechtesten aus. Jetzt macht natürlich alles Sinn...
Die Anforderungen und spezifischen Schwierigkeiten einer 5-stündigen Examensklausur decken sich natürlich mit denen einer Promotion.... Aber im Ernst, es ist einfach so, dass es (im Generellen gesehen) anspruchsvollere und weniger Anspruchsvolle Rechtsgebiete gibt. Soweit ich mich erinnere ist das so auch in der RVG abgebildet. Das bedeutet nicht, dass es im Einzelnen auch im Strafrecht hochkomplexe Fragestellungen gibt - aber im Allgemeinen stimme ich meinem Vor-Schreiber zu - es ist einfach weniger anspruchsvoll als andere Rechtgebiete.
31.05.2021, 09:27
Zu strafrechtlichen Themen ist i.d.R. deutlich weniger Literatur und Rechtsprechung auszuwerten. Zumeist handelt es sich um deutsche Literatur, die in jeder gut sortierten Unibib vorhanden ist.
Nachdem in den 80ern fünf Doktoranden das spannende Thema, ob eigenmächtiges Geldwechseln einen Diebstahl darstellt beackerten, steht mittlerweile die Frage, ob die eigenmächtige Entnahme von weggeworfenen Lebensmitteln (Containern) einen Diebstahl darstellt im Mittelpunkt der Forschung. Was macht man bei so einer Dissertation? 15 Lehrbücher zum Strafrecht BT, 20 Aufsätze und 10 Gerichtsentscheidungen auswerten?
Ich wollte mich mit der Aussage nicht über das Strafrecht lustig machen. Fakt ist aber, dass es deutlich weniger "neue" Themen als in anderen Rechtsgebieten gibt und dass nahezu jedes Problem und Scheinproblem in zahlreichen Abhandlungen dargestellt ist.
Nachdem in den 80ern fünf Doktoranden das spannende Thema, ob eigenmächtiges Geldwechseln einen Diebstahl darstellt beackerten, steht mittlerweile die Frage, ob die eigenmächtige Entnahme von weggeworfenen Lebensmitteln (Containern) einen Diebstahl darstellt im Mittelpunkt der Forschung. Was macht man bei so einer Dissertation? 15 Lehrbücher zum Strafrecht BT, 20 Aufsätze und 10 Gerichtsentscheidungen auswerten?
Ich wollte mich mit der Aussage nicht über das Strafrecht lustig machen. Fakt ist aber, dass es deutlich weniger "neue" Themen als in anderen Rechtsgebieten gibt und dass nahezu jedes Problem und Scheinproblem in zahlreichen Abhandlungen dargestellt ist.
31.05.2021, 10:14
Als jemand der eine rechtsvergleichende Diss Strafrecht geschrieben habe, kann ich die Argumentation nicht nachvollziehen.
Gerade die Tatsache, dass es viel Lit. gibt, macht das ganze nicht gerade leichter. Der argumentative Aufwand ist häufig hoch, weil man nicht nur einen eigenen Ansatz entwickeln muss, sondern auch die vielen Theorien und Argumente der Literatur entkräften muss.
Viele strafrechtliche Doktorarbeiten weisen auch Schnittstellen zur Philosophie, Kriminologie u. ä. auf. Diese Gebiete waren für mich - mangels Prüfungsstoff - neu und z.T. nicht gerade eingänglich (v.a. Philosophie). Man sollte daher nicht vorschnell behaupten, dass das Strafrecht per se unkompliziert ist.
Gerade die Tatsache, dass es viel Lit. gibt, macht das ganze nicht gerade leichter. Der argumentative Aufwand ist häufig hoch, weil man nicht nur einen eigenen Ansatz entwickeln muss, sondern auch die vielen Theorien und Argumente der Literatur entkräften muss.
Viele strafrechtliche Doktorarbeiten weisen auch Schnittstellen zur Philosophie, Kriminologie u. ä. auf. Diese Gebiete waren für mich - mangels Prüfungsstoff - neu und z.T. nicht gerade eingänglich (v.a. Philosophie). Man sollte daher nicht vorschnell behaupten, dass das Strafrecht per se unkompliziert ist.
31.05.2021, 12:07
Fakt ist, dass hier niemand ernsthaft davon ausgeht, dass Strafrechtliche Dissen "leichter" wären. Wie in jedem Gebiet gibt es da große Unterschiede - auch das zweifelt hier niemand ernstlich an, es geht nur um die für dieses Forum übliche Provokation mit den entsprechenden Antworten von Leuten, die diese ernst nehmen