01.12.2022, 15:57
01.12.2022, 16:05
1.: Chapeau, dass du schon so genau weißt, wo es für dich hingehen soll. Mir ging das sehr anders. Ich bin mit der eher vagen Vorstellung aus einem Schulpraktikum ins Studium eingestiegen, dass ich Staatsanwalt werden möchte. Am Ende fand ich Strafrecht doof und Gesellschaftsrecht super. Auch für dich hält das Leben eventuell Wendungen bereit. Kann, muss aber nicht. Aber sei offen für alles, was kommt.
2.: Du kennst dich beim Thema Kanzleien auch schon ein bisschen aus. Gut. Lies weiter Juve-Nachrichten, LTO etc., wenn du das spannend findest. Ist zwar nicht direkt praxisrelevant, aber dann kannst du eventuell einige Namen später zuordnen.
3.: Warum möchtest du jetzt schon ein Praktikum machen? Zur Sinnhaftigkeit deines Plans haben sich schon viele andere geäußert - aber wie sieht es mit deiner Perspektive aus? Du läufst ggf. sogar Gefahr, dass dir das Praktikum (mangels Einsatzmöglichkeiten) nicht gefällt und du dann plötzlich deiner Pläne nicht mehr sicher bist, weil das ja eine langweilige Tätigkeit war. Dass die Realität eines Associate mit der Arbeitspraxis eines Praktikanten (selbst in fortgeschritteneren Semestern) wenig zu tun hat, sollte klar sein. Je fortgeschrittener du bist, desto näher bist du auch an Associates dran, desto besser kann man dich einsetzen und desto realistischere Einblicke bekommst du auch.
2.: Du kennst dich beim Thema Kanzleien auch schon ein bisschen aus. Gut. Lies weiter Juve-Nachrichten, LTO etc., wenn du das spannend findest. Ist zwar nicht direkt praxisrelevant, aber dann kannst du eventuell einige Namen später zuordnen.
3.: Warum möchtest du jetzt schon ein Praktikum machen? Zur Sinnhaftigkeit deines Plans haben sich schon viele andere geäußert - aber wie sieht es mit deiner Perspektive aus? Du läufst ggf. sogar Gefahr, dass dir das Praktikum (mangels Einsatzmöglichkeiten) nicht gefällt und du dann plötzlich deiner Pläne nicht mehr sicher bist, weil das ja eine langweilige Tätigkeit war. Dass die Realität eines Associate mit der Arbeitspraxis eines Praktikanten (selbst in fortgeschritteneren Semestern) wenig zu tun hat, sollte klar sein. Je fortgeschrittener du bist, desto näher bist du auch an Associates dran, desto besser kann man dich einsetzen und desto realistischere Einblicke bekommst du auch.
01.12.2022, 20:48
(01.12.2022, 00:54)Frischling schrieb: Sehr geehrte Community des Forums,
ich befinde mich momentan im 1. Semester des Jurastudiums (im 2. Monat) und spiele mit der Überlegung, ein Praktikum ab dem 1. März anzugehen. Dementsprechend direkt nach meinen Zwischenprüfungen. Vorher möchte ich nämlich intensiv in meine Lernzeit investieren.
Jura war schon immer mein Traumstudium, mir bereitet es bisher äußerst viel Freude und ich habe Interesse am Stoff.
Langfristig möchte ich später in die wirtschaftliche Richtung und auf keinen Fall Strafrechtler oder ÖffRechtler werden.
Auch wenn man mir jetzt vorwerfen kann, dass ich doch abwarten soll, was das Studium mit sich bringt - ich weiß schon zu 100%, dass ich eine Jurist im Finanzbereich werden möchte - Erfahrungen bzw. Einblicke dahingehend habe ich schon gesammelt. Berufstechnisch kann ich mir daher ausschließlich die Wirtschaft (Bank- und Kapitalmarktrecht, Gesellschaftsrecht, Steuerrecht, Kartellrecht etc.) oder die Forschung innerhalb der Universität vorstellen. Und niemals, niemals in meinem gesamten Leben werde ich ein Fuß in eine Behörde setzen.
Nun zur eigentlichen Frage: Da ich meine Praktika ausschließlich in Wirtschaftskanzleien tätigen möchte (Lässt unsere Verordnung auch zu), werde ich auf keinen Fall in einem Gericht & oder einer Behörde ein Praktikum absolvieren. Strafrechtskanzleien & Bundestag etc. fallen auch weg.
Jetzt ist aber das Problem, dass diese Wirtschaftskanzleien oftmals die Zwischenprüfungen verlangen und dass man mindestens im 4. Semester ist.
Aufgrund meiner ehrenamtlichen Tätigkeit bei ELSA habe ich zwar eine Annäherung zu Boutiquen und GK's, allerdings stehen bei deren Stellenausschreibungen, dass auch die ZP verlangt werden und niemals jemand aus dem 1. Semester.
Daher habe ich überlegt, einen Gang zurückzuschalten und nicht direkt nach Praktika bei deutschen Großkanzleien zu suchen, jedoch renommierten mittelständischen Kanzleien oder unbekannten US-Butzen z.B Morrison, Weil, Mayer, Sterling etc.
Oder halt kleine deutsche Sozietäten wie SKW, Streitbörger, Görg etc.
Nur ist halt das Problem, dass ich nicht weiß, wie ich mich melden soll - da keine Stellenausschreibungen bestehen. Soll ich einfach anrufen und nachfragen, insbesondere jetzt bei den US-Kanzleien? Oder einfach eine Initiativbewerbung + Motivationsschreiben absenden?
Anfang nächsten Jahres bin ich aber auch bei der Tag der offenen Tür einer deutschen GK durch ELSA. Vielleicht kann man dort Kontakte knüpfen oder bringt das eher nicht so viel?
Habt ihr irgendwie Tipps, wie ich einfach einen roten Faden in mein Lebenslauf bekomme mit wirtschaftlicher Ausrichtung? Ihr könnt mir auch gerne Alternativen vorschlagen, aber bitte wirtschaftlich.
P.S.: Es wäre wirklich cool, wenn man jetzt nicht auf mich losgeht von wegen ich soll einfach in ein Landgericht und meine Wunschvorstellungen vergessen. Ich könnte auch in eine. 1-Mann Kanzlei ein Praktikum absolvieren, aber es gibt keine mit meinem gewünschten Schwerpunkt. Alle Einzelanwälte in meiner Umgebung machen Arbeitsrecht, Verkehrsrecht etc.
Liebe Grüße
Ich kann Deinen Wunsch nach möglichst frühzeitiger Praxiserfahrung und einem "roten Faden" im Lebenslauf sehr gut verstehen. Auch ich habe schon während des Studiums viel und gerne gearbeitet. Ab dem 3. Semester war ich für ca. 1,5 Jahre am Lehrstuhl, danach für ca. 8 Monate in einer Stiftung und schließlich ca. 2 Jahre Werkstudentin in der Rechtsabteilung eines BioTech-Unternehmens. Meine Praktika habe ich am Gericht und in Großkanzleien absolviert. Allerdings kam auch ich da tatsächlich erst infrage, als ich das 4. Semester schon abgeschlossen hatte.
Ich würde mich meinen Vorrednern trotzdem insoweit anschließen, als ich Dir empfehlen würde, die ganze Angelegenheit mal etwas "lockerer" zu nehmen


Ich kann mir vorstellen, dass Du Dich mit alldem vielleicht nicht so recht anfreunden kannst, hat es doch so gar nichts mit dem Berufswunsch "Wirtschaftsjurist" zu tun. Das ist soweit auch richtig. Ich kann Dir aber garantieren, dass Erfahrungen abseits unseres juristischen Elfenbeinturms wirklich Gold wert sind. So ist es z.B. gerade in Großkanzlei-Anwaltsteams super wichtig über die Fähigkeit zu verfügen, auch unter großem Stress seinen Kollegen und Mandanten gegenüber fair und empathisch zu bleiben. Und je mehr Menschen Du auf Deinem Weg in die Wirtschaftskanzlei begegnest, desto besser wirst Du mE hierauf vorbereitet. Wenn Du also schon keine Freude an "Spaßtätigkeiten" hast, dann sieh' es einfach als Persönlichkeitsschule. Und keine Sorge...Du wirst auf Deinem langen langen Weg zum Volljuristen noch genug mit unserer Spezies und all ihren Eigenarten zu tun haben. So viel, dass Du Dir (wahrscheinlich) mindestens 1x wünschen wirst, Du hättest lieber etwas anderes studiert

Was ich Dir gern noch mitgeben würde, auch vor dem Hintergrund meiner eigenen Erfahrungen: ein gewisses juristisches Grundverständnis ist für jeden juristischen (Neben-)Job, egal ob am Lehrstuhl, in einer Kanzlei oder im Unternehmen, leider absolut unerlässlich. Ich glaube z.B. nicht, dass ich vor Abschluss meines Haupt- und Schwerpunktstudiums in der Unternehmensrechtsabteilung sinnvolle Zuarbeit hätte leisten können...man hat zu Beginn ja doch recht wenig Ahnung von Gesetzen und deren Aufbau und Auslegung, geschweige denn, wie man aus ihnen heraus eine praktisch verwertbare Lösung entwickelt. Hierfür braucht es einfach etwas Erfahrung und Lebenszeit. Das Gute ist aber: man muss, außer Studieren, eigentlich nichts dafür tun

Um meinen "Roman" mal langsam zum Ende zu bringen: was jedenfalls, egal zu welchem Zeitpunkt, immer immer immer zählt, ist eine starke Eigenmotivation. Die scheinst Du zu haben, sonst würdest Du Dir nicht zu einem dermaßen frühen Zeitpunkt derart konkrete Tipps in einem Forum für Rechtsreferendare (!) holen


Zu guter Letzt, um vielleicht dem einen oder anderen forenüblichen "Shitstorm" vorzugreifen: mir ist klar, dass mein Arbeitspensum neben dem Studium vergleichsweise intensiv war. Gerade die Examenszeit hat sich ewig gezogen, weil dauerhaft 12-16 Stunden pro Woche arbeiten neben der Examensvorbereitung einfach nicht denkbar war. In der Regelstudienzeit habe ich mein Studium deshalb leider nicht abgeschlossen und daher den Freischuss versäumt. Ich würde es rückblickend trotzdem nicht anders machen. Ich habe immer und überall, sei es praktisch oder persönlich, etwas mitgenommen. Jetzt nach Abschluss des Referendariats bin ich in einem Bereich gelandet, den ich mir zu Beginn meines Studiums sicher nicht hätte vorstellen können. Und in dem ich übrigens auch niemals gelandet wäre, hätte ich mich nicht immer wieder aufs Neue aus der Bibliothek herausgetraut.
Ich wünsche Dir alles erdenklich Gute für Dein Studium. Bleib' einfach immer wachsam und motiviert, dann wird sich alles schon irgendwie fügen

02.12.2022, 09:15
(01.12.2022, 20:48)reginchen schrieb:(01.12.2022, 00:54)Frischling schrieb: Sehr geehrte Community des Forums,
ich befinde mich momentan im 1. Semester des Jurastudiums (im 2. Monat) und spiele mit der Überlegung, ein Praktikum ab dem 1. März anzugehen. Dementsprechend direkt nach meinen Zwischenprüfungen. Vorher möchte ich nämlich intensiv in meine Lernzeit investieren.
Jura war schon immer mein Traumstudium, mir bereitet es bisher äußerst viel Freude und ich habe Interesse am Stoff.
Langfristig möchte ich später in die wirtschaftliche Richtung und auf keinen Fall Strafrechtler oder ÖffRechtler werden.
Auch wenn man mir jetzt vorwerfen kann, dass ich doch abwarten soll, was das Studium mit sich bringt - ich weiß schon zu 100%, dass ich eine Jurist im Finanzbereich werden möchte - Erfahrungen bzw. Einblicke dahingehend habe ich schon gesammelt. Berufstechnisch kann ich mir daher ausschließlich die Wirtschaft (Bank- und Kapitalmarktrecht, Gesellschaftsrecht, Steuerrecht, Kartellrecht etc.) oder die Forschung innerhalb der Universität vorstellen. Und niemals, niemals in meinem gesamten Leben werde ich ein Fuß in eine Behörde setzen.
Nun zur eigentlichen Frage: Da ich meine Praktika ausschließlich in Wirtschaftskanzleien tätigen möchte (Lässt unsere Verordnung auch zu), werde ich auf keinen Fall in einem Gericht & oder einer Behörde ein Praktikum absolvieren. Strafrechtskanzleien & Bundestag etc. fallen auch weg.
Jetzt ist aber das Problem, dass diese Wirtschaftskanzleien oftmals die Zwischenprüfungen verlangen und dass man mindestens im 4. Semester ist.
Aufgrund meiner ehrenamtlichen Tätigkeit bei ELSA habe ich zwar eine Annäherung zu Boutiquen und GK's, allerdings stehen bei deren Stellenausschreibungen, dass auch die ZP verlangt werden und niemals jemand aus dem 1. Semester.
Daher habe ich überlegt, einen Gang zurückzuschalten und nicht direkt nach Praktika bei deutschen Großkanzleien zu suchen, jedoch renommierten mittelständischen Kanzleien oder unbekannten US-Butzen z.B Morrison, Weil, Mayer, Sterling etc.
Oder halt kleine deutsche Sozietäten wie SKW, Streitbörger, Görg etc.
Nur ist halt das Problem, dass ich nicht weiß, wie ich mich melden soll - da keine Stellenausschreibungen bestehen. Soll ich einfach anrufen und nachfragen, insbesondere jetzt bei den US-Kanzleien? Oder einfach eine Initiativbewerbung + Motivationsschreiben absenden?
Anfang nächsten Jahres bin ich aber auch bei der Tag der offenen Tür einer deutschen GK durch ELSA. Vielleicht kann man dort Kontakte knüpfen oder bringt das eher nicht so viel?
Habt ihr irgendwie Tipps, wie ich einfach einen roten Faden in mein Lebenslauf bekomme mit wirtschaftlicher Ausrichtung? Ihr könnt mir auch gerne Alternativen vorschlagen, aber bitte wirtschaftlich.
P.S.: Es wäre wirklich cool, wenn man jetzt nicht auf mich losgeht von wegen ich soll einfach in ein Landgericht und meine Wunschvorstellungen vergessen. Ich könnte auch in eine. 1-Mann Kanzlei ein Praktikum absolvieren, aber es gibt keine mit meinem gewünschten Schwerpunkt. Alle Einzelanwälte in meiner Umgebung machen Arbeitsrecht, Verkehrsrecht etc.
Liebe Grüße
Ich kann Deinen Wunsch nach möglichst frühzeitiger Praxiserfahrung und einem "roten Faden" im Lebenslauf sehr gut verstehen. Auch ich habe schon während des Studiums viel und gerne gearbeitet. Ab dem 3. Semester war ich für ca. 1,5 Jahre am Lehrstuhl, danach für ca. 8 Monate in einer Stiftung und schließlich ca. 2 Jahre Werkstudentin in der Rechtsabteilung eines BioTech-Unternehmens. Meine Praktika habe ich am Gericht und in Großkanzleien absolviert. Allerdings kam auch ich da tatsächlich erst infrage, als ich das 4. Semester schon abgeschlossen hatte.
Ich würde mich meinen Vorrednern trotzdem insoweit anschließen, als ich Dir empfehlen würde, die ganze Angelegenheit mal etwas "lockerer" zu nehmenin den ersten Semestern zählt in erster Linie, dass Du Dir ein gutes juristisches Grundwissen aneignest, d.h. alle Energie in den Erwerb der kleinen und großen Scheine steckst. Ein wenig nebenher jobben geht natürlich, vielleicht bist Du auch finanziell darauf angewiesen. Da würde ich mir aber Jobs suchen, die a. niedrigschwellig und super flexibel sind, b. dich mit Menschen verschiedener Gesellschaftsschichten zusammenbringen und c. auch einen gewissen "Spaßfaktor" beinhalten. Gut geeignet hierfür sind mE die Gastronomie oder das Veranstaltungswesen. Eine Aushilfstätigkeit auf 2-3 Festivals während der Semesterferien z.B. gibt Dir viele kostenlose Konzerte nach Schichtende und ein Kellnerjob in der Ehrenloge im lokalen Fußballstadion u.U. das eine oder andere Spiel deines Lieblingsvereins
![]()
Ich kann mir vorstellen, dass du Dich mit alldem vielleicht nicht so recht anfreunden kannst, hat es doch so gar nichts mit dem Berufswunsch "Wirtschaftsjurist" zu tun. Das ist soweit auch richtig. Ich kann Dir aber garantieren, dass Erfahrungen abseits unseres juristischen Elfenbeinturms wirklich Gold wert sind. So ist es z.B. gerade in Großkanzlei-Anwaltsteams super wichtig über die Fähigkeit zu verfügen, auch unter großem Stress seinen Kollegen und Mandanten gegenüber fair und empathisch zu bleiben. Und je mehr Menschen Du auf Deinem Weg in die Wirtschaftskanzlei begegnest, desto besser wirst Du mE hierauf vorbereitet. Wenn Du also schon keine Freude an "Spaßtätigkeiten" hast, dann sieh' es einfach als Persönlichkeitsschule. Und keine Sorge...Du wirst auf Deinem langen langen Weg zum Volljuristen noch genug mit unserer Spezies und all ihren Eigenarten zu tun haben. So viel, dass Du Dir (wahrscheinlich) mindestens 1x wünschen wirst, Du hättest lieber etwas anderes studiert
Was ich Dir gern noch mitgeben würde, auch vor dem Hintergrund meiner eigenen Erfahrungen: ein gewisses juristisches Grundverständnis ist für jeden juristischen (Neben-)Job, egal ob am Lehrstuhl, in einer Kanzlei oder im Unternehmen, leider absolut unerlässlich. Ich glaube z.B. nicht, dass ich vor Abschluss meines Haupt- und Schwerpunktstudiums in der Unternehmensrechtsabteilung sinnvolle Zuarbeit hätte leisten können...man hat zu Beginn ja doch recht wenig Ahnung von Gesetzen und deren Aufbau und Auslegung, geschweige denn, wie man aus ihnen heraus eine praktisch verwertbare Lösung entwickelt. Hierfür braucht es einfach etwas Erfahrung und Lebenszeit. Das Gute ist aber: man muss, außer Studieren, eigentlich nichts dafür tundie juristische Recherche z.B. lernst du durch das Anfertigen von Hausarbeiten und der Grundsatz "Vertrag - Vertrauen - Gesetz" wird sich mit jeder einzelnen geschriebenen Klausur immer tiefer einprägen.
Um meinen "Roman" mal langsam zum Ende zu bringen: was jedenfalls, egal zu welchem Zeitpunkt, immer immer immer zählt, ist eine starke Eigenmotivation. Die scheinst Du zu haben, sonst würdest Du dir nicht zu einem dermaßen frühen Zeitpunkt derart konkrete Tipps in einem Forum für Rechtsreferendare (!) holenwenn Du über ELSA & Co. schon Kontakte knüpfen kannst, dann nutze diese gut und gerne. Nimm' an Veranstaltungen teil, quatsch' die Leute an, frag' sie nach ihrem Werdegang und zeig' ihnen, dass Du Dich für ihre Tätigkeit interessierst. Der Rest ist dann meist ein Selbstläufer. Mit den Jahren wirst Du auch mehr und mehr feststellen, was Dir inhaltlich und persönlich liegt. Studium und Praxis sind zudem zwei völlig unterschiedliche Dinge...zwei meiner besten Freunde aus Studienzeiten zB haben unsere Strafrechtsvorlesungen gehasst und sind irgendwie trotzdem Staatsanwälte geworden
![]()
Zu guter Letzt, um vielleicht dem einen oder anderen forenüblichen "Shitstorm" vorzugreifen: mir ist klar, dass mein Arbeitspensum neben dem Studium vergleichsweise intensiv war. Gerade die Examenszeit hat sich ewig gezogen, weil dauerhaft 12-16 Stunden pro Woche arbeiten neben der Examensvorbereitung einfach nicht denkbar war. In der Regelstudienzeit habe ich mein Studium deshalb leider nicht abgeschlossen und daher den Freischuss versäumt. Ich würde es rückblickend trotzdem nicht anders machen. Ich habe immer und überall, sei es praktisch oder persönlich, etwas mitgenommen. Jetzt nach Abschluss des Referendariats bin ich in einem Bereich gelandet, den ich mir zu Beginn meines Studiums sicher nicht hätte vorstellen können. Und in dem ich übrigens auch niemals gelandet wäre, hätte ich mich nicht immer wieder aufs Neue aus der Bibliothek herausgetraut.
Ich wünsche Dir alles erdenklich Gute für Dein Studium. Bleib' einfach immer wachsam und motiviert, dann wird sich alles schon irgendwie fügen
Wow das ist wahnsinnig inspirierend, wie du dein Studium gestaltet hast :) Ich bin auch jemand, die permanent während des Studiums gearbeitet hat, somit kann ich deine Einstellung, dass du nichts ändern würdest rückblickend, total verstehen :)
Noch ergänzend für den Postersteller vielleicht: Lass dich nicht von anderen unmotivierteren Studierenden entmutigen. Viele sind leider eher Schwimmer in der Masse und verstehen solch eine Motivation nicht. Verfolg deinen Wunsch und rekapituliere stets, ob es dein Studium nicht ggf. gefährdet, was du nebenher machst. Das Studium sollte, da es Grundlage für alles ist, immer im Vordergrund stehen und eben dein Hauptjob sein. Aber dennoch, lass dich bitte niemals vom Weg abbringen oder entmutigen von irgendwelchen Menschen, die weniger Motivation haben und dir dann versuchen, deine Motivation zu nehmen. :) Sei lieber der übermotivierte Kommilitone, der zu viele Fragen in den Augen mancher stellt und zu viel Interesse zeigt, was ja für manche "uncool" ist, aber hab dafür dein Ziel vor Augen und motivier dich selbst. :) Viele Kontakte knüpfen, schau was es für Angebote an deiner Uni gibt für Zusatzveranstaltungen wie MootCourts, Zusatzqualifikationen etc. und arbeite am Lehrstuhl um Erfahrungen zu sammeln.
Du wirst deinen Weg schon machen, da bin ich mir sicher. :)
02.12.2022, 09:16
(02.12.2022, 09:15)Cenaira schrieb:(01.12.2022, 20:48)reginchen schrieb:(01.12.2022, 00:54)Frischling schrieb: Sehr geehrte Community des Forums,
ich befinde mich momentan im 1. Semester des Jurastudiums (im 2. Monat) und spiele mit der Überlegung, ein Praktikum ab dem 1. März anzugehen. Dementsprechend direkt nach meinen Zwischenprüfungen. Vorher möchte ich nämlich intensiv in meine Lernzeit investieren.
Jura war schon immer mein Traumstudium, mir bereitet es bisher äußerst viel Freude und ich habe Interesse am Stoff.
Langfristig möchte ich später in die wirtschaftliche Richtung und auf keinen Fall Strafrechtler oder ÖffRechtler werden.
Auch wenn man mir jetzt vorwerfen kann, dass ich doch abwarten soll, was das Studium mit sich bringt - ich weiß schon zu 100%, dass ich eine Jurist im Finanzbereich werden möchte - Erfahrungen bzw. Einblicke dahingehend habe ich schon gesammelt. Berufstechnisch kann ich mir daher ausschließlich die Wirtschaft (Bank- und Kapitalmarktrecht, Gesellschaftsrecht, Steuerrecht, Kartellrecht etc.) oder die Forschung innerhalb der Universität vorstellen. Und niemals, niemals in meinem gesamten Leben werde ich ein Fuß in eine Behörde setzen.
Nun zur eigentlichen Frage: Da ich meine Praktika ausschließlich in Wirtschaftskanzleien tätigen möchte (Lässt unsere Verordnung auch zu), werde ich auf keinen Fall in einem Gericht & oder einer Behörde ein Praktikum absolvieren. Strafrechtskanzleien & Bundestag etc. fallen auch weg.
Jetzt ist aber das Problem, dass diese Wirtschaftskanzleien oftmals die Zwischenprüfungen verlangen und dass man mindestens im 4. Semester ist.
Aufgrund meiner ehrenamtlichen Tätigkeit bei ELSA habe ich zwar eine Annäherung zu Boutiquen und GK's, allerdings stehen bei deren Stellenausschreibungen, dass auch die ZP verlangt werden und niemals jemand aus dem 1. Semester.
Daher habe ich überlegt, einen Gang zurückzuschalten und nicht direkt nach Praktika bei deutschen Großkanzleien zu suchen, jedoch renommierten mittelständischen Kanzleien oder unbekannten US-Butzen z.B Morrison, Weil, Mayer, Sterling etc.
Oder halt kleine deutsche Sozietäten wie SKW, Streitbörger, Görg etc.
Nur ist halt das Problem, dass ich nicht weiß, wie ich mich melden soll - da keine Stellenausschreibungen bestehen. Soll ich einfach anrufen und nachfragen, insbesondere jetzt bei den US-Kanzleien? Oder einfach eine Initiativbewerbung + Motivationsschreiben absenden?
Anfang nächsten Jahres bin ich aber auch bei der Tag der offenen Tür einer deutschen GK durch ELSA. Vielleicht kann man dort Kontakte knüpfen oder bringt das eher nicht so viel?
Habt ihr irgendwie Tipps, wie ich einfach einen roten Faden in mein Lebenslauf bekomme mit wirtschaftlicher Ausrichtung? Ihr könnt mir auch gerne Alternativen vorschlagen, aber bitte wirtschaftlich.
P.S.: Es wäre wirklich cool, wenn man jetzt nicht auf mich losgeht von wegen ich soll einfach in ein Landgericht und meine Wunschvorstellungen vergessen. Ich könnte auch in eine. 1-Mann Kanzlei ein Praktikum absolvieren, aber es gibt keine mit meinem gewünschten Schwerpunkt. Alle Einzelanwälte in meiner Umgebung machen Arbeitsrecht, Verkehrsrecht etc.
Liebe Grüße
Ich kann Deinen Wunsch nach möglichst frühzeitiger Praxiserfahrung und einem "roten Faden" im Lebenslauf sehr gut verstehen. Auch ich habe schon während des Studiums viel und gerne gearbeitet. Ab dem 3. Semester war ich für ca. 1,5 Jahre am Lehrstuhl, danach für ca. 8 Monate in einer Stiftung und schließlich ca. 2 Jahre Werkstudentin in der Rechtsabteilung eines BioTech-Unternehmens. Meine Praktika habe ich am Gericht und in Großkanzleien absolviert. Allerdings kam auch ich da tatsächlich erst infrage, als ich das 4. Semester schon abgeschlossen hatte.
Ich würde mich meinen Vorrednern trotzdem insoweit anschließen, als ich Dir empfehlen würde, die ganze Angelegenheit mal etwas "lockerer" zu nehmenin den ersten Semestern zählt in erster Linie, dass Du Dir ein gutes juristisches Grundwissen aneignest, d.h. alle Energie in den Erwerb der kleinen und großen Scheine steckst. Ein wenig nebenher jobben geht natürlich, vielleicht bist Du auch finanziell darauf angewiesen. Da würde ich mir aber Jobs suchen, die a. niedrigschwellig und super flexibel sind, b. dich mit Menschen verschiedener Gesellschaftsschichten zusammenbringen und c. auch einen gewissen "Spaßfaktor" beinhalten. Gut geeignet hierfür sind mE die Gastronomie oder das Veranstaltungswesen. Eine Aushilfstätigkeit auf 2-3 Festivals während der Semesterferien z.B. gibt Dir viele kostenlose Konzerte nach Schichtende und ein Kellnerjob in der Ehrenloge im lokalen Fußballstadion u.U. das eine oder andere Spiel deines Lieblingsvereins
![]()
Ich kann mir vorstellen, dass du Dich mit alldem vielleicht nicht so recht anfreunden kannst, hat es doch so gar nichts mit dem Berufswunsch "Wirtschaftsjurist" zu tun. Das ist soweit auch richtig. Ich kann Dir aber garantieren, dass Erfahrungen abseits unseres juristischen Elfenbeinturms wirklich Gold wert sind. So ist es z.B. gerade in Großkanzlei-Anwaltsteams super wichtig über die Fähigkeit zu verfügen, auch unter großem Stress seinen Kollegen und Mandanten gegenüber fair und empathisch zu bleiben. Und je mehr Menschen Du auf Deinem Weg in die Wirtschaftskanzlei begegnest, desto besser wirst Du mE hierauf vorbereitet. Wenn Du also schon keine Freude an "Spaßtätigkeiten" hast, dann sieh' es einfach als Persönlichkeitsschule. Und keine Sorge...Du wirst auf Deinem langen langen Weg zum Volljuristen noch genug mit unserer Spezies und all ihren Eigenarten zu tun haben. So viel, dass Du Dir (wahrscheinlich) mindestens 1x wünschen wirst, Du hättest lieber etwas anderes studiert
Was ich Dir gern noch mitgeben würde, auch vor dem Hintergrund meiner eigenen Erfahrungen: ein gewisses juristisches Grundverständnis ist für jeden juristischen (Neben-)Job, egal ob am Lehrstuhl, in einer Kanzlei oder im Unternehmen, leider absolut unerlässlich. Ich glaube z.B. nicht, dass ich vor Abschluss meines Haupt- und Schwerpunktstudiums in der Unternehmensrechtsabteilung sinnvolle Zuarbeit hätte leisten können...man hat zu Beginn ja doch recht wenig Ahnung von Gesetzen und deren Aufbau und Auslegung, geschweige denn, wie man aus ihnen heraus eine praktisch verwertbare Lösung entwickelt. Hierfür braucht es einfach etwas Erfahrung und Lebenszeit. Das Gute ist aber: man muss, außer Studieren, eigentlich nichts dafür tundie juristische Recherche z.B. lernst du durch das Anfertigen von Hausarbeiten und der Grundsatz "Vertrag - Vertrauen - Gesetz" wird sich mit jeder einzelnen geschriebenen Klausur immer tiefer einprägen.
Um meinen "Roman" mal langsam zum Ende zu bringen: was jedenfalls, egal zu welchem Zeitpunkt, immer immer immer zählt, ist eine starke Eigenmotivation. Die scheinst Du zu haben, sonst würdest Du dir nicht zu einem dermaßen frühen Zeitpunkt derart konkrete Tipps in einem Forum für Rechtsreferendare (!) holenwenn Du über ELSA & Co. schon Kontakte knüpfen kannst, dann nutze diese gut und gerne. Nimm' an Veranstaltungen teil, quatsch' die Leute an, frag' sie nach ihrem Werdegang und zeig' ihnen, dass Du Dich für ihre Tätigkeit interessierst. Der Rest ist dann meist ein Selbstläufer. Mit den Jahren wirst Du auch mehr und mehr feststellen, was Dir inhaltlich und persönlich liegt. Studium und Praxis sind zudem zwei völlig unterschiedliche Dinge...zwei meiner besten Freunde aus Studienzeiten zB haben unsere Strafrechtsvorlesungen gehasst und sind irgendwie trotzdem Staatsanwälte geworden
![]()
Zu guter Letzt, um vielleicht dem einen oder anderen forenüblichen "Shitstorm" vorzugreifen: mir ist klar, dass mein Arbeitspensum neben dem Studium vergleichsweise intensiv war. Gerade die Examenszeit hat sich ewig gezogen, weil dauerhaft 12-16 Stunden pro Woche arbeiten neben der Examensvorbereitung einfach nicht denkbar war. In der Regelstudienzeit habe ich mein Studium deshalb leider nicht abgeschlossen und daher den Freischuss versäumt. Ich würde es rückblickend trotzdem nicht anders machen. Ich habe immer und überall, sei es praktisch oder persönlich, etwas mitgenommen. Jetzt nach Abschluss des Referendariats bin ich in einem Bereich gelandet, den ich mir zu Beginn meines Studiums sicher nicht hätte vorstellen können. Und in dem ich übrigens auch niemals gelandet wäre, hätte ich mich nicht immer wieder aufs Neue aus der Bibliothek herausgetraut.
Ich wünsche Dir alles erdenklich Gute für Dein Studium. Bleib' einfach immer wachsam und motiviert, dann wird sich alles schon irgendwie fügen
Wow das ist wahnsinnig inspirierend, wie du dein Studium gestaltet hast :) Ich bin auch jemand, die permanent während des Studiums gearbeitet hat, somit kann ich deine Einstellung, dass du nichts ändern würdest rückblickend, total verstehen :)
Noch ergänzend für den Postersteller vielleicht: Lass dich nicht von anderen unmotivierteren Studierenden entmutigen. Viele sind leider eher Schwimmer in der Masse und verstehen solch eine Motivation nicht. Verfolg deinen Wunsch und rekapituliere stets, ob es dein Studium nicht ggf. gefährdet, was du nebenher machst. Das Studium sollte, da es Grundlage für alles ist, immer im Vordergrund stehen und eben dein Hauptjob sein. Aber dennoch, lass dich bitte niemals vom Weg abbringen oder entmutigen von irgendwelchen Menschen, die weniger Motivation haben und dir dann versuchen, deine Motivation zu nehmen. :) Sei lieber der übermotivierte Kommilitone, der zu viele Fragen in den Augen mancher stellt und zu viel Interesse zeigt, was ja für manche "uncool" ist, aber hab dafür dein Ziel vor Augen und motivier dich selbst. :) Viele Kontakte knüpfen, schau was es für Angebote an deiner Uni gibt für Zusatzveranstaltungen wie MootCourts, Zusatzqualifikationen etc. und arbeite am Lehrstuhl um Erfahrungen zu sammeln.
Du wirst deinen Weg schon machen, da bin ich mir sicher. :)
+1!
02.12.2022, 17:28
Wenn man mal ein wenig ehrlich und nicht so abgehoben wäre, müsste man sich eingestehen, dass er im 1 Semester oder auch als Schüler nützlich bei einer DD sein könnte. VDR Allocation nachziehen etc.
Wer ernsthaft glaubt, dafür bräuchte man überhaupt irgendeine nennenswerte Ausbildung außer vielleicht Excel-Skills,
verschließt die Augen …
Wer ernsthaft glaubt, dafür bräuchte man überhaupt irgendeine nennenswerte Ausbildung außer vielleicht Excel-Skills,
verschließt die Augen …
25.07.2023, 16:13
Ich weiß, dass die studentischen Hilfskräfte bei uns erst nach der Zwischenprüfung eingestellt wurden und gerne auch erst im Schwerpunkt. Ansonsten war deren Tätigkeit oft eher langweilig, Korrekturlesen, kleiner Präsentationen überarbeiten etc. Ich habe da viel kennengelernt, die danach keine Lust mehr auf Kanzlei hatten. Es ist doch super, dass du so eine Motivation hast, aber ich würde die momentan noch anders einsetzt. Die ersten Praktika sind auch das allererste, was wieder aus dem Lebenslauf rausfliegt. Niemand wird dich später einstellen. weil du mal am Anfang des Studiums 4 Wochen in einer Kanzlei warst.
21.08.2023, 22:29
(25.07.2023, 16:13)Gast. schrieb: Ich weiß, dass die studentischen Hilfskräfte bei uns erst nach der Zwischenprüfung eingestellt wurden und gerne auch erst im Schwerpunkt. Ansonsten war deren Tätigkeit oft eher langweilig, Korrekturlesen, kleiner Präsentationen überarbeiten etc. Ich habe da viel kennengelernt, die danach keine Lust mehr auf Kanzlei hatten. Es ist doch super, dass du so eine Motivation hast, aber ich würde die momentan noch anders einsetzt. Die ersten Praktika sind auch das allererste, was wieder aus dem Lebenslauf rausfliegt. Niemand wird dich später einstellen. weil du mal am Anfang des Studiums 4 Wochen in einer Kanzlei warst.
Das stimmt, man lernt aber fürs Leben und für dein weiteren Werdegang.
Ein Praktikum vor der Zwischenprüfung halte ich für absolut sinnlos. Du kannst da nicht wirklich richtig mitarbeiten, es sei denn, du interessierst dich auch privat richtig stark für Jura und kennst dich zumindest grob hier un da bisschen aus. Wenn du aber bspw. von einem allgemeinbildenden Gymnasium kommst und bis jetzt quasi nur Staatsorganisationsrecht, Strafrecht und BGB AT gehört hast, wird das Praktikum eher langweilig werden, bzw. wenig mit juristischer Arbeit gefüllt sein.