26.05.2024, 20:56
Dass viele Staatsanwaltschaften stark überlastet sind, ist weithin bekannt. Ich sehe allerdings nicht, inwiefern eine höhere Besoldung etwas daran ändern sollte. Meiner Meinung nach müssen die Länder in der Justiz vor allem deutlich mehr Stellen schaffen und die Ausstattung auf den Stand bringen, der für eine effiziente Arbeitsweise benötigt wird.
26.05.2024, 21:12
Dazu kann man nur wieder sagen, dass nicht nur die Besoldung Landesrecht ist, sondern auch die Zustände in den Staatsanwaltschaften von Land zu Land und Behörde zu Behörde sehr unterschiedlich sind. Ich kenne aus meiner Zeit als Staatsanwalt in BW nicht im Ansatz solche Zustände. Und dass man sich wegen der vielen Arbeit nicht vertreten kann, kenne ich auch nicht, zumal es dafür ja auch im umgekehrten Fall Vertretung gibt. Und was die Besoldung angeht, kenne ich niemanden, der nach 20 Jahren noch R1 war - alle, die mit mir angefangen haben, waren lange EStA bis die Richterkollegen auch nur in der Erprobungsanordnung waren.
Ich würde aufgrund der Erfahrungsberichte weder in NRW noch Berlin Staatsanwalt sein wollen. Aber dass der Beruf deutschlandweit inakzeptabel stressig oder nicht seriös ausübbar wäre, widerspricht meiner Erfahrung.
Ich würde aufgrund der Erfahrungsberichte weder in NRW noch Berlin Staatsanwalt sein wollen. Aber dass der Beruf deutschlandweit inakzeptabel stressig oder nicht seriös ausübbar wäre, widerspricht meiner Erfahrung.
26.05.2024, 21:26
Erklärt mal bitte, was ihr euch dabei denkt, trotz öffentlich einsehbarer Besoldungstabellen in die Justiz zu gehen und dann über die Besoldung zu jammern?!
27.05.2024, 00:09
Das wahre Preis-Leistungs-Verhältnis stellt sich eben erst in der Praxis heraus und ist dabei auch nicht statisch, wie die letzten Jahre gerade gezeigt haben.
27.05.2024, 08:27
Gerade in den letzten Jahren waren die Gehaltssteigerungen im ÖD und bei Beamten überdurchschnittlich. Der Verdi Abschluss war besser als IGM...
Ich werde das Gefühl nicht los, dass manche Beamten glauben, jeder in der Privatwirtschaft geht mit 9k netto Heim.
Ich werde das Gefühl nicht los, dass manche Beamten glauben, jeder in der Privatwirtschaft geht mit 9k netto Heim.
27.05.2024, 09:34
Wenn die Ausstattung schlecht oder dreckig ist, sollte da natürlich etwas dran geändert werden. Allerdings arbeitet auch nicht die Anwaltschaft sämtlich in gut ausgestatteten Büros, bekommt sämtliche Getränke gestellt und hat ständig Corporate Events.
Also wenn ihr euch so den Anwaltsberuf vorstellt, habt ihr von der Masse der Anwälte völlig falsche Vorstellungen.
Ich arbeite mittlerweile in einem großen Konzern. Davor in einer mittelständischen WPG und davor in einer KK. Jetzt im Konzern habe ich das erste Mal über ein wirklich modern eingerichtetes Bürogebäude. Da habe ich Glück, denn das ist unser Hauptsitz. Unsere Monteure an den Nebenstandorten müssen sich derzeit noch mit sehr viel weniger zufrieden geben.
In der WPG war der Standard normal, durchschnittlich und so kenne ich es auch von den Kanzleien aus dem Referendariat.
Entweder geht ihr als Anwalt also in eine GK oder MK in einer Großstadt wenn euch eine topmoderne Büroausstattung so wichtig ist, oder ihr lebt damit, dass ihr auch als Anwalt eine normale, wenn auch nicht fleckige, Durchschnittsausstattung habt.
Welche Stadt nehmen wir denn? Achja, in Görlitz wollten vor Kurzem ein paar aus diesem Forum bei der StA einsteigen.
Ich kenne Görlitz gut. Mittlerweile nicht mehr ganz so gut, weil meine Oma schon verstorben ist, aber früher war ich oft dort. Das Durchschnittseinkommen der Menschen dort ist nicht sehr hoch, als dass sie den Anwalt teuer bezahlen könnten und ihm daher eine tolle Büroausstattung finanzieren.
Der StA in Görlitz kann also davon ausgehen, dass der Anwalt, der ihm im Gerichtssaal gegenüber sitzt, kaum einen modernenen Arbeitsplatz hat als er. Mit Glück kann sich die Kanzlei Juris oder sogar Beck-Online leisten und muss dafür an anderer Stelle stark haushalten.
So geht es vielen kleinen Kanzleien und den Kanzleien abseits der bekannten Großstädte wie München, Frankfurt, Hamburg oder Düsseldorf. Denkt bitte nicht, dass alle Anwälte in top ausgestatten Büro sitzen und ständig feiern. Mitnichten ist das der Fall.
Meine Arbeit hat, sofern nicht absolut notwendig, im Übrigen noch nie eine Kollegin oder ein Kollege während meines Urlaubs übernommen, weder in der KK, der WPG oder im Unternehmen. Das ist eine reine Notfallvertretung für dringliche Sachen wie bei euch. Ihr wisst sicher, wie blöd es ist, sich in eine Akte während des Urlaubs eures Kollegen reinarbeiten zu müssen, obwohl man die Akte nicht kennt aber eine Entscheidung treffen muss. Das geht uns Anwälten nicht anders. Man hat den Tisch voll und muss sich in dem Moment um diese zusätzliche Akte kümmern. Das macht keiner gerne. Deswegen bleibt es bei der Bearbeitung von absoluten Dringlichkeiten, die nicht liegen bleiben dürfen.
Manche hier haben da offenbar völlig falsche Vorstellungen. Ich fusch doch nicht dem Kollegen in der Akte herum, wenn ich nicht unbedingt muss und anderherum genauso.
Also bleiben meine Sachen liegen wie bei euch, egal wo ich bisher gearbeitet habe.
Ich habe übrigens gerade Urlaub. Heute ist die zweite Woche angebrochen. Wenn ich nächste Woche meinen Laptop wieder anschalte, werde ich erstmal einen Tag brauchen, um mich durch die vielen E-Mails zu kämpfen, sollte ich mich am Sonntag Abend nicht noch bemüßigt fühlen. Das ist normal und in den meisten Bürojobs so.
Also wenn ihr euch so den Anwaltsberuf vorstellt, habt ihr von der Masse der Anwälte völlig falsche Vorstellungen.
Ich arbeite mittlerweile in einem großen Konzern. Davor in einer mittelständischen WPG und davor in einer KK. Jetzt im Konzern habe ich das erste Mal über ein wirklich modern eingerichtetes Bürogebäude. Da habe ich Glück, denn das ist unser Hauptsitz. Unsere Monteure an den Nebenstandorten müssen sich derzeit noch mit sehr viel weniger zufrieden geben.
In der WPG war der Standard normal, durchschnittlich und so kenne ich es auch von den Kanzleien aus dem Referendariat.
Entweder geht ihr als Anwalt also in eine GK oder MK in einer Großstadt wenn euch eine topmoderne Büroausstattung so wichtig ist, oder ihr lebt damit, dass ihr auch als Anwalt eine normale, wenn auch nicht fleckige, Durchschnittsausstattung habt.
Welche Stadt nehmen wir denn? Achja, in Görlitz wollten vor Kurzem ein paar aus diesem Forum bei der StA einsteigen.
Ich kenne Görlitz gut. Mittlerweile nicht mehr ganz so gut, weil meine Oma schon verstorben ist, aber früher war ich oft dort. Das Durchschnittseinkommen der Menschen dort ist nicht sehr hoch, als dass sie den Anwalt teuer bezahlen könnten und ihm daher eine tolle Büroausstattung finanzieren.
Der StA in Görlitz kann also davon ausgehen, dass der Anwalt, der ihm im Gerichtssaal gegenüber sitzt, kaum einen modernenen Arbeitsplatz hat als er. Mit Glück kann sich die Kanzlei Juris oder sogar Beck-Online leisten und muss dafür an anderer Stelle stark haushalten.
So geht es vielen kleinen Kanzleien und den Kanzleien abseits der bekannten Großstädte wie München, Frankfurt, Hamburg oder Düsseldorf. Denkt bitte nicht, dass alle Anwälte in top ausgestatten Büro sitzen und ständig feiern. Mitnichten ist das der Fall.
Meine Arbeit hat, sofern nicht absolut notwendig, im Übrigen noch nie eine Kollegin oder ein Kollege während meines Urlaubs übernommen, weder in der KK, der WPG oder im Unternehmen. Das ist eine reine Notfallvertretung für dringliche Sachen wie bei euch. Ihr wisst sicher, wie blöd es ist, sich in eine Akte während des Urlaubs eures Kollegen reinarbeiten zu müssen, obwohl man die Akte nicht kennt aber eine Entscheidung treffen muss. Das geht uns Anwälten nicht anders. Man hat den Tisch voll und muss sich in dem Moment um diese zusätzliche Akte kümmern. Das macht keiner gerne. Deswegen bleibt es bei der Bearbeitung von absoluten Dringlichkeiten, die nicht liegen bleiben dürfen.
Manche hier haben da offenbar völlig falsche Vorstellungen. Ich fusch doch nicht dem Kollegen in der Akte herum, wenn ich nicht unbedingt muss und anderherum genauso.
Also bleiben meine Sachen liegen wie bei euch, egal wo ich bisher gearbeitet habe.
Ich habe übrigens gerade Urlaub. Heute ist die zweite Woche angebrochen. Wenn ich nächste Woche meinen Laptop wieder anschalte, werde ich erstmal einen Tag brauchen, um mich durch die vielen E-Mails zu kämpfen, sollte ich mich am Sonntag Abend nicht noch bemüßigt fühlen. Das ist normal und in den meisten Bürojobs so.
27.05.2024, 10:19
(27.05.2024, 08:27)guga schrieb: Gerade in den letzten Jahren waren die Gehaltssteigerungen im ÖD und bei Beamten überdurchschnittlich. Der Verdi Abschluss war besser als IGM...
Ich werde das Gefühl nicht los, dass manche Beamten glauben, jeder in der Privatwirtschaft geht mit 9k netto Heim.
Als ich angefangen habe, bedeutete R1 2.500 netto. Das fand ich nicht viel. Seitdem ist die Absenkung für Berufsanfänger weggefallen, es gab zahlreiche Erhöhungen, ich bin in den Stufen aufgestiegen, es gab Corona-Sonderzahlung, massive Erhöhung des Familienzuschlags, mehrmals Inflationsausgleichszahlungen. Jetzt bin ich nicht mehr R1, insofern muss ich natürlich etwas aufpassen. Nach meinem Eindruck steht die Bezahlung aber inzwischen insbesondere wenn man Familie hat und die jeweilige Behörde ordentlich geführt wurde (keine abgesoffenen Dezernate, lange Vakanzen und sinnlose Dezernatswechsel) in einem akzeptablen Verhältnis zur Arbeitsbelastung.