24.05.2024, 21:25
(24.05.2024, 09:06)Strafverteidiger schrieb:(24.05.2024, 00:16)Egal schrieb:(23.05.2024, 21:23)Calathea schrieb: Und woher kriegt man 170k Eigenkapital als dem Handgelenk gezaubert?Den intelligenten Bürger möchte ich mal sehen, der nem R1-Menschen nicht wenigstens 7000 Brutto oder mit Einzahlung in die DRV/VW (auch so ein Thema... warum nicht ein gutes Versorgungswerk Justiz? Die ganzen Beschwerden über die Pension wären ebenfalls vorbei und man käme sicher ~ auch so auf Pensionslevel, wenn man es entsprechend plant) nicht mindestens 8 oder 10k gönnt. Deshalb zieht es ja viele exzellente Juristen in die freie Wirtschaft.
Jetzt gibt es allerdings auch Juristen in der Verwaltung, die teils auch wichtige Dinge machen - beispielsweise die Gesetze schreiben, die von den R1-Kollegen dann angewendet werden. Und die sind in A13 bis A15. Auf diese Besoldungsgruppen ist R1 abgestimmt. Wenn man in der R-Besoldung 1.000 Euro draufgibt (natürlich nicht nur bei R1, sondern auch bei R2 usw., Leistungsprinzip hat ja Verfassungsrang), dann muss man das bei A13 bis A15 natürlich auch machen, und zwar nicht nur bei den Juristen, sondern auch bei den (Ober-)Studienräten mit gleichem Statusamt und logischerweise auch bei den entsprechenden Forst-, Polizei-, Kriminal- und sonstigen Räten, und damit das Besoldungsgefüge nicht völlig gesprengt wird, auch bei allen Besoldungsgruppen drüber und drunter, bis runter zu den technischen Laufbahngruppen, die sie um Brückenbau, Hochbauverwaltung und sonst was kümmern, die finden in der Konkurrenz zur Industrie nämlich wirklich kaum noch Personal. Und schwupps reden wir nicht mehr von 1.000 Euro für ein paar Justizjuristen, sondern für ALLE. Und das heißt dann leider auf Wiedersehen Schuldenbremse oder massive Steuererhöhungen oder Vervierfachung der KiTa Gebühren oder Stellenstreichungen bei Polizei oder Kürzung von Sozialleistungen unter das Existenzminimum oder oder oder - Dinge jedenfalls, die auch der intelligente Bürger dann bei aller Liebe zum Rechtsstaat doch nicht will. Und genau deshalb bleibt es bei sehr maßvollen Abhebungen für alle unter Erhöhung des Familienzuschlags, damit die unteren Besoldungsgruppen nicht aufstocken müssen, und mehr wird nicht werden. Entweder reicht einem das oder man geht in die Großkanzlei.
24.05.2024, 21:49
Du hast schon Recht. Ich hab natürlich sehr stark vereinfacht mit meiner Darstellung. Ich sagte ja: wenn man nen einigermaßen ordentlichen Job macht als Jurist:in, dann verdient man gut. Als Selbständiger jammere ich manchmal ja auch über Versorgungswerk, Betriebskosten, Steuern etc. Aber nüchtern betrachtet geht es einem ja gut. Wollte einfach nochmal darstellen, dass ich persönlich den Gedanken, R1 (oder generell Juristen im Staatsdienst) könnten noch paar % mehr verdienen nicht falsch finde.
Anekdote dazu: Eine gemeinsame Bekannte meines Bruders und mir ist Richterin. Bruder in der Automobilindustrie. Der war echt überrascht, wie "niedrig" man einsteigt in der Justiz.
Klar hast Du Recht: wem es nicht passt, der wird halt Rechtsanwalt, so wie ich und tausende andere jedes Jahr. Aber vielleicht hätte man mit bisschen mehr Gehalt und Ressourcen für die kaputtgesparte Justiz, mit mehr Anreiz ja eine (noch) bessere Rechtspflege. Spiegelbildlich dazu passt auch mein Beispiel mit den gesetzlichen Gebühren. Führe mal ein Mordverfahren oder ein komplexes BtM-Verfahren als Pflichtverteidiger. Oder nimm' nen Freispruch und schau Dir an, wie die Bezirksrevision Dir 90 Euro Verfahrensgebühr ansetzt bei 500 Blatt Akte und 10 Zeugen. Das ist schon an der Grenze zur Unverschämtheit.
Kurz: ich finde nunmal, dass mehr Geld in die Justiz gehört, auch wenn es im Moment ja weitestgehend zu funktionieren scheint.
Anekdote dazu: Eine gemeinsame Bekannte meines Bruders und mir ist Richterin. Bruder in der Automobilindustrie. Der war echt überrascht, wie "niedrig" man einsteigt in der Justiz.
Klar hast Du Recht: wem es nicht passt, der wird halt Rechtsanwalt, so wie ich und tausende andere jedes Jahr. Aber vielleicht hätte man mit bisschen mehr Gehalt und Ressourcen für die kaputtgesparte Justiz, mit mehr Anreiz ja eine (noch) bessere Rechtspflege. Spiegelbildlich dazu passt auch mein Beispiel mit den gesetzlichen Gebühren. Führe mal ein Mordverfahren oder ein komplexes BtM-Verfahren als Pflichtverteidiger. Oder nimm' nen Freispruch und schau Dir an, wie die Bezirksrevision Dir 90 Euro Verfahrensgebühr ansetzt bei 500 Blatt Akte und 10 Zeugen. Das ist schon an der Grenze zur Unverschämtheit.
Kurz: ich finde nunmal, dass mehr Geld in die Justiz gehört, auch wenn es im Moment ja weitestgehend zu funktionieren scheint.
25.05.2024, 06:42
@ Egal: Natürlich kann man sich irgendeine (!) Immobilie leisten, aber zumindest bei dem, was in meinem Umfeld (Ballungsgebiet) überhaupt auf dem Markt ist, winke nicht nur ich dankend ab. Aber das muss jeder selber wissen. Auch ob man eine Sparquote von 40% eingeht, von der einem eigentlich jeder seriöse Finanzberater abrät.
Warten wir einfach mal ab, bis die Rechtsprechung (mal wieder) alles weitere zu einer angemessenen Besoldung sagt.
Warten wir einfach mal ab, bis die Rechtsprechung (mal wieder) alles weitere zu einer angemessenen Besoldung sagt.
25.05.2024, 07:01
Es ist allerdings krass wie stark das von der Region abhängt.
In M-V zB ich einen Richter auch weiterhin als „Reich“ betrachten. A15 plus R1 wäre dort gehobener Landadel.
In M-V zB ich einen Richter auch weiterhin als „Reich“ betrachten. A15 plus R1 wäre dort gehobener Landadel.
25.05.2024, 09:12
Absolut! Deswegen wurden ja zB in NRW auch schon Wohnortzuschläge in Abhängigkeit von der Wohngeldstufe und Kinderzahl eingeführt. Allerdings sind das bei uns nicht mal 150 Euro netto.
Es ist müssig hier darüber zu debattieren, ob R1 viel oder wenig sind. Mir ging es nur darum, den Aspekt der mangelnden Wertschätzung durch Abkoppeln von der Lohnentwicklung in vergleichbaren Berufen und die konsequente Nichtanwendung der verfassungsgerichtlich begründeten Massstäbe darzustellen, und das alles bei gleichzeitig steigender Arbeitsbelastung. Mich und viele Kollegen stresst das, weil es Motivation kostet. Dass man damit nicht überall auf offene Ohren stösst und schnell als Jammerer dasteht, war mir klar. Die Frage, warum in NRW zB kaum noch einer mehr zur StA will, beantworten solche Reaktionen aber nicht.
Es ist müssig hier darüber zu debattieren, ob R1 viel oder wenig sind. Mir ging es nur darum, den Aspekt der mangelnden Wertschätzung durch Abkoppeln von der Lohnentwicklung in vergleichbaren Berufen und die konsequente Nichtanwendung der verfassungsgerichtlich begründeten Massstäbe darzustellen, und das alles bei gleichzeitig steigender Arbeitsbelastung. Mich und viele Kollegen stresst das, weil es Motivation kostet. Dass man damit nicht überall auf offene Ohren stösst und schnell als Jammerer dasteht, war mir klar. Die Frage, warum in NRW zB kaum noch einer mehr zur StA will, beantworten solche Reaktionen aber nicht.
25.05.2024, 09:47
Ich sehe es so wie Spencer. Diesen Sommer werde ich als Proberichterin einsteigen und mein Mann verdient mit einem nicht juristischen Beruf etwas mehr als ich dann. Aktuell verdiene ich noch A13.
Da wo wir wohnen (unsere Kinder zur Kita bzw. Schule gehen, die Großeltern in der Nähe sind) müssten wir 400.000 - 500.000 für ein Reihenhaus aus den 70er in desolatem Zustand zahlen. Und nein, das ist keine Großstadt, das ist ein Städtchen mit 60.000 Einwohnern.
Ich möchte seit Beginn des Studiums unbedingt Richterin werden aber finde es auch traurig, dass mein Mann und ich die ja zusammen nicht schlecht verdienen (!) uns keine Immobilie im Umkreis leisten können. Weiter aufs Land ziehen, kommt wegen den Betreuungszeiten nicht in Betracht denn so könnten wir beide nicht Vollzeit arbeiten.
Ich werde daher so früh wie möglich schauen, dass ich noch eine Nebentätigkeit machen kann. (Falls da jemand Tipps hat, wäre ich dankbar!) Würde dann, wenn es so weit ist, Angaben zu meinem Stresslevel machen ;-)
Und nein, größere Kanzleien die mir mehr als die Justiz geben würden, sind zu weit weg für unser Familienkonstrukt.
Und um das vorweg zu nehmen: Ja, wir wollten unsere Kinder und ja, ich will in die Justiz. Bisschen frustrierend ist es aber trotzdem.
Da wo wir wohnen (unsere Kinder zur Kita bzw. Schule gehen, die Großeltern in der Nähe sind) müssten wir 400.000 - 500.000 für ein Reihenhaus aus den 70er in desolatem Zustand zahlen. Und nein, das ist keine Großstadt, das ist ein Städtchen mit 60.000 Einwohnern.
Ich möchte seit Beginn des Studiums unbedingt Richterin werden aber finde es auch traurig, dass mein Mann und ich die ja zusammen nicht schlecht verdienen (!) uns keine Immobilie im Umkreis leisten können. Weiter aufs Land ziehen, kommt wegen den Betreuungszeiten nicht in Betracht denn so könnten wir beide nicht Vollzeit arbeiten.
Ich werde daher so früh wie möglich schauen, dass ich noch eine Nebentätigkeit machen kann. (Falls da jemand Tipps hat, wäre ich dankbar!) Würde dann, wenn es so weit ist, Angaben zu meinem Stresslevel machen ;-)
Und nein, größere Kanzleien die mir mehr als die Justiz geben würden, sind zu weit weg für unser Familienkonstrukt.
Und um das vorweg zu nehmen: Ja, wir wollten unsere Kinder und ja, ich will in die Justiz. Bisschen frustrierend ist es aber trotzdem.
25.05.2024, 10:04
Kein Problem, zahle gerne mehr Steuern, damit ihr eure privaten Träume mit guter Besoldung erfüllen könnt.
25.05.2024, 11:38
25.05.2024, 11:42
25.05.2024, 11:43
(25.05.2024, 11:42)kumpelanton schrieb:(25.05.2024, 10:04)guga schrieb: Kein Problem, zahle gerne mehr Steuern, damit ihr eure privaten Träume mit guter Besoldung erfüllen könnt.
also wird die immobilien-problematik nicht gelöst, indem man auserwählten einfach mehr geld zahlt? aber das wäre doch schön für die.
Sparen wollen sie nicht, anderen Job wollen sie nicht, aber gehobene Immobilie in der Großstadt muss sein