25.10.2023, 17:23
Ja, gut, der GK Associates kann sicher besser DDs kloppen und in Datenräumen tausende Seiten Dokumente lesen.
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25.10.2023, 17:28
(25.10.2023, 16:59)MoD schrieb: Also dem muss man doch wirklich deutlich widersprechen. 3 Jahre in einer Großkanzlei, bei denen man durchschnittlich 55 die Woche zusammen mit den besten Absolventen mit den anspruchsvollsten Mandanten zusammenarbeitet sollen einen nicht mehr qualifizieren als 3 Jahre in einer mittelständischen Kanzlei, wo man um 18:30 nach Hause geht und auch nicht immer alles auf höchstem Level bearbeitet wird? Man hat in den drei Jahren doch wahrscheinlich 40 % mehr intensive Arbeitsstunden mit der ausgeübten Tätigkeit verbracht, alleine das wird im Durchschnitt doch schon dazu führen, dass die GK-Anwälte sich in ihren Themengebieten deutlich besser auskennen (Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel).
Das man mit gewöhnlichen Arbeitszeiten außergewöhnliche Leistungen vollbringt ist auch in keinem anderen Beruf so. Schaut man sich mal die Chefärzte in einem Krankenhaus an, sind das auch die, die ihr Leben nach der Arbeit richten und nicht umgekehrt. Muss man als Lebensentwurf nicht wollen, aber dass diese trotzdem besser qualifiziert sind, wird man wohl nicht abstreiten können.
Was für ein Unsinn. Der GK-Anwalt ist vielleicht hinsichtlich einer weiterführenden Tätigkeit in einer Kanzlei in seinem Spezialgebiet besser qualifiziert, ganz sicherlich aber nicht für eine juristische Tätigkeit in einem Unternehmen.
Denn während es sich bei der Arbeit in der GK meist um kleine Teilbereiche des Rechts geht, sind die Aufgaben eines Inhouse-Juristen doch viel breitet. Was bringt es einem Unternehmen ein "Spezialist", wenn es eher auf der Suche nach einem "Generalisten" ist? Da hat der MK-Anwalt sicherlich gegenüber einem GK-Anwalt fachliche Vorteile.
Und als ob GK-Anwälte nur "auf dem höchsten Level" arbeiten würden – gerade bei M&A usw. ist dies sicherlich nicht der Fall. Von Bekannten in der GK kann ich dies jedenfalls nicht behaupten.
Aber hey, anscheinend lebt ja der Mythos GK-Anwalt munter weiter:)
25.10.2023, 17:39
Man ist auch nicht zwingend der bessere Hausarzt nur weil man ein paar Jahre in der renommiertesten Herzchirurgie operiert hat. Da lernt man ja auch nicht umfassend zu diagnostizieren, zu priorisieren und mit einsamen Omas und verrotzten Kleinkindern zu reden.
25.10.2023, 17:48
(25.10.2023, 16:59)MoD schrieb:(25.10.2023, 13:55)A_Ghast schrieb:(25.10.2023, 10:33)Pille schrieb:(24.10.2023, 11:18)A_Ghast schrieb:(23.10.2023, 10:04)panta schrieb: Würde sagen, sehr gute Chancen auf 120k für 40 Stunden. Das Beste, was ich mal bei so einem frühen Wechsel mitbekommen habe, war sogar im 145k Bereich - wohlgemerkt bei einem Konzern, der auch Berufseinsteiger einstellt, aber diese dann natürlich noch in den Tarifvertrag eingruppiert, was dann eher 80-90k wäre...
Auf gar keinen Fall ist das verallgemeinerungsfähig.
120k ist mit viel Glück bei den großen DAX-Konzernen oder in großen Ballungszentren drin, aber nach 3 Jahren ist das selbst bei denen keine Selbstverständlichkeit. Nach meinen Erfahrungen (3 Jahre GK, dann Neuorientierung mit Bewerbungen auf Inhouse-Stellen) ist 120k fast das Ende der Fahnenstange. 100-110k sind definitiv (noch einmal: in den ganz großen Ballungszentren) im Bereich des Möglichen, jedenfalls habe ich mit einer ähnlichen Vita solche Angebote bekommen. Und wer sich aus Berlin/Hamburg/Frankfurt/München wegorientiert, muss eventuell nochmal Abstriche hinnehmen, die Mehrheit der Angebote spielt sich dann wahrscheinlich im Bereich 80-100k ab.
145k ist bei einer Führungsposition drin, die kriegt man aber nicht (oder nur in extremen Ausnahmefällen) mit 3 Jahren Berufserfahrung.
Nach 3 Jahren in der GK sollten 80k Gehalt aber höchstens im ländlichen Ostdeutschland bei fixer 35/40 Stunden Woche akzeptiert werden. Ich habe zu meinem Berufseinstieg nur ein paar Tausender weniger bekommen und musste mich da auch nicht kaputt machen…
3 Jahre in der GK qualifizieren einen nicht mehr/höher/besser als 3 Jahre Berufserfahrung woanders, das haben wir schon durchgekaut.
Wie oben schon ausführlich erörtert wurde, ist die 35/40-Stunden-Woche bei deutschen Unternehmen der Regelfall. Bei Tochtergesellschaften internationaler Unternehmen wird oft auch ein wenig besser vergütet - und da werden die 40 Stunden nur überschritten, um zeitliche Flexibilität mit den internationalen HQs zu gewährleisten, denn das Arbeitszeitgesetz wird da im Gegensatz zur Kanzleiwelt sogar beachtet (bzw. eine Nichtbeachtung u.U. sogar mal geahndet).
Was manche Unternehmen bieten, muss man außerdem nicht annehmen. Nachdem mir im direkten Umland einer der o.g. Städte 80k angeboten worden waren, habe ich trotz wahnsinnig angenehmen Bewerbungsgespräch von einer Weiterverfolgung meiner Bewerbung abgesehen. Ich stimme dir in dem Punkt also grundsätzlich zu, aber es gibt trotzdem Unternehmen, die solche Gehaltsrahmen bieten. Die Stelle ist aber mittlerweile nicht mehr ausgeschrieben, jemand hat sie also wahrscheinlich angenommen. Wie weit die das Netz gespannt haben - ob also jemand aus einer GK bei denen eingestiegen ist - kann ich aber natürlich nicht beurteilen.
Dass man zum Berufseinstieg in den Bereich um 80k kommen kann, bezweifle ich auch nicht. Die Gehaltssprünge inhouse sind oftmals nicht so massiv (ganz davon abgesehen, dass man ohnehin als Berufseinsteiger wahrscheinlich häufiger tariflich vergütet wird) - außer die Stellenbeschreibung ändert sich und man bekommt zusätzliche Aufgaben oder Führungsverantwortung.
Also dem muss man doch wirklich deutlich widersprechen. 3 Jahre in einer Großkanzlei, bei denen man durchschnittlich 55 die Woche zusammen mit den besten Absolventen mit den anspruchsvollsten Mandanten zusammenarbeitet sollen einen nicht mehr qualifizieren als 3 Jahre in einer mittelständischen Kanzlei, wo man um 18:30 nach Hause geht und auch nicht immer alles auf höchstem Level bearbeitet wird? Man hat in den drei Jahren doch wahrscheinlich 40 % mehr intensive Arbeitsstunden mit der ausgeübten Tätigkeit verbracht, alleine das wird im Durchschnitt doch schon dazu führen, dass die GK-Anwälte sich in ihren Themengebieten deutlich besser auskennen (Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel).
Das man mit gewöhnlichen Arbeitszeiten außergewöhnliche Leistungen vollbringt ist auch in keinem anderen Beruf so. Schaut man sich mal die Chefärzte in einem Krankenhaus an, sind das auch die, die ihr Leben nach der Arbeit richten und nicht umgekehrt. Muss man als Lebensentwurf nicht wollen, aber dass diese trotzdem besser qualifiziert sind, wird man wohl nicht abstreiten können.
Genau, weil die Anwälte in den GKen jede einzelne Minute total sinnvolle inhaltliche Arbeit machen, wie beispielsweise nachts stundenlang Format glattziehen. Manche Leute schaffen halt auch Dinge in 8 Stunden, für die andere 16 brauchen - der Zeitaufwand für eine Sache ist mE alles andere als ein guter Indikator für "hochwertige Arbeit". Gewagte These zu MKen im Übrigen, die eigentlich keine Reaktion wert ist.
Am Ende geht es den Arbeitgebern um relevante Berufserfahrung - hier ging es zuletzt im Unternehmen, da juckt es idR keinen, insbesondere nicht die ganzen Kollegen, mit denen man arbeitet (überwiegend nicht-Juristen), aus welcher Kanzlei man kommt, sondern ob man den Job, den man besetzen will, erfüllen kann. Außerhalb der Juristenbubble kennen wirklich die Allerwenigsten den Unterschied zwischen einer KK, MK und GK. Und ganz ehrlich, dieses immer wieder durchklingende Argument bei einigen in diesem Forum, dass sämtliche Juristen, die nicht in GKen arbeiten wollen oder können, schlechtere Juristen sind, ist wirklich unfassbar.
25.10.2023, 17:59
Ich glaub niemand hat hier gesagt, dass Nicht-GKs schlechtere Juristen sind. Lediglich, dass diese überwiegend weniger bereit sind, Zeit für ihren Arbeitgeber zu opfern.
Ein Dax-Konzern mit vielen strategischen Zukäufen wird doch logischerweise auch viel lieber auf einen erfahrenen GK Associate für seine M&A-Abteilung zurückgreifen, als auf einen Arbeitsrechtler aus einer MK. Demgegenüber ist Letzterer vielleicht besser geeignet für eine Allround-In-house-Position in einem mittelständischen Unternehmen.
Es ist halt nicht immer alles schwarz oder weiß. Wieso es komischerweise immer die GK-Anwälte abbekommen, ist mir unerklärlich. Wenn die Nicht-GKs doch so zufrieden mit ihrer Work-Life-Balance und unter 100k sind, sollen sie die GKs halt ihr Ding machen lassen. Rants von GKs gegen Nicht-GKs liest man hier übrigens selten bis gar nicht. Woher das wohl kommt..
Ein Dax-Konzern mit vielen strategischen Zukäufen wird doch logischerweise auch viel lieber auf einen erfahrenen GK Associate für seine M&A-Abteilung zurückgreifen, als auf einen Arbeitsrechtler aus einer MK. Demgegenüber ist Letzterer vielleicht besser geeignet für eine Allround-In-house-Position in einem mittelständischen Unternehmen.
Es ist halt nicht immer alles schwarz oder weiß. Wieso es komischerweise immer die GK-Anwälte abbekommen, ist mir unerklärlich. Wenn die Nicht-GKs doch so zufrieden mit ihrer Work-Life-Balance und unter 100k sind, sollen sie die GKs halt ihr Ding machen lassen. Rants von GKs gegen Nicht-GKs liest man hier übrigens selten bis gar nicht. Woher das wohl kommt..
25.10.2023, 18:02
Tolle Debatte hier, ich würde gerne noch das Popcorn rausholen.
Wir haben jetzt alle in wortreichen Beiträgen herausgearbeitet, dass GK-Anwälte auf spezialisierte Stellen besser passen als auf die Generalistenstelle als Syndikus im kleinen Rechtsteam. Zum Niveau der fachlichen Arbeit in GKen möchte ich nicht noch mehr Öl ins Feuer gießen, ihr zündelt ja schon alle fleißig.
Aber ich darf noch ergänzen, dass diese spezialisierten Stellen oftmals auch besser vergütet werden, für GK-Anwälte also eine etwas geringere Fallhöhe besteht. Die 80k-Stellen auf dem ostdeutschen Land sind oftmals eher die generalistischer geprägten Stellen, da dort mutmaßlich die Rechtsabteilungen oft kleiner sind als bei den Unternehmen, die sich einen auf mezzanine Finanzierungen spezialisierten Syndikus leisten. Und letztere werden mutmaßlich in den meisten Fällen eher im Bereich 120k vergütet.
Wir haben jetzt alle in wortreichen Beiträgen herausgearbeitet, dass GK-Anwälte auf spezialisierte Stellen besser passen als auf die Generalistenstelle als Syndikus im kleinen Rechtsteam. Zum Niveau der fachlichen Arbeit in GKen möchte ich nicht noch mehr Öl ins Feuer gießen, ihr zündelt ja schon alle fleißig.
Aber ich darf noch ergänzen, dass diese spezialisierten Stellen oftmals auch besser vergütet werden, für GK-Anwälte also eine etwas geringere Fallhöhe besteht. Die 80k-Stellen auf dem ostdeutschen Land sind oftmals eher die generalistischer geprägten Stellen, da dort mutmaßlich die Rechtsabteilungen oft kleiner sind als bei den Unternehmen, die sich einen auf mezzanine Finanzierungen spezialisierten Syndikus leisten. Und letztere werden mutmaßlich in den meisten Fällen eher im Bereich 120k vergütet.
25.10.2023, 18:05
Hier verdient jeder gefühlt 150k und arbeitet 80 Stunden und trotzdem habt ihr alle Zeit hier ausführlich und umfangreich zu antworten
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25.10.2023, 18:06
25.10.2023, 18:16
(25.10.2023, 18:02)A_Ghast schrieb: Tolle Debatte hier, ich würde gerne noch das Popcorn rausholen.
Wir haben jetzt alle in wortreichen Beiträgen herausgearbeitet, dass GK-Anwälte auf spezialisierte Stellen besser passen als auf die Generalistenstelle als Syndikus im kleinen Rechtsteam. Zum Niveau der fachlichen Arbeit in GKen möchte ich nicht noch mehr Öl ins Feuer gießen, ihr zündelt ja schon alle fleißig.
Aber ich darf noch ergänzen, dass diese spezialisierten Stellen oftmals auch besser vergütet werden, für GK-Anwälte also eine etwas geringere Fallhöhe besteht. Die 80k-Stellen auf dem ostdeutschen Land sind oftmals eher die generalistischer geprägten Stellen, da dort mutmaßlich die Rechtsabteilungen oft kleiner sind als bei den Unternehmen, die sich einen auf mezzanine Finanzierungen spezialisierten Syndikus leisten. Und letztere werden mutmaßlich in den meisten Fällen eher im Bereich 120k vergütet.
Dem letzten Absatz stimme ich zu. Der MK Anwalt wäre hier mangels Kenntnisse der Marktstandards und Gepflogenheiten in etwaigen Marktsegmenten sicherlich überfordert für seinen Arbeitgeber vorteilhafte Positionen herauszuarbeiten.
Ich kenne Leute, die für Mittelständler Inhouse arbeiten und keine Bilanzen lesen können. Da dürfte sich der verwertbare Input dann darauf beschränken, dass die abzuschließenden Verträge zumindest rechtlich wirksam sind…
Andererseits dürfte der M&A GK Associate keinen Plan von Datenschutz oder Arbeitsrecht haben, was ggf beim Mittelständler auch relevant sein dürfte. Nichtsdestotrotz dürfte das juristische ggf. nachholbar sein. Marktstandards kann man mE nur kennen, wenn man an einschlägigen Transaktionen mitgearbeitet hat
25.10.2023, 18:18
Das Leben ist halt auch nicht so meritokratisch, wie sich das viele vorstellen. Wir haben z.B. unheimlich viele Secondees aus Großkanzleien (ich früher auch) und ich würde schätzen, dass ca. 25% meiner Inhouse-Kollegen den Konzern über ein Secondment kennengelernt haben? Da sind mittelständische Kanzleien dann schonmal komplett raus. Kann Zufall sein, aber ich kenne bestimmt 25+ Juristen mit GK-Erfahrung im Konzern und vielleicht 2 ohne GK-Erfahrung (wobei CMS Hasche Sigle für manche auch GK wäre).
Die Differenzierung in "Generalisten" und "Spezialisten" würde ich unterschreiben. Wir versuchen uns schon gegenseitig im Urlaub zu covern, d.h. die einfachen Fragen vom Business werden natürlich abgeschöpft und man wird davon nicht genervt. Aber ich habe keine Ahnung, wie jetzt z.B. ein IP-Rechtler einen Arbeitsrechtler vertreten soll.
Wir machen eigentlich alle größeren Projekte mit Großkanzleien als outside counsel und trotzdem findet man noch regelmäßig Fehler und muss alles richtig kritisch hinterfragen. Wie will man das denn bitte in allen Rechtsgebieten, am besten noch als Urlaubsvertretung neben dem eigenen Job leisten?
Die Differenzierung in "Generalisten" und "Spezialisten" würde ich unterschreiben. Wir versuchen uns schon gegenseitig im Urlaub zu covern, d.h. die einfachen Fragen vom Business werden natürlich abgeschöpft und man wird davon nicht genervt. Aber ich habe keine Ahnung, wie jetzt z.B. ein IP-Rechtler einen Arbeitsrechtler vertreten soll.
Wir machen eigentlich alle größeren Projekte mit Großkanzleien als outside counsel und trotzdem findet man noch regelmäßig Fehler und muss alles richtig kritisch hinterfragen. Wie will man das denn bitte in allen Rechtsgebieten, am besten noch als Urlaubsvertretung neben dem eigenen Job leisten?