17.09.2021, 14:07
(17.09.2021, 13:24)Andreas schrieb:(17.09.2021, 11:52)Gast schrieb: Hi,
bitte mal um Tipps zu meiner Situation:
Im Gegensatz zu den meisten anderen hier gehöre ich zur juristischen Unterschicht: 1. Examen 6,11, 2. 5,12. Kam nach dem Ref in einer Kanzlei unter für 33k. War ziemlich kacke, musste selbst im Urlaub Termine wahrnehmen, musste mich zu Beginn der Pandemie im April 20 für 2 Wochen krankmelden und von Zuhause weiterarbeiten, damit die Kanzlei Kohle spart. Und als ich vereinbarungsgemäß Rückstände aufgearbeitet hatte, durfte ich dann gehen. Habe dort ca. 2/3 VerwR und 1/3 sonstiges gemacht, v.a. ZivilR, aber auch etwas StrafR.
Suche nun seit einem Jahr in meiner Region. Habe mich mehrere dutzend mal auf konkrete Stellen beworben, z.b.: Konzerne, kleine Unternehmen, A 13, E 13, E 10, Stiftungen, Vereine, Verlage, kleine Kanzleien usw. Nur Absagen.
Der Nackenschlag kam dann in den letzten Wochen: Das Bamf suchte für den lokalen Dienstort 5 Akademiker jeglicher Fachrichtung, die "Interesse am Asylrecht haben". Nun, ich bin Volljurist, der als Anwalt 1 Jahr im Asylrecht gearbeitet hat, kein Politikwissenschaftler oder Sozialwissenschaftler. Ich bin also selbstbewusst ins Bewerbungsgespräch gegangen und konnte ungelogen fast jede fachliche Frage im Detail beantworten, sogar so detailliert, dass die mich gebremst haben. Nur 2 Fragen wusste ich nicht: Den Namen vom Präsidenten habe ich im Stress vergessen und die Integrationskursverordnung hab ich ebenfalls nicht direkt parat gehabt. Und jetzt: Absage. Kann mir das nicht erklären, dass man für 2 falsche Fragen schon rausfliegt, wenn man alle anderen im Detail beantwortet hat.
Weiß nicht, worauf ich mich jetzt noch bewerben soll. Hätte die Stelle sehr gerne gehabt. Bin ziemlich am Boden und überlege schon, irgendwie aus der Juristerei auszusteigen. Habe journalistische Vorerfahrung, aber Volontariate sind ja auch hart umkämpft.
Das tut mir sehr leid und ich kann gut nachvollziehen, dass einen sowas niederschlägt. Dass das mit dem BAMF nicht geklappt hat, muss nicht zwangsläufig an deiner Präsentation gelegen haben. Ich gehe davon aus, dass es um eine Bewerbung für den gehobenen Dienst ging. Ich weiß, dass es bei Behörden teilweise kritisch gesehen wird, wenn der Bewerber auch die Voraussetzungen für den höheren Dienst erfüllt; da die Behörde damit rechnet, dass sich der Bewerber nicht langfristig mit einer Stelle im gehobenen Dienst abfinden wird. Hast du mal überlegt, dich als Rechtsanwalt selbständig zu machen?
Naja, dadurch dass ich viel Verwaltungsrecht gemacht habe und im letzten Jahr gar nix, bin ich vor allem im Zivilrecht eher weniger fit. Ich traue mir das absolut nicht zu, zumal ich dieses Risiko auch ungern mit Familie eingehen würde. Generell will ich den Anwaltsberuf eher vermeiden und mich auf Stellen in kleinen Unternehmen konzentrieren, aber irgendwie gibts da auch keine Stellen für Juristen. Und Konzerne wollen eben auch wieder vb oder zumindest b.
17.09.2021, 14:25
(17.09.2021, 14:07)Gast schrieb:(17.09.2021, 13:24)Andreas schrieb:(17.09.2021, 11:52)Gast schrieb: Hi,
bitte mal um Tipps zu meiner Situation:
Im Gegensatz zu den meisten anderen hier gehöre ich zur juristischen Unterschicht: 1. Examen 6,11, 2. 5,12. Kam nach dem Ref in einer Kanzlei unter für 33k. War ziemlich kacke, musste selbst im Urlaub Termine wahrnehmen, musste mich zu Beginn der Pandemie im April 20 für 2 Wochen krankmelden und von Zuhause weiterarbeiten, damit die Kanzlei Kohle spart. Und als ich vereinbarungsgemäß Rückstände aufgearbeitet hatte, durfte ich dann gehen. Habe dort ca. 2/3 VerwR und 1/3 sonstiges gemacht, v.a. ZivilR, aber auch etwas StrafR.
Suche nun seit einem Jahr in meiner Region. Habe mich mehrere dutzend mal auf konkrete Stellen beworben, z.b.: Konzerne, kleine Unternehmen, A 13, E 13, E 10, Stiftungen, Vereine, Verlage, kleine Kanzleien usw. Nur Absagen.
Der Nackenschlag kam dann in den letzten Wochen: Das Bamf suchte für den lokalen Dienstort 5 Akademiker jeglicher Fachrichtung, die "Interesse am Asylrecht haben". Nun, ich bin Volljurist, der als Anwalt 1 Jahr im Asylrecht gearbeitet hat, kein Politikwissenschaftler oder Sozialwissenschaftler. Ich bin also selbstbewusst ins Bewerbungsgespräch gegangen und konnte ungelogen fast jede fachliche Frage im Detail beantworten, sogar so detailliert, dass die mich gebremst haben. Nur 2 Fragen wusste ich nicht: Den Namen vom Präsidenten habe ich im Stress vergessen und die Integrationskursverordnung hab ich ebenfalls nicht direkt parat gehabt. Und jetzt: Absage. Kann mir das nicht erklären, dass man für 2 falsche Fragen schon rausfliegt, wenn man alle anderen im Detail beantwortet hat.
Weiß nicht, worauf ich mich jetzt noch bewerben soll. Hätte die Stelle sehr gerne gehabt. Bin ziemlich am Boden und überlege schon, irgendwie aus der Juristerei auszusteigen. Habe journalistische Vorerfahrung, aber Volontariate sind ja auch hart umkämpft.
Das tut mir sehr leid und ich kann gut nachvollziehen, dass einen sowas niederschlägt. Dass das mit dem BAMF nicht geklappt hat, muss nicht zwangsläufig an deiner Präsentation gelegen haben. Ich gehe davon aus, dass es um eine Bewerbung für den gehobenen Dienst ging. Ich weiß, dass es bei Behörden teilweise kritisch gesehen wird, wenn der Bewerber auch die Voraussetzungen für den höheren Dienst erfüllt; da die Behörde damit rechnet, dass sich der Bewerber nicht langfristig mit einer Stelle im gehobenen Dienst abfinden wird. Hast du mal überlegt, dich als Rechtsanwalt selbständig zu machen?
Naja, dadurch dass ich viel Verwaltungsrecht gemacht habe und im letzten Jahr gar nix, bin ich vor allem im Zivilrecht eher weniger fit. Ich traue mir das absolut nicht zu, zumal ich dieses Risiko auch ungern mit Familie eingehen würde. Generell will ich den Anwaltsberuf eher vermeiden und mich auf Stellen in kleinen Unternehmen konzentrieren, aber irgendwie gibts da auch keine Stellen für Juristen. Und Konzerne wollen eben auch wieder vb oder zumindest b.
Ja, kann ich nachvollziehen; mit Familie ist das nicht so einfach. Durch deine Erfahrungen im Asylrecht könntest du vielleicht auch bei karitativen Einrichtungen punkten? Eventuell durch einen Einstieg als Ehrenamt; ich weiß, irgendwo muss das Geld herkommen, aber um wieder etwas Selbstbewusstsein zu tanken, kann das hilfreich sein.
17.09.2021, 14:29
Versuch's mal beim Sozialverband, den gibt es ja auch in jeder Stadt. Zahlen nicht viel, haben dafür aber weniger Ansprüche.
Unter den Behörden sucht eigentlich nur die Bundeswehr verzweifelt und macht sogar inzwischen Zugeständnisse beim AC (kein Mathe), weil man sich da für grds. Auslandsbereitschaft verpflichten muss, obwohl es in nächster Zeit wohl eher nicht nach Afghanistan geht.
Unter den Behörden sucht eigentlich nur die Bundeswehr verzweifelt und macht sogar inzwischen Zugeständnisse beim AC (kein Mathe), weil man sich da für grds. Auslandsbereitschaft verpflichten muss, obwohl es in nächster Zeit wohl eher nicht nach Afghanistan geht.
17.09.2021, 14:56
(17.09.2021, 13:43)2 x a(rbeitslos) schrieb:(17.09.2021, 12:47)Gast schrieb:(17.09.2021, 11:52)Gast schrieb: Hi,
bitte mal um Tipps zu meiner Situation:
Im Gegensatz zu den meisten anderen hier gehöre ich zur juristischen Unterschicht: 1. Examen 6,11, 2. 5,12. Kam nach dem Ref in einer Kanzlei unter für 33k. War ziemlich kacke, musste selbst im Urlaub Termine wahrnehmen, musste mich zu Beginn der Pandemie im April 20 für 2 Wochen krankmelden und von Zuhause weiterarbeiten, damit die Kanzlei Kohle spart. Und als ich vereinbarungsgemäß Rückstände aufgearbeitet hatte, durfte ich dann gehen. Habe dort ca. 2/3 VerwR und 1/3 sonstiges gemacht, v.a. ZivilR, aber auch etwas StrafR.
Suche nun seit einem Jahr in meiner Region. Habe mich mehrere dutzend mal auf konkrete Stellen beworben, z.b.: Konzerne, kleine Unternehmen, A 13, E 13, E 10, Stiftungen, Vereine, Verlage, kleine Kanzleien usw. Nur Absagen.
Der Nackenschlag kam dann in den letzten Wochen: Das Bamf suchte für den lokalen Dienstort 5 Akademiker jeglicher Fachrichtung, die "Interesse am Asylrecht haben". Nun, ich bin Volljurist, der als Anwalt 1 Jahr im Asylrecht gearbeitet hat, kein Politikwissenschaftler oder Sozialwissenschaftler. Ich bin also selbstbewusst ins Bewerbungsgespräch gegangen und konnte ungelogen fast jede fachliche Frage im Detail beantworten, sogar so detailliert, dass die mich gebremst haben. Nur 2 Fragen wusste ich nicht: Den Namen vom Präsidenten habe ich im Stress vergessen und die Integrationskursverordnung hab ich ebenfalls nicht direkt parat gehabt. Und jetzt: Absage. Kann mir das nicht erklären, dass man für 2 falsche Fragen schon rausfliegt, wenn man alle anderen im Detail beantwortet hat.
Weiß nicht, worauf ich mich jetzt noch bewerben soll. Hätte die Stelle sehr gerne gehabt. Bin ziemlich am Boden und überlege schon, irgendwie aus der Juristerei auszusteigen. Habe journalistische Vorerfahrung, aber Volontariate sind ja auch hart umkämpft.
Das Bamf nimmt soweit ich weiß keine Anwälte, die 3 Jahre zuvor in Asylrecht tätig waren.
Dann hätten sie aber gar nicht erst ein Gespräch gemacht, oder?
Wieso es dazu kam, weiß ich nicht. Ich kenne nur einige Entscheider beim Bamf. Normalerweise steht das schon in der Stellenausschreibung, dass man keine Asylsachen gemacht haben soll die drei Jahre vorher.
17.09.2021, 16:02
(17.09.2021, 12:17)2 x a(rbeitslos) schrieb: Geht mir ähnlich. Bewirb dich mal als Rechtspfleger in NRW. Da hast du wenig Konkurrenz. Zum Bamf will jeder wegen dem Bundeszuschlag. Habe selber mehrere Absagen vom Bamf erhalten. Daran sollte man nicht verzweifeln, die sind so wählerisch. Versuch es eher bei kleinen Kommunen und wieder bei Kanzleien und Unternehmen, auch an unbeliebten Orten. Kannst auch erstmal Zeitarbeit versuchen oder Diesel.
Das BAMF schreibt erstmal auch keine A13 mehr aus, Haushaltslage.
Gab bis vor Kurzem nur eine auf 2J befristete E13 und aktuell gar nichts mehr für Volljuristen.
Stimmt übrigens mit dem Migrationsrechtsanwalt nicht. Einer aus einer mir bekannten entsprechenden Kanzlei, bei der ich vor und im Ref war, wechselte problemlos ans BAMF.
Erfahrung im Migrationsrecht ist ein massiver Vorteil. Es sollte nicht unbedingt eine aktivistische NGO sein aber Ehrenamt, z.B. bei einer Law Clinc, oder Anwalt sind kein Problem. Wurde mit dem Profil auch damals im Ref genommen.
17.09.2021, 16:16
Pleite sind die auch noch. Dann lieber einen finanzkräftigen Arbeitgeber in der freien Wirtschaft suchen. Gibt auch Stellen mit 100 % Home Office.
Im ÖD kassiert man mit unseren Noten zumeist Absagen, was weiter demotiviert. In der f. W. wird man zuvorkommender behandelt. Würde mich an kleinere bis mittlere Unternehmen in Kleinstädten ranheften. Bei Kanzleien auch mal MKs versuchen und nicht nur FWW.
Zur Not macht man sich als Schriftsteller selbstständig. Kann man auch gut im Lebenslauf angeben (was haben Sie gemacht?) und hat nicht das Kostenrisiko wie als selbstständiger Anwalt. Man kann auch in eine Partei eintreten. Manchmal helfen die dann einem ne Stelle zu finden, weil sie was von den Einnahmen abkriegen.
Im ÖD kassiert man mit unseren Noten zumeist Absagen, was weiter demotiviert. In der f. W. wird man zuvorkommender behandelt. Würde mich an kleinere bis mittlere Unternehmen in Kleinstädten ranheften. Bei Kanzleien auch mal MKs versuchen und nicht nur FWW.
Zur Not macht man sich als Schriftsteller selbstständig. Kann man auch gut im Lebenslauf angeben (was haben Sie gemacht?) und hat nicht das Kostenrisiko wie als selbstständiger Anwalt. Man kann auch in eine Partei eintreten. Manchmal helfen die dann einem ne Stelle zu finden, weil sie was von den Einnahmen abkriegen.
17.09.2021, 16:21
(17.09.2021, 16:16)2 x a(rbeitslos) schrieb: Pleite sind die auch noch. Dann lieber einen finanzkräftigen Arbeitgeber in der freien Wirtschaft suchen. Gibt auch Stellen mit 100 % Home Office.
Im ÖD kassiert man mit unseren Noten zumeist Absagen, was weiter demotiviert. In der f. W. wird man zuvorkommender behandelt. Würde mich an kleinere bis mittlere Unternehmen in Kleinstädten ranheften. Bei Kanzleien auch mal MKs versuchen und nicht nur FWW.
Ich habe auch mit A/ VB schon Absagen kassiert, weil mein Profil nicht gepasst hat.
Spezialisierung ist Key
17.09.2021, 16:25
Ja, man könnte den theoretischen Teil eines FA machen. Arbeitsrecht ist gefragt.
17.09.2021, 16:26
(17.09.2021, 16:16)2 x a(rbeitslos) schrieb: Pleite sind die auch noch. Dann lieber einen finanzkräftigen Arbeitgeber in der freien Wirtschaft suchen. Gibt auch Stellen mit 100 % Home Office.
Im ÖD kassiert man mit unseren Noten zumeist Absagen, was weiter demotiviert. In der f. W. wird man zuvorkommender behandelt. Würde mich an kleinere bis mittlere Unternehmen in Kleinstädten ranheften. Bei Kanzleien auch mal MKs versuchen und nicht nur FWW.
100% Home-Office? Welcher Arbeitgeber akzeptiert sowas denn? Höchstens Software-Firmen oder Online Rechtsberatung.
Und wozu sollte man sowas wollen? Wer will denn schon 8 Stunden am Tag vor dem Bildschirm sitzen und seine Kollegen nur von Webex her kennen? Oder hofft man zuhause weniger arbeiten zu müssen?
17.09.2021, 16:29
Finde es schon schwer vorstellbar mir zwei a eine a13 stelle zu ergattern…,
Zumindest in meiner Region in nrw fangen einige dann mit e9 an. Und ich kenne wirklich einige die diesen Weg eingeschlagen haben und auch genommen worden sind.
Zumindest in meiner Region in nrw fangen einige dann mit e9 an. Und ich kenne wirklich einige die diesen Weg eingeschlagen haben und auch genommen worden sind.