26.01.2022, 16:27
(26.01.2022, 16:05)Gast schrieb:(26.01.2022, 15:47)Ahrens schrieb: Ich versuch es mal kompromisshafter zu beschreiben.Darauf kann man sich doch gleich viel besser verständigen.
Ich verallgemeinere nicht vom DS-Recht auf alle Rechtsgebiete, sondern mache auf einen Umstand aufmerksam, den ich UND weitere namhafte Rechtswissenschaftler (Omlor, Möslein etc.) wiederum als Prämisse für eine Reform der juristischen Lehre ansehen.
Prämisse: Datafizierung der Ökonomie.
Folgerung: Veränderung der Rechtsberatung.
Man darf das negieren und entspannt ablehnen.
Als weiteren Punkt sehe ich einen "massiven" Umbaubedarf in der Justiz (E-Akte etc.) und in der Rechtsberatung in puncto Legal Tech. Eine nüchterne Forderung, die ich durch mehr IT-Grundlagen-Lehre an den Unis anpacken würde.
Auch das darf man negieren und entspannt ablehnen.
That´s it!
In einem Detail würde ich das Ganze aber variieren. Und zwar halte ich die stärkere Anbindung an die Schwerpunktthemen für wichtig. Die Datenökonomie wird sich nämlich in einigen Rechtsgebieten anders niederschlagen. Zum Beispiel ist für einen Kartellrechtler der einzelne Datenverarbeitungsvorgang weniger interessant als die Marktmacht durch Datenkumulation. Der Kapitalmarktrechtler interessiert sich dagegen für Algorithmic Trading. Der Arbeitsrechtler will wissen, ob und wie die Personalauswahl durch machine learning-Systeme möglich ist. Der Strafrechtler interessiert sich für die Verwertbarkeit digitaler Beweise. Natürlich sind gewisse basale Kenntnisse für alle nützlich. Ein one size fits all-Ansatz wird aber nur wenige glücklich machen.
So schaut's aus! Und genau diesen Diskurs wollte ich in den Thread abtropfen lassen, um im Sinne der Schwarmintelligenz ein paar kluge Gedanken aufzugreifen.
Stattdessen hat man sich leider mit einer merkwürdigen Vehemenz darauf eingeschossen, dass das ALLES realitätsfremd sei. Niemand hat behauptet, man müsse das Jura-Studium vollkommen reformieren. Jura bleibt Jura.
Na ja, sei´s drum. Der Diskurs läuft bisweilen und wird in unserem Interesse noch fortdauern und hoffentlich dann zu tragbaren und kompromissfähigen Resultaten führen.
Auf jeden Fall schau ich deutlich hoffnungsvoller auf unsere jungen Jus-Studenten und Refis - mit zum Teil sehr spannenden Initativen.
Edit: Weil hier immer wieder wild herum spekuliert wurde, was ich beruflich mache und was nicht.
Kurz zur Einordnung: Studium der VWL (Bachelor - Abschlussarbeit ü. datengetriebene Geschäftsmodelle), Studium der Rechtswissenschaft (Schwerpunkt IT und KartellR), Beruflich in der Tat IT-Recht, DS-Recht und Wirtschaftsrecht in einem großen IT-Konzern seit ca. 1,5 Jahren.