24.01.2022, 19:24
Liebes Forum zur letzten Instanz!
Der Verein Bündnis zur Reform der juristischen Ausbildung hat seine Kampagne iur.reform gestartet. Nach Auswertung von über 250 Artikeln aus den letzten 20 Jahren zur juristischen Ausbildung hat der Verein 44 Thesen zur Reform destilliert, die nun zur Abstimmung stehen. Ausführlich nachzulesen ist das etwa hier: iurreform.de oder hier: beck-aktuell
Die Abstimmung kann nur dann höchste Aussagekraft entfalten, wenn alle Personen daran teilnehmen. Deshalb wäre es besonders gut, wenn auch die Jurist:innen hier im FzlI teilnehmen. Das geht am einfachsten unter: https://iurreform.de/abstimmung/
Beste Grüße
Tobias für iur.reform
Der Verein Bündnis zur Reform der juristischen Ausbildung hat seine Kampagne iur.reform gestartet. Nach Auswertung von über 250 Artikeln aus den letzten 20 Jahren zur juristischen Ausbildung hat der Verein 44 Thesen zur Reform destilliert, die nun zur Abstimmung stehen. Ausführlich nachzulesen ist das etwa hier: iurreform.de oder hier: beck-aktuell
Die Abstimmung kann nur dann höchste Aussagekraft entfalten, wenn alle Personen daran teilnehmen. Deshalb wäre es besonders gut, wenn auch die Jurist:innen hier im FzlI teilnehmen. Das geht am einfachsten unter: https://iurreform.de/abstimmung/
Beste Grüße
Tobias für iur.reform
24.01.2022, 21:16
Bevor man sich an die Änderung der juristischen Ausbildung macht, sollte man sie vielleicht zunächst selbst durchlaufen und abschließen. Besser noch sollte man ein paar Jahre der Berufserfahrung (am besten in verschiedenen juristischen Berufen und in wechselnden Rechtsgebieten) sammeln, damit man auch wirklich weiß, was es mit den Anforderungen der Praxis so auf sich hat. Das scheinen die Mitglieder dieser Gruppierung bisher nicht von sich behaupten zu können. Daher hat diese Initiative etwas von Grundschülern, die das System der gymnasialen Oberstufe reformiert haben wollen. Aber auch noch nicht so ganz wissen, was und wie dies geändert werden soll...
Auf der verlinkten Webseite gibt es einen Abschnitt, in dem die Problematik erläutert werden soll. Dort heißt es dann aber nur: "Probleme gibt es genug."
Und was sind nun diese Probleme? Von da an wird alles im Konjunktiv beschrieben. Selbstverständlich gibt es immer (!) jemanden, der mit dem bestehenden System nicht zufrieden ist. Und vermutlich wird auch jedes System immer das Problem haben, dass es nicht ideal ist (oder dies überhaupt sein kann) und dass Kompromisse eingegangen werden müssen, die dann auch noch demokrtaisch mehrheisfähig sein müssen.
Die Initiative macht nur einen (vermeintlichen) Misstand aus: Angeblich wurde nicht genug reformiert. Will man denn eine Reform, nur damit es eine Reform gibt? Reform als Prinzip?
Wie die Initative doch zutreffend feststellt, hat es in der Vergangenheit schon einige Kritik und einige Reformvorschläge gegeben. Wie ferner zutreffend festgestellt wird, hat es auch immer wieder ernsthafte Diskussionen und Bemühungen um eine Reform gegeben. Jetzt soll es plötzlich so sein, dass es nie einen richtigen Diskurs gab? Bisher scheint es mir einen ewigen Diskurs zu geben bei dem auch schon die verschiedensten Stimmen gehört wurden. Tatsächlich bleiben wohl viele dieser Diskurse folgenlos. Und als "Lösung" für dieses "Problem" schlägt die Initiative nun vor: einen weiteren Diskurs?!
Man sollte sich vor Augen halten: Wenn es bisher keine/kaum (teifgreifende) Reformen gab, dann bedeutet das nicht, dass es keinen Diskurs gab oder dass niemand das Thema "Reform" angehen wollte. Vielleicht ist man am Ende des Diskurses auch ganz einfach zu dem Konsens gelangt, dass das gegenwärtige System gar nicht soooo schlecht ist und dass Reformen gar nicht soooo vielversprechend sind.
Wer Reformen will, der soll diese konkret benennen und sich dabei auch mit deren Nachteilen und Machbarkeit auseinandersetzen. Und er sollte sich fragen, was seiner Meinung nach eigentlich das Ziel einer juristischen Ausbildung sein soll. Gegenwärtig träumt die Initaitve von der eierlegenden Wollmilchsau: Es brauche einerseits mehr wissenschaftliches Arbeiten, andererseits solle das Studium praxistauglicher werden?!
Bei der "Bestandsaufnahme" geht die Initiative meines Erachtens ganz einfach von falschen Tatsachen aus:
Einige Universitäten reformieren sehr wohl, insbesondere durch Einführung des (integrierten) Bachelors. Es gibt imer mehr Moot Courts und zumindest einige davon stehen auch der breiten Masse offen. Ein Law Clinic hat inzwischen wohl fast jede Fakultät und zumindest an den mir bekannten Fakultäten kann sich dort auch absolut jeder Student engagieren.
Das Engagement der Verantgwortlichen hinter dieser Initaive in allen Ehren. Schaden wird es ganz sicher nicht. Letztendlich hat diese Initiative wohl zwei Funktionen:
1) Es wurden vergangene Reformvorschläge gesammelt. Das war sicherlich einige Arbeit und ist sicherlich interessant.
2) Es soll nun eine Umfrage durchgeführt werden.
Meines Erachtens gab es aber schon genug Umfragen. Und diese hier wird keine Repräsentativität für sich beanspruchen können. Das Ziel, dass "alle Personen" abstimmen sollen, wird absehbar nicht erreicht werden. Bei Online-Umfragen ist das mit der Repräsentativität wowieso immer so eine Sachen.
Übrigens: Durch das "Gendern" macht man seine Initiative nur lächerlich. Und gegen "mehr Diversitykompetenz in der Lehre" würde mir auch eine ganze Reihe weiterer Gründe einfallen, die insbesondere auch von (verfassungs-)rechtlicher Bedeutung sind. Da hätte man nicht nicht "Kritisches Weißsein in Deutschland" für ausgraben müssen und daraus ein britisches Mitglied des "Black Female Professors Forum" zitieren müssen, nur um dann ein Strohmannargument zu präsentieren.
Auf der verlinkten Webseite gibt es einen Abschnitt, in dem die Problematik erläutert werden soll. Dort heißt es dann aber nur: "Probleme gibt es genug."
Und was sind nun diese Probleme? Von da an wird alles im Konjunktiv beschrieben. Selbstverständlich gibt es immer (!) jemanden, der mit dem bestehenden System nicht zufrieden ist. Und vermutlich wird auch jedes System immer das Problem haben, dass es nicht ideal ist (oder dies überhaupt sein kann) und dass Kompromisse eingegangen werden müssen, die dann auch noch demokrtaisch mehrheisfähig sein müssen.
Die Initiative macht nur einen (vermeintlichen) Misstand aus: Angeblich wurde nicht genug reformiert. Will man denn eine Reform, nur damit es eine Reform gibt? Reform als Prinzip?
Wie die Initative doch zutreffend feststellt, hat es in der Vergangenheit schon einige Kritik und einige Reformvorschläge gegeben. Wie ferner zutreffend festgestellt wird, hat es auch immer wieder ernsthafte Diskussionen und Bemühungen um eine Reform gegeben. Jetzt soll es plötzlich so sein, dass es nie einen richtigen Diskurs gab? Bisher scheint es mir einen ewigen Diskurs zu geben bei dem auch schon die verschiedensten Stimmen gehört wurden. Tatsächlich bleiben wohl viele dieser Diskurse folgenlos. Und als "Lösung" für dieses "Problem" schlägt die Initiative nun vor: einen weiteren Diskurs?!
Man sollte sich vor Augen halten: Wenn es bisher keine/kaum (teifgreifende) Reformen gab, dann bedeutet das nicht, dass es keinen Diskurs gab oder dass niemand das Thema "Reform" angehen wollte. Vielleicht ist man am Ende des Diskurses auch ganz einfach zu dem Konsens gelangt, dass das gegenwärtige System gar nicht soooo schlecht ist und dass Reformen gar nicht soooo vielversprechend sind.
Wer Reformen will, der soll diese konkret benennen und sich dabei auch mit deren Nachteilen und Machbarkeit auseinandersetzen. Und er sollte sich fragen, was seiner Meinung nach eigentlich das Ziel einer juristischen Ausbildung sein soll. Gegenwärtig träumt die Initaitve von der eierlegenden Wollmilchsau: Es brauche einerseits mehr wissenschaftliches Arbeiten, andererseits solle das Studium praxistauglicher werden?!
Bei der "Bestandsaufnahme" geht die Initiative meines Erachtens ganz einfach von falschen Tatsachen aus:
Einige Universitäten reformieren sehr wohl, insbesondere durch Einführung des (integrierten) Bachelors. Es gibt imer mehr Moot Courts und zumindest einige davon stehen auch der breiten Masse offen. Ein Law Clinic hat inzwischen wohl fast jede Fakultät und zumindest an den mir bekannten Fakultäten kann sich dort auch absolut jeder Student engagieren.
Das Engagement der Verantgwortlichen hinter dieser Initaive in allen Ehren. Schaden wird es ganz sicher nicht. Letztendlich hat diese Initiative wohl zwei Funktionen:
1) Es wurden vergangene Reformvorschläge gesammelt. Das war sicherlich einige Arbeit und ist sicherlich interessant.
2) Es soll nun eine Umfrage durchgeführt werden.
Meines Erachtens gab es aber schon genug Umfragen. Und diese hier wird keine Repräsentativität für sich beanspruchen können. Das Ziel, dass "alle Personen" abstimmen sollen, wird absehbar nicht erreicht werden. Bei Online-Umfragen ist das mit der Repräsentativität wowieso immer so eine Sachen.
Übrigens: Durch das "Gendern" macht man seine Initiative nur lächerlich. Und gegen "mehr Diversitykompetenz in der Lehre" würde mir auch eine ganze Reihe weiterer Gründe einfallen, die insbesondere auch von (verfassungs-)rechtlicher Bedeutung sind. Da hätte man nicht nicht "Kritisches Weißsein in Deutschland" für ausgraben müssen und daraus ein britisches Mitglied des "Black Female Professors Forum" zitieren müssen, nur um dann ein Strohmannargument zu präsentieren.
24.01.2022, 21:34
Alle Jahre wieder
Schon ziemlich langweilig mittlerweile.
Schon ziemlich langweilig mittlerweile.
24.01.2022, 21:47
(24.01.2022, 21:16)Gast schrieb: Bevor man sich an die Änderung der juristischen Ausbildung macht, sollte man sie vielleicht zunächst selbst durchlaufen und abschließen. Besser noch sollte man ein paar Jahre der Berufserfahrung (am besten in verschiedenen juristischen Berufen und in wechselnden Rechtsgebieten) sammeln, damit man auch wirklich weiß, was es mit den Anforderungen der Praxis so auf sich hat. Das scheinen die Mitglieder dieser Gruppierung bisher nicht von sich behaupten zu können. Daher hat diese Initiative etwas von Grundschülern, die das System der gymnasialen Oberstufe reformiert haben wollen. Aber auch noch nicht so ganz wissen, was und wie dies geändert werden soll...
Auf der verlinkten Webseite gibt es einen Abschnitt, in dem die Problematik erläutert werden soll. Dort heißt es dann aber nur: "Probleme gibt es genug."
Und was sind nun diese Probleme? Von da an wird alles im Konjunktiv beschrieben. Selbstverständlich gibt es immer (!) jemanden, der mit dem bestehenden System nicht zufrieden ist. Und vermutlich wird auch jedes System immer das Problem haben, dass es nicht ideal ist (oder dies überhaupt sein kann) und dass Kompromisse eingegangen werden müssen, die dann auch noch demokrtaisch mehrheisfähig sein müssen.
Die Initiative macht nur einen (vermeintlichen) Misstand aus: Angeblich wurde nicht genug reformiert. Will man denn eine Reform, nur damit es eine Reform gibt? Reform als Prinzip?
Wie die Initative doch zutreffend feststellt, hat es in der Vergangenheit schon einige Kritik und einige Reformvorschläge gegeben. Wie ferner zutreffend festgestellt wird, hat es auch immer wieder ernsthafte Diskussionen und Bemühungen um eine Reform gegeben. Jetzt soll es plötzlich so sein, dass es nie einen richtigen Diskurs gab? Bisher scheint es mir einen ewigen Diskurs zu geben bei dem auch schon die verschiedensten Stimmen gehört wurden. Tatsächlich bleiben wohl viele dieser Diskurse folgenlos. Und als "Lösung" für dieses "Problem" schlägt die Initiative nun vor: einen weiteren Diskurs?!
Man sollte sich vor Augen halten: Wenn es bisher keine/kaum (teifgreifende) Reformen gab, dann bedeutet das nicht, dass es keinen Diskurs gab oder dass niemand das Thema "Reform" angehen wollte. Vielleicht ist man am Ende des Diskurses auch ganz einfach zu dem Konsens gelangt, dass das gegenwärtige System gar nicht soooo schlecht ist und dass Reformen gar nicht soooo vielversprechend sind.
Wer Reformen will, der soll diese konkret benennen und sich dabei auch mit deren Nachteilen und Machbarkeit auseinandersetzen. Und er sollte sich fragen, was seiner Meinung nach eigentlich das Ziel einer juristischen Ausbildung sein soll. Gegenwärtig träumt die Initaitve von der eierlegenden Wollmilchsau: Es brauche einerseits mehr wissenschaftliches Arbeiten, andererseits solle das Studium praxistauglicher werden?!
Bei der "Bestandsaufnahme" geht die Initiative meines Erachtens ganz einfach von falschen Tatsachen aus:
Einige Universitäten reformieren sehr wohl, insbesondere durch Einführung des (integrierten) Bachelors. Es gibt imer mehr Moot Courts und zumindest einige davon stehen auch der breiten Masse offen. Ein Law Clinic hat inzwischen wohl fast jede Fakultät und zumindest an den mir bekannten Fakultäten kann sich dort auch absolut jeder Student engagieren.
Das Engagement der Verantgwortlichen hinter dieser Initaive in allen Ehren. Schaden wird es ganz sicher nicht. Letztendlich hat diese Initiative wohl zwei Funktionen:
1) Es wurden vergangene Reformvorschläge gesammelt. Das war sicherlich einige Arbeit und ist sicherlich interessant.
2) Es soll nun eine Umfrage durchgeführt werden.
Meines Erachtens gab es aber schon genug Umfragen. Und diese hier wird keine Repräsentativität für sich beanspruchen können. Das Ziel, dass "alle Personen" abstimmen sollen, wird absehbar nicht erreicht werden. Bei Online-Umfragen ist das mit der Repräsentativität wowieso immer so eine Sachen.
Übrigens: Durch das "Gendern" macht man seine Initiative nur lächerlich. Und gegen "mehr Diversitykompetenz in der Lehre" würde mir auch eine ganze Reihe weiterer Gründe einfallen, die insbesondere auch von (verfassungs-)rechtlicher Bedeutung sind. Da hätte man nicht nicht "Kritisches Weißsein in Deutschland" für ausgraben müssen und daraus ein britisches Mitglied des "Black Female Professors Forum" zitieren müssen, nur um dann ein Strohmannargument zu präsentieren.
tl;dr
24.01.2022, 22:26
Die Abstimmung ist unglücklich aufgebaut.
In der ersten Frage ist "Vollständig zufrieden" 1 und "Vollständig unzufrieden" 5.
In der zweiten Frage dann "Lehne vollständig ab" 1 und "Stimme vollständig zu" 5.
In der ersten Frage ist "Vollständig zufrieden" 1 und "Vollständig unzufrieden" 5.
In der zweiten Frage dann "Lehne vollständig ab" 1 und "Stimme vollständig zu" 5.
24.01.2022, 22:37
Erwarten die Initiatioren unironisch eine ernsthafte Debatte über Reformvorschläge wie "Diverse Zusammenstellung der Prüfungskommissionen" oder "Mehr Diverstitätskompetenz"?
Aber mal im ernst: Das Jurastudium ist einer der fairsten Studiengänge Deutschlands (und der Welt). Es ist egal aus welchem Elternhaus du kommst, an welcher Uni du studierst und wo du deine Praktika machst. Du musst keine enormen Kredite aufnehmen, um dich in T14-Unis einzukaufen und du brauchst keinen Vati, der dir ein Praktikum bei seinen BigLaw-Kollegen verschafft.
Relevant für deinen Berufseinstieg ist nur, ob du in der Lage warst, mal 1,5 Jahre (plus weitere ~2 Jahre Ref) durchzuziehen.
Ja, die Vorbereitungszeit ist kein Zuckerschlecken. Und natürlich wäre es toll, wenn kein Student und kein Referendar Stress/Druck ertragen müsste. Aber der Preis für ein stressfreies Kuschelstudium ist eben, dass die Bestenauslese an anderer Stelle stattfinden wird. Entweder durch krasse Assesmentcenter, für die dann - worst case - auch wieder monatelang gelernt werden müsste oder eben durch Vitamin B. Unterm Strich würde die juristische Berufswelt um einiges elitärer werden.
Führt meinetwegen gerne den LL.B. fürs Bestehen der ZPs oder des Schwerpunkts ein. Vielleicht nimmt das ja ein wenig Druck raus. Realistisch wird man aber wohl sagen müssen, dass so ein Gratis-LL.B. keine echte Berufsqualifikation darstellen wird.
Den real existierenden Flaschenhals des Berufseinstiegs werdet ihr durch keine Reform der Welt beseitigen. Es gibt nunmal nur x Jobs für y Studenten. Und wenn y größer als x ist, dann wird an irgendeinem Punkt eben gesiebt werden müssen. Im besten Fall bewirkt ihr mit euren Reformen, dass das Studium elitärer und Lebenslaufoptimierung à la BWL relevant wird.
Im schlechtesten Fall sorgt ihr dafür, dass der Flaschenhals nach hinten verlagert wird, die Zahl der Absolventen signifikant ansteigt und wir wieder Verhältnisse wie in den 2000ern haben, wo das schlechteste Drittel eines jeden Jahrgangs eigentlich direkt einen Personenbeförderungsschein machen kann.
Der einzig sinnvolle Reformvorschlag ist die Einführung des E-Examens. Der Spaß ist wirklich längst überfällig (und wird mittlerweile von den meisten Bundesländern glücklicherweise auch angegangen).
Aber mal im ernst: Das Jurastudium ist einer der fairsten Studiengänge Deutschlands (und der Welt). Es ist egal aus welchem Elternhaus du kommst, an welcher Uni du studierst und wo du deine Praktika machst. Du musst keine enormen Kredite aufnehmen, um dich in T14-Unis einzukaufen und du brauchst keinen Vati, der dir ein Praktikum bei seinen BigLaw-Kollegen verschafft.
Relevant für deinen Berufseinstieg ist nur, ob du in der Lage warst, mal 1,5 Jahre (plus weitere ~2 Jahre Ref) durchzuziehen.
Ja, die Vorbereitungszeit ist kein Zuckerschlecken. Und natürlich wäre es toll, wenn kein Student und kein Referendar Stress/Druck ertragen müsste. Aber der Preis für ein stressfreies Kuschelstudium ist eben, dass die Bestenauslese an anderer Stelle stattfinden wird. Entweder durch krasse Assesmentcenter, für die dann - worst case - auch wieder monatelang gelernt werden müsste oder eben durch Vitamin B. Unterm Strich würde die juristische Berufswelt um einiges elitärer werden.
Führt meinetwegen gerne den LL.B. fürs Bestehen der ZPs oder des Schwerpunkts ein. Vielleicht nimmt das ja ein wenig Druck raus. Realistisch wird man aber wohl sagen müssen, dass so ein Gratis-LL.B. keine echte Berufsqualifikation darstellen wird.
Den real existierenden Flaschenhals des Berufseinstiegs werdet ihr durch keine Reform der Welt beseitigen. Es gibt nunmal nur x Jobs für y Studenten. Und wenn y größer als x ist, dann wird an irgendeinem Punkt eben gesiebt werden müssen. Im besten Fall bewirkt ihr mit euren Reformen, dass das Studium elitärer und Lebenslaufoptimierung à la BWL relevant wird.
Im schlechtesten Fall sorgt ihr dafür, dass der Flaschenhals nach hinten verlagert wird, die Zahl der Absolventen signifikant ansteigt und wir wieder Verhältnisse wie in den 2000ern haben, wo das schlechteste Drittel eines jeden Jahrgangs eigentlich direkt einen Personenbeförderungsschein machen kann.
Der einzig sinnvolle Reformvorschlag ist die Einführung des E-Examens. Der Spaß ist wirklich längst überfällig (und wird mittlerweile von den meisten Bundesländern glücklicherweise auch angegangen).
24.01.2022, 22:48
(24.01.2022, 22:37)Anon schrieb: Erwarten die Initiatioren unironisch eine ernsthafte Debatte über Reformvorschläge wie "Diverse Zusammenstellung der Prüfungskommissionen" oder "Mehr Diverstitätskompetenz"?
Aber mal im ernst: Das Jurastudium ist einer der fairsten Studiengänge Deutschlands (und der Welt). Es ist egal aus welchem Elternhaus du kommst, an welcher Uni du studierst und wo du deine Praktika machst. Du musst keine enormen Kredite aufnehmen, um dich in T14-Unis einzukaufen und du brauchst keinen Vati, der dir ein Praktikum bei seinen BigLaw-Kollegen verschafft.
Relevant für deinen Berufseinstieg ist nur, ob du in der Lage warst, mal 1,5 Jahre (plus weitere ~2 Jahre Ref) durchzuziehen.
Ja, die Vorbereitungszeit ist kein Zuckerschlecken. Und natürlich wäre es toll, wenn kein Student und kein Referendar Stress/Druck ertragen müsste. Aber der Preis für ein stressfreies Kuschelstudium ist eben, dass die Bestenauslese an anderer Stelle stattfinden wird. Entweder durch krasse Assesmentcenter, für die dann - worst case - auch wieder monatelang gelernt werden müsste oder eben durch Vitamin B. Unterm Strich würde die juristische Berufswelt um einiges elitärer werden.
Führt meinetwegen gerne den LL.B. fürs Bestehen der ZPs oder des Schwerpunkts ein. Vielleicht nimmt das ja ein wenig Druck raus. Realistisch wird man aber wohl sagen müssen, dass so ein Gratis-LL.B. keine echte Berufsqualifikation darstellen wird.
Den real existierenden Flaschenhals des Berufseinstiegs werdet ihr durch keine Reform der Welt beseitigen. Es gibt nunmal nur x Jobs für y Studenten. Und wenn y größer als x ist, dann wird an irgendeinem Punkt eben gesiebt werden müssen. Im besten Fall bewirkt ihr mit euren Reformen, dass das Studium elitärer und Lebenslaufoptimierung à la BWL relevant wird.
Im schlechtesten Fall sorgt ihr dafür, dass der Flaschenhals nach hinten verlagert wird, die Zahl der Absolventen signifikant ansteigt und wir wieder Verhältnisse wie in den 2000ern haben, wo das schlechteste Drittel eines jeden Jahrgangs eigentlich direkt einen Personenbeförderungsschein machen kann.
Der einzig sinnvolle Reformvorschlag ist die Einführung des E-Examens. Der Spaß ist wirklich längst überfällig (und wird mittlerweile von den meisten Bundesländern glücklicherweise auch angegangen).
Volle Zustimmung.
24.01.2022, 23:08
Ich liebe auch dieses System. Zum Glück hatte ich am Schluss die richtigen Noten, obwohl ich kaum was investiert habe
25.01.2022, 07:39
(24.01.2022, 22:37):daumenhoch:Ano schrieb: Erwarten die Initiatioren unironisch eine ernsthafte Debatte über Reformvorschläge wie "Diverse Zusammenstellung der Prüfungskommissionen" oder "Mehr Diverstitätskompetenz"?
Aber mal im ernst: Das Jurastudium ist einer der fairsten Studiengänge Deutschlands (und der Welt). Es ist egal aus welchem Elternhaus du kommst, an welcher Uni du studierst und wo du deine Praktika machst. Du musst keine enormen Kredite aufnehmen, um dich in T14-Unis einzukaufen und du brauchst keinen Vati, der dir ein Praktikum bei seinen BigLaw-Kollegen verschafft.
Relevant für deinen Berufseinstieg ist nur, ob du in der Lage warst, mal 1,5 Jahre (plus weitere ~2 Jahre Ref) durchzuziehen.
Ja, die Vorbereitungszeit ist kein Zuckerschlecken. Und natürlich wäre es toll, wenn kein Student und kein Referendar Stress/Druck ertragen müsste. Aber der Preis für ein stressfreies Kuschelstudium ist eben, dass die Bestenauslese an anderer Stelle stattfinden wird. Entweder durch krasse Assesmentcenter, für die dann - worst case - auch wieder monatelang gelernt werden müsste oder eben durch Vitamin B. Unterm Strich würde die juristische Berufswelt um einiges elitärer werden.
Führt meinetwegen gerne den LL.B. fürs Bestehen der ZPs oder des Schwerpunkts ein. Vielleicht nimmt das ja ein wenig Druck raus. Realistisch wird man aber wohl sagen müssen, dass so ein Gratis-LL.B. keine echte Berufsqualifikation darstellen wird.
Den real existierenden Flaschenhals des Berufseinstiegs werdet ihr durch keine Reform der Welt beseitigen. Es gibt nunmal nur x Jobs für y Studenten. Und wenn y größer als x ist, dann wird an irgendeinem Punkt eben gesiebt werden müssen. Im besten Fall bewirkt ihr mit euren Reformen, dass das Studium elitärer und Lebenslaufoptimierung à la BWL relevant wird.
Im schlechtesten Fall sorgt ihr dafür, dass der Flaschenhals nach hinten verlagert wird, die Zahl der Absolventen signifikant ansteigt und wir wieder Verhältnisse wie in den 2000ern haben, wo das schlechteste Drittel eines jeden Jahrgangs eigentlich direkt einen Personenbeförderungsschein machen kann.
Der einzig sinnvolle Reformvorschlag ist die Einführung des E-Examens. Der Spaß ist wirklich längst überfällig (und wird mittlerweile von den meisten Bundesländern glücklicherweise auch angegangen).
Auch von mir volle Zustimmung.
25.01.2022, 08:32
Mit Verlaub, nicht alles, was langjährig ohne große Verwerfungen geblieben ist, braucht eine Reform. Umgekehrt wird häufig ein Schuh draus. Die Juristenausbildung hat sich in ihrer prinzipiellen Form seit Jahrzehnten bewährt.
Bei Dingen wie dem E-Examen u.a. sollte man Anpassungen vornehmen. Ein grundsätzliches Problem des Systems sehe ich aber nicht
Bei Dingen wie dem E-Examen u.a. sollte man Anpassungen vornehmen. Ein grundsätzliches Problem des Systems sehe ich aber nicht