20.09.2022, 16:19
(20.09.2022, 16:16)GKast schrieb:(20.09.2022, 15:58)Gast schrieb:(20.09.2022, 15:34)GKast schrieb:(20.09.2022, 15:24)Gast schrieb:(20.09.2022, 15:16)GKast schrieb: Streng genommen könntest Du diese Auskunft doch auch von jemandem erhalten, der deutlich unterdurchschnittliche Examensnoten hat, sofern diese schlechtere Note durch den Bachelor bedingt war?
Und davon abgesehen: Nach meiner Erfahrung kann ein Bachelor auch deutlich mehr Zug ins Studium bringen, da man konstant gefordert ist und die ganze Zeit "relevante" Klausuren schreibt. Das mag zwar etwas stressiger sein, dafür lernt man durchgängig und nicht erst ganz zum Schluss Richtung Examen.
Wenn ich jemanden mit einer 4 Gewinnt Mentalität (der auch seinen integrieren Mentalität mit Erfolg absolviert hat) im Examen, der mit seiner Note auch zufrieden ist (hauptsächlich bestanden) frage und er mir auch rät, einen Bachelor zu machen, weil er das Examen fast verhauen hat, dann bestärkt dies doch nur meine These.
Demnach wäre es Ideal jemanden zu fragen, der bestenfalls überdurchschnittliche Examina abgelegt hat und zusätzlich über ein Bachelor verfügt. Oder nicht :D
Sicher, dass ein Jurastudium das Richtige für Dich ist? Das ist nämlich auf relativ vielen Ebenen nicht korrekt geschlussfolgert.
1) Hoffentlich ist Dir bewusst, dass auch sehr ambitionierte Juristen im Examen Pech haben oder schlicht falsch lernen können, eine unterdurchschnittliche Examensnote hat also nichts mit einer "4 gewinnt-Mentalität" zu tun.
2) Sollte ein ambitionierter Jurist einen Bachelor gemacht haben und wurde dadurch in seinem Lernerfolg fürs Examen behindert, hat daher ein unterdurchschnittliches Examen und hat diese Schlussfolgerung auch für sich zutreffend erkannt und teilt Dir diese mit, hast Du doch schon Deine Antwort - ein Bachelor kann auf dem Weg zum Prädikatsexamen hinderlich sein.
3) Ein überdurchschnittlicher Jurist kann durch den Bachelor ebenfalls in seinem Lernprozess behindert worden sein und hätte ohne den Bachelor ein weit besseres Examen gemacht, hat das aber nie realisiert und kann Dir daher ebenfalls keine authentische Einschätzung geben, da er fälschlicherweise denkt, der Bachelor wäre easy und ohne anderweitige Abstriche machbar.
4) Du weißt nicht, zu welcher Kategorie Du später gehören wirst. Sofern Dir ein Kandidat mit 4 Punkten rät, auf jeden Fall einen Bachelor zu machen, da Du dann jedenfalls etwas in der Hand hast, solltest Du durchfallen, ist das ebenfalls ein sehr wertvoller Tipp, den Du von einem Prädikatsjuristen nicht bekommen hättest (da Du vielleicht später nicht in seiner Liga spielst).
5) Ja, dank Sommerloch und Dealflaute habe ich gerade viel Zeit, gern geschehen.
Trotzdem vielen Dank für deinen Beitrag, das mir auch eine andere Sichtweise über meine Ausgangsfrage bietet.
Doch ein Stück Nihilismus lese ich dabei auch heraus, was mir ziemlich Sorgen bereitet.
Nihilismus in dem Sinne, dass anscheinend, nicht wie in allen anderen Lebensbereichen auf Planet Erde, zwischen ambitioniert und faul unterschieden werden kann.
Während ein ambitionierter Unternehmer sein Unternehmen mit 90h Wochen hochskaliert, gibt es auf der anderen Seite Schulverweigerer, die asozial sind und lieber saufen, als zu arbeiten.
Nach deiner Aussage neutralisiert sich dies anscheinend im Jurastudium. Da kann jemand noch so ambitioniert sein, 100h die Woche lernen, völlig motiviert sein, sein Lebenswerk darin sieht, Bücher über Persönlichkeitsentwicklung ließt, weil er sich & seine Person täglich verbessern möchte, wissebegierig ist, aber wenn er Pech hat, hat er halt Pech und der faule Student mit Glück, bekommt bessere Noten.
Da komme ich mir als Ersti vor, als wenn mein Leben nun von einer Kugel am Roulettetisch abhängig ist. :D
Jetzt hab ich Angst xD
Naja, ganz so ist es nicht. Natürlich korreliert der Examenserfolg auch zu einem guten Teil mit dem eigenen Fleiß. Aber eben nicht nur. Es geht auch viel ums "richtige" Lernen (zB viel Klausurpraxis und Systemverständnis), ein generelles Verständnis für Jura, die Fähigkeit, in Prüfungssituationen unter Stress und Zeitdruck zu liefern, Glück mit den Klausurthemen, Glück mit den Korrektoren, Glück mit den Prüfern in der mündlichen etc. etc.
Meiner Meinung nach sollte man keine Angst vor dem Studium haben, nur offen rangehen und für sich selbst rausfinden, wie man am besten lernt. Und möglichst die Hybris ablegen, von einer guten Abinote käme automatisch der Erfolg im Studium. Da wird nämlich nochmal komplett neu gewürfelt.
Und das vielleicht noch als Zusatztipp: Halte Dich von diesem Forum fern, bis Du ins Ref kommst, insbesondere von den Bereichen "Obiter Dictum" und "Berufseinstieg" :D
20.09.2022, 16:20
Ich würde dir empfehlen, das Ganze mit etwas Ruhe anzugehen.
Jedenfalls bei mir schrillen bei Wörtern wie "Bücher über Persönlichkeitsentwicklung" und "100h die Woche lernen" die Alarmglocken.
Komm erstmal in der Uni an, gewöhne dich an das Studienfach und die Denkweise.
Zum Thema: Ich würde den Bachelor an deiner Stelle mitnehmen. Sicherlich ist ein solcher Abschluss kein Ersatz für die beiden Staatsexamen. Darum geht es aber gar nicht. Mir fällt kein Grund gegen den Bachelor ein.
Jedenfalls bei mir schrillen bei Wörtern wie "Bücher über Persönlichkeitsentwicklung" und "100h die Woche lernen" die Alarmglocken.
Komm erstmal in der Uni an, gewöhne dich an das Studienfach und die Denkweise.
Zum Thema: Ich würde den Bachelor an deiner Stelle mitnehmen. Sicherlich ist ein solcher Abschluss kein Ersatz für die beiden Staatsexamen. Darum geht es aber gar nicht. Mir fällt kein Grund gegen den Bachelor ein.
20.09.2022, 16:22
(20.09.2022, 16:20)Gast schrieb: Ich würde dir empfehlen, das Ganze mit etwas Ruhe anzugehen.
Jedenfalls bei mir schrillen bei Wörtern wie "Bücher über Persönlichkeitsentwicklung" und "100h die Woche lernen" die Alarmglocken.
Komm erstmal in der Uni an, gewöhne dich an das Studienfach und die Denkweise.
Zum Thema: Ich würde den Bachelor an deiner Stelle mitnehmen. Sicherlich ist ein solcher Abschluss kein Ersatz für die beiden Staatsexamen. Darum geht es aber gar nicht. Mir fällt kein Grund gegen den Bachelor ein.
Danke!
20.09.2022, 16:29
(20.09.2022, 15:58)Gast schrieb:(20.09.2022, 15:34)GKast schrieb:(20.09.2022, 15:24)Gast schrieb:(20.09.2022, 15:16)GKast schrieb:(20.09.2022, 15:10)Gast schrieb: An die Highperformer unter euch mit überdurchschnittlichen Noten:
Bald bin ich Ersti und meine Universität bietet an, dass man ebenfalls einen Bachelor erlangen kann.
Ich habe dies lange Zeit kritisch betrachtet, da man ohne Bachelor mehr Zeit in einen effizienteren Lernstruktur für den Schwerpunkt bzw. der Examensvorbereitung legen kann, doch was sagt ihr?
Klingt zwar etwas arrogant, doch ich würde mir hauptsächlich Antworten von Studenten/Juristen wünschen, die überdurchschnittliche Examina abgelegt haben.
Da ein möglicher Bachelor nach meiner Auffassung diese spätere Note doch eventuell negativ beeinflussen kann, da man zusätzliche Extrakurse belegen muss und die Zeit zum Lernen für den eigentlichen Schwerpunkt, kleiner ausfällt, als sonst.
Streng genommen könntest Du diese Auskunft doch auch von jemandem erhalten, der deutlich unterdurchschnittliche Examensnoten hat, sofern diese schlechtere Note durch den Bachelor bedingt war?
Und davon abgesehen: Nach meiner Erfahrung kann ein Bachelor auch deutlich mehr Zug ins Studium bringen, da man konstant gefordert ist und die ganze Zeit "relevante" Klausuren schreibt. Das mag zwar etwas stressiger sein, dafür lernt man durchgängig und nicht erst ganz zum Schluss Richtung Examen.
Wenn ich jemanden mit einer 4 Gewinnt Mentalität (der auch seinen integrieren Mentalität mit Erfolg absolviert hat) im Examen, der mit seiner Note auch zufrieden ist (hauptsächlich bestanden) frage und er mir auch rät, einen Bachelor zu machen, weil er das Examen fast verhauen hat, dann bestärkt dies doch nur meine These.
Demnach wäre es Ideal jemanden zu fragen, der bestenfalls überdurchschnittliche Examina abgelegt hat und zusätzlich über ein Bachelor verfügt. Oder nicht :D
Sicher, dass ein Jurastudium das Richtige für Dich ist? Das ist nämlich auf relativ vielen Ebenen nicht korrekt geschlussfolgert.
1) Hoffentlich ist Dir bewusst, dass auch sehr ambitionierte Juristen im Examen Pech haben oder schlicht falsch lernen können, eine unterdurchschnittliche Examensnote hat also nichts mit einer "4 gewinnt-Mentalität" zu tun.
2) Sollte ein ambitionierter Jurist einen Bachelor gemacht haben und wurde dadurch in seinem Lernerfolg fürs Examen behindert, hat daher ein unterdurchschnittliches Examen und hat diese Schlussfolgerung auch für sich zutreffend erkannt und teilt Dir diese mit, hast Du doch schon Deine Antwort - ein Bachelor kann auf dem Weg zum Prädikatsexamen hinderlich sein.
3) Ein überdurchschnittlicher Jurist kann durch den Bachelor ebenfalls in seinem Lernprozess behindert worden sein und hätte ohne den Bachelor ein weit besseres Examen gemacht, hat das aber nie realisiert und kann Dir daher ebenfalls keine authentische Einschätzung geben, da er fälschlicherweise denkt, der Bachelor wäre easy und ohne anderweitige Abstriche machbar.
4) Du weißt nicht, zu welcher Kategorie Du später gehören wirst. Sofern Dir ein Kandidat mit 4 Punkten rät, auf jeden Fall einen Bachelor zu machen, da Du dann jedenfalls etwas in der Hand hast, solltest Du durchfallen, ist das ebenfalls ein sehr wertvoller Tipp, den Du von einem Prädikatsjuristen nicht bekommen hättest (da Du vielleicht später nicht in seiner Liga spielst).
5) Ja, dank Sommerloch und Dealflaute habe ich gerade viel Zeit, gern geschehen.
Trotzdem vielen Dank für deinen Beitrag, das mir auch eine andere Sichtweise über meine Ausgangsfrage bietet.
Doch ein Stück Nihilismus lese ich dabei auch heraus, was mir ziemlich Sorgen bereitet.
Nihilismus in dem Sinne, dass anscheinend, nicht wie in allen anderen Lebensbereichen auf Planet Erde, zwischen ambitioniert und faul unterschieden werden kann.
Während ein ambitionierter Unternehmer sein Unternehmen mit 90h Wochen hochskaliert, gibt es auf der anderen Seite Schulverweigerer, die asozial sind und lieber saufen, als zu arbeiten.
Nach deiner Aussage neutralisiert sich dies anscheinend im Jurastudium. Da kann jemand noch so ambitioniert sein, 100h die Woche lernen, völlig motiviert sein, sein Lebenswerk darin sieht, Bücher über Persönlichkeitsentwicklung ließt, weil er sich & seine Person täglich verbessern möchte, wissebegierig ist, aber wenn er Pech hat, hat er halt Pech und der faule Student mit Glück, bekommt bessere Noten.
Da komme ich mir als Ersti vor, als wenn mein Leben nun von einer Kugel am Roulettetisch abhängig ist. :D
Jetzt hab ich Angst xD
Die meisten unserer Zunft, würden diese Aussagen so unterschreiben. Viele, und das zeichnet dich aus, gelangen zu dieser Erkenntnis allerdings erst viel später und wesentlich frustrierter nach einigen Semestern im Studium, bevor sie sich damit abfinden oder - in den weitaus weniger Fällen - daran zerbrechen, wenn wir es mal ganz apokalyptisch formulieren.
Das ist und bleibt aber ein unumgängliches Phänomen in den Geisteswissenschaften.
Jura ist mit Sicherheit ein Handwerk, dessen Kunst, Regeln und Werkzeuge man mit viel Hingebung, Mühe, Disziplin und Aufwand erlernen kann. Nichtsdestotrotz bleibt es, wie in jedem Handwerk, nicht aus, dass das Werk und Produkt dieser Arbeit ein Einzelstück wird (wie bei dem Maurer, der dein Haus baut oder dem Künstler,
der eine Skulptur aus Stein meißelt). Einzelstücke, ihre Schönheit, ihr Wert und ihre Geschätztheit liegen aber immer ganz subjektiv im Auge des Betrachters (bei uns: des Korrektors), dem sein eigenes Handwerk oft am besten gefällt, weil es einfach sein eigenes ist. Das macht es schwer, wie in der Kunst, andere vom Wert seiner Arbeit zu überzeugen.
Und wie auch abstrakte Kunst im Auge des einen Millionen wert ist und in den Augen von anderen nur verschwendete Farbe, gilt das für unsere literarischen Ergüsse in Klausuren ganz genauso.
Das kann - und diese Erfahrung hat jeder Jurist im Laufe seines Studiums gemacht - ebenso glücklich wie unglückliche Wendungen nehmen.
Nicht ganz zu unrecht bleibt der Spruch „Vier gewinnt!“ jedem in Erinnerung. Denn abgesehen vom Examen, das größtmöglich durch präzise Lösungshinweise, Zweit- und Drittkorrekturen und die Auswahl der Korrektoren (jedenfalls weit überwiegender gute Juristen, als in jeder universitären Korrektur) verobjektiviert und damit besser vergleichbar und fairer sein will und mMn auch ist, steht für mich aus meinem Studiums (auch der Zeit als WissMit und Korrektor) eines recht fest: jedenfalls mit dem Teil unseres Handwerks, den jeder erlernen kann und der nichts mit Talent, sondern nur mit dem Erlernen von Regeln, Techniken und Klausurtaktik zu tun hat, wird im absoluten Großteil aller Fälle kein „guter“ Jurist je unterhalb dieser 4 Punkte zu finden sein. Und weil wir das Glück haben, dass unsere Noten bis zum Examen irrelevant sind, reichen diese 4 Punkte des Bestehens über das Studium hinweg aus, um im Examen zeigen zu können, dass alle Korrektoren auf dem Weg bis dahin, sich getäuscht haben.
Bei all dem gestreuten Pessimismus muss aber auch erwähnt sein, dass das natürlich rein statistisch ein unwahrscheinliches Ergebnis darstellt. Richtig ist also, dass (und da haben zB auch Vorgaben zu Durchfallquoten im Studium ihren Anteil) auch gute Studenten schlechte Punkte bekommen können (grade in Hausarbeiten erscheinen Noten zwischen 5-9 gerne als gewürfelt. Aber auf die Vielzahl von Klausuren im Studium gesehen, ergibt sich doch ein Muster, dass sich in vielen mir bekannten Fällen in jedenfalls ähnlicher Art auch bis zum Examen fortsetzt. Ausnahmen bestätigen diese Regel, aber wenn ein Student über dein Studium durchweg zweistellig schreibt, ist die Chance nicht gering, dass es im Examen vllt nicht zweistellig aber doch ein Prädikat sein wird.
20.09.2022, 16:38
Ich antworte hier mal als Person, die die vom Threadersteller aufgestellten Kriterien erfüllt (Bachelor & überdurchschnittliches Examen. Sorry für die Angeberei. Er/sie hat eben danach gefragt, sympathisch finde ich das auch nicht).
Vorteile eines Bachelors (ich spreche hier von einem nicht-integrierten Bachelor, der neben Jura noch ein Zweitfach enthält):
- Höhere Disziplinierung, da jede Klausur für die Bachelornote zählt und die Umrechnung nicht allzu dankbar ist, sodass man mehr investiert (eine 4 Gewinnt-Mentalität war uns fremd)
- größere Sicherheit im Examen (man fällt weicher, falls es völlig schief geht)
- über den Tellerrand hinausgeschaut zu haben, ist eine Erfahrung/Kompetenz, mit der man sich positiv vom Scheuklappenjuristen absetzen kann
- es gibt eine Exitoption, wenn Jura/Staatsexamen doch nichts für einen ist (entweder das Zweitfach weiterstudieren oder Jura auf Master im Ausland)
- mit Bachelor erhält man in manchen Nebenjobs mehr Geld (etwa als Studentische Hilfskraft vor dem 1. Examen)
Nachteile eines Bachelors:
- Zeit"verlust" mindestens 1-1,5 Jahre (kommt auf das konkrete Programm an)
- viele ursprünglichen Vorteile nivellieren sich nach Ablegung des 1. Examens (wurde bereits erwähnt), da eben in der Rechtspraxis vorrangig die Examensnoten zählen und man sich in der Regel den Bachelor nicht hinter den Namen schreibt
- Kombination aus den beiden vorgenannten Punkten: Man ist schlicht älter und macht vielleicht eher keinen LL.M. oder keine Diss mehr, obwohl man hiervon auch noch nach den Examina Vorteile hat
- Wert/Alleinstellungsmerkmal eines Bachelors wird sich in Zukunft noch weiter reduzieren, wenn bald viele Universitäten den integrierten LL.B. anbieten
- dadurch, dass man Jura nur mitstudiert, dauert es ein bisschen länger, bis man die systematischen Zusammenhänge versteht, das schematisch-strukturierte Denken lernt und sich die juristische Ausdrucksweise aneignet
Für mich wars damals perfekt, insbesondere weil ich dadurch längeren Anlauf hatte, um mit Jura warm zu werden und mir das Zweitfach eine andere Persönlichkeitsentwicklung ermöglicht hat, als sie mir ein reines Jurastudium beschert hätte. Es geht auch am Ende im Leben meines Erachtens nicht nur um Examensnoten oder darum, möglichst schnell dem Arbeitsmarkt zur Verfügung zu stehen. Aber das muss natürlich jeder für sich selbst bewerten.
Vorteile eines Bachelors (ich spreche hier von einem nicht-integrierten Bachelor, der neben Jura noch ein Zweitfach enthält):
- Höhere Disziplinierung, da jede Klausur für die Bachelornote zählt und die Umrechnung nicht allzu dankbar ist, sodass man mehr investiert (eine 4 Gewinnt-Mentalität war uns fremd)
- größere Sicherheit im Examen (man fällt weicher, falls es völlig schief geht)
- über den Tellerrand hinausgeschaut zu haben, ist eine Erfahrung/Kompetenz, mit der man sich positiv vom Scheuklappenjuristen absetzen kann
- es gibt eine Exitoption, wenn Jura/Staatsexamen doch nichts für einen ist (entweder das Zweitfach weiterstudieren oder Jura auf Master im Ausland)
- mit Bachelor erhält man in manchen Nebenjobs mehr Geld (etwa als Studentische Hilfskraft vor dem 1. Examen)
Nachteile eines Bachelors:
- Zeit"verlust" mindestens 1-1,5 Jahre (kommt auf das konkrete Programm an)
- viele ursprünglichen Vorteile nivellieren sich nach Ablegung des 1. Examens (wurde bereits erwähnt), da eben in der Rechtspraxis vorrangig die Examensnoten zählen und man sich in der Regel den Bachelor nicht hinter den Namen schreibt
- Kombination aus den beiden vorgenannten Punkten: Man ist schlicht älter und macht vielleicht eher keinen LL.M. oder keine Diss mehr, obwohl man hiervon auch noch nach den Examina Vorteile hat
- Wert/Alleinstellungsmerkmal eines Bachelors wird sich in Zukunft noch weiter reduzieren, wenn bald viele Universitäten den integrierten LL.B. anbieten
- dadurch, dass man Jura nur mitstudiert, dauert es ein bisschen länger, bis man die systematischen Zusammenhänge versteht, das schematisch-strukturierte Denken lernt und sich die juristische Ausdrucksweise aneignet
Für mich wars damals perfekt, insbesondere weil ich dadurch längeren Anlauf hatte, um mit Jura warm zu werden und mir das Zweitfach eine andere Persönlichkeitsentwicklung ermöglicht hat, als sie mir ein reines Jurastudium beschert hätte. Es geht auch am Ende im Leben meines Erachtens nicht nur um Examensnoten oder darum, möglichst schnell dem Arbeitsmarkt zur Verfügung zu stehen. Aber das muss natürlich jeder für sich selbst bewerten.
20.09.2022, 16:49
Nicht zu unterschätzender Nachteil eines Bachelors: Die ersten Semester sind wesentlich stressiger, Zeit zum „Genießen“ bleibt wenig.
Wenn ich meine Studienzeit (Studium in Freiburg) mit der Studienzeit der Kollegen an Unis mit integriertem Bachelor vergleiche, war meine wesentlich entspannter und geprägt von deutlich mehr Erfahrungen außerhalb der Uni.
Einen Wettbewerbsvorteil der Bachelor Kandidaten habe ich bisher nicht bemerkt, es hängt alles an der Examensnote. Ggf. hat der Bachelor bei schwächeren Noten Relevanz, mit zwei zweistelligen Examina/DoppelVB nimmt dich so oder so fast jeder.
Wenn du dir zutraust, mit der enormen Freiheit und wenig verschulten Struktur, die an klassischen Jura-Unis (insbes. Freiburg und Heidelberg) geboten wird, klar zu kommen, würde ich dir in jedem Fall diesen Weg empfehlen. So ein entspanntes Leben hat man danach nie wieder.
Wenn „Selbstmotivation“ bei dir eher ein Problem ist und du Druck von außen brauchst, dann nimm lieber den Bachelor.
Wenn ich meine Studienzeit (Studium in Freiburg) mit der Studienzeit der Kollegen an Unis mit integriertem Bachelor vergleiche, war meine wesentlich entspannter und geprägt von deutlich mehr Erfahrungen außerhalb der Uni.
Einen Wettbewerbsvorteil der Bachelor Kandidaten habe ich bisher nicht bemerkt, es hängt alles an der Examensnote. Ggf. hat der Bachelor bei schwächeren Noten Relevanz, mit zwei zweistelligen Examina/DoppelVB nimmt dich so oder so fast jeder.
Wenn du dir zutraust, mit der enormen Freiheit und wenig verschulten Struktur, die an klassischen Jura-Unis (insbes. Freiburg und Heidelberg) geboten wird, klar zu kommen, würde ich dir in jedem Fall diesen Weg empfehlen. So ein entspanntes Leben hat man danach nie wieder.
Wenn „Selbstmotivation“ bei dir eher ein Problem ist und du Druck von außen brauchst, dann nimm lieber den Bachelor.
20.09.2022, 17:00
(20.09.2022, 16:29)Gast schrieb:(20.09.2022, 15:58)Gast schrieb:(20.09.2022, 15:34)GKast schrieb:(20.09.2022, 15:24)Gast schrieb:(20.09.2022, 15:16)GKast schrieb: Streng genommen könntest Du diese Auskunft doch auch von jemandem erhalten, der deutlich unterdurchschnittliche Examensnoten hat, sofern diese schlechtere Note durch den Bachelor bedingt war?
Und davon abgesehen: Nach meiner Erfahrung kann ein Bachelor auch deutlich mehr Zug ins Studium bringen, da man konstant gefordert ist und die ganze Zeit "relevante" Klausuren schreibt. Das mag zwar etwas stressiger sein, dafür lernt man durchgängig und nicht erst ganz zum Schluss Richtung Examen.
Wenn ich jemanden mit einer 4 Gewinnt Mentalität (der auch seinen integrieren Mentalität mit Erfolg absolviert hat) im Examen, der mit seiner Note auch zufrieden ist (hauptsächlich bestanden) frage und er mir auch rät, einen Bachelor zu machen, weil er das Examen fast verhauen hat, dann bestärkt dies doch nur meine These.
Demnach wäre es Ideal jemanden zu fragen, der bestenfalls überdurchschnittliche Examina abgelegt hat und zusätzlich über ein Bachelor verfügt. Oder nicht :D
Sicher, dass ein Jurastudium das Richtige für Dich ist? Das ist nämlich auf relativ vielen Ebenen nicht korrekt geschlussfolgert.
1) Hoffentlich ist Dir bewusst, dass auch sehr ambitionierte Juristen im Examen Pech haben oder schlicht falsch lernen können, eine unterdurchschnittliche Examensnote hat also nichts mit einer "4 gewinnt-Mentalität" zu tun.
2) Sollte ein ambitionierter Jurist einen Bachelor gemacht haben und wurde dadurch in seinem Lernerfolg fürs Examen behindert, hat daher ein unterdurchschnittliches Examen und hat diese Schlussfolgerung auch für sich zutreffend erkannt und teilt Dir diese mit, hast Du doch schon Deine Antwort - ein Bachelor kann auf dem Weg zum Prädikatsexamen hinderlich sein.
3) Ein überdurchschnittlicher Jurist kann durch den Bachelor ebenfalls in seinem Lernprozess behindert worden sein und hätte ohne den Bachelor ein weit besseres Examen gemacht, hat das aber nie realisiert und kann Dir daher ebenfalls keine authentische Einschätzung geben, da er fälschlicherweise denkt, der Bachelor wäre easy und ohne anderweitige Abstriche machbar.
4) Du weißt nicht, zu welcher Kategorie Du später gehören wirst. Sofern Dir ein Kandidat mit 4 Punkten rät, auf jeden Fall einen Bachelor zu machen, da Du dann jedenfalls etwas in der Hand hast, solltest Du durchfallen, ist das ebenfalls ein sehr wertvoller Tipp, den Du von einem Prädikatsjuristen nicht bekommen hättest (da Du vielleicht später nicht in seiner Liga spielst).
5) Ja, dank Sommerloch und Dealflaute habe ich gerade viel Zeit, gern geschehen.
Trotzdem vielen Dank für deinen Beitrag, das mir auch eine andere Sichtweise über meine Ausgangsfrage bietet.
Doch ein Stück Nihilismus lese ich dabei auch heraus, was mir ziemlich Sorgen bereitet.
Nihilismus in dem Sinne, dass anscheinend, nicht wie in allen anderen Lebensbereichen auf Planet Erde, zwischen ambitioniert und faul unterschieden werden kann.
Während ein ambitionierter Unternehmer sein Unternehmen mit 90h Wochen hochskaliert, gibt es auf der anderen Seite Schulverweigerer, die asozial sind und lieber saufen, als zu arbeiten.
Nach deiner Aussage neutralisiert sich dies anscheinend im Jurastudium. Da kann jemand noch so ambitioniert sein, 100h die Woche lernen, völlig motiviert sein, sein Lebenswerk darin sieht, Bücher über Persönlichkeitsentwicklung ließt, weil er sich & seine Person täglich verbessern möchte, wissebegierig ist, aber wenn er Pech hat, hat er halt Pech und der faule Student mit Glück, bekommt bessere Noten.
Da komme ich mir als Ersti vor, als wenn mein Leben nun von einer Kugel am Roulettetisch abhängig ist. :D
Jetzt hab ich Angst xD
Die meisten unserer Zunft, würden diese Aussagen so unterschreiben. Viele, und das zeichnet dich aus, gelangen zu dieser Erkenntnis allerdings erst viel später und wesentlich frustrierter nach einigen Semestern im Studium, bevor sie sich damit abfinden oder - in den weitaus weniger Fällen - daran zerbrechen, wenn wir es mal ganz apokalyptisch formulieren.
Das ist und bleibt aber ein unumgängliches Phänomen in den Geisteswissenschaften.
Jura ist mit Sicherheit ein Handwerk, dessen Kunst, Regeln und Werkzeuge man mit viel Hingebung, Mühe, Disziplin und Aufwand erlernen kann. Nichtsdestotrotz bleibt es, wie in jedem Handwerk, nicht aus, dass das Werk und Produkt dieser Arbeit ein Einzelstück wird (wie bei dem Maurer, der dein Haus baut oder dem Künstler,
der eine Skulptur aus Stein meißelt). Einzelstücke, ihre Schönheit, ihr Wert und ihre Geschätztheit liegen aber immer ganz subjektiv im Auge des Betrachters (bei uns: des Korrektors), dem sein eigenes Handwerk oft am besten gefällt, weil es einfach sein eigenes ist. Das macht es schwer, wie in der Kunst, andere vom Wert seiner Arbeit zu überzeugen.
Und wie auch abstrakte Kunst im Auge des einen Millionen wert ist und in den Augen von anderen nur verschwendete Farbe, gilt das für unsere literarischen Ergüsse in Klausuren ganz genauso.
Das kann - und diese Erfahrung hat jeder Jurist im Laufe seines Studiums gemacht - ebenso glücklich wie unglückliche Wendungen nehmen.
Nicht ganz zu unrecht bleibt der Spruch „Vier gewinnt!“ jedem in Erinnerung. Denn abgesehen vom Examen, das größtmöglich durch präzise Lösungshinweise, Zweit- und Drittkorrekturen und die Auswahl der Korrektoren (jedenfalls weit überwiegender gute Juristen, als in jeder universitären Korrektur) verobjektiviert und damit besser vergleichbar und fairer sein will und mMn auch ist, steht für mich aus meinem Studiums (auch der Zeit als WissMit und Korrektor) eines recht fest: jedenfalls mit dem Teil unseres Handwerks, den jeder erlernen kann und der nichts mit Talent, sondern nur mit dem Erlernen von Regeln, Techniken und Klausurtaktik zu tun hat, wird im absoluten Großteil aller Fälle kein „guter“ Jurist je unterhalb dieser 4 Punkte zu finden sein. Und weil wir das Glück haben, dass unsere Noten bis zum Examen irrelevant sind, reichen diese 4 Punkte des Bestehens über das Studium hinweg aus, um im Examen zeigen zu können, dass alle Korrektoren auf dem Weg bis dahin, sich getäuscht haben.
Bei all dem gestreuten Pessimismus muss aber auch erwähnt sein, dass das natürlich rein statistisch ein unwahrscheinliches Ergebnis darstellt. Richtig ist also, dass (und da haben zB auch Vorgaben zu Durchfallquoten im Studium ihren Anteil) auch gute Studenten schlechte Punkte bekommen können (grade in Hausarbeiten erscheinen Noten zwischen 5-9 gerne als gewürfelt. Aber auf die Vielzahl von Klausuren im Studium gesehen, ergibt sich doch ein Muster, dass sich in vielen mir bekannten Fällen in jedenfalls ähnlicher Art auch bis zum Examen fortsetzt. Ausnahmen bestätigen diese Regel, aber wenn ein Student über dein Studium durchweg zweistellig schreibt, ist die Chance nicht gering, dass es im Examen vllt nicht zweistellig aber doch ein Prädikat sein wird.
Aber du musst mich auch verstehen, dass es einen nun total demotiviert. Worin sehe ich denn jetzt meine Motivation, mich ambitioniert hinzusetzen und intensiv zu lernen/verstehen, wenn am Ende des Tages, wie du sagst, alles ,,gewürfelt" scheint und die meisten Juristen diese Aussage unterschreiben würden. Ich sehe darin nun keinen Mehrwert.
Mir wird von allen Seiten gesagt, dass ich doch das einfache "Durchschnittsstudentenleben" leben soll. Geh jede Woche auf Partys, in Bars, hab jede Woche eine ,,neue" für Spaß (du bist nur ein mal jung), geh in den Semsterferien reisen.
Aber was kann mir einer für einen Rat geben, wenn ich das ALLES einfach nicht möchte und meinen eigenen Weg hinsichtlich des motivierten Lernens gehen will?
Ich bin 19, hatte noch nie in meinem gesamten Leben eine Freundin (möchte ich auch nicht *mehr*, da ich wohl einfach äußerlich und persönlich nicht dafür gemacht bin - habe ich eingesehen, auf Partys bin ich zu Schulzeiten nie gegangen. Ich hatte immer mein Kreis mit 3-5 ,,Freunden".
Alkohol habe ich nie in meinem Leben arg getrunken, höchstens mal ein Wein zur Pasta.
Ich kann das alles einfach nicht. Ich bin nicht dafür gemacht. Wenn ihr auf einer Party wärt, bin ich der Außenseiter am Raumende, der nicht mal tanzen kann und wie eine Kerze stehen würde.
Also mir ging es eigentlich nur darum, dass ich jetzt etwas ,,demotiverter" bin - nach dieser Erkenntnis. Ihr seid auch alle viel erfahrener und wisst, dass es stimmt. Das eben viel Glück dazugehört und man trotz Fleiß, nicht die ,,krassen" Noten bekommen wird.
20.09.2022, 17:13
(20.09.2022, 17:00)Gast schrieb:(20.09.2022, 16:29)Gast schrieb:(20.09.2022, 15:58)Gast schrieb:(20.09.2022, 15:34)GKast schrieb:(20.09.2022, 15:24)Gast schrieb: Wenn ich jemanden mit einer 4 Gewinnt Mentalität (der auch seinen integrieren Mentalität mit Erfolg absolviert hat) im Examen, der mit seiner Note auch zufrieden ist (hauptsächlich bestanden) frage und er mir auch rät, einen Bachelor zu machen, weil er das Examen fast verhauen hat, dann bestärkt dies doch nur meine These.
Demnach wäre es Ideal jemanden zu fragen, der bestenfalls überdurchschnittliche Examina abgelegt hat und zusätzlich über ein Bachelor verfügt. Oder nicht :D
Sicher, dass ein Jurastudium das Richtige für Dich ist? Das ist nämlich auf relativ vielen Ebenen nicht korrekt geschlussfolgert.
1) Hoffentlich ist Dir bewusst, dass auch sehr ambitionierte Juristen im Examen Pech haben oder schlicht falsch lernen können, eine unterdurchschnittliche Examensnote hat also nichts mit einer "4 gewinnt-Mentalität" zu tun.
2) Sollte ein ambitionierter Jurist einen Bachelor gemacht haben und wurde dadurch in seinem Lernerfolg fürs Examen behindert, hat daher ein unterdurchschnittliches Examen und hat diese Schlussfolgerung auch für sich zutreffend erkannt und teilt Dir diese mit, hast Du doch schon Deine Antwort - ein Bachelor kann auf dem Weg zum Prädikatsexamen hinderlich sein.
3) Ein überdurchschnittlicher Jurist kann durch den Bachelor ebenfalls in seinem Lernprozess behindert worden sein und hätte ohne den Bachelor ein weit besseres Examen gemacht, hat das aber nie realisiert und kann Dir daher ebenfalls keine authentische Einschätzung geben, da er fälschlicherweise denkt, der Bachelor wäre easy und ohne anderweitige Abstriche machbar.
4) Du weißt nicht, zu welcher Kategorie Du später gehören wirst. Sofern Dir ein Kandidat mit 4 Punkten rät, auf jeden Fall einen Bachelor zu machen, da Du dann jedenfalls etwas in der Hand hast, solltest Du durchfallen, ist das ebenfalls ein sehr wertvoller Tipp, den Du von einem Prädikatsjuristen nicht bekommen hättest (da Du vielleicht später nicht in seiner Liga spielst).
5) Ja, dank Sommerloch und Dealflaute habe ich gerade viel Zeit, gern geschehen.
Trotzdem vielen Dank für deinen Beitrag, das mir auch eine andere Sichtweise über meine Ausgangsfrage bietet.
Doch ein Stück Nihilismus lese ich dabei auch heraus, was mir ziemlich Sorgen bereitet.
Nihilismus in dem Sinne, dass anscheinend, nicht wie in allen anderen Lebensbereichen auf Planet Erde, zwischen ambitioniert und faul unterschieden werden kann.
Während ein ambitionierter Unternehmer sein Unternehmen mit 90h Wochen hochskaliert, gibt es auf der anderen Seite Schulverweigerer, die asozial sind und lieber saufen, als zu arbeiten.
Nach deiner Aussage neutralisiert sich dies anscheinend im Jurastudium. Da kann jemand noch so ambitioniert sein, 100h die Woche lernen, völlig motiviert sein, sein Lebenswerk darin sieht, Bücher über Persönlichkeitsentwicklung ließt, weil er sich & seine Person täglich verbessern möchte, wissebegierig ist, aber wenn er Pech hat, hat er halt Pech und der faule Student mit Glück, bekommt bessere Noten.
Da komme ich mir als Ersti vor, als wenn mein Leben nun von einer Kugel am Roulettetisch abhängig ist. :D
Jetzt hab ich Angst xD
Die meisten unserer Zunft, würden diese Aussagen so unterschreiben. Viele, und das zeichnet dich aus, gelangen zu dieser Erkenntnis allerdings erst viel später und wesentlich frustrierter nach einigen Semestern im Studium, bevor sie sich damit abfinden oder - in den weitaus weniger Fällen - daran zerbrechen, wenn wir es mal ganz apokalyptisch formulieren.
Das ist und bleibt aber ein unumgängliches Phänomen in den Geisteswissenschaften.
Jura ist mit Sicherheit ein Handwerk, dessen Kunst, Regeln und Werkzeuge man mit viel Hingebung, Mühe, Disziplin und Aufwand erlernen kann. Nichtsdestotrotz bleibt es, wie in jedem Handwerk, nicht aus, dass das Werk und Produkt dieser Arbeit ein Einzelstück wird (wie bei dem Maurer, der dein Haus baut oder dem Künstler,
der eine Skulptur aus Stein meißelt). Einzelstücke, ihre Schönheit, ihr Wert und ihre Geschätztheit liegen aber immer ganz subjektiv im Auge des Betrachters (bei uns: des Korrektors), dem sein eigenes Handwerk oft am besten gefällt, weil es einfach sein eigenes ist. Das macht es schwer, wie in der Kunst, andere vom Wert seiner Arbeit zu überzeugen.
Und wie auch abstrakte Kunst im Auge des einen Millionen wert ist und in den Augen von anderen nur verschwendete Farbe, gilt das für unsere literarischen Ergüsse in Klausuren ganz genauso.
Das kann - und diese Erfahrung hat jeder Jurist im Laufe seines Studiums gemacht - ebenso glücklich wie unglückliche Wendungen nehmen.
Nicht ganz zu unrecht bleibt der Spruch „Vier gewinnt!“ jedem in Erinnerung. Denn abgesehen vom Examen, das größtmöglich durch präzise Lösungshinweise, Zweit- und Drittkorrekturen und die Auswahl der Korrektoren (jedenfalls weit überwiegender gute Juristen, als in jeder universitären Korrektur) verobjektiviert und damit besser vergleichbar und fairer sein will und mMn auch ist, steht für mich aus meinem Studiums (auch der Zeit als WissMit und Korrektor) eines recht fest: jedenfalls mit dem Teil unseres Handwerks, den jeder erlernen kann und der nichts mit Talent, sondern nur mit dem Erlernen von Regeln, Techniken und Klausurtaktik zu tun hat, wird im absoluten Großteil aller Fälle kein „guter“ Jurist je unterhalb dieser 4 Punkte zu finden sein. Und weil wir das Glück haben, dass unsere Noten bis zum Examen irrelevant sind, reichen diese 4 Punkte des Bestehens über das Studium hinweg aus, um im Examen zeigen zu können, dass alle Korrektoren auf dem Weg bis dahin, sich getäuscht haben.
Bei all dem gestreuten Pessimismus muss aber auch erwähnt sein, dass das natürlich rein statistisch ein unwahrscheinliches Ergebnis darstellt. Richtig ist also, dass (und da haben zB auch Vorgaben zu Durchfallquoten im Studium ihren Anteil) auch gute Studenten schlechte Punkte bekommen können (grade in Hausarbeiten erscheinen Noten zwischen 5-9 gerne als gewürfelt. Aber auf die Vielzahl von Klausuren im Studium gesehen, ergibt sich doch ein Muster, dass sich in vielen mir bekannten Fällen in jedenfalls ähnlicher Art auch bis zum Examen fortsetzt. Ausnahmen bestätigen diese Regel, aber wenn ein Student über dein Studium durchweg zweistellig schreibt, ist die Chance nicht gering, dass es im Examen vllt nicht zweistellig aber doch ein Prädikat sein wird.
Aber du musst mich auch verstehen, dass es einen nun total demotiviert. Worin sehe ich denn jetzt meine Motivation, mich ambitioniert hinzusetzen und intensiv zu lernen/verstehen, wenn am Ende des Tages, wie du sagst, alles ,,gewürfelt" scheint und die meisten Juristen diese Aussage unterschreiben würden. Ich sehe darin nun keinen Mehrwert.
Mir wird von allen Seiten gesagt, dass ich doch das einfache "Durchschnittsstudentenleben" leben soll. Geh jede Woche auf Partys, in Bars, hab jede Woche eine ,,neue" für Spaß (du bist nur ein mal jung), geh in den Semsterferien reisen.
Aber was kann mir einer für einen Rat geben, wenn ich das ALLES einfach nicht möchte und meinen eigenen Weg hinsichtlich des motivierten Lernens gehen will?
Ich bin 19, hatte noch nie in meinem gesamten Leben eine Freundin (möchte ich auch nicht *mehr*, da ich wohl einfach äußerlich und persönlich nicht dafür gemacht bin - habe ich eingesehen, auf Partys bin ich zu Schulzeiten nie gegangen. Ich hatte immer mein Kreis mit 3-5 ,,Freunden".
Alkohol habe ich nie in meinem Leben arg getrunken, höchstens mal ein Wein zur Pasta.
Ich kann das alles einfach nicht. Ich bin nicht dafür gemacht. Wenn ihr auf einer Party wärt, bin ich der Außenseiter am Raumende, der nicht mal tanzen kann und wie eine Kerze stehen würde.
Also mir ging es eigentlich nur darum, dass ich jetzt etwas ,,demotiverter" bin - nach dieser Erkenntnis. Ihr seid auch alle viel erfahrener und wisst, dass es stimmt. Das eben viel Glück dazugehört und man trotz Fleiß, nicht die ,,krassen" Noten bekommen wird.
Ist das eigentlich alles gerade Dein Ernst hier?
20.09.2022, 17:14
Hört sich an, als wolltest du dich mit der zusätzlichen Arbeitsbelastung durch den Bachelor davor drücken mal an deinen Baustellen zu arbeiten. Im Blick auf dein Mindset und vermutlich auch deine sozialen Kompetenzen, solltest du den Freiraum, den dir das Jura Studium in den ersten Semestern bietet, nutzen. Du scheinst alles darauf zu setzen, dass gute Noten im Jura Studium dir Zufriedenheit bringen werden. Ich finde, dass man das nochmal überdenken sollte.
20.09.2022, 17:32
(20.09.2022, 17:00)Gast schrieb:(20.09.2022, 16:29)Gast schrieb:(20.09.2022, 15:58)Gast schrieb:(20.09.2022, 15:34)GKast schrieb:(20.09.2022, 15:24)Gast schrieb: Wenn ich jemanden mit einer 4 Gewinnt Mentalität (der auch seinen integrieren Mentalität mit Erfolg absolviert hat) im Examen, der mit seiner Note auch zufrieden ist (hauptsächlich bestanden) frage und er mir auch rät, einen Bachelor zu machen, weil er das Examen fast verhauen hat, dann bestärkt dies doch nur meine These.
Demnach wäre es Ideal jemanden zu fragen, der bestenfalls überdurchschnittliche Examina abgelegt hat und zusätzlich über ein Bachelor verfügt. Oder nicht :D
Sicher, dass ein Jurastudium das Richtige für Dich ist? Das ist nämlich auf relativ vielen Ebenen nicht korrekt geschlussfolgert.
1) Hoffentlich ist Dir bewusst, dass auch sehr ambitionierte Juristen im Examen Pech haben oder schlicht falsch lernen können, eine unterdurchschnittliche Examensnote hat also nichts mit einer "4 gewinnt-Mentalität" zu tun.
2) Sollte ein ambitionierter Jurist einen Bachelor gemacht haben und wurde dadurch in seinem Lernerfolg fürs Examen behindert, hat daher ein unterdurchschnittliches Examen und hat diese Schlussfolgerung auch für sich zutreffend erkannt und teilt Dir diese mit, hast Du doch schon Deine Antwort - ein Bachelor kann auf dem Weg zum Prädikatsexamen hinderlich sein.
3) Ein überdurchschnittlicher Jurist kann durch den Bachelor ebenfalls in seinem Lernprozess behindert worden sein und hätte ohne den Bachelor ein weit besseres Examen gemacht, hat das aber nie realisiert und kann Dir daher ebenfalls keine authentische Einschätzung geben, da er fälschlicherweise denkt, der Bachelor wäre easy und ohne anderweitige Abstriche machbar.
4) Du weißt nicht, zu welcher Kategorie Du später gehören wirst. Sofern Dir ein Kandidat mit 4 Punkten rät, auf jeden Fall einen Bachelor zu machen, da Du dann jedenfalls etwas in der Hand hast, solltest Du durchfallen, ist das ebenfalls ein sehr wertvoller Tipp, den Du von einem Prädikatsjuristen nicht bekommen hättest (da Du vielleicht später nicht in seiner Liga spielst).
5) Ja, dank Sommerloch und Dealflaute habe ich gerade viel Zeit, gern geschehen.
Trotzdem vielen Dank für deinen Beitrag, das mir auch eine andere Sichtweise über meine Ausgangsfrage bietet.
Doch ein Stück Nihilismus lese ich dabei auch heraus, was mir ziemlich Sorgen bereitet.
Nihilismus in dem Sinne, dass anscheinend, nicht wie in allen anderen Lebensbereichen auf Planet Erde, zwischen ambitioniert und faul unterschieden werden kann.
Während ein ambitionierter Unternehmer sein Unternehmen mit 90h Wochen hochskaliert, gibt es auf der anderen Seite Schulverweigerer, die asozial sind und lieber saufen, als zu arbeiten.
Nach deiner Aussage neutralisiert sich dies anscheinend im Jurastudium. Da kann jemand noch so ambitioniert sein, 100h die Woche lernen, völlig motiviert sein, sein Lebenswerk darin sieht, Bücher über Persönlichkeitsentwicklung ließt, weil er sich & seine Person täglich verbessern möchte, wissebegierig ist, aber wenn er Pech hat, hat er halt Pech und der faule Student mit Glück, bekommt bessere Noten.
Da komme ich mir als Ersti vor, als wenn mein Leben nun von einer Kugel am Roulettetisch abhängig ist. :D
Jetzt hab ich Angst xD
Die meisten unserer Zunft, würden diese Aussagen so unterschreiben. Viele, und das zeichnet dich aus, gelangen zu dieser Erkenntnis allerdings erst viel später und wesentlich frustrierter nach einigen Semestern im Studium, bevor sie sich damit abfinden oder - in den weitaus weniger Fällen - daran zerbrechen, wenn wir es mal ganz apokalyptisch formulieren.
Das ist und bleibt aber ein unumgängliches Phänomen in den Geisteswissenschaften.
Jura ist mit Sicherheit ein Handwerk, dessen Kunst, Regeln und Werkzeuge man mit viel Hingebung, Mühe, Disziplin und Aufwand erlernen kann. Nichtsdestotrotz bleibt es, wie in jedem Handwerk, nicht aus, dass das Werk und Produkt dieser Arbeit ein Einzelstück wird (wie bei dem Maurer, der dein Haus baut oder dem Künstler,
der eine Skulptur aus Stein meißelt). Einzelstücke, ihre Schönheit, ihr Wert und ihre Geschätztheit liegen aber immer ganz subjektiv im Auge des Betrachters (bei uns: des Korrektors), dem sein eigenes Handwerk oft am besten gefällt, weil es einfach sein eigenes ist. Das macht es schwer, wie in der Kunst, andere vom Wert seiner Arbeit zu überzeugen.
Und wie auch abstrakte Kunst im Auge des einen Millionen wert ist und in den Augen von anderen nur verschwendete Farbe, gilt das für unsere literarischen Ergüsse in Klausuren ganz genauso.
Das kann - und diese Erfahrung hat jeder Jurist im Laufe seines Studiums gemacht - ebenso glücklich wie unglückliche Wendungen nehmen.
Nicht ganz zu unrecht bleibt der Spruch „Vier gewinnt!“ jedem in Erinnerung. Denn abgesehen vom Examen, das größtmöglich durch präzise Lösungshinweise, Zweit- und Drittkorrekturen und die Auswahl der Korrektoren (jedenfalls weit überwiegender gute Juristen, als in jeder universitären Korrektur) verobjektiviert und damit besser vergleichbar und fairer sein will und mMn auch ist, steht für mich aus meinem Studiums (auch der Zeit als WissMit und Korrektor) eines recht fest: jedenfalls mit dem Teil unseres Handwerks, den jeder erlernen kann und der nichts mit Talent, sondern nur mit dem Erlernen von Regeln, Techniken und Klausurtaktik zu tun hat, wird im absoluten Großteil aller Fälle kein „guter“ Jurist je unterhalb dieser 4 Punkte zu finden sein. Und weil wir das Glück haben, dass unsere Noten bis zum Examen irrelevant sind, reichen diese 4 Punkte des Bestehens über das Studium hinweg aus, um im Examen zeigen zu können, dass alle Korrektoren auf dem Weg bis dahin, sich getäuscht haben.
Bei all dem gestreuten Pessimismus muss aber auch erwähnt sein, dass das natürlich rein statistisch ein unwahrscheinliches Ergebnis darstellt. Richtig ist also, dass (und da haben zB auch Vorgaben zu Durchfallquoten im Studium ihren Anteil) auch gute Studenten schlechte Punkte bekommen können (grade in Hausarbeiten erscheinen Noten zwischen 5-9 gerne als gewürfelt. Aber auf die Vielzahl von Klausuren im Studium gesehen, ergibt sich doch ein Muster, dass sich in vielen mir bekannten Fällen in jedenfalls ähnlicher Art auch bis zum Examen fortsetzt. Ausnahmen bestätigen diese Regel, aber wenn ein Student über dein Studium durchweg zweistellig schreibt, ist die Chance nicht gering, dass es im Examen vllt nicht zweistellig aber doch ein Prädikat sein wird.
Aber du musst mich auch verstehen, dass es einen nun total demotiviert. Worin sehe ich denn jetzt meine Motivation, mich ambitioniert hinzusetzen und intensiv zu lernen/verstehen, wenn am Ende des Tages, wie du sagst, alles ,,gewürfelt" scheint und die meisten Juristen diese Aussage unterschreiben würden. Ich sehe darin nun keinen Mehrwert.
Mir wird von allen Seiten gesagt, dass ich doch das einfache "Durchschnittsstudentenleben" leben soll. Geh jede Woche auf Partys, in Bars, hab jede Woche eine ,,neue" für Spaß (du bist nur ein mal jung), geh in den Semsterferien reisen.
Aber was kann mir einer für einen Rat geben, wenn ich das ALLES einfach nicht möchte und meinen eigenen Weg hinsichtlich des motivierten Lernens gehen will?
Ich bin 19, hatte noch nie in meinem gesamten Leben eine Freundin (möchte ich auch nicht *mehr*, da ich wohl einfach äußerlich und persönlich nicht dafür gemacht bin - habe ich eingesehen, auf Partys bin ich zu Schulzeiten nie gegangen. Ich hatte immer mein Kreis mit 3-5 ,,Freunden".
Alkohol habe ich nie in meinem Leben arg getrunken, höchstens mal ein Wein zur Pasta.
Ich kann das alles einfach nicht. Ich bin nicht dafür gemacht. Wenn ihr auf einer Party wärt, bin ich der Außenseiter am Raumende, der nicht mal tanzen kann und wie eine Kerze stehen würde.
Also mir ging es eigentlich nur darum, dass ich jetzt etwas ,,demotiverter" bin - nach dieser Erkenntnis. Ihr seid auch alle viel erfahrener und wisst, dass es stimmt. Das eben viel Glück dazugehört und man trotz Fleiß, nicht die ,,krassen" Noten bekommen wird.
Wie du selbst schreibst, bis du eben erst 19!
Das Leben kommt von ganz alleine. Und wenn du glaubst, ein Leben alleine mit Jura zu füllen, dann irrst du gewaltig, denn dafür bietet selbst Jura nicht genügend Stoff.
Seinen persönlichen Erfolg im Leben und die Entwicklung des eigenen Charakters an einem karrieristisch orientierten Jurastudium aufzuhängen, ist nicht der richtige Weg zu Erfüllung und Glück.
Trotz allem musste ich doch ein wenig schmunzeln, weil das meiste von dem was du schreibst zu Beginn meines Studiums genau auch auf mich zugetroffen hat.
Das schöne am Studieren ist aber, dass es in aller Regel auch ein Zusammenleben und -wachsen von Menschen bedeutet, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben und machen werden, die die gleichen Probleme beschäftigt und unter denen insbesondere Juristen häufig die besten Freunde und Interessen fürs Leben finden und entdecken werden. Also keine Bange, du kannst gespannt sein auf das, was da kommt.
Und auch für den Antialkoholiker, der nicht gerne feiert und tanzt (ich bekenne mich gerne zur gleichen Gruppe) gibt es genügend spannende Aktivitäten, Kurse, Gelegenheiten und Möglichkeiten eine fantastische Zeit zu verbringen, auch mit akademischen Ambitionen. Versuch einfach offen für Neues zu sein, du wirst staunen, was eine Hochschule alles zu bieten hat!(Sport, Fremdsprachen, Ausland, gute Freunde, Ehrenämter, spannende Engagements, Kunst, Kultur und viele Gleichgesinnte). Grade nach deinen Schilderungen könnte ich mir bei dir auch eine Tätigkeit als studentischer Mitarbeiter an einem Lehrstuhl sehr gut vorstellen, alleine dort wirst du (einen tollen Chef vorausgesetzt) viele deiner Vorstellung erfüllen können und gleichzeitig auf tolle Menschen stoßen, die nicht selten einen ähnlichen Weg zu gehen gedenken.
Und das alles bedeutet auch zu keiner Zeit, nicht engagiert und ambitioniert studieren zu können. Die Chancen ein gutes Studium hinzulegen, bleiben selbst mit unserem typischen Pessimismus (der auch einfach eine Berufskrankheit darstellt) noch immer am größten mit viel Fleiß, Einsatz und Sitzfleisch, aber eben auch mit einem Quäntchen Glück, dass es noch spannender macht.