20.09.2022, 17:46
(20.09.2022, 17:00)Gast schrieb: Aber du musst mich auch verstehen, dass es einen nun total demotiviert. Worin sehe ich denn jetzt meine Motivation, mich ambitioniert hinzusetzen und intensiv zu lernen/verstehen, wenn am Ende des Tages, wie du sagst, alles ,,gewürfelt" scheint und die meisten Juristen diese Aussage unterschreiben würden. Ich sehe darin nun keinen Mehrwert.
Mir wird von allen Seiten gesagt, dass ich doch das einfache "Durchschnittsstudentenleben" leben soll. Geh jede Woche auf Partys, in Bars, hab jede Woche eine ,,neue" für Spaß (du bist nur ein mal jung), geh in den Semsterferien reisen.
Aber was kann mir einer für einen Rat geben, wenn ich das ALLES einfach nicht möchte und meinen eigenen Weg hinsichtlich des motivierten Lernens gehen will?
Ich bin 19, hatte noch nie in meinem gesamten Leben eine Freundin (möchte ich auch nicht *mehr*, da ich wohl einfach äußerlich und persönlich nicht dafür gemacht bin - habe ich eingesehen, auf Partys bin ich zu Schulzeiten nie gegangen. Ich hatte immer mein Kreis mit 3-5 ,,Freunden".
Alkohol habe ich nie in meinem Leben arg getrunken, höchstens mal ein Wein zur Pasta.
Ich kann das alles einfach nicht. Ich bin nicht dafür gemacht. Wenn ihr auf einer Party wärt, bin ich der Außenseiter am Raumende, der nicht mal tanzen kann und wie eine Kerze stehen würde.
Also mir ging es eigentlich nur darum, dass ich jetzt etwas ,,demotiverter" bin - nach dieser Erkenntnis. Ihr seid auch alle viel erfahrener und wisst, dass es stimmt. Das eben viel Glück dazugehört und man trotz Fleiß, nicht die ,,krassen" Noten bekommen wird.
Im Ernst: Mach dich mal locker. Zerdenk nicht alles, das führt in den Abgrund.
Die Freiheiten des Studiums zu genießen heißt nicht zwangsläufig, jeden Tag zu saufen und zu feiern. War auch nicht meins. Aber dazu gehört zB auch, selbst über deinen Tag zu bestimmen: Ich bin häufig erst nachts in die Bib gegangen und hatte dort meine produktivsten Stunden - Etwas, was wohl bei schulischeren Studiengängen mit Bachelor nicht so möglich sein könnte. Auch die Freiheit, nicht in jede Vorlesung zu gehen, sondern den Stoff in einem Buch zu lesen.
Zu deiner Demotivation: Keiner hat gesagt, dass es reines Glück ist. Natürlich ist auch ein nicht unerheblicher Anteil des Examenserfolges Fleiß, bloß hast du keine völlige Kontrolle. Aber wann hast du das schon im Leben? Dir bleiben ergo zwei Optionen: Entweder du versuchst es und leistest den maximalen Beitrag zu dem von dir zu beeinflussenden Teil - oder du lässt es von Anfang an bleiben.
Hast du denn ein konkretes Berufsziel, dass entsprechende Noten voraussetzt? Entgegen des Eindrucks, den man hier gewinnen kann, ist ein auskömmliches Leben sicher auch ohne 2xVB möglich. Andernfalls kann dir das auch als Motivation dienen. Denke außerdem daran, dass du in jedem Fall einen Verbesserungsversuch hast und falls du durchfallen solltest, noch einen oder ggfs. zwei (Freischuss) weitere Versuche. Es haben vor dir schon andere geschafft.
20.09.2022, 18:09
Um den Zufallsfaktor zu kompensieren, wird ja in allen Bundesländern der Verbesserungsversuch angeboten. Letztendlich gibt es nicht viele Juristen, die notentechnisch in einer Region gelandet sind, von der ich sagen würde "wow, das ist ja vollkommen ungerechtfertigt/fernab der Realität und spiegelt ihre Skillsets absolut nicht wider". Die "Treffergenauigkeit" ist da ungefähr eine Notenstufe, würde ich schätzen (wobei ich ohnehin ein starker Verfechter der These bin, dass der Wert der Examensnoten überschätzt wird, weil einen guten Juristen noch viele andere Kriterien auszeichnen, die das Examen nicht abzubilden in der Lage ist). Und das ist hinreichend genau, denn "vb" als fixe Grenze für den beruflichen Erfolg ist ein Ding der Vergangenheit.
Zum Thema Bachelor: Ich habe ebenfalls in Freiburg studiert und die Freiheit des Studiums in den ersten Semestern sehr genossen. Die Rechnung kam hinterher und die Examensvorbereitung war schon happig, weil ich vieles aufholen musste, um bei der Wunschnote zu landen. Klar chillt man in einem Bachelorstudiengang weniger hart, aber man landet weniger hart, wenn man das Examen unterschätzt haben sollte. Besonders der schon erwähnte Stressfaktor Versagensängste im Examen hat bei einer Handvoll Bekannten zu Blackouts geführt, die mit einem Bachelor im Hinterkopf mutmaßlich eher ausgeblieben wären.
Übrigens: Selbst einige der selbsterklärten "High Performer" in meinem Bekanntenkreis sind durchs Examen gerasselt und mussten den nervenaufreibenden Zweitversuch ohne Sicherheitsnetz wagen. In puncto Persönlichkeitsentwicklung hat denen das aber durch die Bank gut getan, denn nichts holt einen so sehr auf den Boden der Tatsachen zurück wie einmal richtig auf die Schnauze zu fliegen. Besagte "High Performer" haben aber den Zweitversuch höchst erfolgreich zu sehr respektablen Ergebnissen genutzt.
Nur möchte ich stark bezweifeln, ob besagte Kollegen es für empfehlenswert hielten, Charakterentwicklung anhand von einem Jahr dramatischer Versagensängste zu betreiben, wenn es sich vermeiden ließe...
Zum Thema Bachelor: Ich habe ebenfalls in Freiburg studiert und die Freiheit des Studiums in den ersten Semestern sehr genossen. Die Rechnung kam hinterher und die Examensvorbereitung war schon happig, weil ich vieles aufholen musste, um bei der Wunschnote zu landen. Klar chillt man in einem Bachelorstudiengang weniger hart, aber man landet weniger hart, wenn man das Examen unterschätzt haben sollte. Besonders der schon erwähnte Stressfaktor Versagensängste im Examen hat bei einer Handvoll Bekannten zu Blackouts geführt, die mit einem Bachelor im Hinterkopf mutmaßlich eher ausgeblieben wären.
Übrigens: Selbst einige der selbsterklärten "High Performer" in meinem Bekanntenkreis sind durchs Examen gerasselt und mussten den nervenaufreibenden Zweitversuch ohne Sicherheitsnetz wagen. In puncto Persönlichkeitsentwicklung hat denen das aber durch die Bank gut getan, denn nichts holt einen so sehr auf den Boden der Tatsachen zurück wie einmal richtig auf die Schnauze zu fliegen. Besagte "High Performer" haben aber den Zweitversuch höchst erfolgreich zu sehr respektablen Ergebnissen genutzt.
Nur möchte ich stark bezweifeln, ob besagte Kollegen es für empfehlenswert hielten, Charakterentwicklung anhand von einem Jahr dramatischer Versagensängste zu betreiben, wenn es sich vermeiden ließe...
20.09.2022, 19:17
(20.09.2022, 17:46)Gast schrieb:(20.09.2022, 17:00)Gast schrieb: Aber du musst mich auch verstehen, dass es einen nun total demotiviert. Worin sehe ich denn jetzt meine Motivation, mich ambitioniert hinzusetzen und intensiv zu lernen/verstehen, wenn am Ende des Tages, wie du sagst, alles ,,gewürfelt" scheint und die meisten Juristen diese Aussage unterschreiben würden. Ich sehe darin nun keinen Mehrwert.
Mir wird von allen Seiten gesagt, dass ich doch das einfache "Durchschnittsstudentenleben" leben soll. Geh jede Woche auf Partys, in Bars, hab jede Woche eine ,,neue" für Spaß (du bist nur ein mal jung), geh in den Semsterferien reisen.
Aber was kann mir einer für einen Rat geben, wenn ich das ALLES einfach nicht möchte und meinen eigenen Weg hinsichtlich des motivierten Lernens gehen will?
Ich bin 19, hatte noch nie in meinem gesamten Leben eine Freundin (möchte ich auch nicht *mehr*, da ich wohl einfach äußerlich und persönlich nicht dafür gemacht bin - habe ich eingesehen, auf Partys bin ich zu Schulzeiten nie gegangen. Ich hatte immer mein Kreis mit 3-5 ,,Freunden".
Alkohol habe ich nie in meinem Leben arg getrunken, höchstens mal ein Wein zur Pasta.
Ich kann das alles einfach nicht. Ich bin nicht dafür gemacht. Wenn ihr auf einer Party wärt, bin ich der Außenseiter am Raumende, der nicht mal tanzen kann und wie eine Kerze stehen würde.
Also mir ging es eigentlich nur darum, dass ich jetzt etwas ,,demotiverter" bin - nach dieser Erkenntnis. Ihr seid auch alle viel erfahrener und wisst, dass es stimmt. Das eben viel Glück dazugehört und man trotz Fleiß, nicht die ,,krassen" Noten bekommen wird.
Im Ernst: Mach dich mal locker. Zerdenk nicht alles, das führt in den Abgrund.
Die Freiheiten des Studiums zu genießen heißt nicht zwangsläufig, jeden Tag zu saufen und zu feiern. War auch nicht meins. Aber dazu gehört zB auch, selbst über deinen Tag zu bestimmen: Ich bin häufig erst nachts in die Bib gegangen und hatte dort meine produktivsten Stunden - Etwas, was wohl bei schulischeren Studiengängen mit Bachelor nicht so möglich sein könnte. Auch die Freiheit, nicht in jede Vorlesung zu gehen, sondern den Stoff in einem Buch zu lesen.
Zu deiner Demotivation: Keiner hat gesagt, dass es reines Glück ist. Natürlich ist auch ein nicht unerheblicher Anteil des Examenserfolges Fleiß, bloß hast du keine völlige Kontrolle. Aber wann hast du das schon im Leben? Dir bleiben ergo zwei Optionen: Entweder du versuchst es und leistest den maximalen Beitrag zu dem von dir zu beeinflussenden Teil - oder du lässt es von Anfang an bleiben.
Hast du denn ein konkretes Berufsziel, dass entsprechende Noten voraussetzt? Entgegen des Eindrucks, den man hier gewinnen kann, ist ein auskömmliches Leben sicher auch ohne 2xVB möglich. Andernfalls kann dir das auch als Motivation dienen. Denke außerdem daran, dass du in jedem Fall einen Verbesserungsversuch hast und falls du durchfallen solltest, noch einen oder ggfs. zwei (Freischuss) weitere Versuche. Es haben vor dir schon andere geschafft.
Ich hatte schon immer Interesse und eine Affinität für betriebswirtschaftliche Theorie und daher strebe ich eine wirtschaftliche Richtung mit dem Jurastudium an (wirtschaftliche Rechtsgebiete). Um dort später gute Berufe zu erlangen, benötigt man Topnoten (min. 8p).
20.09.2022, 22:29
Solltest du kein Troll sein, kann ich den Post des Vorredners nur verstärken, nicht alles von Jura abhängig zu machen. Ich hatte ein super entspanntes Studium und das bedeutet nicht, dass man nur saufen muss. Ich hasse feiern im Sinne von Club und tanzen, habe aber einfach super viel mit Freunden im Park gelegen und gegrillt, mich so zum chillen getroffen, einen Moot Court gemacht (falls du juristisch etwas machen willst), eine neue Sportart im Unisport gelernt, bin auf Konzerte gegangen und habe nebenbei (juristisch) im Nebenjob gearbeitet. Meiner Ansicht nach kommt es total auf dein Umfeld an, wie du das "klassische" Studentenleben einschätzt. Ich verbinde damit jedenfalls nicht saufen und Party. Es gibt viel mehr als dieses Klischee (das bei einigen sicher auch zutrifft und das ist ja auch toll, wenn es ihnen Spaß macht) und auch du kannst da deine eigene Niesche finden. Aber eben nicht, wenn du dich von Anfang an in die Bibliothek verbarrikadierst.
Wie gesagt, ich hatte es bis zur Examensvorbereitung wirklich extrem entspannt, hab nahezu nie einen Vorlesungssaal von innen gesehen, vor den Klausuren mal 2-3 Wochen gelernt, fleißig meine Hausarbeiten geschrieben und Praktika gemacht und ansonsten gechillt. Mit einer intensiven einjährigen Examensvorbereitung habe ich es trotzdem auf ein zweistelliges Ergebnis geschafft.
Und noch etwas, selbst wenn du es - wie es mir vorkommt - nur aus der Karriereperspektive betrachten willst: Im Vorstellungsgespräch - insbesondere außerhalb der Großkanzleien, von denen du jetzt noch gar nicht wissen kannst, ob sie dir gefallen - kommt es ganz entscheidend auch auf deinen Charakter an. Gerade in hochspezialisierten Kanzleien, die sich ihre Bewerber mehr oder weniger aussuchen können, kommt es auch darauf an, dass du auch mal ein spannendes Gespräch führen kannst. Ganz davon zu schweigen, dass die Mandantenbindung auch durch Small Talk auf einer Messe oder einem Abendessen nach einem erfolgreichen Deal passiert. Da kommt es neben juristischem Können eben auch auf Soft Skills an, die du dir jetzt im Studium antrainieren kannst und solltest.
Komm erst mal an der Uni an und finde deinen eigenen Weg, anstatt jetzt schon 80h Wochen in der Bibliothek zu planen!
Wie gesagt, ich hatte es bis zur Examensvorbereitung wirklich extrem entspannt, hab nahezu nie einen Vorlesungssaal von innen gesehen, vor den Klausuren mal 2-3 Wochen gelernt, fleißig meine Hausarbeiten geschrieben und Praktika gemacht und ansonsten gechillt. Mit einer intensiven einjährigen Examensvorbereitung habe ich es trotzdem auf ein zweistelliges Ergebnis geschafft.
Und noch etwas, selbst wenn du es - wie es mir vorkommt - nur aus der Karriereperspektive betrachten willst: Im Vorstellungsgespräch - insbesondere außerhalb der Großkanzleien, von denen du jetzt noch gar nicht wissen kannst, ob sie dir gefallen - kommt es ganz entscheidend auch auf deinen Charakter an. Gerade in hochspezialisierten Kanzleien, die sich ihre Bewerber mehr oder weniger aussuchen können, kommt es auch darauf an, dass du auch mal ein spannendes Gespräch führen kannst. Ganz davon zu schweigen, dass die Mandantenbindung auch durch Small Talk auf einer Messe oder einem Abendessen nach einem erfolgreichen Deal passiert. Da kommt es neben juristischem Können eben auch auf Soft Skills an, die du dir jetzt im Studium antrainieren kannst und solltest.
Komm erst mal an der Uni an und finde deinen eigenen Weg, anstatt jetzt schon 80h Wochen in der Bibliothek zu planen!