05.06.2022, 13:24
Hallo zusammen,
ich habe in Hessen studiert und mein Referendariat auch hier gemacht und vor kurzem beendet. Ich würde mich gerne hier als Richter am Verwaltungsgericht bewerben, dies eigentlich auch zusätzlich in Rlp. Allerdings habe ich etwas Bedenken aufgrund des anderen Landesrechts. Man hat sicherlich erst einmal genug Stress, sich in den Richterberuf an sich einzuarbeiten, da muss nicht noch eine komplette Überforderung durch neues Landesrecht sein. Gibt es hier Leute, die beurteilen können ob die Einarbeitung in das Landesrecht Rlp große Schwierigkeiten bereitet? Gibt es extreme Unterschiede zu Hessen?
Vielen Dank schon mal und liebe Grüße
ich habe in Hessen studiert und mein Referendariat auch hier gemacht und vor kurzem beendet. Ich würde mich gerne hier als Richter am Verwaltungsgericht bewerben, dies eigentlich auch zusätzlich in Rlp. Allerdings habe ich etwas Bedenken aufgrund des anderen Landesrechts. Man hat sicherlich erst einmal genug Stress, sich in den Richterberuf an sich einzuarbeiten, da muss nicht noch eine komplette Überforderung durch neues Landesrecht sein. Gibt es hier Leute, die beurteilen können ob die Einarbeitung in das Landesrecht Rlp große Schwierigkeiten bereitet? Gibt es extreme Unterschiede zu Hessen?
Vielen Dank schon mal und liebe Grüße

05.06.2022, 17:19
Leichter ist es sicherlich wenn man das Landesrecht kennt. Gerade da es für RLP wenig brauchbare Literatur dahingehend gibt. Es gibt schon einige Unterschiede, in RLP gibt es etwa keine Regierungsbezirke, auch nicht die klassischen Widerspruchsbehörden sondern Rechtsausschüsse, die das idR übernehmen.
Aber: Letztlich hast du auch mit vielen Spezialmaterien zu tun, die man auch im Studium noch nicht oder nur sehr grob gesehen hat. Im Übrigen ist es aber auch so, das du dich als Richter total häufig in unbekannte Gebiete einarbeiten musst. Viele wechseln ja umgedreht fürs Ref z.B. auch von RLP nach Hessen und müssen sich auch das hessische Landesrecht ranschaffen. Machbar ist das deshalb sicher, es kostet halt Aufwand und man wird dich fragen warum du jetzt nach RLP willst, besonders warum Verwaltungsgerichtsbarkeit in einem anderen Bundesland.
Viel schwieriger dürfte es sich gestalten, dass in RLP zurzeit kaum Stellen in der Verwaltungsgerichtsbarkeit vorhanden sind, die Verwaltungsgerichte sind personell recht voll. Aus eigener Erfahrung: Stand April/ Mai gab es nur eine Proberichterstelle und die dürfte zwischenzeitlich vermutlich vergeben sein. Generell sollte es meiner Erfahrung nach und dem was man so hört, für die Verwaltungsgerichtsbarkeit auch eher zweistellig in beiden Examen sein. Mein 1. war deutlich zweistellig, das 1. ist knapp an den 10 Punkten gescheitert und für mich hat es nicht gereicht, in bin jetzt stattdessen in der ordentlichen, was für mich aber auch klar geht.
Versuchen kannst du es aber trotzdem, die Lage kann sich ja recht schnell ändern :)
Aber: Letztlich hast du auch mit vielen Spezialmaterien zu tun, die man auch im Studium noch nicht oder nur sehr grob gesehen hat. Im Übrigen ist es aber auch so, das du dich als Richter total häufig in unbekannte Gebiete einarbeiten musst. Viele wechseln ja umgedreht fürs Ref z.B. auch von RLP nach Hessen und müssen sich auch das hessische Landesrecht ranschaffen. Machbar ist das deshalb sicher, es kostet halt Aufwand und man wird dich fragen warum du jetzt nach RLP willst, besonders warum Verwaltungsgerichtsbarkeit in einem anderen Bundesland.
Viel schwieriger dürfte es sich gestalten, dass in RLP zurzeit kaum Stellen in der Verwaltungsgerichtsbarkeit vorhanden sind, die Verwaltungsgerichte sind personell recht voll. Aus eigener Erfahrung: Stand April/ Mai gab es nur eine Proberichterstelle und die dürfte zwischenzeitlich vermutlich vergeben sein. Generell sollte es meiner Erfahrung nach und dem was man so hört, für die Verwaltungsgerichtsbarkeit auch eher zweistellig in beiden Examen sein. Mein 1. war deutlich zweistellig, das 1. ist knapp an den 10 Punkten gescheitert und für mich hat es nicht gereicht, in bin jetzt stattdessen in der ordentlichen, was für mich aber auch klar geht.
Versuchen kannst du es aber trotzdem, die Lage kann sich ja recht schnell ändern :)
05.06.2022, 17:19
Du traust dir einen anspruchsvollen Richterberuf zu, dann wirst du das mit dem Landesrecht auch noch schaffen.
05.06.2022, 22:35
Das dürfte machbar sein, wenn du dir einen Überblick über die Unterschiede verschaffst.
Ich habe zum Ref das Bundesland gewechselt, aber da brauchte man das Landesrecht ja auch nicht mehr so vertieft. Trotzdem habe ich mir das Landesrecht im neuen Bundesland angeschaut. Widerspruchsmöglichkeit ist eine häufige Abweichung und die §§ sind andere. Inhaltlich ähnelt sich das Landesrecht in der Regel.
Ich arbeite in Hamburg und als Stadtstaat mit drei umgebenden bzw. fast umgebenden Bundesländern habe ich in meiner beruflichen Tätigkeit ständig mit abweichenden Regelungen und Behörden zu tun, sobald in irgendeiner Weise der Staat involviert ist. Man gewöhnt sich dran.
Da du nur ein Landesrecht brauchen wirst, wirst du schnell wieder perfekt drin sein.
Ich habe zum Ref das Bundesland gewechselt, aber da brauchte man das Landesrecht ja auch nicht mehr so vertieft. Trotzdem habe ich mir das Landesrecht im neuen Bundesland angeschaut. Widerspruchsmöglichkeit ist eine häufige Abweichung und die §§ sind andere. Inhaltlich ähnelt sich das Landesrecht in der Regel.
Ich arbeite in Hamburg und als Stadtstaat mit drei umgebenden bzw. fast umgebenden Bundesländern habe ich in meiner beruflichen Tätigkeit ständig mit abweichenden Regelungen und Behörden zu tun, sobald in irgendeiner Weise der Staat involviert ist. Man gewöhnt sich dran.
Da du nur ein Landesrecht brauchen wirst, wirst du schnell wieder perfekt drin sein.
05.06.2022, 22:58
Vielen Dank für die hilfreichen Antworten!
Ich werde mich dann wohl mal bewerben und schauen, was bei rum kommt. Der erste Beitrag klang ja tatsächlich eher etwas niederschmetternd. Ordentliche schließe ich nicht ganz aus, wäre aber nicht unbedingt mein absoluter Wunsch
Bin eher so der ÖRechtler. Ansonsten werde ich mich auch mal in einschlägigen Behörden umhören, ob es da ansprechende Stellen im öffentlichen Recht gibt. Puh, da dachte man mit dem Examen hätte man das nervenaufreibendste hinter sich und dann kommt die Jobsuche
Ich werde mich dann wohl mal bewerben und schauen, was bei rum kommt. Der erste Beitrag klang ja tatsächlich eher etwas niederschmetternd. Ordentliche schließe ich nicht ganz aus, wäre aber nicht unbedingt mein absoluter Wunsch


05.06.2022, 23:13
...Sozialgericht = besonderes Verwaltungsgericht.
Gerade Hessen sucht hier dringlich!
Wegen gutem Mentoringkonzept ist kein sozialrechtliches Vorwussen nötig, sondern "nur" Interesse, insbesondere an medizinischen Fragestellungen.
Gerade Hessen sucht hier dringlich!
Wegen gutem Mentoringkonzept ist kein sozialrechtliches Vorwussen nötig, sondern "nur" Interesse, insbesondere an medizinischen Fragestellungen.
05.06.2022, 23:46
(05.06.2022, 23:13)RSG schrieb: ...Sozialgericht = besonderes Verwaltungsgericht.
Gerade Hessen sucht hier dringlich!
Wegen gutem Mentoringkonzept ist kein sozialrechtliches Vorwussen nötig, sondern "nur" Interesse, insbesondere an medizinischen Fragestellungen.
Weißt du wie die Notenanforderungen beim Sozialgericht in Hessen sind?
06.06.2022, 08:03
VG sieht auch in Hessen nicht gut aus, es sei denn, du willst nach Gießen oder Kassel.
Das Landesrecht an sich wird aber nicht das Problem sein. Ich habe im Ref auch das Bundesland gewechselt und die landesrechtlichen Unterschiede hat man schnell drauf.
Und wie hier ja schon geschrieben wurde, wird man als Richter ohnehin oft unbekannte Rechtsgebiete bekommen. In meiner Station am VG im Ref war ich in einer Kammer, die nur Sachen hatte, die nichts mit dem Standard ÖRecht aus dem Examen zu tun hatte.
Das Landesrecht an sich wird aber nicht das Problem sein. Ich habe im Ref auch das Bundesland gewechselt und die landesrechtlichen Unterschiede hat man schnell drauf.
Und wie hier ja schon geschrieben wurde, wird man als Richter ohnehin oft unbekannte Rechtsgebiete bekommen. In meiner Station am VG im Ref war ich in einer Kammer, die nur Sachen hatte, die nichts mit dem Standard ÖRecht aus dem Examen zu tun hatte.
06.06.2022, 08:06
(05.06.2022, 23:46)Gast schrieb:(05.06.2022, 23:13)RSG schrieb: ...Sozialgericht = besonderes Verwaltungsgericht.
Gerade Hessen sucht hier dringlich!
Wegen gutem Mentoringkonzept ist kein sozialrechtliches Vorwussen nötig, sondern "nur" Interesse, insbesondere an medizinischen Fragestellungen.
Weißt du wie die Notenanforderungen beim Sozialgericht in Hessen sind?
16 in der Summe (<- nicht verhandelbar). Grundsätzlich 8 im 2. StEx. Bei irgendwelchen Vorqualifikationen, die die Einarbeitung erleichtern, 7,5 im 2. StEx.
06.06.2022, 08:32
(05.06.2022, 23:46)Gast schrieb:(05.06.2022, 23:13)RSG schrieb: ...Sozialgericht = besonderes Verwaltungsgericht.
Gerade Hessen sucht hier dringlich!
Wegen gutem Mentoringkonzept ist kein sozialrechtliches Vorwussen nötig, sondern "nur" Interesse, insbesondere an medizinischen Fragestellungen.
Weißt du wie die Notenanforderungen beim Sozialgericht in Hessen sind?
Ergänzung:
...einfach die Personalreferentin beim LSG Darmstadt anrufen. Das ist alles sehr familiär, da kann man einfach offen nachfragen, "ob es reicht".