09.04.2022, 00:32
(08.04.2022, 19:41)Nachmeldefrist schrieb: Ich habe auch einen Direkteinstieg in der Versicherungsbranche (Bereich Risikoberatung) gemacht.
Hat sich ergeben, weil ich schon vorher Berührungspunkte zum Versicherungsrecht hatte (Werkstudentin und Stationen in versicherungsrechtlich spezialisierten Kanzleien).
Eingestiegen bin ich von 8 Jahren mit knapp 50k auf einer Junior-Position. Meine Examina waren eher schwach (1. Stex. "befriedigend" aber nur inkl. SPB, 2. Stex. "ausreichend" mit 6,x). Habe berufsbegleitend noch einen LL.M gemacht (Kosten 10.000 EUR, finanziert durch AG) und verdiene jetzt 6-stellig ihnen Personalverantwortung.
Ein Secondment (UK, USA) ist grds. auch möglich. Sonstige Benefits waren aus meiner Sicht Homeoffice, Gleitzeitkonto, Betriebs-Kita.
Long story short: Ich hätte damals für ein minimal höheres Gehalt aber deutlich mehr Stunden auch in einer Kanzlei starten können und bin froh, mich für das Unternehmen entschieden zu haben.
Leider ist mein AG echt schlecht darin, juristischen Nachwuchs zu rekrutieren. Entweder werden Stellen gar nicht ausgeschrieben oder lesen sich so abgehoben, dass sich niemand ohne Vorkenntnisse bewerben würde.
Ich rücke jetzt demnächst selbst in meine erste Stelle mit Personalverantwortung auf. Ich bin offen für Bewerber mit schwächeren Examina (been there, done that) oder auch "nur" einem Examen aber dem Willen zur Spezialisierung.
Klingt sehr interessant, was macht man denn als Jurist schwerpunktmäßig im Bereich Risikoberatung bei einer Versicherung?
09.04.2022, 00:36
(08.04.2022, 21:49)Gast schrieb:(08.04.2022, 20:49)Gast schrieb: Im Vergleich zum ÖD schon bitter…
Erheblich höhere Anforderungen und dafür perspektivisch so viel weniger Geld…
Dafür kriegt man das Geld - anders als im ÖD - nur wenn man gute Arbeit leistet. Leistungsprinzip statt Sicherheit. Und weil es immer Leute gibt die die Sicherheit bevorzugen braucht der ÖD nicht mehr zu zahlen.
Das ist Unsinn. In der freien Wirtschaft hängt der Erfolg auch nur bedingt von Leistung ab. Auch da ist Vitamin B und zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein deutlich entscheidender. Abgesehen davon, dass die gute Leistung oft, und besonders bei Juristen, schlecht nachprüfbar ist. Ich frage mich immer wieder, wie man so überheblich sein kann, die freie Wirtschaft für so viel anspruchsvoller und besser zu halten. Wenn das KSchG greift, dann hat man auch in der Wirtschaft sehr guten Kündigungsschutz (auch wenn natürlich trotzdem Kündigungen möglich sind. Schlecht ist es natürlich im Insolvenzfall, wobei der ja eigentlich nie eintreten dürfte, wo doch nur fähige Leistungsträger dort arbeiten (Achtung, Ironie).
I.Ü. kann ein Wechsel in denÖD auch schlicht aus Überzeugung erfolgen. Ich habe selbst einige Jahre in einem Versicherungskonzern gearbeitet, eine Brache, die ich immer peinlich fand. Mein sehr kompetenter Chef hatte dort übrigens bei der nächsten Beförderung das Nachsehen gegenüber einem, der fachlich und menschlich deutlich weniger angesehen war, aber mit einem der Entscheider schon mal zusammen gearbeitet hatte.Da hab ich mich dann lieber zu etwas Sinnvollem entschlossen.
09.04.2022, 07:43
(09.04.2022, 00:36)Gast schrieb:(08.04.2022, 21:49)Gast schrieb:(08.04.2022, 20:49)Gast schrieb: Im Vergleich zum ÖD schon bitter…
Erheblich höhere Anforderungen und dafür perspektivisch so viel weniger Geld…
Dafür kriegt man das Geld - anders als im ÖD - nur wenn man gute Arbeit leistet. Leistungsprinzip statt Sicherheit. Und weil es immer Leute gibt die die Sicherheit bevorzugen braucht der ÖD nicht mehr zu zahlen.
Das ist Unsinn. In der freien Wirtschaft hängt der Erfolg auch nur bedingt von Leistung ab. Auch da ist Vitamin B und zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein deutlich entscheidender. Abgesehen davon, dass die gute Leistung oft, und besonders bei Juristen, schlecht nachprüfbar ist. Ich frage mich immer wieder, wie man so überheblich sein kann, die freie Wirtschaft für so viel anspruchsvoller und besser zu halten. Wenn das KSchG greift, dann hat man auch in der Wirtschaft sehr guten Kündigungsschutz (auch wenn natürlich trotzdem Kündigungen möglich sind. Schlecht ist es natürlich im Insolvenzfall, wobei der ja eigentlich nie eintreten dürfte, wo doch nur fähige Leistungsträger dort arbeiten (Achtung, Ironie).
I.Ü. kann ein Wechsel in denÖD auch schlicht aus Überzeugung erfolgen. Ich habe selbst einige Jahre in einem Versicherungskonzern gearbeitet, eine Brache, die ich immer peinlich fand. Mein sehr kompetenter Chef hatte dort übrigens bei der nächsten Beförderung das Nachsehen gegenüber einem, der fachlich und menschlich deutlich weniger angesehen war, aber mit einem der Entscheider schon mal zusammen gearbeitet hatte.Da hab ich mich dann lieber zu etwas Sinnvollem entschlossen.
Und deine jetzige Tätigkeit empfindest du als sinnvoller? Bei welcher Behörde bist du denn?
09.04.2022, 11:06
(21.03.2022, 13:32)Gast schrieb:(21.03.2022, 13:08)Gast Gast schrieb:(21.03.2022, 12:54)Tiger schrieb: An die Unternehmensjuristen hier: Was hat euch denn bewogen, ins Unternehmen zu gehen? Überlege gerade zwischen Verwaltung und Unternehmen... Arbeitszeiten und Gehalt sollten ja vergleichbar sein.
Naja, sagen wir es so, der Anfang ist gleich aber danach ist der Spread größer:
Verwaltung: Du weißt was du hast, bleiben wirst aber auch bleiben kannst. Natürlich kann mal die Entwicklung von A13 auf irgendwann A15 kommen, aber die paar hundert Euro netto Differenz sind halt auch nicht die Welt.
Unternehmen: Die Entwicklungsmöglichkeiten sing größer, man kann auch mal das Unternehmen wechseln und 10.000 mehr Gehalt bekommen. Gleichzeitig kann es aber auch sein, dass man mit Anfang 50 auf einmal in der Re-Orga eines Unternehmens steckt und nicht mehr gebraucht wird.
Hast du zur Re-Orga eine Anekdote aus dem persönlichen Umfeld? Klingt so. Wäre interessiert daran.
Hier eine Anekdote aus meiner Bude (internationaler Konzern): Das globale Management entscheidet, dass die regionalen Leitungsstrukturen (Europa, Zentralasien, Nordamerika usw.) nicht mehr gebraucht werden und die nationalen Rechtsabteilungen direkt dem Global General Counsel unterstellt werden. Hintergrund: Die Regionalleitungen galten als Bremsklötze bei globalen Entscheidungen und sollten daher platt gemacht werden. Führte dann dazu, dass auf einmal ein Wasserkopf an internationalen Juristen bestand, die nur hoffen konnten, entweder auf die globale Ebene hochgezogen zu werden (die anfallende Arbeit muss ja weiter gemacht werden) oder auf die nationale Ebene downgraden mussten.
Prima Gelegenheit, um unliebsame Mitarbeiter intern kaltzustellen oder rauszuwerfen.
Hat bei uns die nationale Ebene nicht betroffen, wäre aber genauso denkbar. Das deutsche Arbeitsrecht ist hinsichtlich der Rausschmissmöglichkeiten etwas hinderlich. Die Leiter der jeweiligen Rechtsgebiete (Schaden, Vertrag, HR, Compliance+Datenschutz) sind bei uns keine leitenden Angestellten i.S.d. Kündigungsschutzgesetzes. Meistens wählen aber kaltgestellte Mitarbeiter freiwillig den Exit.
09.04.2022, 13:13
(09.04.2022, 00:36)Gast schrieb:(08.04.2022, 21:49)Gast schrieb:(08.04.2022, 20:49)Gast schrieb: Im Vergleich zum ÖD schon bitter…
Erheblich höhere Anforderungen und dafür perspektivisch so viel weniger Geld…
Dafür kriegt man das Geld - anders als im ÖD - nur wenn man gute Arbeit leistet. Leistungsprinzip statt Sicherheit. Und weil es immer Leute gibt die die Sicherheit bevorzugen braucht der ÖD nicht mehr zu zahlen.
Das ist Unsinn. In der freien Wirtschaft hängt der Erfolg auch nur bedingt von Leistung ab. Auch da ist Vitamin B und zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein deutlich entscheidender. Abgesehen davon, dass die gute Leistung oft, und besonders bei Juristen, schlecht nachprüfbar ist. [...]
I.Ü. kann ein Wechsel in denÖD auch schlicht aus Überzeugung erfolgen. Ich habe selbst einige Jahre in einem Versicherungskonzern gearbeitet, eine Brache, die ich immer peinlich fand. Mein sehr kompetenter Chef hatte dort übrigens bei der nächsten Beförderung das Nachsehen gegenüber einem, der fachlich und menschlich deutlich weniger angesehen war, aber mit einem der Entscheider schon mal zusammen gearbeitet hatte.Da hab ich mich dann lieber zu etwas Sinnvollem entschlossen.
Ich glaube, das Missverständnis liegt hier ein wenig in der Definition "guter Leistung" als Voraussetzung beruflichen Fortkommens. Ich bin ganz bei Dir, dass fachliche Kompetenz da absolut nicht das allein entscheidende Kriterium ist. Es geht vielmehr auch um interne Sichtbarkeit (Selbstmarketing - nicht nur fleißig sein, sondern Ergebnisse auch platzieren!), das Netzwerk (die richtigen Fürsprecher finden, die deinen Namen dann bei Gelegenheit ins Spiel bringen. Ich habe mich für ein konzerninternes Frauen-Mentoring-Programm gemeldet und hier einiges mitgenommen) und Initiative/Einsatz (sich proaktiv für exponierte Aufgaben und Projekte melden). Das gilt analog wohl für viele Corporate-Jobs egal ob ich nun im Controlling, Vertrieb, IT oder Legal eines Konzerns tätig bin.
Das fällt einem leider auch nicht in den Schoß, sondern ist auch "Arbeit", die eine strategische Auseinandersetzung mit den eigenen Karrierezielen und Stärken voraussetzt. Ich bin auch eigentlich eher so ein introvertierter Typ "fleißiges Lieschen", der durch Verlässlichkeit und fachliche Qualität auffallen will. Mir war immer wichtig, authentisch zu bleiben. Letztlich hat das für mich dennoch zu einer nachhaltigen Karriereperspektive geführt und ich nehme mich da auch nicht unbedingt als Einzelfall wahr.
Ich finde total okay, wenn man nicht jedes Jahr um eine Gehaltserhöhung betteln will. Das ist aus meiner Sicht ein riesen Vorteil am öffentlichen Dienst, um den ich meine KollegInnen dort gerade ein den ersten Berufsjahren echt beneidet habe.
Andere Branchen per se als "peinlich" zu bezeichnen oder pauschale Kategorisierung "sinnvoller" oder weniger sinnvoller Jobs sind aus meiner Sicht übrigens schlechter Stil.
31.05.2022, 11:30
Ich bin seit Ende letzten Jahres in einer Mk im Bereich Gesellschaftsrecht/Restrukturierung tätig.
Leider sind in meiner gewünschten Region (Niederrhein) nicht so viele passende, bis keine Stellen ausgeschrieben. Macht es wohl Sinn, sich bei Unternehmen initiativ zu bewerben? Zumindest bei den größeren?
Lieben Dank!
Leider sind in meiner gewünschten Region (Niederrhein) nicht so viele passende, bis keine Stellen ausgeschrieben. Macht es wohl Sinn, sich bei Unternehmen initiativ zu bewerben? Zumindest bei den größeren?
Lieben Dank!
31.05.2022, 17:58
Ich habe direkt nach dem Ref in der Rechtsabteilung eines Versicherungsunternehmens angefangen. Es besteht also schon die Möglichkeit als Anfänger in einem Unternehmen zu beginnen.
19.07.2023, 23:39
(20.03.2022, 22:03)Freidenkender schrieb:(20.03.2022, 19:44)Gast schrieb:(20.03.2022, 18:57)Die Freidenkender schrieb:
kommt halt immer darauf an, was du in einem Unternehmen machen möchtest. Arbeite bei einer größeren Versicherung und ich kenne sehr viele Juristen die hier direkt nach dem Examen angefangen haben. Auch im Bereich Legal und Compliance hat mal als Frischling Chancen. In einem Unternehmen zählen häufig auch noch andere Faktoren als nur die Noten und das finde ich sehr positiv.
Darf ich nach Arbeitszeiten und Verdienst fragen? :)
Vergütung läuft nach dem Tarifvertrag. Kommt also darauf an, wo Du bei uns anfängst. Schadensachbearbeitung ist sicher am schlechtesten bezahlt. Da fängst Du in Tarifgruppe V an. Dann geht es nach Berufsjahren, bei uns zählt man ab dem 18. Lebensjahr aufwärts, so dass Du bei uns da auf etwa 49.000 Euro kommst (bei Lebensalter angenommen 28). Dazu kommt dann noch ein Bonussystem mit dem Du im Regelfall noch mal ein Monatsgehalt zusätzlich bekommst. Wenn Du z.B. bei mir in HR anfangen würdest wäre es Tarifgruppe VII und du bist ohne Bonus schon bei 55.000 Euro. Rechtsabteilung Anfangsgehalt eher so Richtung 62.000 Euro plus Bonus. Bei mir in HR und der Rechtsabteilung gibt es gute Aussichten nach 2-3 Jahren auch schon übertariflich vergütet zu werden und das geht dann bei 70.000 plus Bonus los. Das ganze bei 38 Stunden Woche, Gleitzeit, Mehrarbeitsstunden, wenn du sie nicht abgleiten kannst, werden mit Zuschlag vergütet. Weitere Sozialleistungen wie Altersversorgung, vergünstigte Produkte, 30 Tage Urlaub zusätzlich Heiligabend und Silvester frei.... noch dazu. Ich habe es damals nicht bereut aus der Anwaltschaft ins Unternehmen zu wechseln. Und was ich da schreibe, ist in vielen Unternehmen so. Wir sind da nichts besonders toll. Kenne es von Kollegen sehr ähnlich. Was mich damals gereizt hat, waren die Weiterentwicklungsmöglichkeiten und die verbesserte Work-Life-Balanc
In welchem Rechtsgebiet hast du in der GK angefangen und bist dann gewechselt?
23.07.2023, 19:45
keine GK. Hatte kein gutes Examen und habe in einer seeehr kleinen Kanzlei angefangen, die aber nur Arbeitsrecht gemacht hat. Waren nur 2 Anwälte und haben viele Mandate über die Gewerkschaft bekommen. Dann nach 2 Jahren im Unternehmen angefangen. Mitarbeiter im Grundsatzteam für Arbeitsrecht und Personalpolitik. In vielen Projekten gearbeitet und heute leite ich diese Einheit. 7 Juristen und 7 BWLer. Habe es nie bereut
Für den Einstieg im Unternehmen muss es nicht GK sein...
Für den Einstieg im Unternehmen muss es nicht GK sein...
05.09.2023, 21:22
(09.04.2022, 00:32)Gast schrieb:(08.04.2022, 19:41)Nachmeldefrist schrieb: Ich habe auch einen Direkteinstieg in der Versicherungsbranche (Bereich Risikoberatung) gemacht.
Hat sich ergeben, weil ich schon vorher Berührungspunkte zum Versicherungsrecht hatte (Werkstudentin und Stationen in versicherungsrechtlich spezialisierten Kanzleien).
Eingestiegen bin ich von 8 Jahren mit knapp 50k auf einer Junior-Position. Meine Examina waren eher schwach (1. Stex. "befriedigend" aber nur inkl. SPB, 2. Stex. "ausreichend" mit 6,x). Habe berufsbegleitend noch einen LL.M gemacht (Kosten 10.000 EUR, finanziert durch AG) und verdiene jetzt 6-stellig ihnen Personalverantwortung.
Ein Secondment (UK, USA) ist grds. auch möglich. Sonstige Benefits waren aus meiner Sicht Homeoffice, Gleitzeitkonto, Betriebs-Kita.
Long story short: Ich hätte damals für ein minimal höheres Gehalt aber deutlich mehr Stunden auch in einer Kanzlei starten können und bin froh, mich für das Unternehmen entschieden zu haben.
Leider ist mein AG echt schlecht darin, juristischen Nachwuchs zu rekrutieren. Entweder werden Stellen gar nicht ausgeschrieben oder lesen sich so abgehoben, dass sich niemand ohne Vorkenntnisse bewerben würde.
Ich rücke jetzt demnächst selbst in meine erste Stelle mit Personalverantwortung auf. Ich bin offen für Bewerber mit schwächeren Examina (been there, done that) oder auch "nur" einem Examen aber dem Willen zur Spezialisierung.
Klingt sehr interessant, was macht man denn als Jurist schwerpunktmäßig im Bereich Risikoberatung bei einer Versicherung?
Würde mich auch mal interessieren, klingt auf jeden Fall interessant.