15.07.2021, 09:33
Guten Morgen, ich stehe vor dem Berufseinstieg in der Großkanzlei und traue den Kanzleien bzgl. Eigenaussagen zu Arbeitszeiten und Work-Life-Balance nur begrenzt über den Weg. Als einen Indikator hab ich mir daher einmal die Zahlen zu Umsätzen pro Berufsträger UBT der Kanzleien herausgesucht, die in Frage kämen. Dabei ist mir aufgefallen, dass selbst bei Kanzleien, die ich als ähnlich eingestuft hätte, sich der UBT teilweise erheblich (hunderttausende Euro) unterscheidet. Zunächst dachte ich, dass ein deutlich geringerer UBT tendenziell für eine bessere Work-Life-Balance sprechen dürfte, habe dann aber festgestellt, dass die Associates dieser Kanzleien in der Azur keine geringeren Wochenstunden angeben, sondern sogar die hohe Arbeitsbelastung kritisieren. Wie kann das sein? Arbeiten in diesen Kanzleien vor allem die Associates viel, während die Partner eher wenig Eigenumsatz generieren? Oder arbeiten einige Bereiche am Anschlag, andere haben nichts zu tun? Oder sind die Stundensätze in diesen Kanzleien einfach viel niedriger? Und ist der UBT daher als Indikator eher ungeeignet, da er von vielen Faktoren beeinflusst wird und eben nur ein Durchschnitt ist statt etwas über einzelne Bereiche, Standorte, Teams auszusagen?
15.07.2021, 09:38
Also vielleicht vorab zu Azur: Die Infos dort taugen aus meiner Sicht nur für die Gehälter, die weit überwiegend akkurat sind. Alles andere ist Käse. Die Stundenanzahl ist ein Witz (alle um die 55 rum, US-Kanzlei wie Gibson Dunn weniger als Taylor Wessing etc), „Lob/Schelte der Associates“ random herausgegriffenes Zeug.
UBT mag da eher ein Indiz für die Arbeitsbelastung sein. Allerdings kann man daraus auch nicht 1:1 die Stunden zurückrechnen, da bspw Kanzleien wie CMS und TW (geschweige denn kleinere Kanzleien) im Schnitt geringere Stundensätze haben als Magic Circle und US. Wenn die einen also 280 € pro Stunde abrechnen, die anderen 380 €, dann summiert sich das selbst bei identischer Stundenanzahl am Ende doch in einer deutlichen Differenz.
UBT mag da eher ein Indiz für die Arbeitsbelastung sein. Allerdings kann man daraus auch nicht 1:1 die Stunden zurückrechnen, da bspw Kanzleien wie CMS und TW (geschweige denn kleinere Kanzleien) im Schnitt geringere Stundensätze haben als Magic Circle und US. Wenn die einen also 280 € pro Stunde abrechnen, die anderen 380 €, dann summiert sich das selbst bei identischer Stundenanzahl am Ende doch in einer deutlichen Differenz.
15.07.2021, 09:58
Wie der Kollege schon meinte, es ist eine Kombi. Ein Millionen UBT kommt auch nicht von ungefähr aber ein niedriger UBT muss nicht zwingend heißen, dass dort wenig gearbeitet wird. Was du mittels UBT gut vergleichen kannst, sind Firmen mit ähnlichem Profil und Größe.
Wenn du aber den kleinen Frankfurter Ableger einer US-GK nimmst, die fast nur Transactions machen, haben die andere Stundensätze im Schnitt als eine deutsche Full Service Einheit. Daneben müsstest du dir auch die Leverage anschauen, wie sah das Wachstum der letzten Jahre aus? Wenn eine Kanzlei im letzten Jahr viel eingestellt hat, geht der UBT erstmal runter, weil ein 1st year fast immer unter dem Durchschnitt liegt. Wenn hingegen mal zwei Jahre nur wenig eingestellt wurde, geht der UBT hoch, weil die ganzen Seniors am Anschlag kloppen und natürlich viele Stunden zu guten Sätzen billen.
Aber es ist schon so, viel Gehalt und hoher UBT spricht auch für viel Arbeit. Die Arbeitszeiten in der Azur sind Unsinn. Da konnte ich auch immer angeben, was ich wollte und natürlich willst du deine eigene Bude nicht als krassen Sweat Shop darstellen, sonst kommt ja keiner mehr zu dir.
Wenn du aber den kleinen Frankfurter Ableger einer US-GK nimmst, die fast nur Transactions machen, haben die andere Stundensätze im Schnitt als eine deutsche Full Service Einheit. Daneben müsstest du dir auch die Leverage anschauen, wie sah das Wachstum der letzten Jahre aus? Wenn eine Kanzlei im letzten Jahr viel eingestellt hat, geht der UBT erstmal runter, weil ein 1st year fast immer unter dem Durchschnitt liegt. Wenn hingegen mal zwei Jahre nur wenig eingestellt wurde, geht der UBT hoch, weil die ganzen Seniors am Anschlag kloppen und natürlich viele Stunden zu guten Sätzen billen.
Aber es ist schon so, viel Gehalt und hoher UBT spricht auch für viel Arbeit. Die Arbeitszeiten in der Azur sind Unsinn. Da konnte ich auch immer angeben, was ich wollte und natürlich willst du deine eigene Bude nicht als krassen Sweat Shop darstellen, sonst kommt ja keiner mehr zu dir.
15.07.2021, 11:12
(15.07.2021, 09:58)Patenter Gast schrieb: Wie der Kollege schon meinte, es ist eine Kombi. Ein Millionen UBT kommt auch nicht von ungefähr aber ein niedriger UBT muss nicht zwingend heißen, dass dort wenig gearbeitet wird. Was du mittels UBT gut vergleichen kannst, sind Firmen mit ähnlichem Profil und Größe.
Wenn du aber den kleinen Frankfurter Ableger einer US-GK nimmst, die fast nur Transactions machen, haben die andere Stundensätze im Schnitt als eine deutsche Full Service Einheit. Daneben müsstest du dir auch die Leverage anschauen, wie sah das Wachstum der letzten Jahre aus? Wenn eine Kanzlei im letzten Jahr viel eingestellt hat, geht der UBT erstmal runter, weil ein 1st year fast immer unter dem Durchschnitt liegt. Wenn hingegen mal zwei Jahre nur wenig eingestellt wurde, geht der UBT hoch, weil die ganzen Seniors am Anschlag kloppen und natürlich viele Stunden zu guten Sätzen billen.
Aber es ist schon so, viel Gehalt und hoher UBT spricht auch für viel Arbeit. Die Arbeitszeiten in der Azur sind Unsinn. Da konnte ich auch immer angeben, was ich wollte und natürlich willst du deine eigene Bude nicht als krassen Sweat Shop darstellen, sonst kommt ja keiner mehr zu dir.
Kann man so sagen. Wobei das nicht nur Unsinn iat, weil Leute Unsinn angeben. Der Durchschnitt ist einfach sinnfrei, weil so Full Service Kanzleien immer weniger haben als Transaktionskanzleien, da Randgebiete den Schnitt der Wochenstunden senken.
15.07.2021, 11:13
(15.07.2021, 11:12)Gast schrieb:(15.07.2021, 09:58)Patenter Gast schrieb: Wie der Kollege schon meinte, es ist eine Kombi. Ein Millionen UBT kommt auch nicht von ungefähr aber ein niedriger UBT muss nicht zwingend heißen, dass dort wenig gearbeitet wird. Was du mittels UBT gut vergleichen kannst, sind Firmen mit ähnlichem Profil und Größe.
Wenn du aber den kleinen Frankfurter Ableger einer US-GK nimmst, die fast nur Transactions machen, haben die andere Stundensätze im Schnitt als eine deutsche Full Service Einheit. Daneben müsstest du dir auch die Leverage anschauen, wie sah das Wachstum der letzten Jahre aus? Wenn eine Kanzlei im letzten Jahr viel eingestellt hat, geht der UBT erstmal runter, weil ein 1st year fast immer unter dem Durchschnitt liegt. Wenn hingegen mal zwei Jahre nur wenig eingestellt wurde, geht der UBT hoch, weil die ganzen Seniors am Anschlag kloppen und natürlich viele Stunden zu guten Sätzen billen.
Aber es ist schon so, viel Gehalt und hoher UBT spricht auch für viel Arbeit. Die Arbeitszeiten in der Azur sind Unsinn. Da konnte ich auch immer angeben, was ich wollte und natürlich willst du deine eigene Bude nicht als krassen Sweat Shop darstellen, sonst kommt ja keiner mehr zu dir.
Kann man so sagen. Wobei das nicht nur Unsinn iat, weil Leute Unsinn angeben. Der Durchschnitt ist einfach sinnfrei, weil so Full Service Kanzleien immer weniger haben als Transaktionskanzleien, da Randgebiete den Schnitt der Wochenstunden senken.
Oder anders gesagt: 45h im Schnitt helfen dir nichts, wenn du im M&A anfängst.
15.07.2021, 11:25
UBT ist tatsächlich höchstens ein Indiz und bei großen Einheiten nicht wirklich hilfreich.
Beispiel aus meiner Kanzlei: Es gibt Bereiche, in denen wir TIER 1 sind und hier entsprechend bepreisen. Dagegen gibt es auch andere Bereiche, die 100 bis 120€ (Associate) weniger berechnen, aber im Grunde genommen die selbe Auslastung haben. Im Schnitt bildet sich dann ein UBT, der vielleicht niedriger ist bei manch anderer Kanzlei, aber maßgeblich (negativ) beeinflusst wird durch Bereiche, die quer subventioniert werden, damit man sich full service law firm nennen kann.
Beispiel aus meiner Kanzlei: Es gibt Bereiche, in denen wir TIER 1 sind und hier entsprechend bepreisen. Dagegen gibt es auch andere Bereiche, die 100 bis 120€ (Associate) weniger berechnen, aber im Grunde genommen die selbe Auslastung haben. Im Schnitt bildet sich dann ein UBT, der vielleicht niedriger ist bei manch anderer Kanzlei, aber maßgeblich (negativ) beeinflusst wird durch Bereiche, die quer subventioniert werden, damit man sich full service law firm nennen kann.