18.01.2021, 00:32
Liebe Alle,
nach absolvierter juristischer Ausbildung (2 x VB, ein Dr.) spiele ich mit dem Gedanken, (Anwalts-)Notar mit Schwerpunkt im Gesellschaftsrecht und Immobilienrecht in Berlin zu werden (Berlin deshalb, da persönlicher Bezug).
Ich weiß, dass man hierzu zunächst einige Jahre Berufserfahrung als RA sammeln muss und anschließend die notarielle Fachprüfung ablegen muss.
Hierzu habe ich folgende Fragen, über deren Beantwortung ich mich sehr freuen würde:
1. Habt ihr Erfahrungswerte hinsichtlich der Notenvoraussetzungen (Examina sowie not. Fachprüfung) für eine erfolgreiche Ernennung?
2. Kennt Ihr fachlich gute Notariate mit gesellschafts- und immobilienrechtlichem Schwerpunkt, wo man anheuern könnte, um für später einen Fuß in der Tür zu haben?
Liebsten Dank im Voraus!
nach absolvierter juristischer Ausbildung (2 x VB, ein Dr.) spiele ich mit dem Gedanken, (Anwalts-)Notar mit Schwerpunkt im Gesellschaftsrecht und Immobilienrecht in Berlin zu werden (Berlin deshalb, da persönlicher Bezug).
Ich weiß, dass man hierzu zunächst einige Jahre Berufserfahrung als RA sammeln muss und anschließend die notarielle Fachprüfung ablegen muss.
Hierzu habe ich folgende Fragen, über deren Beantwortung ich mich sehr freuen würde:
1. Habt ihr Erfahrungswerte hinsichtlich der Notenvoraussetzungen (Examina sowie not. Fachprüfung) für eine erfolgreiche Ernennung?
2. Kennt Ihr fachlich gute Notariate mit gesellschafts- und immobilienrechtlichem Schwerpunkt, wo man anheuern könnte, um für später einen Fuß in der Tür zu haben?
Liebsten Dank im Voraus!
18.01.2021, 00:59
In einer Grosskanzlei einsteigen -egal wo - mit der Ansage du willst dort Notar werden funktioniert nicht. Deren Business sind Transaktionen. Sofern die Notariat anbieten, ist das originäres Geschäft der Partner. Als Associate hast du damit in der Regel nichts zu schaffen. Um dich dort zum Notar zu machen musst du entweder Partner oder ofCounsel werden. Das kann bis zu 12 Jahre dauern, bist du da hinkommst.
Ein Versuch Wert ist jede Kleinkanzlei mit Notariat. Wenn du Glück hast kannst du dort neben der anwaltlichen Tätigkeit zunächst Notarvertretungen übernehmen. Mach dir aber wegen des Gehalts nicht all zu große Hoffnungen...
Selbständiger Einzelnotar mit Fokus nur auf Transaktionen kannst du Knicken. Zeigt einfach, dass du keine Ahnung hast vom Business: die Transaktionen werden von den Notariaten der Grosskanzleien oder renommierten nurnotariaten in Hh, muc oder DDorf abgewickelt. Lass dich nicht auslachen, aber in den Markt dringst du sicher nicht vor.
Wenn du von Anfang an nur im Notariat arbeiten willst, dann bewirb dich auf Assessorenstellen in anderen Bundesländern mit Nurnotariat.
Ansonsten: schaff erstmal was als Anwalt und mach das richtig.
Ein Versuch Wert ist jede Kleinkanzlei mit Notariat. Wenn du Glück hast kannst du dort neben der anwaltlichen Tätigkeit zunächst Notarvertretungen übernehmen. Mach dir aber wegen des Gehalts nicht all zu große Hoffnungen...
Selbständiger Einzelnotar mit Fokus nur auf Transaktionen kannst du Knicken. Zeigt einfach, dass du keine Ahnung hast vom Business: die Transaktionen werden von den Notariaten der Grosskanzleien oder renommierten nurnotariaten in Hh, muc oder DDorf abgewickelt. Lass dich nicht auslachen, aber in den Markt dringst du sicher nicht vor.
Wenn du von Anfang an nur im Notariat arbeiten willst, dann bewirb dich auf Assessorenstellen in anderen Bundesländern mit Nurnotariat.
Ansonsten: schaff erstmal was als Anwalt und mach das richtig.
18.01.2021, 01:05
Halte ich auch für überzogen dieses Profil gleich zu Beginn der beruflichen Laufbahn. Das klappt allenfalls im Nurnotariat, nicht im Anwaltsnotariat. Wüsste keine Kanzlei, die dich als Berufseinsteiger von Anfang an ausschließlich im Notariat beschäftigen könnte. Gks schon mal gar nicht.
Mein Tipp: Buckel erstmal als Anwalt und erarbeite dir eine Expertise in einem der Rechtsgebiete. Ansonsten schreib einfach ein paar FWW Kanzleien mit Notariat an und guck was die dir anzubieten haben.
Mein Tipp: Buckel erstmal als Anwalt und erarbeite dir eine Expertise in einem der Rechtsgebiete. Ansonsten schreib einfach ein paar FWW Kanzleien mit Notariat an und guck was die dir anzubieten haben.
18.01.2021, 01:12
Deine Idee ist schön und gut. Die wenigsten wissen zum Einstieg, was sie bis zur Rente machen wollen. Ich rate dir: mach einen Haken dran und arbeite erstmal als Anwalt. Nicht umsonst ist die bundesnotarordnung da so streng. In ein paar Jahren wird sich dann zeigen, wie’s für dich weitergeht. Die Stellenausschreibung „Suchen Berufseinsteiger, der morgen unser Notar ist“ gibts schlicht nicht.
18.01.2021, 01:32
Wie zweistellig sind deine Examina? Ganz ehrlich: bei entsprechenden Noten würde ich mich als Notarassessor im hauptberuflichen Notariat bewerben, vorzugsweise in BaWü oder im Rheinland.
18.01.2021, 03:07
Anwaltsnotar ist kein Track für Berufseinsteiger, sondern Berufserfahrene. Du bist gerade mal Einsteiger. Führ dir nochmal in aller Ruhe die Bundesnotarordnung zu Gemüte. Dann verstehst du, dass du redlicherweise frühestens erst in 5 Jahren darüber nachdenken kannst. Selbst wenn Kanzleien Vakanzen für Notare haben, etwa weil Berufsträger aus Altersgründen ausscheiden, könnten sie dich nicht von jetzt auf gleich mit dem notariellen Geschäft betrauen. Das ist was anderes als Ansprüche durchprüfen. Man kann mit Fug und Recht bezweifeln, dass du aus dem FF eine GmbH zum Handelsregister angemeldet bekommst, eine Belastungsvollmacht im Immobilienkaufvertrag formuliert bekommst oder einen Ausgliederungsvertrag über die Ausgliederung des Vermögens eines Einzelkaufmanns in eine GmbH & Co. KG abliefern kannst. Daher: Entspan dich. Such dir ein Rechtsgebiert, in dem du gerne anwaltlich arbeiten möchtest. Alles andere ergibt sich- oder nicht.
18.01.2021, 03:24
(18.01.2021, 01:32)Gast schrieb: Wie zweistellig sind deine Examina? Ganz ehrlich: bei entsprechenden Noten würde ich mich als Notarassessor im hauptberuflichen Notariat bewerben, vorzugsweise in BaWü oder im Rheinland.
Verrückt, aber:
Die meisten Leute wählen ihren Lebensmittelpunkt auch noch anderen Parametern aus.
18.01.2021, 19:30
Lieber Notarinspe,
ich sehe das Ganze anders als die vorherigen Posts. Wenn du dich wirklich für das Berufsbild des Notars interessierst und begeistern kannst, dann ist es selbstverständlich möglich, als Berufseinsteiger auf dieses Ziel hinzuarbeiten. Ich bin selbst in einem mittelgroßen Berliner "Notariat" (wie wir uns strenggenommen nur inoffiziell nennen dürfen) angestellt und behaupte daher, einen ungefähren Einblick in diese Welt zu haben.
Richtig ist: Im Voraus planen, dass du nur dicke Transaktionen notariell begleiten wirst, ist schwierig bis unmöglich. Du solltest am Notarberuf mehr als nur die Aussicht auf ein weit überdurchschnittliches Einkommen attraktiv finden. Dann aber spricht nichts dagegen, darauf hinzuarbeiten. Wie das geht?
Spezialisiere dich schon als Anwalt auf "notarnahe" Rechtsgebiete (insb. Immobilienrecht und/oder Gesellschaftsrecht). Suche dir entweder ein mittelgroßes Notariat und heuere dort als Anwalt an. Häufig wird dort von vornherein erwartet, dass du perspektivisch auch Notar werden willst, und das von Anfang an so kommuniziert. Dabei geht es nicht zuletzt oft auch schlicht um die Nachfolge (schau dir mal die Altersstruktur der Berliner Notare an...). Alternativ: Fang in einer Großkanzlei oder größeren Kanzlei mit starkem Notariat an (Juve hilft). In Berlin z.B. TaylorWessing oder GSK Stockmann oder Heussen. Thematisier dort von Anfang an, dass du nach entsprechender Zeit als Anwalt die notarielle Fachprüfung ablegen möchtest und ob/inwiefern dies unterstützt wird. Auch bei Raue gab es einen entsprechenden Fall, der inzwischen recht jung Partner ist. Es gibt übrigens genug größere Kanzleien, die immer wieder Notarnachwuchs suchen, teilweise sogar über Stellenanzeigen (seit Längerem zum Beispiel Heussen, oder auch GSK hier: https://g.co/kgs/U9vJZi )
Zur Frage: "Wie werde ich Notar?"
Bisher war der Zugang recht leicht (natürlich deutlich schwieriger als vor der notariellen Fachprüfung): Nach drei Jahren Anwaltstätigkeit kannst du die notarielle Fachprüfung ablegen, nach frühestens 5 Jahren Anwaltstätigkeit zum Notar ernannt werden. Kriterien bei der Auswahl sind die Note der notariellen Fachprüfung sowie die Note des zweiten Examens. Bisher (auch in 2020) gab es stets deutlich mehr Stellen als Bewerber. Man munkelt aber, dass die Bedarfzahl deutlich herabgesetzt werden soll, um künftig wieder wenigstens eine Art Bestenauslese durchführen zu können... das bleibt natürlich abzuwarten.
Klar ist abschließend aber auch: Berlin (ca. 670 Anwaltsnotare) ist nicht Hamburg (ca. 70 Nurnotare). Man kann hier in Berlin als Notar sehr sehr ordentliches Geld verdienen, die Anforderungen an Akquise und Unternehmertätigkeit sind aber nicht zu vernachlässigen - es herrscht einfach ein anderer Wettbewerb.
Viel Erfolg!
ich sehe das Ganze anders als die vorherigen Posts. Wenn du dich wirklich für das Berufsbild des Notars interessierst und begeistern kannst, dann ist es selbstverständlich möglich, als Berufseinsteiger auf dieses Ziel hinzuarbeiten. Ich bin selbst in einem mittelgroßen Berliner "Notariat" (wie wir uns strenggenommen nur inoffiziell nennen dürfen) angestellt und behaupte daher, einen ungefähren Einblick in diese Welt zu haben.
Richtig ist: Im Voraus planen, dass du nur dicke Transaktionen notariell begleiten wirst, ist schwierig bis unmöglich. Du solltest am Notarberuf mehr als nur die Aussicht auf ein weit überdurchschnittliches Einkommen attraktiv finden. Dann aber spricht nichts dagegen, darauf hinzuarbeiten. Wie das geht?
Spezialisiere dich schon als Anwalt auf "notarnahe" Rechtsgebiete (insb. Immobilienrecht und/oder Gesellschaftsrecht). Suche dir entweder ein mittelgroßes Notariat und heuere dort als Anwalt an. Häufig wird dort von vornherein erwartet, dass du perspektivisch auch Notar werden willst, und das von Anfang an so kommuniziert. Dabei geht es nicht zuletzt oft auch schlicht um die Nachfolge (schau dir mal die Altersstruktur der Berliner Notare an...). Alternativ: Fang in einer Großkanzlei oder größeren Kanzlei mit starkem Notariat an (Juve hilft). In Berlin z.B. TaylorWessing oder GSK Stockmann oder Heussen. Thematisier dort von Anfang an, dass du nach entsprechender Zeit als Anwalt die notarielle Fachprüfung ablegen möchtest und ob/inwiefern dies unterstützt wird. Auch bei Raue gab es einen entsprechenden Fall, der inzwischen recht jung Partner ist. Es gibt übrigens genug größere Kanzleien, die immer wieder Notarnachwuchs suchen, teilweise sogar über Stellenanzeigen (seit Längerem zum Beispiel Heussen, oder auch GSK hier: https://g.co/kgs/U9vJZi )
Zur Frage: "Wie werde ich Notar?"
Bisher war der Zugang recht leicht (natürlich deutlich schwieriger als vor der notariellen Fachprüfung): Nach drei Jahren Anwaltstätigkeit kannst du die notarielle Fachprüfung ablegen, nach frühestens 5 Jahren Anwaltstätigkeit zum Notar ernannt werden. Kriterien bei der Auswahl sind die Note der notariellen Fachprüfung sowie die Note des zweiten Examens. Bisher (auch in 2020) gab es stets deutlich mehr Stellen als Bewerber. Man munkelt aber, dass die Bedarfzahl deutlich herabgesetzt werden soll, um künftig wieder wenigstens eine Art Bestenauslese durchführen zu können... das bleibt natürlich abzuwarten.
Klar ist abschließend aber auch: Berlin (ca. 670 Anwaltsnotare) ist nicht Hamburg (ca. 70 Nurnotare). Man kann hier in Berlin als Notar sehr sehr ordentliches Geld verdienen, die Anforderungen an Akquise und Unternehmertätigkeit sind aber nicht zu vernachlässigen - es herrscht einfach ein anderer Wettbewerb.
Viel Erfolg!
18.01.2021, 19:48
(18.01.2021, 19:30)BerlinBerlin schrieb: Lieber Notarinspe,Stimme ich zu bis auf den Hinweis, es bei den genannten GKs zu versuchen. Um dort als Notar arbeiten zu können, bedarf zu aller erst eines internen Slots dafür. Diese Stellen sind rar gesät und Partnerkandidaten vorbehalten. Zum anderen musst du Partner oder of counsel werden, um die Unabhängig als Notar sicherzustellen.
ich sehe das Ganze anders als die vorherigen Posts. Wenn du dich wirklich für das Berufsbild des Notars interessierst und begeistern kannst, dann ist es selbstverständlich möglich, als Berufseinsteiger auf dieses Ziel hinzuarbeiten. Ich bin selbst in einem mittelgroßen Berliner "Notariat" (wie wir uns strenggenommen nur inoffiziell nennen dürfen) angestellt und behaupte daher, einen ungefähren Einblick in diese Welt zu haben.
Richtig ist: Im Voraus planen, dass du nur dicke Transaktionen notariell begleiten wirst, ist schwierig bis unmöglich. Du solltest am Notarberuf mehr als nur die Aussicht auf ein weit überdurchschnittliches Einkommen attraktiv finden. Dann aber spricht nichts dagegen, darauf hinzuarbeiten. Wie das geht?
Spezialisiere dich schon als Anwalt auf "notarnahe" Rechtsgebiete (insb. Immobilienrecht und/oder Gesellschaftsrecht). Suche dir entweder ein mittelgroßes Notariat und heuere dort als Anwalt an. Häufig wird dort von vornherein erwartet, dass du perspektivisch auch Notar werden willst, und das von Anfang an so kommuniziert. Dabei geht es nicht zuletzt oft auch schlicht um die Nachfolge (schau dir mal die Altersstruktur der Berliner Notare an...). Alternativ: Fang in einer Großkanzlei oder größeren Kanzlei mit starkem Notariat an (Juve hilft). In Berlin z.B. TaylorWessing oder GSK Stockmann oder Heussen. Thematisier dort von Anfang an, dass du nach entsprechender Zeit als Anwalt die notarielle Fachprüfung ablegen möchtest und ob/inwiefern dies unterstützt wird. Auch bei Raue gab es einen entsprechenden Fall, der inzwischen recht jung Partner ist. Es gibt übrigens genug größere Kanzleien, die immer wieder Notarnachwuchs suchen, teilweise sogar über Stellenanzeigen (seit Längerem zum Beispiel Heussen, oder auch GSK hier: https://g.co/kgs/U9vJZi )
Zur Frage: "Wie werde ich Notar?"
Bisher war der Zugang recht leicht (natürlich deutlich schwieriger als vor der notariellen Fachprüfung): Nach drei Jahren Anwaltstätigkeit kannst du die notarielle Fachprüfung ablegen, nach frühestens 5 Jahren Anwaltstätigkeit zum Notar ernannt werden. Kriterien bei der Auswahl sind die Note der notariellen Fachprüfung sowie die Note des zweiten Examens. Bisher (auch in 2020) gab es stets deutlich mehr Stellen als Bewerber. Man munkelt aber, dass die Bedarfzahl deutlich herabgesetzt werden soll, um künftig wieder wenigstens eine Art Bestenauslese durchführen zu können... das bleibt natürlich abzuwarten.
Klar ist abschließend aber auch: Berlin (ca. 670 Anwaltsnotare) ist nicht Hamburg (ca. 70 Nurnotare). Man kann hier in Berlin als Notar sehr sehr ordentliches Geld verdienen, die Anforderungen an Akquise und Unternehmertätigkeit sind aber nicht zu vernachlässigen - es herrscht einfach ein anderer Wettbewerb.
Viel Erfolg!
Zielführender sind daher wie zu Recht genannt die mittelständischen Kanzleien, insbesondere Heussen. Aufstieg dürfte dort schneller möglich sein. Zu sagen ich mach nur Gesellschafts- und Immobilienrecht als Notar dürfte aber schwierig werden, allein schon wegen der Konkurrenz vor Ort.
Übrigens: Brandenburg schreibt demnächst Stellen für Notarassessoren aus, glaube im Februar. Einfach mal auf die Homepage der Kammer schaun. Da kannst du 100% Nur Notariat machen, was bei den mittelständischen Kanzleien kaum möglich sein dürfte.
18.01.2021, 19:56
(18.01.2021, 19:30)BerlinBerlin schrieb: Lieber Notarinspe,Erwarte aber bei den Mittelständlern (selbst bei noch so laufendem Notariat) nicht Einstiegsgehälter von 70 -80.000 ohne jegliche BE. Der Hinweis, bei einer Gk anzufangen, dürfte dir gehaltstechnisch daher mehr entgegenkommen
ich sehe das Ganze anders als die vorherigen Posts. Wenn du dich wirklich für das Berufsbild des Notars interessierst und begeistern kannst, dann ist es selbstverständlich möglich, als Berufseinsteiger auf dieses Ziel hinzuarbeiten. Ich bin selbst in einem mittelgroßen Berliner "Notariat" (wie wir uns strenggenommen nur inoffiziell nennen dürfen) angestellt und behaupte daher, einen ungefähren Einblick in diese Welt zu haben.
Richtig ist: Im Voraus planen, dass du nur dicke Transaktionen notariell begleiten wirst, ist schwierig bis unmöglich. Du solltest am Notarberuf mehr als nur die Aussicht auf ein weit überdurchschnittliches Einkommen attraktiv finden. Dann aber spricht nichts dagegen, darauf hinzuarbeiten. Wie das geht?
Spezialisiere dich schon als Anwalt auf "notarnahe" Rechtsgebiete (insb. Immobilienrecht und/oder Gesellschaftsrecht). Suche dir entweder ein mittelgroßes Notariat und heuere dort als Anwalt an. Häufig wird dort von vornherein erwartet, dass du perspektivisch auch Notar werden willst, und das von Anfang an so kommuniziert. Dabei geht es nicht zuletzt oft auch schlicht um die Nachfolge (schau dir mal die Altersstruktur der Berliner Notare an...). Alternativ: Fang in einer Großkanzlei oder größeren Kanzlei mit starkem Notariat an (Juve hilft). In Berlin z.B. TaylorWessing oder GSK Stockmann oder Heussen. Thematisier dort von Anfang an, dass du nach entsprechender Zeit als Anwalt die notarielle Fachprüfung ablegen möchtest und ob/inwiefern dies unterstützt wird. Auch bei Raue gab es einen entsprechenden Fall, der inzwischen recht jung Partner ist. Es gibt übrigens genug größere Kanzleien, die immer wieder Notarnachwuchs suchen, teilweise sogar über Stellenanzeigen (seit Längerem zum Beispiel Heussen, oder auch GSK hier: https://g.co/kgs/U9vJZi )
Zur Frage: "Wie werde ich Notar?"
Bisher war der Zugang recht leicht (natürlich deutlich schwieriger als vor der notariellen Fachprüfung): Nach drei Jahren Anwaltstätigkeit kannst du die notarielle Fachprüfung ablegen, nach frühestens 5 Jahren Anwaltstätigkeit zum Notar ernannt werden. Kriterien bei der Auswahl sind die Note der notariellen Fachprüfung sowie die Note des zweiten Examens. Bisher (auch in 2020) gab es stets deutlich mehr Stellen als Bewerber. Man munkelt aber, dass die Bedarfzahl deutlich herabgesetzt werden soll, um künftig wieder wenigstens eine Art Bestenauslese durchführen zu können... das bleibt natürlich abzuwarten.
Klar ist abschließend aber auch: Berlin (ca. 670 Anwaltsnotare) ist nicht Hamburg (ca. 70 Nurnotare). Man kann hier in Berlin als Notar sehr sehr ordentliches Geld verdienen, die Anforderungen an Akquise und Unternehmertätigkeit sind aber nicht zu vernachlässigen - es herrscht einfach ein anderer Wettbewerb.
Viel Erfolg!