29.12.2020, 16:36
Hat jemand hier als Volljurist erfolgreich eine Umschulung absolviert? Will einfach nur raus aus Jura, jetzt nach zwei Examen und würde mich uber positive Berichte sehr freuen :) :blush: :heart:
29.12.2020, 18:41
Witzig. Das versuchen die Moderatoren, den Thread durch Löschung der ersten Antworten "sauber" zu halten, und schwupp... da ist der nächste dieser Art. :D
Ich liebe dieses Forum und diese Antworten.
Zum Thema: da gibt es reihenweise Möglichkeiten. Inklusive den hier zuvor genannten (und nun leider gelöschten) beruflichen Optionen. Das kann man wohl ganz ironisch festhalten, um zu verdeutlichen, wie groß die Bandbreite ist. Sicherlich würde es helfen zu wissen, was an Jura denn das Problem ist und was der zukünftige Beruf stattdessen vorzuweisen haben sollte (oder was eben nicht).
Von Taxifahren bis Einstieg bei der Bundeswehr ist momentan nämlich wirklich alles drin, zumal es ja ausdrükclih etwas Fachfremdes sein soll.
Ich liebe dieses Forum und diese Antworten.
Zum Thema: da gibt es reihenweise Möglichkeiten. Inklusive den hier zuvor genannten (und nun leider gelöschten) beruflichen Optionen. Das kann man wohl ganz ironisch festhalten, um zu verdeutlichen, wie groß die Bandbreite ist. Sicherlich würde es helfen zu wissen, was an Jura denn das Problem ist und was der zukünftige Beruf stattdessen vorzuweisen haben sollte (oder was eben nicht).
Von Taxifahren bis Einstieg bei der Bundeswehr ist momentan nämlich wirklich alles drin, zumal es ja ausdrükclih etwas Fachfremdes sein soll.
29.12.2020, 19:45
Berufsbetreuer, Berufsschullehrer, Mediator, Journalist
04.04.2021, 03:29
hat jemand noch ideen?
04.04.2021, 06:25
Es gibt viele Jobs für Juristen, in denen man nicht oder nur sehr wenig juristisch tätig sein muss. Viele Behördenjobs (Höherer Dienst Finanzverwaltung und Polizei) und viele Jobs auf kommunaler Ebene sind so gestaltet. Auch bei Verbänden arbeitet man - denke ich - nicht so stark juristisch, sondern übt eher Lobbytätigkeit aus.
Auch im Unternehmen kann man nach dem Einstieg in andere Abteilungen wechseln.
Von daher würde ich an deiner Stelle nicht vorab umschulen, sondern Jobs für Juristen suchen, in denen man nicht - oder nur ganz am Rande - juristisch tätig sein muss. Wenn du Glück hast, wirst du dann sogar vom arbeitgeber geschult (Unternehmen) wenn du sagst, dass du z.B. in die Marketingabteilung wechseln möchtest.
Auch im Unternehmen kann man nach dem Einstieg in andere Abteilungen wechseln.
Von daher würde ich an deiner Stelle nicht vorab umschulen, sondern Jobs für Juristen suchen, in denen man nicht - oder nur ganz am Rande - juristisch tätig sein muss. Wenn du Glück hast, wirst du dann sogar vom arbeitgeber geschult (Unternehmen) wenn du sagst, dass du z.B. in die Marketingabteilung wechseln möchtest.
04.04.2021, 09:41
Mein Bruder hat einen solchen Wechsel (trotz 2 zweistelliger Examina (!)) auch vornehmen wollen und ist jetzt Berufsschullehrer. In unserem Bundesland wird der Quer-, und Seiteneinstieg aber derzeit auch stark betrieben, da Fachlehrer fehlen.
Er ist jetzt deutlich zufriedener. Kann dich also lohnen!
Er ist jetzt deutlich zufriedener. Kann dich also lohnen!
04.04.2021, 21:55
(04.04.2021, 09:41)Gast schrieb: Mein Bruder hat einen solchen Wechsel (trotz 2 zweistelliger Examina (!)) auch vornehmen wollen und ist jetzt Berufsschullehrer. In unserem Bundesland wird der Quer-, und Seiteneinstieg aber derzeit auch stark betrieben, da Fachlehrer fehlen.
Er ist jetzt deutlich zufriedener. Kann dich also lohnen!
welches BL
04.04.2021, 23:12
Nie werde ich verstehen, warum Leute mind. 7 Jahre mit einer Ausbildung beschäftigt sind, um dann festzustellen, dass sie den falschen Beruf ergriffen haben. Das ist noch nicht mal als Kritik gemeint, sondern eben schwer nachvollziehbar. Was denkt ihr denn, was euch nach dem Berufseinstieg erwarten wird? Habt ihr euch während des jahrelangen Lernens denn null Gedanken gemacht oder lebt ihr abseits?
04.04.2021, 23:13
(04.04.2021, 23:12)Erstaunter Gast schrieb: Nie werde ich verstehen, warum Leute mind. 7 Jahre mit einer Ausbildung beschäftigt sind, um dann festzustellen, dass sie den falschen Beruf ergriffen haben. Das ist noch nicht mal als Kritik gemeint, sondern eben schwer nachvollziehbar. Was denkt ihr denn, was euch nach dem Berufseinstieg erwarten wird? Habt ihr euch während des jahrelangen Lernens denn null Gedanken gemacht oder lebt ihr abseits?
Dachte ich auch, aber Sonderfälle gibt es immer.
04.04.2021, 23:56
Die Juristenausbildung ist wohl die von der wahren Praxis am weitesten entfernte Ausbildung- 5-6 jahre Studium, in denen man Literaturmeinungen und Meinungsstreits paukt, die mit den Anforderungen im Job nichts zu tun haben. Zwei Pflichtpraktika a 6 Wochen, in denen man nicht mal im Ansatz ein Gefühl dafür bekommt, was einen im Job erwarten könnte. Dann das erste Staatsexamen, 6-7 Klausuren, deren Bearbeitung und Lösung ebenfalls nichts mit der Wirklichkeit zu tun haben und voll und ganz auf die Justizdenkweise zugeschnitten sind. 5 Jahre lang hat man auswendig gelernt, Strukturen erlernt, aber weder das nötige Knowhow in Wirtschaft noch Zweckmässiger Lösungssuche erlernt. Dazukommt noch der stark verwissenschaftlichte Schwerpunktbereich, der ebenso fern von der Praxis ist - woher soll man also in 5 Jahren Studium irgendwas über den Beruf gesehen haben? In der Praxis arbeitet jeder anders, Austausch Fehlanzeige - Großkanzleien machen Werbung mit Mentoringprogrammen, im Übrigen gilt das kalte Wasser, dass man da umschulen will, ist kein Wunder. Die Examina üben einen enormen Druck aus, man möchte meinen, Sie bilden exakt ab, was einen im Job erwartet - mit Nichten... aber der Uniabsolvent kennt nichts anderes als Klausuren und Noten...
Fragen wir Steuern, Datenschutz, Digitalisierung, Internationalisierung, Büroorganisation, Bilanzen, etc. sind ganz am Rande behandelt, im Job essenziell.
Der Absolvent geht ins Referendariat, er muss - mit dem ersten Examen hat man wenige Jobaussichten. Er muss sich beeilen, seine Kollegen aus anderen Fächer sind in seinem Alter schon längst im Beruf, er wird mit zunehmendem Alter unattraktiv für den Arbeitsmarkt
Die Mühle Juristenausbildung geht also weiter - Referendariat - Praxis - geil- endlich raus aus dem Elfenbeinturm. Denkste ...
Klausuren trainieren bis zum erbrechen - ebenfalls vollkommen realitätsferne Konstellationen - ebenfalls weitgehend auf die Justiz zugeschnitten (in die die eine Hälfte nicht rein will und die andere Hälfte wegen der Noten nicht reinkommt) - das zweite Examen ist noch mal härter, die Vorbereitungszeit gesetzlich faktisch begrenzt (5d, 5b DRiG).
Die praxisausbildung ist regelmäßig Lotto - kennt man keinen Ausbildungsbereiten und vor allem ausbildungsFÄHIGEN Richter/StA/Verwaltungsjuristen/Anwalt/etc. (Woher soll der durchschnittliche Absolvent einen solchen kennen - woher soll er überhaupt wissen was gute Ausbildung ausmacht, um sich zielsicher umzusehen? - geblendet von der verzerrten Sicht, was Die Referendarausbildung ausmachen muss aufgrund der bevorstehenden Examina. Er denkt, je Examensnäher die Ausbildung, desto besser - wieder falsch gedacht , weil auch das zweite Examen die beruflichen Anforderungen nicht abdeckt)
Der Durchschnittsreferendar taucht in der Anwaltsstation ab, zwecks Vorbereiting auf das Examen - die Wahlstation nach den schriftlichen verkommt häufig zur Vorbereitung auf die mündliche Prüfung.
Richtig in einem Betrieb gearbeitet hat der angehende Volljurist während seiner gesamten Ausbildung nie - er hatte die berechtigte Erwartung, für den Job fitgemacht zu werden. Jetzt kann er sich nochmal jahrelang neuen Stoff aneignen, das wird einem aber nie gesagt, wenn man nicht aus einer Juristenfamilie kommt oder man nicht ordnungsgemäß in der Ausbildung betreut wird.
Daher kommt es, dass viele Volljuristen den Berufseinstieg verabscheuen - sich dieser für sie BESONDERS hart darstellt.
Warum sich der Volljurist kein Bild von seinem Job macht? Weil er selbst nicht genau wissen kann, wo es hingeht, da die Noten Wege öffnen und versperren und weil er eben 7-8 Jahre (ggf. mit Dissertation sogar mehr) in einer Blase ausgebildet wird, ohne wirkliche Sicht auf die realen Arbeitsbedingungen (Hand aufs Herz - hat irgendjemand mal während des gesamten Referendariats 30-40h wie ein normaler Jurist durchgearbeitet, am Arbeitsort, unter Aufsicht, mit Erledigungsdruck? - wohl kaum...)
PS: Als Umschulung bieten sich insbesondere die Berufe Lehrer, Mittlerer/gehobener/höherer Dienst, Berufsbetreuer, Journalist, Sachbearbeiter, Inkassodienstleister, Analyst in Banken (Geldwäscheprüfung) und vieles mehr an. Der Jurist kann nichts und zugleich alles - mach dir das zunutze!
Alles Gute!
PPS: ich bin auch noch auf der Suche nach dem richtigen Job für mich. Du bist also nicht allein!
Fragen wir Steuern, Datenschutz, Digitalisierung, Internationalisierung, Büroorganisation, Bilanzen, etc. sind ganz am Rande behandelt, im Job essenziell.
Der Absolvent geht ins Referendariat, er muss - mit dem ersten Examen hat man wenige Jobaussichten. Er muss sich beeilen, seine Kollegen aus anderen Fächer sind in seinem Alter schon längst im Beruf, er wird mit zunehmendem Alter unattraktiv für den Arbeitsmarkt
Die Mühle Juristenausbildung geht also weiter - Referendariat - Praxis - geil- endlich raus aus dem Elfenbeinturm. Denkste ...
Klausuren trainieren bis zum erbrechen - ebenfalls vollkommen realitätsferne Konstellationen - ebenfalls weitgehend auf die Justiz zugeschnitten (in die die eine Hälfte nicht rein will und die andere Hälfte wegen der Noten nicht reinkommt) - das zweite Examen ist noch mal härter, die Vorbereitungszeit gesetzlich faktisch begrenzt (5d, 5b DRiG).
Die praxisausbildung ist regelmäßig Lotto - kennt man keinen Ausbildungsbereiten und vor allem ausbildungsFÄHIGEN Richter/StA/Verwaltungsjuristen/Anwalt/etc. (Woher soll der durchschnittliche Absolvent einen solchen kennen - woher soll er überhaupt wissen was gute Ausbildung ausmacht, um sich zielsicher umzusehen? - geblendet von der verzerrten Sicht, was Die Referendarausbildung ausmachen muss aufgrund der bevorstehenden Examina. Er denkt, je Examensnäher die Ausbildung, desto besser - wieder falsch gedacht , weil auch das zweite Examen die beruflichen Anforderungen nicht abdeckt)
Der Durchschnittsreferendar taucht in der Anwaltsstation ab, zwecks Vorbereiting auf das Examen - die Wahlstation nach den schriftlichen verkommt häufig zur Vorbereitung auf die mündliche Prüfung.
Richtig in einem Betrieb gearbeitet hat der angehende Volljurist während seiner gesamten Ausbildung nie - er hatte die berechtigte Erwartung, für den Job fitgemacht zu werden. Jetzt kann er sich nochmal jahrelang neuen Stoff aneignen, das wird einem aber nie gesagt, wenn man nicht aus einer Juristenfamilie kommt oder man nicht ordnungsgemäß in der Ausbildung betreut wird.
Daher kommt es, dass viele Volljuristen den Berufseinstieg verabscheuen - sich dieser für sie BESONDERS hart darstellt.
Warum sich der Volljurist kein Bild von seinem Job macht? Weil er selbst nicht genau wissen kann, wo es hingeht, da die Noten Wege öffnen und versperren und weil er eben 7-8 Jahre (ggf. mit Dissertation sogar mehr) in einer Blase ausgebildet wird, ohne wirkliche Sicht auf die realen Arbeitsbedingungen (Hand aufs Herz - hat irgendjemand mal während des gesamten Referendariats 30-40h wie ein normaler Jurist durchgearbeitet, am Arbeitsort, unter Aufsicht, mit Erledigungsdruck? - wohl kaum...)
PS: Als Umschulung bieten sich insbesondere die Berufe Lehrer, Mittlerer/gehobener/höherer Dienst, Berufsbetreuer, Journalist, Sachbearbeiter, Inkassodienstleister, Analyst in Banken (Geldwäscheprüfung) und vieles mehr an. Der Jurist kann nichts und zugleich alles - mach dir das zunutze!
Alles Gute!
PPS: ich bin auch noch auf der Suche nach dem richtigen Job für mich. Du bist also nicht allein!