22.07.2020, 09:48
Liebe Juragemeinde,
ich lese hier immer wieder, wie "schlimm" die Dieselthematik als Jobeinstieg sei.
Ich arbeite ca- seit 11 Monaten mit 2 mal ausreichend in einer Kanzlei mit 6 Anwälten in einer Großstadt in NRW und verdiene 47k und bald 52k. Ich verstehe mich super mit meinen Chefs und meinen Kollegen. Die Arbeit macht im Großen und Ganzen auch Spaß.
Dass das Thema Diesel hier so herunter geredet wird, verunsichert mich sehr. Ich bin Berufsanfänger. Irgendwann will ich auch den Job wechseln. Aber solche Kommentare wie " mit Diesel versaut man seinen Lebenslauf" etc. ziehen mich runter. Ich bin froh, ohne großes Suchen mit meinen Noten einen in meinen Augen "ok oder gut" bezahlten Job gefunden zu haben. Wobei ich hier auch oft lese, dass bei 2 mal ausreichend alles über 45k gut sei.
Die Leute, die das Dieselthema so anprangern, sind das alles Leute die in einer GK arbeiten und Topjuristen?
Ich würde mal gerne ernsthafte Meinungen dazu hören. Muss man befürchten, bei einem Jobwechsel belächelt zu werden?
Ich kenne so einige, die mit Diesel in den Beruf gestartet sind??
VG
ich lese hier immer wieder, wie "schlimm" die Dieselthematik als Jobeinstieg sei.
Ich arbeite ca- seit 11 Monaten mit 2 mal ausreichend in einer Kanzlei mit 6 Anwälten in einer Großstadt in NRW und verdiene 47k und bald 52k. Ich verstehe mich super mit meinen Chefs und meinen Kollegen. Die Arbeit macht im Großen und Ganzen auch Spaß.
Dass das Thema Diesel hier so herunter geredet wird, verunsichert mich sehr. Ich bin Berufsanfänger. Irgendwann will ich auch den Job wechseln. Aber solche Kommentare wie " mit Diesel versaut man seinen Lebenslauf" etc. ziehen mich runter. Ich bin froh, ohne großes Suchen mit meinen Noten einen in meinen Augen "ok oder gut" bezahlten Job gefunden zu haben. Wobei ich hier auch oft lese, dass bei 2 mal ausreichend alles über 45k gut sei.
Die Leute, die das Dieselthema so anprangern, sind das alles Leute die in einer GK arbeiten und Topjuristen?
Ich würde mal gerne ernsthafte Meinungen dazu hören. Muss man befürchten, bei einem Jobwechsel belächelt zu werden?
Ich kenne so einige, die mit Diesel in den Beruf gestartet sind??
VG
22.07.2020, 10:06
Hab zwar bisher wenig Jurajoberfahrung, bin aber sehr gut vernetzt und für meine 35 Lenze recht lebenserfahren. War bisher wissenschaftlich und unternehmerisch tätig und ich schätze das wie folgt ein:
Bist du gut, bist du gut.
Wer neidisch sein will ist neidisch.
Bist du ein schlechter Verkäufer deiner selbst, hilft dir auch ein anderer Einstieg nicht zwingend weiter. So gilt es auch umgekehrt. Wenn es dir Spaß macht und du außerdem noch die gesammelte Erfahrung verkaufen kannst, dann ist es sicherlich nicht schlimm. Die passable Kohle jedenfalls ist ein guter Hebel um auch dieses Niveau zukünftig als Untergrenze einzusetzen.
Kopf hoch und keep up!
Bist du gut, bist du gut.
Wer neidisch sein will ist neidisch.
Bist du ein schlechter Verkäufer deiner selbst, hilft dir auch ein anderer Einstieg nicht zwingend weiter. So gilt es auch umgekehrt. Wenn es dir Spaß macht und du außerdem noch die gesammelte Erfahrung verkaufen kannst, dann ist es sicherlich nicht schlimm. Die passable Kohle jedenfalls ist ein guter Hebel um auch dieses Niveau zukünftig als Untergrenze einzusetzen.
Kopf hoch und keep up!
22.07.2020, 10:17
Erst einmal: Herzlichen Glückwunsch zu dem guten Einstieg.
Bei "Kanzlei mit 6 Anwälten in einer Großstadt in NRW" denkt man vermutlich aber auch nicht sofort an eine Kanzlei, die man mit Diesel bzw. Projektjuristen verbindet, oder?
Apropos Projektjuristen: Ich glaube, diese Tätigkeit ist allenfalls das Problem, weniger die Dieselsache als solche.
Viel Glück!
Bei "Kanzlei mit 6 Anwälten in einer Großstadt in NRW" denkt man vermutlich aber auch nicht sofort an eine Kanzlei, die man mit Diesel bzw. Projektjuristen verbindet, oder?
Apropos Projektjuristen: Ich glaube, diese Tätigkeit ist allenfalls das Problem, weniger die Dieselsache als solche.
Viel Glück!
22.07.2020, 10:17
Du musst ja bei einem etwaigen Vorstellungsgespräch nicht darauf rumreiten, dass du super viel Diesel gemacht hast. Ein paar andere Sachen wird es doch bestimmt auch geben und diese Fälle solltest du auch benennen, wenn nach deiner Erfahrung gefragt wird. Du musst ja nicht lügen und behaupten, dass du gar kein Diesel gemacht hast. Aber eben auch die anderen Themen in der Aufzählung erwähnen.
22.07.2020, 10:20
(22.07.2020, 10:17)gastSADFDFDF schrieb: Erst einmal: Herzlichen Glückwunsch zu dem guten Einstieg.
Bei "Kanzlei mit 6 Anwälten in einer Großstadt in NRW" denkt man vermutlich aber auch nicht sofort an eine Kanzlei, die man mit Diesel bzw. Projektjuristen verbindet, oder?
Apropos Projektjuristen: Ich glaube, diese Tätigkeit ist allenfalls das Problem, weniger die Dieselsache als solche.
Viel Glück!
Es ist eine Kanzlei, die zu 80 Prozent Dieselfälle bearbeitet. Nebenher mache ich auch ab und an andere Sachen, z.B. Arbeitsrecht. Aber eher selten halt.
22.07.2020, 10:29
Diesel ist nicht gleich Diesel.
Der Extrem
Der Extrem
22.07.2020, 10:35
(22.07.2020, 10:29)Gast schrieb: Diesel ist nicht gleich Diesel.
Der Extrem
Da ist irgendwas mit meinem Post schiefgegangen...
Diesel ist nicht gleich Diesel.
Der Extremfall ist sicherlich, wenn man als Projektjurist in Großverfahren (Muster-/Sammelklagen) ausschließlich Due Diligence-Aufgaben übernimmt (also etwa die Fahrzeugnummern, Daten im Kaufvertrag etc. abgleicht). Das machen in anderen Kanzleien studentische Hilfskräfte. Juristische Vorkenntnisse sind quasi irrelevant und man lernt bzgl. juristischer Fähigkeiten auch nichts dazu. Minimal besser sieht es aus, wenn man Schriftsätze in Einzelverfahren aus vorgefertigten Bausätzen zusammensetzt, ohne darüber hinaus noch selbst inhaltlich beizutragen.
Wenn man hingegen eigenverantwortlich Diesel-Verfahren bearbeitet, vor Gericht auftritt und Schriftsätze eigenständig (weitgehend) ohne Rückgriff auf von Dritten vorgefertigte Textbausteine schreibt, handelt es sich auch bei Diesel im Prinzip um eine typische FFW-Tätigkeit. Der einzige Haken ist, dass sich die Fallkonstellationen häufig wiederholen und die Lernkurve daher vergleichsweise schnell abflacht.
22.07.2020, 10:39
(22.07.2020, 10:35)Gast schrieb:(22.07.2020, 10:29)Gast schrieb: Diesel ist nicht gleich Diesel.
Der Extrem
Da ist irgendwas mit meinem Post schiefgegangen...
Diesel ist nicht gleich Diesel.
Der Extremfall ist sicherlich, wenn man als Projektjurist in Großverfahren (Muster-/Sammelklagen) ausschließlich Due Diligence-Aufgaben übernimmt (also etwa die Fahrzeugnummern, Daten im Kaufvertrag etc. abgleicht). Das machen in anderen Kanzleien studentische Hilfskräfte. Juristische Vorkenntnisse sind quasi irrelevant und man lernt bzgl. juristischer Fähigkeiten auch nichts dazu. Minimal besser sieht es aus, wenn man Schriftsätze in Einzelverfahren aus vorgefertigten Bausätzen zusammensetzt, ohne darüber hinaus noch selbst inhaltlich beizutragen.
Wenn man hingegen eigenverantwortlich Diesel-Verfahren bearbeitet, vor Gericht auftritt und Schriftsätze eigenständig (weitgehend) ohne Rückgriff auf von Dritten vorgefertigte Textbausteine schreibt, handelt es sich auch bei Diesel im Prinzip um eine typische FFW-Tätigkeit. Der einzige Haken ist, dass sich die Fallkonstellationen häufig wiederholen und die Lernkurve daher vergleichsweise schnell abflacht.
Und noch ein Nachtrag zur letzten beschriebenen Konstellation (entschuldigt den Mehrfachpost):
Es ist daher Quatsch, dass man sich damit den Lebenslauf versaut oder auch nur "verschlechtert" (anders als bei den beiden anderen genannten Konstellationen). Allenfalls kann es passieren, dass man dir beim Jobwechsel die Arbeitserfahrung nicht "voll" anrechnet, weil du im Prinzip immer dieselben 3-4 Fälle bearbeitet hast. Damit stehst du aber immer noch besser als ein Berufsanfänger, der noch gar keine Fälle bearbeitet hat.
22.07.2020, 10:42
"Wenn man hingegen eigenverantwortlich Diesel-Verfahren bearbeitet, vor Gericht auftritt und Schriftsätze eigenständig (weitgehend) ohne Rückgriff auf von Dritten vorgefertigte Textbausteine schreibt, handelt es sich auch bei Diesel im Prinzip um eine typische FFW-Tätigkeit. Der einzige Haken ist, dass sich die Fallkonstellationen häufig wiederholen und die Lernkurve daher vergleichsweise schnell abflacht."
Das ist in der Tat, dass was ich mache.
Ich schreibe sowohl die Klagen als auch Berufungen selber und "leite" die Abteilung "Diesel"
Das ist in der Tat, dass was ich mache.
Ich schreibe sowohl die Klagen als auch Berufungen selber und "leite" die Abteilung "Diesel"
22.07.2020, 10:54
Es gibt auch Leute mit Doppel-VB, die von guten Kanzleien nach einem Gespräch nicht genommen werden. Das kann zB daran liegen, dass die Stimmung im Team gut ist und der/die Bewerber/in unsympathisch (zB, weil sich die Person wegen ihrer Noten für Gott hält).
Will sagen: Wenn man Berufserfahrung hat, die über das Eintragen von Zahlen in eine Tabelle hinausgeht, sich gut verkauft und nicht als totaler Larry daher kommt, bedeutet "Diesel" natürlich nicht das Ende der Karriere.
Zuletzt darf man nicht vergessen, dass es sich hier um ein anonymes Forum handelt. Man sollte daher gedanklich immer bestreiten, dass ein Poster tatsächlich Entscheider mit Doppelgut ist. So einer hätte vermutlich gar nicht die Zeit oder die Muße, hier zu posten.
Will sagen: Wenn man Berufserfahrung hat, die über das Eintragen von Zahlen in eine Tabelle hinausgeht, sich gut verkauft und nicht als totaler Larry daher kommt, bedeutet "Diesel" natürlich nicht das Ende der Karriere.
Zuletzt darf man nicht vergessen, dass es sich hier um ein anonymes Forum handelt. Man sollte daher gedanklich immer bestreiten, dass ein Poster tatsächlich Entscheider mit Doppelgut ist. So einer hätte vermutlich gar nicht die Zeit oder die Muße, hier zu posten.