07.11.2020, 14:03
Na ja, ein Prüfer hat ja zu einem guten Teil in der Hand, wie die Prüfung läuft.
Wenn ich einen gut vorbenoteten Kandidaten habe und ihm gute Noten geben will, dann stelle ich ihm schwierige Fragen aus dem Pflichtfachstoff des zweiten Examens und helfe ggf etwas nach: stellen Sie sich vor, ein VU ist bereits ergangen, dann erfolgt eine übereinstimmende EE. Können Sie sich vorstellen, was aus dem VU wird? Wenn er es nicht weiß, gebe ich Tipps: welche Folge hat denn eine solche EE, welches Institut funktioniert ähnlich wie eine EE usw.
Alternativ stelle ich eine unbekannte Norm bzw Problematik und erlaube das Abladen von strukturierter juristischer Herangehensweise: Analogie, Vss, saubere Auslegung usw.
Will ich dagegen den Prüfling eher schlecht bewerten, dann stelle ich: möglichst unkonkrete Fragen und Sachverhalte ("was könnte hier das Problem sein"), will dann aber eine spezifische Antwort hören, was zudem Prüfungszeit verschwendet; oder ich stelle spezifische, stets wechselnde inhaltliche Fragen, gerne aus der Praxis, auf die es nur eine einzige mögliche richtige Antwort gibt, die in keinem Ausbildungswerk und auch nicht in den Protokollen steht: welchen Haftbefehl kann die StA erlassen? Welches Aktenzeichen bekommen Vorgänge bei der StA ohne Anfangsverdacht (weiß man nur, wenn man dort Station gemacht hat und steht in keinem Buch zur mündlichen Prüfung)? Wie hieß der Vorgänger der Vermögensauskunft?
Wenn ein gut vorbenoteter Prüfling dann nur wenig drankommt und stets entweder absolute Spezialfragen jenseits des Pflichtfaches oder unkonkrete Fragen bekommt, dann KANN er keine gute Note erzielen.
Wenn ich einen gut vorbenoteten Kandidaten habe und ihm gute Noten geben will, dann stelle ich ihm schwierige Fragen aus dem Pflichtfachstoff des zweiten Examens und helfe ggf etwas nach: stellen Sie sich vor, ein VU ist bereits ergangen, dann erfolgt eine übereinstimmende EE. Können Sie sich vorstellen, was aus dem VU wird? Wenn er es nicht weiß, gebe ich Tipps: welche Folge hat denn eine solche EE, welches Institut funktioniert ähnlich wie eine EE usw.
Alternativ stelle ich eine unbekannte Norm bzw Problematik und erlaube das Abladen von strukturierter juristischer Herangehensweise: Analogie, Vss, saubere Auslegung usw.
Will ich dagegen den Prüfling eher schlecht bewerten, dann stelle ich: möglichst unkonkrete Fragen und Sachverhalte ("was könnte hier das Problem sein"), will dann aber eine spezifische Antwort hören, was zudem Prüfungszeit verschwendet; oder ich stelle spezifische, stets wechselnde inhaltliche Fragen, gerne aus der Praxis, auf die es nur eine einzige mögliche richtige Antwort gibt, die in keinem Ausbildungswerk und auch nicht in den Protokollen steht: welchen Haftbefehl kann die StA erlassen? Welches Aktenzeichen bekommen Vorgänge bei der StA ohne Anfangsverdacht (weiß man nur, wenn man dort Station gemacht hat und steht in keinem Buch zur mündlichen Prüfung)? Wie hieß der Vorgänger der Vermögensauskunft?
Wenn ein gut vorbenoteter Prüfling dann nur wenig drankommt und stets entweder absolute Spezialfragen jenseits des Pflichtfaches oder unkonkrete Fragen bekommt, dann KANN er keine gute Note erzielen.
07.11.2020, 14:30
(07.11.2020, 13:03)allround schrieb: Ich denke, dass der Threadersteller gerne wissen wollte wie ihr euch auf das Examen vorbereitet habt, um letztendlich bei einem "gut" ( "sehr gut" gelandet zu sein.
Wohl in die Richtung: Wieviel am Tag gelernt ? Wie habt ihr gelernt? Womit? Welcher Zeitraum (Tauchen) ?
Ich habe das 2. Examen auch noch vor mir, deshalb kann ich leider keine Tipps geben.
Da habe ich keine großen Geheimtipps: Lange Tauchen, Kaiserseminar besuchen und viele Übungsklausuren (in der Tauchphase 2 bis 3 die Woche und dabei keinen Klausurtyp vernachlässigen) schreiben. Beim Lernen Schwerpunkte setzen: prozessual die wichtigsten Standardkonstellationen und materiell die Prüfungsklassiker.
Das betrifft aber alles nur den angesprochenen Fleiß-Faktor. Die ebenso wichtigen Faktoren Glück und Talent hat man nicht in der Hand.
07.11.2020, 15:46
Nachdem ich nun mit beiden Examen durch bin, habe ich den Eindruck, dass im zweiten der Faktor Glück noch eine größere Rolle spielt. Die Lösungsskizzen scheinen sehr festgelegt und es gibt viel mehr richtig und falsch, Argumentation wird meines Erachtens überhaupt nicht belohnt, außer es steht explizit in der Lösungsskizze drin, dass das an einer bestimmten Stelle erwartet wird. Das scheint mir das erste Examen wesentlich juristischer zu sein in dem Sinne. Und ich bin nicht verbittert über mein Resultat im zweiten, sondern bin einfach fest davon überzeugt, dass das so ist.
07.11.2020, 17:50
(07.11.2020, 15:46)Gast GPA schrieb: Nachdem ich nun mit beiden Examen durch bin, habe ich den Eindruck, dass im zweiten der Faktor Glück noch eine größere Rolle spielt. Die Lösungsskizzen scheinen sehr festgelegt und es gibt viel mehr richtig und falsch, Argumentation wird meines Erachtens überhaupt nicht belohnt, außer es steht explizit in der Lösungsskizze drin, dass das an einer bestimmten Stelle erwartet wird. Das scheint mir das erste Examen wesentlich juristischer zu sein in dem Sinne. Und ich bin nicht verbittert über mein Resultat im zweiten, sondern bin einfach fest davon überzeugt, dass das so ist.
Exakt: Guter Freund von mir ist direkt im nächsten Termin wieder ins Examen ohne weitere Vorbereitung - Ergebnis: 3 Punkte mehr (Endnote). Das zweite Examen ist zum Großteil absolute Willkür. Klar, das Prozessrecht sollte man können und sich sprachlich ausdrücken und zu Ende schreiben. Aber wer bitte macht das nicht?
07.11.2020, 18:03
(07.11.2020, 17:50)Gast schrieb:(07.11.2020, 15:46)Gast GPA schrieb: Nachdem ich nun mit beiden Examen durch bin, habe ich den Eindruck, dass im zweiten der Faktor Glück noch eine größere Rolle spielt. Die Lösungsskizzen scheinen sehr festgelegt und es gibt viel mehr richtig und falsch, Argumentation wird meines Erachtens überhaupt nicht belohnt, außer es steht explizit in der Lösungsskizze drin, dass das an einer bestimmten Stelle erwartet wird. Das scheint mir das erste Examen wesentlich juristischer zu sein in dem Sinne. Und ich bin nicht verbittert über mein Resultat im zweiten, sondern bin einfach fest davon überzeugt, dass das so ist.
Exakt: Guter Freund von mir ist direkt im nächsten Termin wieder ins Examen ohne weitere Vorbereitung - Ergebnis: 3 Punkte mehr (Endnote). Das zweite Examen ist zum Großteil absolute Willkür. Klar, das Prozessrecht sollte man können und sich sprachlich ausdrücken und zu Ende schreiben. Aber wer bitte macht das nicht?
Ich
07.11.2020, 18:14
(07.11.2020, 17:50)Gast schrieb:(07.11.2020, 15:46)Gast GPA schrieb: Nachdem ich nun mit beiden Examen durch bin, habe ich den Eindruck, dass im zweiten der Faktor Glück noch eine größere Rolle spielt. Die Lösungsskizzen scheinen sehr festgelegt und es gibt viel mehr richtig und falsch, Argumentation wird meines Erachtens überhaupt nicht belohnt, außer es steht explizit in der Lösungsskizze drin, dass das an einer bestimmten Stelle erwartet wird. Das scheint mir das erste Examen wesentlich juristischer zu sein in dem Sinne. Und ich bin nicht verbittert über mein Resultat im zweiten, sondern bin einfach fest davon überzeugt, dass das so ist.
Exakt: Guter Freund von mir ist direkt im nächsten Termin wieder ins Examen ohne weitere Vorbereitung - Ergebnis: 3 Punkte mehr (Endnote). Das zweite Examen ist zum Großteil absolute Willkür. Klar, das Prozessrecht sollte man können und sich sprachlich ausdrücken und zu Ende schreiben. Aber wer bitte macht das nicht?
Signed.
07.11.2020, 20:08
Will man wirklich ein "sehr gut"? Da halten einen doch alle nur für verrückt.
07.11.2020, 20:38
10.11.2020, 12:12
(07.11.2020, 10:50)Gast schrieb: Ganz ehrlich, das wichtigste ist Talent. Fleiß ist eigentlich nicht so wichtig. Entscheidend ist Talent. Im Examen geht es gerade darum, mit unbekannze Fällen/Problemen in kurzer Zeit klar zu kommen. Da bringt fleiß recht wenig.
So bitter es klingt, aber es ist eigentlich schon vorgezeichnet, welche Note du bekommen kannst, egal wie fleißig du bist
das ist falsch. Wenn du im Examen nicht auswendig sofort alle Probleme hinballerst schaffst du es nicht.
10.11.2020, 12:24
(10.11.2020, 12:12)Gast schrieb:Exakt, man muss im 2. Examen doch recht viel auswendig können (mehr noch als im 1. mE). Ich möchte die Person sehen, die durch reines Talent die abschlussverfügung in den 10 min runterschreibt, die dafür zur Verfügung stehen, am besten noch mit einstellungsbescheiden etc.(07.11.2020, 10:50)Gast schrieb: Ganz ehrlich, das wichtigste ist Talent. Fleiß ist eigentlich nicht so wichtig. Entscheidend ist Talent. Im Examen geht es gerade darum, mit unbekannze Fällen/Problemen in kurzer Zeit klar zu kommen. Da bringt fleiß recht wenig.
So bitter es klingt, aber es ist eigentlich schon vorgezeichnet, welche Note du bekommen kannst, egal wie fleißig du bist
das ist falsch. Wenn du im Examen nicht auswendig sofort alle Probleme hinballerst schaffst du es nicht.