22.02.2020, 12:50
Hallo,
gibt es hier Leute, die Erfahrungen damit haben, was "gewöhnliche" Anwälte so verdienen, bzw. erwirtschaften? Also ich meine explizit nicht Die in den Gks, dort ist das Gefüge ja ziemlich transparent.
Mich interessieren insb. selbststänide / angestellte Anwälte in mittelständischen Kanzleien (circa 5 - 25 Anwälte).
Hintergrund der Frage ist, dass ich es erstaunlich finde, dass der "schlechte" Verdienst im ÖD gegen diesen und für die Anwaltschaft spricht.
Ich finde den Verdienst, vorausgesetzt man ist verbeamtet, im ÖD allerdings nicht schlecht und kann mir kaum vorstellen, dass es so viele Anwälte gibt, die locker viel mehr als 4000 netto im Monat machen. Zumal im ÖD noch mehr als 4000 netto m.E. durchaus realistisch sind.
Lasse mich aber gerne korrigieren.
gibt es hier Leute, die Erfahrungen damit haben, was "gewöhnliche" Anwälte so verdienen, bzw. erwirtschaften? Also ich meine explizit nicht Die in den Gks, dort ist das Gefüge ja ziemlich transparent.
Mich interessieren insb. selbststänide / angestellte Anwälte in mittelständischen Kanzleien (circa 5 - 25 Anwälte).
Hintergrund der Frage ist, dass ich es erstaunlich finde, dass der "schlechte" Verdienst im ÖD gegen diesen und für die Anwaltschaft spricht.
Ich finde den Verdienst, vorausgesetzt man ist verbeamtet, im ÖD allerdings nicht schlecht und kann mir kaum vorstellen, dass es so viele Anwälte gibt, die locker viel mehr als 4000 netto im Monat machen. Zumal im ÖD noch mehr als 4000 netto m.E. durchaus realistisch sind.
Lasse mich aber gerne korrigieren.
22.02.2020, 13:04
Darf ich fragen, wo man als Beamter mit über 4.000 € nach Hause geht?
Mit A13 ist das nicht möglich.
Das muss dann schon eine A15 oder A14 Stelle mit einigen Jahren Berufserfahrung sein. Und das erreicht man als Jurist nur mit viel Geduld oder einigen an Glück.
Mit A13 ist das nicht möglich.
Das muss dann schon eine A15 oder A14 Stelle mit einigen Jahren Berufserfahrung sein. Und das erreicht man als Jurist nur mit viel Geduld oder einigen an Glück.
22.02.2020, 13:11
Klar.
Also mir ist bewusst, dass es dafür mit A 13 nicht reicht. Weiß aber aus meinem Bekanntenkreis, dass A 14, bzw A 15 relativ schnell und sicher möglich sind. Damit meine ich im so 5-10 Jahre. Alles oberhalb dessen wird schwieirg und ein bisschen abhängig von den Umständen.
Aber um auch ein konkretes Beispiel zu nennen, beim Bundeszentralamt für Steuern, erhält man direkt eine A 14 Stelle und wird sofort mit Ablauf der Probezeit (da frühstmöglicher Zeitpunkt) von A 13 auf A 14 befördert. Die Altersstufen kommen ja von selbst.
Also mir ist bewusst, dass es dafür mit A 13 nicht reicht. Weiß aber aus meinem Bekanntenkreis, dass A 14, bzw A 15 relativ schnell und sicher möglich sind. Damit meine ich im so 5-10 Jahre. Alles oberhalb dessen wird schwieirg und ein bisschen abhängig von den Umständen.
Aber um auch ein konkretes Beispiel zu nennen, beim Bundeszentralamt für Steuern, erhält man direkt eine A 14 Stelle und wird sofort mit Ablauf der Probezeit (da frühstmöglicher Zeitpunkt) von A 13 auf A 14 befördert. Die Altersstufen kommen ja von selbst.
22.02.2020, 13:15
4000€ netto hast du als Beamter absolut nicht raus. Ich glaube du hast dich da bei brutto und netto vertan. :D
Juristen steigen idR mit A13 ein...sowohl auf Bundesebene als auch auf Landesebene sind das ca. 3200 € netto. Davon ziehst du dann aber noch die private KV ab, die je nachdem für dich persönlich teurer oder günstiger ist. Rechne hier einfach mal mit ca. 250€ (kann wie gesagt noch etwas günstiger, aber auch teurer sein)...! Du hast dann etwas unter 3000€ netto raus.
Selbst in A14 verdienst du in der höchsten bzw. letzten Besoldungsstufe nach über 20 Jahren "nur" etwas über 4000 € netto. Davon dann wieder die private KV abziehen und du bist mit Glück bei irgendwas um die 3900 €.
A 15 wäre dann vllt noch drin - dann leitest du aber auch ein Amt o.ä. (und verdienst selbst dort in der letzten Besoldungsstufe "nur" z.B in Hamburg 4600€ netto abzgl. der priv. KV also dann vllt. um die 4300€: auf der allerletzten Besoldungsstufe). Noch höher zu kommen ist dann eher genauso realistisch wie als Richter irgendwann dann Richter am BGH zu werden: kann zwar passieren, aber mit planen würde ich nicht. ;-)
Juristen steigen idR mit A13 ein...sowohl auf Bundesebene als auch auf Landesebene sind das ca. 3200 € netto. Davon ziehst du dann aber noch die private KV ab, die je nachdem für dich persönlich teurer oder günstiger ist. Rechne hier einfach mal mit ca. 250€ (kann wie gesagt noch etwas günstiger, aber auch teurer sein)...! Du hast dann etwas unter 3000€ netto raus.
Selbst in A14 verdienst du in der höchsten bzw. letzten Besoldungsstufe nach über 20 Jahren "nur" etwas über 4000 € netto. Davon dann wieder die private KV abziehen und du bist mit Glück bei irgendwas um die 3900 €.
A 15 wäre dann vllt noch drin - dann leitest du aber auch ein Amt o.ä. (und verdienst selbst dort in der letzten Besoldungsstufe "nur" z.B in Hamburg 4600€ netto abzgl. der priv. KV also dann vllt. um die 4300€: auf der allerletzten Besoldungsstufe). Noch höher zu kommen ist dann eher genauso realistisch wie als Richter irgendwann dann Richter am BGH zu werden: kann zwar passieren, aber mit planen würde ich nicht. ;-)
22.02.2020, 13:17
(22.02.2020, 13:11)Gast24 schrieb: Klar.
Also mir ist bewusst, dass es dafür mit A 13 nicht reicht. Weiß aber aus meinem Bekanntenkreis, dass A 14, bzw A 15 relativ schnell und sicher möglich sind. Damit meine ich im so 5-10 Jahre. Alles oberhalb dessen wird schwieirg und ein bisschen abhängig von den Umständen.
Aber um auch ein konkretes Beispiel zu nennen, beim Bundeszentralamt für Steuern, erhält man direkt eine A 14 Stelle und wird sofort mit Ablauf der Probezeit (da frühstmöglicher Zeitpunkt) von A 13 auf A 14 befördert. Die Altersstufen kommen ja von selbst.
Dann guckst du hier für dein konkretes Beispiel: https://oeffentlicher-dienst.info/c/t/re...=1&r=0&zkf=
Und siehst, dass mit A 14 dann 3416 € netto rauskommen - abzgl. noch der privaten Krankenversicherung...also im Endeffekt um die 3150€ wirklich netto. Ist nicht schlecht - aber von deinen angeführten 4000€ netto halt doch eine Ecke entfernt (das erreichst du mit A 14 wie du siehst gerade mal in den letzten Besoldungsstufen).
22.02.2020, 13:27
Also mir ist vollkommen klar, dass A 14 nicht für 4000 € netto im Monat reicht und ich habe mich auch nicht mit brutto/netto vertan. Es ging mir bei dem Beispiel lediglich darum, aufzuzeigen, dass man schnellmöglich A 14 werden kann und dann noch eine Beförderungsstufe von A 15 entfernt ist. Dort bekommt man in der niedrigsten Alterstufe in Steuerklasse I 3900 € netto raus. (zugegeben, die private KV ist noch abzurechnen).
A 15 bekommt man hier, als Abt. Leiter oder stellvertretender Dienststellenleiter oder als Referent im Ministerium (mindestens).
Aber wollte hier auch gar nicht so sehr über die Beamtenbeoldung diskutieren, da ich über diese ganz gut im Bilde bin, sondern halt wissen, was durchschnittliche Anwälte nach 5-10 Jahren im Beruf so verdienen. Zudem wäre auch interessant, wie viel diese so circa pro Woche dafür schuften müssen. Danke!
A 15 bekommt man hier, als Abt. Leiter oder stellvertretender Dienststellenleiter oder als Referent im Ministerium (mindestens).
Aber wollte hier auch gar nicht so sehr über die Beamtenbeoldung diskutieren, da ich über diese ganz gut im Bilde bin, sondern halt wissen, was durchschnittliche Anwälte nach 5-10 Jahren im Beruf so verdienen. Zudem wäre auch interessant, wie viel diese so circa pro Woche dafür schuften müssen. Danke!
22.02.2020, 14:48
Es gibt einen Artikel bei Haufe, „Wann lohnt es sich Anwalt zu sein“, da ist eine Beispielrechnung angegeben (ich weiß nicht inwieweit hier Links erlaubt sind). Fand ich ganz interessant, ohne es selbst beurteilen zu können.
22.02.2020, 14:52
Ich möchte kurz daran erinnern, dass die Besoldungen ja nur für das aktuelle Jahr gültig sind. Die Besoldungen werden jährlich angepasst, zuletzt sogar mit einem Plus von knapp über 3%. Wer jetzt in den öffentlichen Dienst mit A13 einsteigt und dann in wenigen Jahren A14 erreicht, wird seine 4.000 € netto womöglich haben oder dem zumindest extrem nahe kommen. Klar ist natürlich, dass man im ÖD nicht reich wird, solange man keine Spitzenpositionen erreicht.
In der Kanzlei wird es auf deine Leistung und den Kanzleiumsatz ankommen, wobei letzterer auch vom Rechtsgebiet und zum Teil auch von der Region abhängig ist. Außerdem spielt es ja noch eine Rolle, ob du dauerhaft angestellt bleibst oder womöglich irgendwann zum Partner ernannt werden könntest. Mit anderen Worten: Im Vergleich zum Staatsdienst und der GK ist die Karriere in einer kleineren Kanzlei extrem individuell und genaue Zahlen und Perspektiven wird dir wohl nur die Kanzlei selbst nennen können.
In der Kanzlei wird es auf deine Leistung und den Kanzleiumsatz ankommen, wobei letzterer auch vom Rechtsgebiet und zum Teil auch von der Region abhängig ist. Außerdem spielt es ja noch eine Rolle, ob du dauerhaft angestellt bleibst oder womöglich irgendwann zum Partner ernannt werden könntest. Mit anderen Worten: Im Vergleich zum Staatsdienst und der GK ist die Karriere in einer kleineren Kanzlei extrem individuell und genaue Zahlen und Perspektiven wird dir wohl nur die Kanzlei selbst nennen können.
22.02.2020, 15:20
(22.02.2020, 12:50)Gast24 schrieb: Hallo,
gibt es hier Leute, die Erfahrungen damit haben, was "gewöhnliche" Anwälte so verdienen, bzw. erwirtschaften? Also ich meine explizit nicht Die in den Gks, dort ist das Gefüge ja ziemlich transparent.
Mich interessieren insb. selbststänide / angestellte Anwälte in mittelständischen Kanzleien (circa 5 - 25 Anwälte).
Hintergrund der Frage ist, dass ich es erstaunlich finde, dass der "schlechte" Verdienst im ÖD gegen diesen und für die Anwaltschaft spricht.
Ich finde den Verdienst, vorausgesetzt man ist verbeamtet, im ÖD allerdings nicht schlecht und kann mir kaum vorstellen, dass es so viele Anwälte gibt, die locker viel mehr als 4000 netto im Monat machen. Zumal im ÖD noch mehr als 4000 netto m.E. durchaus realistisch sind.
Lasse mich aber gerne korrigieren.
Deine Rechnung geht aber nur auf, wenn man tatsächlich verbeamtet wird (das ist nicht überall im öD zwingend) und man später auf A15 kommt. A15 ist keine „Pflichtbeförderung“, sondern setzt das Vorhandensein einer Planstelle/Beförderungsstelle voraus.
Ansonsten wird man im Anwaltsbereich kaum einen „gewöhnlichen“ (i.S.v. typisch) Anwalt in dem Sinne finden, als dass man ein typisches Gehalt beziffern könnte.
Auch die kleinen Einheiten im Bereich 5 - 20 Berufsträger lassen sich kaum über einen Kamm scheren.
In einer kleinen Boutique wird man wahrscheinlich mehr verdienen können als in der gleichen Kanzlei, wenn sie quasi alles macht. Wenn diese letztgenannte Kanzlei dann aber alles macht, weil da auch ein bis drei Anwaltnotare (in den entsprechenden Bundesländern) arbeiten, dann wird man wahrscheinlich mehr verdienen.
Dann musst Du neben dem reinen Gehalt die „Extras“ betrachten. Werden Fachanwaltslehrgänge bezahlt? Fortbildungen? Wird erwartet, dass man einen Notarlehrgang macht (in den entsprechenden Bundesländern)? Wird man dafür freigestellt? Arbeitszeiten?
Im Internet findest Du alle möglichen Statistiken, die aber alle nichts taugen. Denn da wird auch der Syndikusanwalt erfasst, der nur nebenbei ein, zwei Mandate im Monat als „echter“ Anwalt bearbeitet. Der Wohnzimmeranwalt, der ... was weiß ich, was es da alles gibt.
Abschließend würde ich sagen: unter 36k p.a. ist es grenzwertig, kann aber passen, wenn der Rest stimmt (Fortbildungen etc. s.o.).
Als „Anfänger“ hatte ich damals 3500,00 - was mir zu wenig war, weshalb ich mit E13 in den öD gegangen bin. Das war mir aber zu „behördig“ i.S.v. wenig flexibel und angestaubt.
Jetzt, als Fachanwalt, bekomme ich über 60k im Jahr + Fortbildungen + Auto in einer Einheit mit weniger als zehn Berufsträgern. Arbeitszeit pro Woche zwischen 30 und 45 Stunden. Feierabend ist halt dann, wenn die Arbeit getan ist, bei uns schreibt keiner seine Zeiten auf. Ich würde sagen, ich habe Glück gehabt und würde nicht tauschen und nichts anderes mehr machen wollen.
Ich habe aber auch Glück gehabt (und Noten, mit denen ich mich auf 98% aller juristischen Stellen bewerben könnte, wobei die Noten natürlich auch zu 50% Glück sind).
22.02.2020, 16:50
Bei mir sieht es wie folgt aus:
- 6,11 + 5,16 in den Examen
- Schwerbehinderung
- kleinere Stadt mit 50k Einwohnern, aber eher ländlich geprägt im Südwesten
- Seit November in der Kanzlei
- 33,6k, aber immerhin werden Kammerbeiträge und anderer Kleinkram von der Kanzlei bezahlt
- FWW-Kanzlei mit allerlei Rechtsgebieten, durchaus interessant, manchmal auch ätzend und langweilig
- knapp 40h, wobei ich bewusst keine Überstunden mache
- Probezeit endet im Sommer, dann ggf. mehr Gehalt
Durchaus kein tolles Gehalt. Bei mir steht aber noch der parallele Verbesserungsversuch aus. Ich hoffe, dass ich dann 2-3 Punkte besser rauskomme oder zumindest eine Note erreiche, mit der ich als Schwerbehinderter in den ÖD rutschen kann.
- 6,11 + 5,16 in den Examen
- Schwerbehinderung
- kleinere Stadt mit 50k Einwohnern, aber eher ländlich geprägt im Südwesten
- Seit November in der Kanzlei
- 33,6k, aber immerhin werden Kammerbeiträge und anderer Kleinkram von der Kanzlei bezahlt
- FWW-Kanzlei mit allerlei Rechtsgebieten, durchaus interessant, manchmal auch ätzend und langweilig
- knapp 40h, wobei ich bewusst keine Überstunden mache
- Probezeit endet im Sommer, dann ggf. mehr Gehalt
Durchaus kein tolles Gehalt. Bei mir steht aber noch der parallele Verbesserungsversuch aus. Ich hoffe, dass ich dann 2-3 Punkte besser rauskomme oder zumindest eine Note erreiche, mit der ich als Schwerbehinderter in den ÖD rutschen kann.