13.02.2025, 20:33
Hallo,
ich brauche mal euren Erfahrungsschatz und bin dankbar für eure Meinungen.
Ich habe vor kurzem mein 2. Examen abgeschlossen, leider nur mit einem Ausreichend (5,x). Im ersten Examen hatte ich ein gutes Befriedigend (8,x).
Ich bin im Moment in Teilzeit angestellt in einer relativ sicheren Anstellung in der Nähe von Wiesbaden in einem Unternehmen, mache aber nicht nur juristischen Kram sondern unterschiedlichstes. Die Arbeit ist sehr entspannt und ich kriege quasi Geld, ohne dass ich das Gefühl habe, wirklich Leistung abrufen zu müssen.
Tatsächlich möchte ich aber in die Rechtsanwaltstätigkeit.
Nachdem ich über mehrere Monate keinen Erfolg bei der Suche nach einem Job als Rechtsanwalt hatte, habe ich mir in den letzten Wochen und Monaten mehr und mehr überlegt, dass eine nebenberufliche Selbständigkeit als RA eine gar nicht so blöde Option darstellen würde. Ich hätte so meinen sicheren Job und könnte langsam alles aufziehen, wäre nicht krass angewiesen auf Einkommen aus der RA Tätigkeit, insb. wo ich jetzt am Anfang noch keine sehr hohen Ausgaben in meinem Leben habe.
Mich hat zwar abgeschreckt, so komplett ohne RA Erfahrung reinzugehen, aber ich war bereit den Schritt zu gehen.
Jetzt habe ich aber kurzfristig doch ein Angebot für eine Vollzeitanstellung gekriegt, in den ersten 6 Monaten für etwa 4k im Monat mit Verhandlungsmöglichkeit danach (Ziel ist Umsatzbeteiligung).
Das Angebot hätte ich vor 6 Monaten direkt angenommen. Jetzt bin ich aber sehr stark Zwiegespalten.
Ich habe das Gefühl, dass eine Selbständigkeit schon sehr große Vorteile bedeuten kann. Insb. Flexibilität, ich wäre mein eigener Chef, Mandate würden mehr abwerfen etc. V.a. bin ich mir auch nicht sicher, ob ich mit dem Chef, der ein alter Mann ist und bspw. nichts von Gleitzeit und Home Office hält, wirklich klarkommen würde.
Wenn ich nun in der Festanstellung beginne, werde ich auch nie wieder die Möglichkeit haben, so -ich sage mal entspannt- in die Selbständigkeit zu kommen. Denn dann müsste ich ja meinen Vollzeitjob kündigen...
Aber würde mir denn die Festanstellung Erfahrungsmäßig so viel bringen, dass ich danach deutlich bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt hätte? Ich kann mir wirklich gut vorstellen, dass die Arbeitsatmosphäre langfristig nicht meinen Wünschen entspricht.
Danke vorab für eure Zeit und Einschätzung!
ich brauche mal euren Erfahrungsschatz und bin dankbar für eure Meinungen.
Ich habe vor kurzem mein 2. Examen abgeschlossen, leider nur mit einem Ausreichend (5,x). Im ersten Examen hatte ich ein gutes Befriedigend (8,x).
Ich bin im Moment in Teilzeit angestellt in einer relativ sicheren Anstellung in der Nähe von Wiesbaden in einem Unternehmen, mache aber nicht nur juristischen Kram sondern unterschiedlichstes. Die Arbeit ist sehr entspannt und ich kriege quasi Geld, ohne dass ich das Gefühl habe, wirklich Leistung abrufen zu müssen.
Tatsächlich möchte ich aber in die Rechtsanwaltstätigkeit.
Nachdem ich über mehrere Monate keinen Erfolg bei der Suche nach einem Job als Rechtsanwalt hatte, habe ich mir in den letzten Wochen und Monaten mehr und mehr überlegt, dass eine nebenberufliche Selbständigkeit als RA eine gar nicht so blöde Option darstellen würde. Ich hätte so meinen sicheren Job und könnte langsam alles aufziehen, wäre nicht krass angewiesen auf Einkommen aus der RA Tätigkeit, insb. wo ich jetzt am Anfang noch keine sehr hohen Ausgaben in meinem Leben habe.
Mich hat zwar abgeschreckt, so komplett ohne RA Erfahrung reinzugehen, aber ich war bereit den Schritt zu gehen.
Jetzt habe ich aber kurzfristig doch ein Angebot für eine Vollzeitanstellung gekriegt, in den ersten 6 Monaten für etwa 4k im Monat mit Verhandlungsmöglichkeit danach (Ziel ist Umsatzbeteiligung).
Das Angebot hätte ich vor 6 Monaten direkt angenommen. Jetzt bin ich aber sehr stark Zwiegespalten.
Ich habe das Gefühl, dass eine Selbständigkeit schon sehr große Vorteile bedeuten kann. Insb. Flexibilität, ich wäre mein eigener Chef, Mandate würden mehr abwerfen etc. V.a. bin ich mir auch nicht sicher, ob ich mit dem Chef, der ein alter Mann ist und bspw. nichts von Gleitzeit und Home Office hält, wirklich klarkommen würde.
Wenn ich nun in der Festanstellung beginne, werde ich auch nie wieder die Möglichkeit haben, so -ich sage mal entspannt- in die Selbständigkeit zu kommen. Denn dann müsste ich ja meinen Vollzeitjob kündigen...
Aber würde mir denn die Festanstellung Erfahrungsmäßig so viel bringen, dass ich danach deutlich bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt hätte? Ich kann mir wirklich gut vorstellen, dass die Arbeitsatmosphäre langfristig nicht meinen Wünschen entspricht.
Danke vorab für eure Zeit und Einschätzung!
13.02.2025, 23:36
Die Bedenken, die Du schon jetzt gegen die Stelle äußerst, wären für mich entscheidend. Man kennt solche Chefs, die noch mit zwei Fingern tippen und der Meinung sind, wer nicht ins Büro zum Arbeiten will, zeigt keinen Einsatz. Dazu die Verhandlungs"möglichkeit" nach sechs Monaten... Ich glaube nicht, dass Du dort glücklich würdest.
Das Handwerk lernen würdest Du dort wahrscheinlich besser, als bei einer Selbstständigkeit. Schon ein bisschen als Selbstständiger gearbeitet zu haben, dürfte aber bei Kanzleien in Zukunft auch gut ankommen, kann ich mir vorstellen.
Vielleicht findest Du ja einen Kollegen, mit dem Du irgendeine Vereinbarung treffen kannst, dass Du die Mandate übernimmst, auf die er keine Lust hat, die er aber nicht ablehnen will, die Vergütung wird geteilt und Du kannst zu ihm gehen, wenn Du Fragen hast. Und machst das dann nebenbei... Gibt ja alle möglichen Konstellationen, könntest mal bei der Kammer inserieren.
Glaube jedenfalls sowas würde Dir schlussendlich besser gefallen, als die angebotene Stelle
Das Handwerk lernen würdest Du dort wahrscheinlich besser, als bei einer Selbstständigkeit. Schon ein bisschen als Selbstständiger gearbeitet zu haben, dürfte aber bei Kanzleien in Zukunft auch gut ankommen, kann ich mir vorstellen.
Vielleicht findest Du ja einen Kollegen, mit dem Du irgendeine Vereinbarung treffen kannst, dass Du die Mandate übernimmst, auf die er keine Lust hat, die er aber nicht ablehnen will, die Vergütung wird geteilt und Du kannst zu ihm gehen, wenn Du Fragen hast. Und machst das dann nebenbei... Gibt ja alle möglichen Konstellationen, könntest mal bei der Kammer inserieren.
Glaube jedenfalls sowas würde Dir schlussendlich besser gefallen, als die angebotene Stelle
13.02.2025, 23:46
Ich würde es wagen, denn du hast nichts zu verlieren. Das Risiko ist gering, da du über deine Teilzeittätigkeit finanziell abgesichert bist. Wenn nicht jetzt die Chance ergreifen, wann also dann?
Eine Festanstellung in Vollzeit kannst du jederzeit immer noch annehmen, wenn das mit der Selbständigkeit nicht geklappt hat. Nur weil du damals nicht genommen wurdest, heißt das nicht, dass dies in Zukunft auch so ist. Damals warst du Berufseinsteiger ohne Erfahrung. Je länger du im Beruf bist, umso mehr kannst du aber vorweisen. Ich würde nur schauen, dass du in deinem jetzigen Teilzeitjob nicht nur Dully-Aufgaben übernimmst, sondern auch Dinge, bei denen du etwas lernst, was dich beruflich weiter bringt.
Ich würde es wagen.
Eine Festanstellung in Vollzeit kannst du jederzeit immer noch annehmen, wenn das mit der Selbständigkeit nicht geklappt hat. Nur weil du damals nicht genommen wurdest, heißt das nicht, dass dies in Zukunft auch so ist. Damals warst du Berufseinsteiger ohne Erfahrung. Je länger du im Beruf bist, umso mehr kannst du aber vorweisen. Ich würde nur schauen, dass du in deinem jetzigen Teilzeitjob nicht nur Dully-Aufgaben übernimmst, sondern auch Dinge, bei denen du etwas lernst, was dich beruflich weiter bringt.
Ich würde es wagen.
13.02.2025, 23:49
Muss Äfes (und inzwischen auch Egal_) zustimmen und hab mich schon beim Lesen des ersten Beitrags gefragt, ob ich das gestern Nacht besoffen selber geschrieben hab. Aber eine Sache würde ich doch einwenden: Wenn das ein alter Anwalt ist, wie lange wird er es noch machen? Wird er am Schreibtisch sterben? Wann ist mit Einsetzen der Altersmilde zu rechnen?
Ihr kennt euch noch nicht, daher wird er wohl auch ein bisschen Sorgen haben, mit wem er es auf deiner Seite zu tun hat – insofern könnten die 4k pro Monat aus seiner Sicht sogar geradezu mutig sein. Eventuell greift er gerade nach dem letzten Strohhalm um eine Nachfolge aufzubauen. Und wie Äfes sagt, Lernen wirst du möglicherweise bei ihm ganz gut.
Ich würde den Plan daher doch noch nicht ganz verwerfen. Vielleicht lässt er sich auf eine Bürogemeinschaft ein, ähnlich wie Äfes schon angedeutet hat, und du kannst bei ihm deine nebenberufliche Selbständigkeit beginnen, mit der Option auf Weiterungen in sechs Monaten ;)
Ihr kennt euch noch nicht, daher wird er wohl auch ein bisschen Sorgen haben, mit wem er es auf deiner Seite zu tun hat – insofern könnten die 4k pro Monat aus seiner Sicht sogar geradezu mutig sein. Eventuell greift er gerade nach dem letzten Strohhalm um eine Nachfolge aufzubauen. Und wie Äfes sagt, Lernen wirst du möglicherweise bei ihm ganz gut.
Ich würde den Plan daher doch noch nicht ganz verwerfen. Vielleicht lässt er sich auf eine Bürogemeinschaft ein, ähnlich wie Äfes schon angedeutet hat, und du kannst bei ihm deine nebenberufliche Selbständigkeit beginnen, mit der Option auf Weiterungen in sechs Monaten ;)
13.02.2025, 23:57
(13.02.2025, 23:36)Äfes schrieb: Die Bedenken, die Du schon jetzt gegen die Stelle äußerst, wären für mich entscheidend. Man kennt solche Chefs, die noch mit zwei Fingern tippen und der Meinung sind, wer nicht ins Büro zum Arbeiten will, zeigt keinen Einsatz. Dazu die Verhandlungs"möglichkeit" nach sechs Monaten... Ich glaube nicht, dass Du dort glücklich würdest.
Das Handwerk lernen würdest Du dort wahrscheinlich besser, als bei einer Selbstständigkeit. Schon ein bisschen als Selbstständiger gearbeitet zu haben, dürfte aber bei Kanzleien in Zukunft auch gut ankommen, kann ich mir vorstellen.
Vielleicht findest Du ja einen Kollegen, mit dem Du irgendeine Vereinbarung treffen kannst, dass Du die Mandate übernimmst, auf die er keine Lust hat, die er aber nicht ablehnen will, die Vergütung wird geteilt und Du kannst zu ihm gehen, wenn Du Fragen hast. Und machst das dann nebenbei... Gibt ja alle möglichen Konstellationen, könntest mal bei der Kammer inserieren.
Glaube jedenfalls sowas würde Dir schlussendlich besser gefallen, als die angebotene Stelle
Das ist ein Punkt, der mir auch aufgefallen ist. Ich habe vor ein paar Tagen meine früheren Arbeitgeber und die zugehörigen Bewerbungsgespräche Revue passieren lassen. Im Nachhinein muss ich sagen, dass sich eigentlich jedes Mal schon im Bewerbungsgespräch andeutete, wie das Arbeitsverhältnis laufen würde. Lief das Gespräch gut und mein zukünftiger Vorgesetzter war mir sympathisch, war auch das das spätere Verhältnis zwischen uns gut. Kamen im Gespräch keine wirklichen Sympathien auf oder äußerte mein Gegenüber komische Ansichten (mein erster Chef), setzte sich dies auch im Arbeitsverhältnis fort. Wenn ich keine Not hätte, würde ich daher nicht bei jemandem anfangen, der mir schon im Gespräch suspekt war.
14.02.2025, 00:42
Danke euch für eure Antworten!! Mir hilft das wirklich sehr, eure Einschätzungen und Erfahrungen zu hören.
Ich betrachte meine aktuelle Stelle wirklich rein als Geldquelle. Mir bringt sie in meinen juristischen Zielen eigentlich nichts. Daher wäre auf jeden Fall auch bei der Selbständigkeit das mittelfristige Ziel vollzeit Selbständigkeit.
Ich traue mir eigentlich auch zu, mir das nötige Handwerkszeug selbst beizubringen und auch das drum und dran zu managen.
Eine relevante Frage ist für mich, was das mit meinen Chancen macht, wenn ich nach einiger Zeit nebenberuflicher Selbständigkeit doch in ein Angestelltenverhältnis wechseln möchte. Ich habe gelesen, dass viele Arbeitgeber zurückschrecken vor Leuten, die mal selbständig waren, weil sie als zu eigensinnig gelten würden. Außerdem, würde es meiner Karriere denn nachhaltig schaden, wenn ich die Selbständigkeit aufgebe, weil es nicht gut läuft? So in Richtung versucht aber versagt?
Bezüglich dem Gefühl beschreibt ihr es eigentlich genau. Ich hab schon beim Gespräch vor Ort gemerkt, dass sich das komisch angefühlt hat.
Ich betrachte meine aktuelle Stelle wirklich rein als Geldquelle. Mir bringt sie in meinen juristischen Zielen eigentlich nichts. Daher wäre auf jeden Fall auch bei der Selbständigkeit das mittelfristige Ziel vollzeit Selbständigkeit.
Ich traue mir eigentlich auch zu, mir das nötige Handwerkszeug selbst beizubringen und auch das drum und dran zu managen.
Eine relevante Frage ist für mich, was das mit meinen Chancen macht, wenn ich nach einiger Zeit nebenberuflicher Selbständigkeit doch in ein Angestelltenverhältnis wechseln möchte. Ich habe gelesen, dass viele Arbeitgeber zurückschrecken vor Leuten, die mal selbständig waren, weil sie als zu eigensinnig gelten würden. Außerdem, würde es meiner Karriere denn nachhaltig schaden, wenn ich die Selbständigkeit aufgebe, weil es nicht gut läuft? So in Richtung versucht aber versagt?
Bezüglich dem Gefühl beschreibt ihr es eigentlich genau. Ich hab schon beim Gespräch vor Ort gemerkt, dass sich das komisch angefühlt hat.
14.02.2025, 00:47
(13.02.2025, 23:49)Gast112351235 schrieb: Muss Äfes (und inzwischen auch Egal_) zustimmen und hab mich schon beim Lesen des ersten Beitrags gefragt, ob ich das gestern Nacht besoffen selber geschrieben hab. Aber eine Sache würde ich doch einwenden: Wenn das ein alter Anwalt ist, wie lange wird er es noch machen? Wird er am Schreibtisch sterben? Wann ist mit Einsetzen der Altersmilde zu rechnen?
Ihr kennt euch noch nicht, daher wird er wohl auch ein bisschen Sorgen haben, mit wem er es auf deiner Seite zu tun hat – insofern könnten die 4k pro Monat aus seiner Sicht sogar geradezu mutig sein. Eventuell greift er gerade nach dem letzten Strohhalm um eine Nachfolge aufzubauen. Und wie Äfes sagt, Lernen wirst du möglicherweise bei ihm ganz gut.
Ich würde den Plan daher doch noch nicht ganz verwerfen. Vielleicht lässt er sich auf eine Bürogemeinschaft ein, ähnlich wie Äfes schon angedeutet hat, und du kannst bei ihm deine nebenberufliche Selbständigkeit beginnen, mit der Option auf Weiterungen in sechs Monaten ;)
Das ist eine interessante Idee, danke. Aber ich denke er vergibt ausdrücklich eine Vollzeit stelle. Und neben einer Vollzeit Stelle nebenberuflich selbständig zu werden - das passt nicht in meine Lebensplanung der nächsten Jahre...
14.02.2025, 09:38
(14.02.2025, 00:42)Fragend schrieb: Danke euch für eure Antworten!! Mir hilft das wirklich sehr, eure Einschätzungen und Erfahrungen zu hören.
Ich betrachte meine aktuelle Stelle wirklich rein als Geldquelle. Mir bringt sie in meinen juristischen Zielen eigentlich nichts. Daher wäre auf jeden Fall auch bei der Selbständigkeit das mittelfristige Ziel vollzeit Selbständigkeit.
Ich traue mir eigentlich auch zu, mir das nötige Handwerkszeug selbst beizubringen und auch das drum und dran zu managen.
Eine relevante Frage ist für mich, was das mit meinen Chancen macht, wenn ich nach einiger Zeit nebenberuflicher Selbständigkeit doch in ein Angestelltenverhältnis wechseln möchte. Ich habe gelesen, dass viele Arbeitgeber zurückschrecken vor Leuten, die mal selbständig waren, weil sie als zu eigensinnig gelten würden. Außerdem, würde es meiner Karriere denn nachhaltig schaden, wenn ich die Selbständigkeit aufgebe, weil es nicht gut läuft? So in Richtung versucht aber versagt?
Bezüglich dem Gefühl beschreibt ihr es eigentlich genau. Ich hab schon beim Gespräch vor Ort gemerkt, dass sich das komisch angefühlt hat.
Wenn Du aus der Selbstständigkeit in ein Angestelltenverhältnis wechseln möchtest, heißt das ja nicht zwingend, dass Du gescheitert bist. Das kann ja tausende Gründe haben. In einer Einzelkanzlei fehlt Dir der Austausch mit Kollegen; die Kosten für Personaleinstellungen wären zu hoch gewesen, um sie alleine zu stemmen; Du willst auch lernen, wie andere Kanzleien arbeiten; Du willst mal in einer größeren Einheit arbeiten; ...
Ich denke, wenn es wirklich so weit käme, dass Du doch nochmal angestellt sein wollen würdest, würde Dir eine vorherige Selbstständigkeit in den Augen des Arbeitgebers eher nutzen, da die Kanzleien gerne Anwälte haben, die eine Auge darauf haben, dass die Arbeit wirtschaftlich ist, was Du dann gelernt haben dürftest.
Ein Kollege bei uns hat während der Promotion selbstständig gearbeitet. Du kannst es natürlich auch so verkaufen, dass Du das neben Deinem eigentlichen Job im kleinen Rahmen machen wolltest, um Dich einzufinden und zu schauen, ob die Anwaltschaft Dein Ding ist. Jetzt weißt Du das, hast aber auch gemerkt, dass es hilfreich ist, mit erfahreneren Kollegen zu arbeiten und noch etwas zu lernen.
Also da würde ich mir weniger Gedanken machen. Ein Versuch kann jedenfalls mMn nicht schaden.
Von dem anderen Job würde ich jedenfalls die Finger lassen. Es gibt erfahrungsgemäß auch immer wieder ältere Kollegen, die Nachfolger für in 3-5 Jahren suchen, tatsächlich aber nie bereit sind, aufzuhören. Kenne einige, die ihre Kanzleien mit Mitte 70 immer noch nicht aus der Hand gegeben haben, obwohl das schon lange das erklärte Ziel ist. Begründung ist dann, dass kein geeigneter Nachfolger vorhanden ist, die Erwartungen an einen solchen sind aber regelmäßig völlig unrealistisch. Am besten soll er erstmal sieben Tage die Woche mindestens zwölf Stunden arbeiten für 5 Jahre und 36k, um zu zeigen, dass er auch wirklich will. Der Wert der eigenen Kanzlei wird zusätzlich noch maßlos überschätzt und soll natürlich abgegolten werden...
Die Kollegen haben zweifellos auch sehr gute Eigenschaften und Kontakte und man profitiert stark von der Tätigkeit, aber glücklich wird man dort mMn nicht und irgendwann zieht man die Reißleine
14.02.2025, 15:59
Um das noch, wenn nötig, richtig zu stellen, ich würde mich ebenso wenig darauf verlassen, die Kanzlei zeitnah übernehmen zu können. Absolut unsicher, da kommt einem direkt das Bild junger Frauen an der Seite nicht sterben wollender älterer Herren … Mir ginge es nur um den Punkt, dass der Anwalt ein gewisses Interesse trotzdem haben könnte, und dass man hierauf aufbauend zu einer Kooperation finden könnte, auch ohne auf eine Kanzleiübernahme zu spekulieren.
Was "erste Eindrücke" angeht, muss ich aber ebenfalls zustimmen. Red Flags direkt ernst nehmen, wenn sie sich schon zeigen.
Was "erste Eindrücke" angeht, muss ich aber ebenfalls zustimmen. Red Flags direkt ernst nehmen, wenn sie sich schon zeigen.
20.02.2025, 22:41
Danke nochmal für eure Einschätzungen.
Für die Zulassung will die Rechtsanwaltskammer folgende Erklärung des Arbeitgebers.
https://www.rechtsanwaltskammer-kassel.d...igkeit.pdf
Das klingt für mich absurd. Kein Arbeitgeber würde doch diese Bestätigung abgeben wollen.
Weiß vllt jemand, ob man verpflichtet ist, diese Erklärung abzugeben? Kann ich auch eine selbst formulierte Erklärung abgeben, die die Vereinbarkeit des Angestelltenverhältnisses mit der Rechtsanwaltstätigkeit ebenso bestätigt?
Für die Zulassung will die Rechtsanwaltskammer folgende Erklärung des Arbeitgebers.
https://www.rechtsanwaltskammer-kassel.d...igkeit.pdf
Das klingt für mich absurd. Kein Arbeitgeber würde doch diese Bestätigung abgeben wollen.
Weiß vllt jemand, ob man verpflichtet ist, diese Erklärung abzugeben? Kann ich auch eine selbst formulierte Erklärung abgeben, die die Vereinbarkeit des Angestelltenverhältnisses mit der Rechtsanwaltstätigkeit ebenso bestätigt?