05.02.2025, 19:35
Hallo zusammen,
ich interessiere mich für den Einstieg in die Justiz und insbesondere für eine Tätigkeit als (Proberichterin/) Richterin in der ordentlichen Gerichtsbarkeit. (Auch wenn es schon Beiträge dazu gibt, interessieren mich aktuellere Erfahrungsberichte und die heutige Situation). Besonders interessieren mich die Arbeitszeiten in den ersten Jahren – wie viele Stunden sind realistisch zu erwarten?
Zudem würde mich interessieren, wie herausfordernd der Einstieg ist: Fühlt man sich anfangs oft überfordert, oder gibt es eine gute Einarbeitung? Wie lange dauert es erfahrungsgemäß, bis man sich sicher in seiner Rolle fühlt?
Falls jemand in den letzten Jahren angefangen hat und aktuelle Erfahrungen teilen kann, wäre ich sehr dankbar!
ich interessiere mich für den Einstieg in die Justiz und insbesondere für eine Tätigkeit als (Proberichterin/) Richterin in der ordentlichen Gerichtsbarkeit. (Auch wenn es schon Beiträge dazu gibt, interessieren mich aktuellere Erfahrungsberichte und die heutige Situation). Besonders interessieren mich die Arbeitszeiten in den ersten Jahren – wie viele Stunden sind realistisch zu erwarten?
Zudem würde mich interessieren, wie herausfordernd der Einstieg ist: Fühlt man sich anfangs oft überfordert, oder gibt es eine gute Einarbeitung? Wie lange dauert es erfahrungsgemäß, bis man sich sicher in seiner Rolle fühlt?
Falls jemand in den letzten Jahren angefangen hat und aktuelle Erfahrungen teilen kann, wäre ich sehr dankbar!
Wer Richter auf Probe bzw. Staatsanwalt werden möchte, sollte sich mit dem Karriere-Dossier über die Einstellungschancen und Bewerbungsvoraussetzungen informieren. Das Karriere-Dossier ist als Print-Buch sowie als E-Book für alle 16 Bundesländer erhältlich:
https://www.juristenkoffer.de/richter/karriere-dossier-richter-staatsanwalt-werden.php
Und zur Vorbereitung auf das alles entscheidende Vorstellungsgespräch sollte man auf die vielen hunderten Erfahrungsberichte anderer Juristen zugreifen, die bereits das Bewerbungsverfahren erfolgreich absolviert haben.
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Und zur Vorbereitung auf das alles entscheidende Vorstellungsgespräch sollte man auf die vielen hunderten Erfahrungsberichte anderer Juristen zugreifen, die bereits das Bewerbungsverfahren erfolgreich absolviert haben.
06.02.2025, 08:26
Kurz vorweg: Eine letztgültige Antwort, gerade zur "aktuellen Situation", wird es so nicht geben. Die Erfahrungen einzelner Leute sind einfach sehr unterschiedlich, je nach Gerichtsbezirk/Persönlichkeitstyp/Tätigkeitsbereich/...
Ich kann aber meine persönlichen Erfahrungen gerne teilen. Ich habe Mitte 2023 in NRW angefangen, bin jetzt also etwas mehr als 1 1/2 Jahre dabei.
Meine Erfahrung zu den Arbeitszeiten
Im Schnitt arbeite ich vermutlich 40-45 Stunden. Mehr als 58 Stunden pro Woche habe ich nie gearbeitet und ich hatte auch (wenige) Wochen, in denen ich effektiv mit 35 Stunden gut zurecht kam.
Ich habe mir meine Zeiten immer aufgeschrieben, insbesondere um zu wissen, ob die gefühlte Belastung zur tatsächlichen Belastung passt. Wenn ich wusste, dass ich viel gemacht habe, ist es mir auch leichter gefallen, was liegen zu lassen. Dass ich nach Hause gefahren bin und quasi nichts mehr zu tun war, gab es sehr sehr selten. Auch in den Wochen, in denen ich weniger als 40 Stunden gemacht habe, war eigentlich immer noch was zu tun. Es war dann halt nicht eilig und ich habe es bewusst liegen lassen.
Meine Erfahrung zum Einstieg am LG
Mit dem Einstieg am LG kam ich ganz gut zurecht. Es gibt zwar außer der Einführung in die e-Akte keine wirkliche Einführung ins Dezernat, sodass man sich am Anfang etwas verloren fühlt. Das betrifft vor allem so die typischen Arbeitsabläufe. Da man aber in einer Zivilkammer startet, ist einem der Rest (materielles und prozessuales Recht) ja aus dem Examen sehr vertraut. Und am LG hat man mit den Kammermitgliedern und vielen anderen Kollegen (idR auch einigen anderen Proberichtern im ersten Jahr) aber viele Leute, die man fragen kann, sodass ich ganz gut reingefunden habe.
Ich weiß aber, dass das manchen, die mit mir angefangen haben, anders ging, insbesondere bei (persönlichen) Schwierigkeiten mit dem/der Vorsitzenden.
Meine Erfahrung zum Wechsel ans AG
Den Übergang zum AG fand ich im zweiten Jahr dann schwieriger: Es können einem mehr unbekannte Dinge begegnen (OWi, Betreuungsrecht, Familienrecht, Zwangsvollstreckung, Haft-/Unterbringungssachen etc.) und als Einzelrichter hat man weniger klare Ansprechpartner und ist nochmal mehr auf sich allein gestellt. Aber auch da gibt es natürlich Leute, die man fragen kann. Wie gut das klappt und wie wohl man sich fühlt, hängt dann immer von der konkreten Situation ab. Es macht einen großen Unterschied, ob man an ein großes Amtsgericht kommt, an dem mehrere Kollegen das gleiche Rechtsgebiet bearbeiten oder ein kleines Amtsgericht, wo man der einzige Dezernent für ein Gebiet ist. Genauso ist die Atmosphäre u.U. komplett anderes je nachdem wie viel die Leute z.B. von zuhause arbeiten.
Mein Fazit
Meiner Meinung nach ist die Einarbeitung in der Justiz erheblich ausbaubedürftig. Richtige Strukturen gibt es nicht und man ist darauf angewiesen, dass sich vieles durch Hilfe von Kollegen regeln lässt. Das ginge definitiv besser. Andererseits ist das wohl nichts, was jetzt spezifisch bei der Justiz, sondern vermutlich bei der Mehrheit der Arbeitgeber irgendwie der Fall ist.
Ansonsten wie oben schon erwähnt: Auf Deine Frage gibt es nicht die eine Antwort. Je nachdem wo Du startest kannst Du eine sehr vergleichbare oder aber komplett andere Erfahrung machen. Dir werden vermutlich andere Dinge schwer fallen und es hängt viel von den Leuten ab, mit denen man arbeitet (wie überall sonst auch).
Unabhängig davon, dass es manchmal schwierig ist und man in den ersten Jahren auch oft nicht die Wahl hat, was man macht und sich vielleicht etwas durchbeißen muss, finde ich, dass sich der Job sehr lohnt.
Er bringt in der Arbeitsweise sehr viele Freiheiten mit sich. Man hat von Anfang an eine hohe Verantwortung, aber auch Eigenständigkeit. Die richterliche Unabhängigkeit ist in meinen Augen unbezahlbar. Verglichen mit vielen Freunden im anwaltlichen Bereich, ist meine Arbeit deutlich flexibler und der Druck von außen geringer. Der Stress meiner Arbeit kommt in großen Teilen von mir selbst und meinem Verantwortungsgefühl für den Fall.
Wie gut Du Dich da abgrenzen kannst, wie viel Vorbereitung und Zeit Du brauchst, um Dich mit der Arbeit und Deiner Rolle wohl zu fühlen, liegt an Dir. Das kann vorab niemand für Dich beantworten. Aber ich empfehle Dir sehr: Finde es raus :)
Ich kann aber meine persönlichen Erfahrungen gerne teilen. Ich habe Mitte 2023 in NRW angefangen, bin jetzt also etwas mehr als 1 1/2 Jahre dabei.
Meine Erfahrung zu den Arbeitszeiten
Im Schnitt arbeite ich vermutlich 40-45 Stunden. Mehr als 58 Stunden pro Woche habe ich nie gearbeitet und ich hatte auch (wenige) Wochen, in denen ich effektiv mit 35 Stunden gut zurecht kam.
Ich habe mir meine Zeiten immer aufgeschrieben, insbesondere um zu wissen, ob die gefühlte Belastung zur tatsächlichen Belastung passt. Wenn ich wusste, dass ich viel gemacht habe, ist es mir auch leichter gefallen, was liegen zu lassen. Dass ich nach Hause gefahren bin und quasi nichts mehr zu tun war, gab es sehr sehr selten. Auch in den Wochen, in denen ich weniger als 40 Stunden gemacht habe, war eigentlich immer noch was zu tun. Es war dann halt nicht eilig und ich habe es bewusst liegen lassen.
Meine Erfahrung zum Einstieg am LG
Mit dem Einstieg am LG kam ich ganz gut zurecht. Es gibt zwar außer der Einführung in die e-Akte keine wirkliche Einführung ins Dezernat, sodass man sich am Anfang etwas verloren fühlt. Das betrifft vor allem so die typischen Arbeitsabläufe. Da man aber in einer Zivilkammer startet, ist einem der Rest (materielles und prozessuales Recht) ja aus dem Examen sehr vertraut. Und am LG hat man mit den Kammermitgliedern und vielen anderen Kollegen (idR auch einigen anderen Proberichtern im ersten Jahr) aber viele Leute, die man fragen kann, sodass ich ganz gut reingefunden habe.
Ich weiß aber, dass das manchen, die mit mir angefangen haben, anders ging, insbesondere bei (persönlichen) Schwierigkeiten mit dem/der Vorsitzenden.
Meine Erfahrung zum Wechsel ans AG
Den Übergang zum AG fand ich im zweiten Jahr dann schwieriger: Es können einem mehr unbekannte Dinge begegnen (OWi, Betreuungsrecht, Familienrecht, Zwangsvollstreckung, Haft-/Unterbringungssachen etc.) und als Einzelrichter hat man weniger klare Ansprechpartner und ist nochmal mehr auf sich allein gestellt. Aber auch da gibt es natürlich Leute, die man fragen kann. Wie gut das klappt und wie wohl man sich fühlt, hängt dann immer von der konkreten Situation ab. Es macht einen großen Unterschied, ob man an ein großes Amtsgericht kommt, an dem mehrere Kollegen das gleiche Rechtsgebiet bearbeiten oder ein kleines Amtsgericht, wo man der einzige Dezernent für ein Gebiet ist. Genauso ist die Atmosphäre u.U. komplett anderes je nachdem wie viel die Leute z.B. von zuhause arbeiten.
Mein Fazit
Meiner Meinung nach ist die Einarbeitung in der Justiz erheblich ausbaubedürftig. Richtige Strukturen gibt es nicht und man ist darauf angewiesen, dass sich vieles durch Hilfe von Kollegen regeln lässt. Das ginge definitiv besser. Andererseits ist das wohl nichts, was jetzt spezifisch bei der Justiz, sondern vermutlich bei der Mehrheit der Arbeitgeber irgendwie der Fall ist.
Ansonsten wie oben schon erwähnt: Auf Deine Frage gibt es nicht die eine Antwort. Je nachdem wo Du startest kannst Du eine sehr vergleichbare oder aber komplett andere Erfahrung machen. Dir werden vermutlich andere Dinge schwer fallen und es hängt viel von den Leuten ab, mit denen man arbeitet (wie überall sonst auch).
Unabhängig davon, dass es manchmal schwierig ist und man in den ersten Jahren auch oft nicht die Wahl hat, was man macht und sich vielleicht etwas durchbeißen muss, finde ich, dass sich der Job sehr lohnt.
Er bringt in der Arbeitsweise sehr viele Freiheiten mit sich. Man hat von Anfang an eine hohe Verantwortung, aber auch Eigenständigkeit. Die richterliche Unabhängigkeit ist in meinen Augen unbezahlbar. Verglichen mit vielen Freunden im anwaltlichen Bereich, ist meine Arbeit deutlich flexibler und der Druck von außen geringer. Der Stress meiner Arbeit kommt in großen Teilen von mir selbst und meinem Verantwortungsgefühl für den Fall.
Wie gut Du Dich da abgrenzen kannst, wie viel Vorbereitung und Zeit Du brauchst, um Dich mit der Arbeit und Deiner Rolle wohl zu fühlen, liegt an Dir. Das kann vorab niemand für Dich beantworten. Aber ich empfehle Dir sehr: Finde es raus :)
06.02.2025, 12:52
Vielen Dank für die ausführlichen Eindrücke. :-) In welchem Rechtsbereich bist du aktuell eingesetzt? Würdest du sagen, das die Arbeit dich erfüllt und was wären die Pros und Contras die du in die Waagschale werfen würdest?
06.02.2025, 18:39
Wie schnell und gleichzeitig gut Du fertig wirst, hat einerseits mit der Stelle zu tun (aufgelaufene Rückstände, Rechtsgebiet, Unterstützung durch Geschäftsstelle und Kollegen), andererseits mit Dir. Verkriechst Du dich im Zimmer oder suchst Du dir Hilfe bei den richtigen Leuten? Hast Du Verhandlungstalent? Und kannst Du die entscheidenden juristischen Fragen schnell und zupackend beantworten, Nebensächliches dagegen kurz oder gar nicht? Hast Du ein ausgeprägtes Judiz? Es wird in diesem Forum ungern gehört aber: wer in fünfstündigen Klausuren die Aufgaben gelöst und dafür im Schnitt 13 Punkte bekommen hat, wird möglicherweise auch bei gleicher Arbeitsqualität früher das Gericht verlassen können als jemand, der im Examen schon nicht fertig geworden ist.
Auf alle Fälle ist es ein schöner und oft sinnstiftender Beruf. Ich persönlich habe bei keinem Stellenwechsel Horrorgeschichten erlebt, aber es gibt sie definitiv.
Auf alle Fälle ist es ein schöner und oft sinnstiftender Beruf. Ich persönlich habe bei keinem Stellenwechsel Horrorgeschichten erlebt, aber es gibt sie definitiv.
06.02.2025, 21:21
In einer großen Strafkammer am LG: nie mehr als 40h.
Strafrichter am AG: 35-45 h, wobei die 45h etwas öfter erreicht werden als die 35h.
Strafrichter am AG: 35-45 h, wobei die 45h etwas öfter erreicht werden als die 35h.
06.02.2025, 21:29
(06.02.2025, 21:21)JuraLiebhaber schrieb: In einer großen Strafkammer am LG: nie mehr als 40h.
Strafrichter am AG: 35-45 h, wobei die 45h etwas öfter erreicht werden als die 35h.
Darf ich mal fragen, wie du die Arbeit inhaltlich in der großen Strafkammer fandest? Man hat doch sicherlich wenig Abwechslung durch die umfangreichen Verfahren, oder? Und nach den Verhandlungen hockt man dann ewig und drei Tage an dem Urteil?
06.02.2025, 22:02
(06.02.2025, 21:29)Justiiziaaa schrieb:(06.02.2025, 21:21)JuraLiebhaber schrieb: In einer großen Strafkammer am LG: nie mehr als 40h.
Strafrichter am AG: 35-45 h, wobei die 45h etwas öfter erreicht werden als die 35h.
Darf ich mal fragen, wie du die Arbeit inhaltlich in der großen Strafkammer fandest? Man hat doch sicherlich wenig Abwechslung durch die umfangreichen Verfahren, oder? Und nach den Verhandlungen hockt man dann ewig und drei Tage an dem Urteil?
In großen Strafkammern ist einer der Beisitzer (oder eben der einzige Beisitzer, bei der großen Strafkammer in kleiner Besetzung) immer zugleich Berichterstatter für das Verfahren. Nur dieser fasst das Urteil am Ende ab und achtet auch auf die Einhaltung der Urteilsfrist. In der Regel verfasst der Bericherstatter - freilich eine Frage der kammerinternen Organisation - gerade bei umfangreichen Verfahren auch sog. Terminsvemerke am Ende eines Termins, die auch gut 30-35 Seiten betragen können, weil sich am Ende sonst niemand mehr bei der Urteilsberatung sonst niemand erinnern kann, was der KOK Müller zum Inhalt des Laptops des Angeklagten zu 6) mitgeteilt hat. Der Berichterstatter schreibt in der Regel auch viel während des Termins mit, damit alle Informationen für die Urteilsfindung verfügbar sind.
07.02.2025, 09:50
(06.02.2025, 18:39)Praktiker schrieb: Wie schnell und gleichzeitig gut Du fertig wirst, hat einerseits mit der Stelle zu tun (aufgelaufene Rückstände, Rechtsgebiet, Unterstützung durch Geschäftsstelle und Kollegen), andererseits mit Dir. Verkriechst Du dich im Zimmer oder suchst Du dir Hilfe bei den richtigen Leuten? Hast Du Verhandlungstalent? Und kannst Du die entscheidenden juristischen Fragen schnell und zupackend beantworten, Nebensächliches dagegen kurz oder gar nicht? Hast Du ein ausgeprägtes Judiz? Es wird in diesem Forum ungern gehört aber: wer in fünfstündigen Klausuren die Aufgaben gelöst und dafür im Schnitt 13 Punkte bekommen hat, wird möglicherweise auch bei gleicher Arbeitsqualität früher das Gericht verlassen können als jemand, der im Examen schon nicht fertig geworden ist.Im Schnitt 13 Punkte Schreiben zu können indiziert vieles.
Auf alle Fälle ist es ein schöner und oft sinnstiftender Beruf. Ich persönlich habe bei keinem Stellenwechsel Horrorgeschichten erlebt, aber es gibt sie definitiv.
Eine hohe Intelligenz ( zu 80 % genetisch bedingt)
Vertiefte Rechtskenntnisse in den im Examen abgeprüften Gebieten
Sichere Anwendung auf den Einzelfall. Schnelles, genaues Erfassen des Sachverhaltes.
Jetzt sehe ich nur nicht wie eine mit künstlichen Problemen aufgeladene Examensklausur mit einem Gerichtsverfahren vergleichbar ist, was entweder schnell per Beschluss weg ist oder gleich mehrere Jahre geht aufgrund enormer Komplexität.
07.02.2025, 19:25
(07.02.2025, 09:50)NRW556 schrieb:(06.02.2025, 18:39)Praktiker schrieb: Wie schnell und gleichzeitig gut Du fertig wirst, hat einerseits mit der Stelle zu tun (aufgelaufene Rückstände, Rechtsgebiet, Unterstützung durch Geschäftsstelle und Kollegen), andererseits mit Dir. Verkriechst Du dich im Zimmer oder suchst Du dir Hilfe bei den richtigen Leuten? Hast Du Verhandlungstalent? Und kannst Du die entscheidenden juristischen Fragen schnell und zupackend beantworten, Nebensächliches dagegen kurz oder gar nicht? Hast Du ein ausgeprägtes Judiz? Es wird in diesem Forum ungern gehört aber: wer in fünfstündigen Klausuren die Aufgaben gelöst und dafür im Schnitt 13 Punkte bekommen hat, wird möglicherweise auch bei gleicher Arbeitsqualität früher das Gericht verlassen können als jemand, der im Examen schon nicht fertig geworden ist.Im Schnitt 13 Punkte Schreiben zu können indiziert vieles.
Auf alle Fälle ist es ein schöner und oft sinnstiftender Beruf. Ich persönlich habe bei keinem Stellenwechsel Horrorgeschichten erlebt, aber es gibt sie definitiv.
Eine hohe Intelligenz ( zu 80 % genetisch bedingt)
Vertiefte Rechtskenntnisse in den im Examen abgeprüften Gebieten
Sichere Anwendung auf den Einzelfall. Schnelles, genaues Erfassen des Sachverhaltes.
Jetzt sehe ich nur nicht wie eine mit künstlichen Problemen aufgeladene Examensklausur mit einem Gerichtsverfahren vergleichbar ist, was entweder schnell per Beschluss weg ist oder gleich mehrere Jahre geht aufgrund enormer Komplexität.
Ich habe ja geschrieben, dass das in diesem Forum ungern gehört wird 😉
Ob ein Verfahren jahrelang läuft oder schnell vom Tisch ist, hat natürlich mit dem Verfahrensgegenstand und dem Prozessverhalten der Parteien zu tun, aber eben auch massiv damit, wie das Gericht es führt. Ich kenne zwei Kammern eines Gerichts mit gleicher Zuständigkeit, bei denen sich die Vergleichsquoten, die Sitzungsdauer, die Verfahrenszeiten und damit auch der Dezernatsbestand massiv unterschieden haben. Das lag ausschließlich daran, dass die Vorsitzenden und die ganzen Kammern die Verfahren gänzlich unterschiedlich geführt haben.
Jetzt sagst Du, das hat nichts mit der Examensnote zu tun. Also gut, dann halt nicht. Dass es aber hinsichtlich Kompetenz, Geschwindigkeit, Schwerpunktsetzung usw. erhebliche Unterschiede gibt, die hochgradig praxisrelevant sind, scheint mir doch so zu sein.
08.02.2025, 14:32
Ich selbst bin (noch) nicht in der Justiz, habe aber zwei sehr enge Freunde, die das sind. Beide in der ordentlichen Gerichtsbarkeit, in einem Bundesland, in welchem man sowohl zur Staatsanwaltschaft, als auch zu Gericht muss. Bei der Staatsanwaltschaft: Hölle auf Erden, 55-60 h incl. Wochenendarbeit. Bei Gericht: kommt drauf an, wo man landet. Aber auch dort geht nichts unter 45h. Wenn es mies läuft und du eine abgesoffene Baukammer oder ein abgesoffenes Owi-Dezernat am AG Pusemuckel erbst, hast du nicht nur örtliche, sondern auch inhaltliche Probleme. So meine Nahbereichsempire.