29.12.2024, 23:24
Moin,
mich würden mal Eure Meinungen, Erfahrungen und Gedanken zu Folgendem interessieren:
Ich bin seit knapp vier Jahren angestellter Anwalt und von Beginn an fast ausschließlich auf ein Rechtsgebiet spezialisiert. Den FA habe ich auch. Ich plane, mich in 2025 in diesem Gebiet (mit Schwerpunkt auf ein Teilgebiet) selbstständig zu machen, lieber früher als später. Am liebsten würde ich das gemeinsam mit einem Partner machen, mein favorisierter Kollege ziert sich allerdings sehr. Notfalls kann ich es mir aber auch alleine vorstellen.
Mangels übermäßig vorhandener Kapitaldecke würde ich in dem Fall wohl eher klein anfangen und dann Stück für Stück wachsen.
Meine Lebensgefährtin befürchtet, wenn ich so anfinge, verbliebe ich ewig "Wald- und Wiesenanwalt". Abgesehen davon, dass die Begrifflichkeit aufgrund meiner Spezialisierung aus meiner Sicht ohnehin nicht passt, teile ich diese Befürchtung grundsätzlich nicht.
Trotzdem frage ich mich, ob es nicht eher die Ausnahme ist, dass ein Einzelanwalt irgendwann eine Kanzlei mit, sagen wir, 3-8 Berufsträgern (Angestellte, aber ggf. auch Partner) führt. Gefühlt sind Kollegen entweder ewig Einzelkämpfer oder direkt ab (Aus-)Gründung eben nicht alleine unterwegs.
Wie sind Eure Gedanken dazu?
mich würden mal Eure Meinungen, Erfahrungen und Gedanken zu Folgendem interessieren:
Ich bin seit knapp vier Jahren angestellter Anwalt und von Beginn an fast ausschließlich auf ein Rechtsgebiet spezialisiert. Den FA habe ich auch. Ich plane, mich in 2025 in diesem Gebiet (mit Schwerpunkt auf ein Teilgebiet) selbstständig zu machen, lieber früher als später. Am liebsten würde ich das gemeinsam mit einem Partner machen, mein favorisierter Kollege ziert sich allerdings sehr. Notfalls kann ich es mir aber auch alleine vorstellen.
Mangels übermäßig vorhandener Kapitaldecke würde ich in dem Fall wohl eher klein anfangen und dann Stück für Stück wachsen.
Meine Lebensgefährtin befürchtet, wenn ich so anfinge, verbliebe ich ewig "Wald- und Wiesenanwalt". Abgesehen davon, dass die Begrifflichkeit aufgrund meiner Spezialisierung aus meiner Sicht ohnehin nicht passt, teile ich diese Befürchtung grundsätzlich nicht.
Trotzdem frage ich mich, ob es nicht eher die Ausnahme ist, dass ein Einzelanwalt irgendwann eine Kanzlei mit, sagen wir, 3-8 Berufsträgern (Angestellte, aber ggf. auch Partner) führt. Gefühlt sind Kollegen entweder ewig Einzelkämpfer oder direkt ab (Aus-)Gründung eben nicht alleine unterwegs.
Wie sind Eure Gedanken dazu?
29.12.2024, 23:41
Warum denn nicht? Wenn du mehr als ausreichend Mandate akquirierst bzw betreust, dann wirst du irgendwann vor die Entscheidung kommen: Vergrößerung oder Ablehnung der Mandate.
30.12.2024, 10:37
Stimmt natürlich. Sind wohl die allgemeinen Bedenken vor so einem Schritt. Man sieht nach den paar Jahren im Beruf eben auch nicht so viele Entwicklungen in umliegenden Kanzleien, daher ist da wohl immer etwas Ungewissheit
30.12.2024, 12:16
Kommt doch auch darauf an in welcher Region du unterwegs bist, wie der Markt für "dein Rechtsgebiet" dort generell aussieht und ob du Mandate und Mandanten mitnehmen kannst.
Gerade am Anfang ist bei einer Einzeltätigkeit vermutlich immer etwas FWW dabei um auf den Umsatz zu kommen.
Gerade am Anfang ist bei einer Einzeltätigkeit vermutlich immer etwas FWW dabei um auf den Umsatz zu kommen.
30.12.2024, 14:58
Das stimmt. Markt ist mMn gut, Mandate mitnehmen geht jn dem Rechtsgebiet eher weniger, da der Bedarf in 70% der Fälle mit einer einmaligen Tätigkeit gedeckt ist und meist erst nach rund 10 Jahren wieder neuer besteht. Aber Empfehlungen funktionieren ganz gut.
Also dann nehme ich mal mit, dass niemand hier besondere Probleme sieht. Das klingt doch schon mal gut, vielen Dank!
Also dann nehme ich mal mit, dass niemand hier besondere Probleme sieht. Das klingt doch schon mal gut, vielen Dank!
30.12.2024, 15:12
(29.12.2024, 23:24)Äfes schrieb: Meine Lebensgefährtin befürchtet, wenn ich so anfinge, verbliebe ich ewig "Wald- und Wiesenanwalt".
Ja und? Ist Wald- und Wiesenanwalt jetzt eine Beleidigung oder woher die negative Konnotation? Und was ist an Einzelkämpfer schlecht? Wieso muss die Kanzlei wachsen?
Kenne einige Einzelkämpfer, die ihre 300-000 - 500.000 Umsatz machen und einfach keine Lust auf Wachstum haben. Meiner Erfahrung nach zerbrechen Kanzleien aufgrund wichtiger Streitereien darum, wessen Name an erster Stelle steht, wer das Eckbüro bekommt oder wer welche Refa benutzen darf. Darauf hat nicht jeder Lust.
30.12.2024, 15:55
(30.12.2024, 15:12)guga schrieb:(29.12.2024, 23:24)Äfes schrieb: Meine Lebensgefährtin befürchtet, wenn ich so anfinge, verbliebe ich ewig "Wald- und Wiesenanwalt".
Ja und? Ist Wald- und Wiesenanwalt jetzt eine Beleidigung oder woher die negative Konnotation? Und was ist an Einzelkämpfer schlecht? Wieso muss die Kanzlei wachsen?
Kenne einige Einzelkämpfer, die ihre 300-000 - 500.000 Umsatz machen und einfach keine Lust auf Wachstum haben. Meiner Erfahrung nach zerbrechen Kanzleien aufgrund wichtiger Streitereien darum, wessen Name an erster Stelle steht, wer das Eckbüro bekommt oder wer welche Refa benutzen darf. Darauf hat nicht jeder Lust.
Gemeint ist mit FWW-Anwalt oftmals, dass der Kollege eben nur seine 100k Umsatz macht, bei 50k laufenden Kosten und dann eben schlechter da steht als jemand, der entspannt 37 Stunden die Woche in einem Unternehmen werkelt.
Grds. spricht aber wenig dagegen, erfolgreich mit einer kleinen Praxis zu sein. Entweder als Einzelanwalt oder mit 2-3 Kollegen. Ganz alleine ist nur wegen der Fristen etc. nervig, wenn man mal Urlaub macht. Aber oft ist es so, dass kleine Einheiten mit einer schlanken Kostenstruktur arbeiten können und wer dann einen guten Business Case hat, kann sehr ordentlich verdienen.
30.12.2024, 16:00
(30.12.2024, 15:12)guga schrieb:(29.12.2024, 23:24)Äfes schrieb: Meine Lebensgefährtin befürchtet, wenn ich so anfinge, verbliebe ich ewig "Wald- und Wiesenanwalt".
Ja und? Ist Wald- und Wiesenanwalt jetzt eine Beleidigung oder woher die negative Konnotation? Und was ist an Einzelkämpfer schlecht? Wieso muss die Kanzlei wachsen?
Kenne einige Einzelkämpfer, die ihre 300-000 - 500.000 Umsatz machen und einfach keine Lust auf Wachstum haben. Meiner Erfahrung nach zerbrechen Kanzleien aufgrund wichtiger Streitereien darum, wessen Name an erster Stelle steht, wer das Eckbüro bekommt oder wer welche Refa benutzen darf. Darauf hat nicht jeder Lust.
Ganz ruhig. Es ist einfach nicht das Ziel. Das Ziel ist eine spezialisierte Kanzlei mit einer gewissen Größe. Wobei es mir auch reicht, einfach 2 oder 3 Kompagnons zu haben, sodass man sich gegenseitig unterstützen kann, gerade was Urlaub usw angeht und einen fachlichen Austausch hat.
Im Übrigen sehe ich das wie Du. Das Einzelkämpferdasein ist nicht zwangsläufig schlecht, aber es hat eben auch Vorteile, die Lasten auf mehrere Schultern zu verteilen. Nachteil ist eben, das man nicht mehr alles selbst entscheiden kann.
30.12.2024, 16:03
(30.12.2024, 15:12)guga schrieb:(29.12.2024, 23:24)Äfes schrieb: Meine Lebensgefährtin befürchtet, wenn ich so anfinge, verbliebe ich ewig "Wald- und Wiesenanwalt".
Ja und? Ist Wald- und Wiesenanwalt jetzt eine Beleidigung oder woher die negative Konnotation? Und was ist an Einzelkämpfer schlecht? Wieso muss die Kanzlei wachsen?
Kenne einige Einzelkämpfer, die ihre 300-000 - 500.000 Umsatz machen und einfach keine Lust auf Wachstum haben. Meiner Erfahrung nach zerbrechen Kanzleien aufgrund wichtiger Streitereien darum, wessen Name an erster Stelle steht, wer das Eckbüro bekommt oder wer welche Refa benutzen darf. Darauf hat nicht jeder Lust.
Stimmt, gerade letzteres kann ich bestätigen.
@Äfes: falls du den Sprung wagst, berichte uns bitte, wie es läuft. Du hättest, inklusive mir, mit Sicherheit einige interessierte Mitleser.
Hier um die Ecke gibt es einen Einzelanwalt, der mehrere Berufseinsteiger beschäftigt. Wahrscheinlich immer so lange, bis sie so viel Geld haben wollen, was er nicht mehr bezahlen kann.
Ein Bekannter von mir hat sich mit einem anderen Kollegen selbstständig gemacht. Ich hatte mal überlegt, dort anzufragen, aber die beiden sind schon etwas speziell und ich weiß nicht, ob ich da reinpassen würde. Wie guga schreibt, kann das auch schief gehen. Im Ref habe ich erlebt, wie es auch gewaltig krachen kann zwischen den Partnern und wie die Partnerschaft dann zerbricht.
31.12.2024, 01:45
vieles hängt sicher von dem Rechtsgebiet, deiner Positionierung am Markt und deiner Persönlichkeit ab. Das kann problemlos was werden. Wenn du den Mut hast und etwas längeren Atem hast, dann wag es doch. Wenn es nichts wird, gibt es ja noch immer einen Weg in eine andere Richtung.