04.08.2024, 08:53
Ich stehe kurz vor Abschluss meiner Wahlstation und mache mir deshalb immer mehr Gedanken darüber, wo ich mich bald bewerben sollte. GK habe ich als WiMi und im Ref ausprobiert und für mich festgestellt, dass die Arbeitszeiten und einige andere Dinge dort nichts für mich sind.
Die Verwaltungsstation und auch die Tätigkeit am Gericht haben mir grundsätzlich gut gefallen. Irgendwie schrecken mich da aber die Arbeitsbedingungen an vielen Stellen schon ab: alte Büros, viel auf Papier, keine Benefits (nicht Mal kostenlosen Kaffee etc.), veraltetes Denken von Führungspersonen, fehlende Entwicklungsmöglichkeiten und ich habe etwas Angst, auf Dauer etwas gelangweilt zu sein. Trotz Gehaltserhöhungen in Hessen finde ich das R1- bzw. A13 Gehalt zwar ordentlich, aber perspektivisch auch nicht sooo toll. Ist diese Sichtweise zu negativ? Sieht es beim Bund (hier in Hessen etwa das BKA oder Bundesbank) insoweit etwas besser aus?
Als Alternative habe ich nun nur noch die Idee, es mal bei einem Unternehmen als Syndikus zu probieren. Bisher fehlt mir da allerdings komplett die Erfahrung, weshalb ich mich freuen würde, wenn hier Menschen mit Erfahrung mal ein bisschen darüber berichten können. Interessieren würden mich vor allem Inhalt der Tätigkeit (natürlich sehr unterschiedlich), Karrieremöglichkeiten, Gehalt, Arbeitszeiten etc. Hier im Rhein-Main Gebiet hat man mit Banken, Versicherungen Energieversorgern, Flughafen uvm. ja durchaus ganz interessante Interessen, wobei auch der internationale Kontext (der mir bei der GK gut gefallen hat) vielleicht Teil des Jobs sein kann.
Vielen Dank im Voraus!
Die Verwaltungsstation und auch die Tätigkeit am Gericht haben mir grundsätzlich gut gefallen. Irgendwie schrecken mich da aber die Arbeitsbedingungen an vielen Stellen schon ab: alte Büros, viel auf Papier, keine Benefits (nicht Mal kostenlosen Kaffee etc.), veraltetes Denken von Führungspersonen, fehlende Entwicklungsmöglichkeiten und ich habe etwas Angst, auf Dauer etwas gelangweilt zu sein. Trotz Gehaltserhöhungen in Hessen finde ich das R1- bzw. A13 Gehalt zwar ordentlich, aber perspektivisch auch nicht sooo toll. Ist diese Sichtweise zu negativ? Sieht es beim Bund (hier in Hessen etwa das BKA oder Bundesbank) insoweit etwas besser aus?
Als Alternative habe ich nun nur noch die Idee, es mal bei einem Unternehmen als Syndikus zu probieren. Bisher fehlt mir da allerdings komplett die Erfahrung, weshalb ich mich freuen würde, wenn hier Menschen mit Erfahrung mal ein bisschen darüber berichten können. Interessieren würden mich vor allem Inhalt der Tätigkeit (natürlich sehr unterschiedlich), Karrieremöglichkeiten, Gehalt, Arbeitszeiten etc. Hier im Rhein-Main Gebiet hat man mit Banken, Versicherungen Energieversorgern, Flughafen uvm. ja durchaus ganz interessante Interessen, wobei auch der internationale Kontext (der mir bei der GK gut gefallen hat) vielleicht Teil des Jobs sein kann.
Vielen Dank im Voraus!
Erste Infos zum Bewerbungsverfahren für den Justizdienst findest Du auf den Richter-Infoseiten von Juristenkoffer.de:
https://www.juristenkoffer.de/richter/
Darüber hinaus sollte man sich dann mit dem Karriere-Dossier über die Einstellungschancen und Bewerbungsvoraussetzungen informieren. Optional besteht zudem die Möglichkeit, auf die vielen hunderten Erfahrungsberichte anderer Juristen zuzugreifen, die bereits das Bewerbungsverfahren erfolgreich absolviert haben:
https://www.juristenkoffer.de/richter/karriere-dossier-richter-staatsanwalt-werden.php
https://www.juristenkoffer.de/richter/
Darüber hinaus sollte man sich dann mit dem Karriere-Dossier über die Einstellungschancen und Bewerbungsvoraussetzungen informieren. Optional besteht zudem die Möglichkeit, auf die vielen hunderten Erfahrungsberichte anderer Juristen zuzugreifen, die bereits das Bewerbungsverfahren erfolgreich absolviert haben:
https://www.juristenkoffer.de/richter/karriere-dossier-richter-staatsanwalt-werden.php
04.08.2024, 10:18
Hallo,
ich war knapp 1 1/2 Jahre in einer GK und bin jetzt 4 Jahre Syndikus in einem DAX-Unternehmen mit IG-Metall-Tarif. Ich bin super happy und könnte mir nicht vorstellen, nochmal in eine Kanzlei oder zum Staat zu gehen.
Zu meiner Erfahrung:
Die Work-Life-Balance ist meines Erachtens wirklich Top. Ich arbeite eigentlich nie länger als 45h in der Woche und im Urlaub und am Wochenende nur, wenn ich mich freiwillig dazu entscheide (wenn man noch im Tarif ist, ist das ohnehin strengstens verboten!).
Die karriere-Optionen sind wohl der Punkt, den die meisten stören. Insbesondere Führungspositionen sind recht schwierig zu erreichen. Wenn man allerdings bereit ist, auch mal Fachgebiet und/oder Unternehmen zu wechseln, bieten sich auch hier spannende Optionen. Insbesondere gibt es auch noch die Möglichkeit, ins operative Geschäft zu wechseln.
Beim Gehalt gibt es - wie bei Kanzleien auch - natürlich große Unterschiede. Bei Siemens wird man beispielsweise direkt AT und verdient mindestens 116k im Jahr. Dort wird man aber vermutlich als Berufsanfänger eher schwierig reinkommen. Bei uns gibt’s zum Einstieg vermutlich so 70-75k + Gewinnbeteiligung bei 35h in der Woche.
Ich verdiene all-in bei 40h ca. 125k plus Dienstwagen. Man sieht also, dass auch eine gewisse Steigerung nach einigen Jahren drin ist.
Nicht vergessen werden sollte auch die betrieblich Altersvorsorge, die es bei vielen großen Unternehmen noch on-top gibt. Das sind mal schnell mehrere hunderttausend Euro bei Renteneintritt. Mit Versorgungswerk und der betrieblichen Altersvorsorge dürfte man damit auch oberhalb der Beamten-Pension liegen.
Zum Einstieg kann man noch sagen, dass Berufserfahrung hilft. Die Erfahrung ist nach meiner Einschätzung häufig wichtiger als +-1 Punkt in den Examen. Ich honoriere bei Bewerbern auch, wenn sie interessante Stationen wie bspw. GK, Ausland oder in einem anderen Unternehmen gemacht haben. Vitamin B sollte man bei den meisten großen Unternehmen auch nicht unterschätzen:-).
Das sind natürlich nur meine Erfahrungen. Ich habe allerdings einige Syndikusrechtsanwälte in meinem beruflichen Bekanntenkreis und die sind alle eigentlich sehr happy (bis auf die Karriere-Optionen).
ich war knapp 1 1/2 Jahre in einer GK und bin jetzt 4 Jahre Syndikus in einem DAX-Unternehmen mit IG-Metall-Tarif. Ich bin super happy und könnte mir nicht vorstellen, nochmal in eine Kanzlei oder zum Staat zu gehen.
Zu meiner Erfahrung:
Die Work-Life-Balance ist meines Erachtens wirklich Top. Ich arbeite eigentlich nie länger als 45h in der Woche und im Urlaub und am Wochenende nur, wenn ich mich freiwillig dazu entscheide (wenn man noch im Tarif ist, ist das ohnehin strengstens verboten!).
Die karriere-Optionen sind wohl der Punkt, den die meisten stören. Insbesondere Führungspositionen sind recht schwierig zu erreichen. Wenn man allerdings bereit ist, auch mal Fachgebiet und/oder Unternehmen zu wechseln, bieten sich auch hier spannende Optionen. Insbesondere gibt es auch noch die Möglichkeit, ins operative Geschäft zu wechseln.
Beim Gehalt gibt es - wie bei Kanzleien auch - natürlich große Unterschiede. Bei Siemens wird man beispielsweise direkt AT und verdient mindestens 116k im Jahr. Dort wird man aber vermutlich als Berufsanfänger eher schwierig reinkommen. Bei uns gibt’s zum Einstieg vermutlich so 70-75k + Gewinnbeteiligung bei 35h in der Woche.
Ich verdiene all-in bei 40h ca. 125k plus Dienstwagen. Man sieht also, dass auch eine gewisse Steigerung nach einigen Jahren drin ist.
Nicht vergessen werden sollte auch die betrieblich Altersvorsorge, die es bei vielen großen Unternehmen noch on-top gibt. Das sind mal schnell mehrere hunderttausend Euro bei Renteneintritt. Mit Versorgungswerk und der betrieblichen Altersvorsorge dürfte man damit auch oberhalb der Beamten-Pension liegen.
Zum Einstieg kann man noch sagen, dass Berufserfahrung hilft. Die Erfahrung ist nach meiner Einschätzung häufig wichtiger als +-1 Punkt in den Examen. Ich honoriere bei Bewerbern auch, wenn sie interessante Stationen wie bspw. GK, Ausland oder in einem anderen Unternehmen gemacht haben. Vitamin B sollte man bei den meisten großen Unternehmen auch nicht unterschätzen:-).
Das sind natürlich nur meine Erfahrungen. Ich habe allerdings einige Syndikusrechtsanwälte in meinem beruflichen Bekanntenkreis und die sind alle eigentlich sehr happy (bis auf die Karriere-Optionen).
04.08.2024, 19:38
(04.08.2024, 10:18)Syndikus_RA schrieb: Hallo,
ich war knapp 1 1/2 Jahre in einer GK und bin jetzt 4 Jahre Syndikus in einem DAX-Unternehmen mit IG-Metall-Tarif. Ich bin super happy und könnte mir nicht vorstellen, nochmal in eine Kanzlei oder zum Staat zu gehen.
Zu meiner Erfahrung:
Die Work-Life-Balance ist meines Erachtens wirklich Top. Ich arbeite eigentlich nie länger als 45h in der Woche und im Urlaub und am Wochenende nur, wenn ich mich freiwillig dazu entscheide (wenn man noch im Tarif ist, ist das ohnehin strengstens verboten!).
Die karriere-Optionen sind wohl der Punkt, den die meisten stören. Insbesondere Führungspositionen sind recht schwierig zu erreichen. Wenn man allerdings bereit ist, auch mal Fachgebiet und/oder Unternehmen zu wechseln, bieten sich auch hier spannende Optionen. Insbesondere gibt es auch noch die Möglichkeit, ins operative Geschäft zu wechseln.
Beim Gehalt gibt es - wie bei Kanzleien auch - natürlich große Unterschiede. Bei Siemens wird man beispielsweise direkt AT und verdient mindestens 116k im Jahr. Dort wird man aber vermutlich als Berufsanfänger eher schwierig reinkommen. Bei uns gibt’s zum Einstieg vermutlich so 70-75k + Gewinnbeteiligung bei 35h in der Woche.
Ich verdiene all-in bei 40h ca. 125k plus Dienstwagen. Man sieht also, dass auch eine gewisse Steigerung nach einigen Jahren drin ist.
Nicht vergessen werden sollte auch die betrieblich Altersvorsorge, die es bei vielen großen Unternehmen noch on-top gibt. Das sind mal schnell mehrere hunderttausend Euro bei Renteneintritt. Mit Versorgungswerk und der betrieblichen Altersvorsorge dürfte man damit auch oberhalb der Beamten-Pension liegen.
Zum Einstieg kann man noch sagen, dass Berufserfahrung hilft. Die Erfahrung ist nach meiner Einschätzung häufig wichtiger als +-1 Punkt in den Examen. Ich honoriere bei Bewerbern auch, wenn sie interessante Stationen wie bspw. GK, Ausland oder in einem anderen Unternehmen gemacht haben. Vitamin B sollte man bei den meisten großen Unternehmen auch nicht unterschätzen:-).
Das sind natürlich nur meine Erfahrungen. Ich habe allerdings einige Syndikusrechtsanwälte in meinem beruflichen Bekanntenkreis und die sind alle eigentlich sehr happy (bis auf die Karriere-Optionen).
Stimmt alles.
Zu Siemens speziell: Man kann auch als Berufsanfänger reinkommen. Allerdings ist dann neben der guten Note die (Wahl-)Station obligatorisch.
04.08.2024, 21:14
(04.08.2024, 19:38)Joko schrieb:(04.08.2024, 10:18)Syndikus_RA schrieb: Hallo,
ich war knapp 1 1/2 Jahre in einer GK und bin jetzt 4 Jahre Syndikus in einem DAX-Unternehmen mit IG-Metall-Tarif. Ich bin super happy und könnte mir nicht vorstellen, nochmal in eine Kanzlei oder zum Staat zu gehen.
Zu meiner Erfahrung:
Die Work-Life-Balance ist meines Erachtens wirklich Top. Ich arbeite eigentlich nie länger als 45h in der Woche und im Urlaub und am Wochenende nur, wenn ich mich freiwillig dazu entscheide (wenn man noch im Tarif ist, ist das ohnehin strengstens verboten!).
Die karriere-Optionen sind wohl der Punkt, den die meisten stören. Insbesondere Führungspositionen sind recht schwierig zu erreichen. Wenn man allerdings bereit ist, auch mal Fachgebiet und/oder Unternehmen zu wechseln, bieten sich auch hier spannende Optionen. Insbesondere gibt es auch noch die Möglichkeit, ins operative Geschäft zu wechseln.
Beim Gehalt gibt es - wie bei Kanzleien auch - natürlich große Unterschiede. Bei Siemens wird man beispielsweise direkt AT und verdient mindestens 116k im Jahr. Dort wird man aber vermutlich als Berufsanfänger eher schwierig reinkommen. Bei uns gibt’s zum Einstieg vermutlich so 70-75k + Gewinnbeteiligung bei 35h in der Woche.
Ich verdiene all-in bei 40h ca. 125k plus Dienstwagen. Man sieht also, dass auch eine gewisse Steigerung nach einigen Jahren drin ist.
Nicht vergessen werden sollte auch die betrieblich Altersvorsorge, die es bei vielen großen Unternehmen noch on-top gibt. Das sind mal schnell mehrere hunderttausend Euro bei Renteneintritt. Mit Versorgungswerk und der betrieblichen Altersvorsorge dürfte man damit auch oberhalb der Beamten-Pension liegen.
Zum Einstieg kann man noch sagen, dass Berufserfahrung hilft. Die Erfahrung ist nach meiner Einschätzung häufig wichtiger als +-1 Punkt in den Examen. Ich honoriere bei Bewerbern auch, wenn sie interessante Stationen wie bspw. GK, Ausland oder in einem anderen Unternehmen gemacht haben. Vitamin B sollte man bei den meisten großen Unternehmen auch nicht unterschätzen:-).
Das sind natürlich nur meine Erfahrungen. Ich habe allerdings einige Syndikusrechtsanwälte in meinem beruflichen Bekanntenkreis und die sind alle eigentlich sehr happy (bis auf die Karriere-Optionen).
Stimmt alles.
Zu Siemens speziell: Man kann auch als Berufsanfänger reinkommen. Allerdings ist dann neben der guten Note die (Wahl-)Station obligatorisch.
Weisst du wie bei Siemens als Berufsanfänger dann die notenvoraussetzungen sind? kommt man mit 2x hohe 8,X rein? und beschäftigt siemens auch in FFM juristen oder nur in MUC?