27.06.2023, 20:57
Hallo ihr lieben,
habe gestern meine Noten des EJS erhalten. Bin leider herbe enttäuscht. Habe gerade einmal 7,16 Punkte im Schriftlichen erreicht, obwohl ich eigentlich ein ganz gutes Gefühl hatte. Nachdem ich die Einzelnoten gesehen habe und ich realisiert habe, dass die Noten völlig zu meinem Eindruck differieren (Gutes Gefühl= schlechte Klausur und umgekehrt) weiss ich aktuell nicht ob sich ein Wiederholungsversuch lohnt.
Zur Beruhigung meines Gewissens und zur besseren Einschätzung meiner Aussicht wollte ich fragen, ob und welche Erfahrungen ihr mit Tätigkeiten als Wiss-Mit. bei Großkanzleien gemacht habt. Ich hoffe es in der mündlichen Prüfung auf die 8,X Punkte zu schaffen. Schwerpunkt steht eine Klausur noch aus, die Seminararbeit war immerhin "gut".
Würde mich total freuen, wenn ihr Erfahrungen und Anregungen mit mir teilen wollen würdet, ich bin aktuell wirklich etwas verzweifelt und hab einen Durchhänger.
Liebe Grüße
habe gestern meine Noten des EJS erhalten. Bin leider herbe enttäuscht. Habe gerade einmal 7,16 Punkte im Schriftlichen erreicht, obwohl ich eigentlich ein ganz gutes Gefühl hatte. Nachdem ich die Einzelnoten gesehen habe und ich realisiert habe, dass die Noten völlig zu meinem Eindruck differieren (Gutes Gefühl= schlechte Klausur und umgekehrt) weiss ich aktuell nicht ob sich ein Wiederholungsversuch lohnt.
Zur Beruhigung meines Gewissens und zur besseren Einschätzung meiner Aussicht wollte ich fragen, ob und welche Erfahrungen ihr mit Tätigkeiten als Wiss-Mit. bei Großkanzleien gemacht habt. Ich hoffe es in der mündlichen Prüfung auf die 8,X Punkte zu schaffen. Schwerpunkt steht eine Klausur noch aus, die Seminararbeit war immerhin "gut".
Würde mich total freuen, wenn ihr Erfahrungen und Anregungen mit mir teilen wollen würdet, ich bin aktuell wirklich etwas verzweifelt und hab einen Durchhänger.
Liebe Grüße
27.06.2023, 23:17
Hi!
Mir ging es tatsächlich ziemlich genau wie dir und ich bin sogar mit der mündlichen Prüfung noch nicht über die 8 Punkte gekommen. Ich hatte allerdings auch schon den halben SPB abgeschlossen, sodass mein "Zwischenergebnis" für die Gesamtnote 8,xx war. Ich habe mich dann bei einer GK (Magic Circle) gemeldet, bei der ich in derselben Abteilung auch schon ein Praktikum gemacht hatte. Da ich dann aber ohne neues Bewerbungsverfahren eingestellt wurde, bin ich überzeugt davon, dass du es auf jeden Fall versuchen solltest, auch wenn du noch keinen Kontakt zu einer bestimmten Kanzlei hattest. Gerade mit einer WissMit-Stelle oder Station im Referendariat gehen die Kanzleien ja auch kein Risiko ein.
Wenn du es dir noch einmal zumuten willst, hast du mit einem Verbesserungsversuch aber auch nichts (außer Geld) zu verlieren. :)
Mir ging es tatsächlich ziemlich genau wie dir und ich bin sogar mit der mündlichen Prüfung noch nicht über die 8 Punkte gekommen. Ich hatte allerdings auch schon den halben SPB abgeschlossen, sodass mein "Zwischenergebnis" für die Gesamtnote 8,xx war. Ich habe mich dann bei einer GK (Magic Circle) gemeldet, bei der ich in derselben Abteilung auch schon ein Praktikum gemacht hatte. Da ich dann aber ohne neues Bewerbungsverfahren eingestellt wurde, bin ich überzeugt davon, dass du es auf jeden Fall versuchen solltest, auch wenn du noch keinen Kontakt zu einer bestimmten Kanzlei hattest. Gerade mit einer WissMit-Stelle oder Station im Referendariat gehen die Kanzleien ja auch kein Risiko ein.
Wenn du es dir noch einmal zumuten willst, hast du mit einem Verbesserungsversuch aber auch nichts (außer Geld) zu verlieren. :)
28.06.2023, 09:45
Hatte auch in den schriftlichen "nur" 7 Punkte und bin mit der mündlichen auf 8,3 gekommen.
Das hat für verschiedenste Bewerbungsgesprächseinladungen in GK'en gereicht.
Zum Zeitpunkt der Gespräche hatte ich auch noch nicht meinen Schwerpunkt, der natürlich die Note nochmal nach oben gedrückt hat.
Auf Karrieremessen wurde mir auch mehrfach bestätigt, dass viele GK ab 8 Punkten sich auch die anderen Qualitäten des Bewerbers genauer anschauen und ggf. jemanden mit besonderen Zusatzerfahrungen und "nur" 8 Punkten eher einladen als jemanden mit nacktem Prädikat.
Und immer dran denken: ein Befriedigend in den schriftlichen ist alles andere als Schlecht und darauf kannst du ruhig Stolz sein. Es gibt viele, die das nicht geschafft haben.
Das hat für verschiedenste Bewerbungsgesprächseinladungen in GK'en gereicht.
Zum Zeitpunkt der Gespräche hatte ich auch noch nicht meinen Schwerpunkt, der natürlich die Note nochmal nach oben gedrückt hat.
Auf Karrieremessen wurde mir auch mehrfach bestätigt, dass viele GK ab 8 Punkten sich auch die anderen Qualitäten des Bewerbers genauer anschauen und ggf. jemanden mit besonderen Zusatzerfahrungen und "nur" 8 Punkten eher einladen als jemanden mit nacktem Prädikat.
Und immer dran denken: ein Befriedigend in den schriftlichen ist alles andere als Schlecht und darauf kannst du ruhig Stolz sein. Es gibt viele, die das nicht geschafft haben.
29.06.2023, 21:41
"gerade einmal"
30.06.2023, 23:26
Es ist mittlerweile ziemlich einfach Wimi zu werden, gerade in Fachbereichen, wo man wenig Jura benötigt (zB Cap Markets). Habe selbst mal eine Bewerbung gesehen, wo jemand 7 Punkte im staatlichen hatte und er wurde auch eingestellt.
03.07.2023, 08:08
(30.06.2023, 23:26)DerHesseausHessen schrieb: Es ist mittlerweile ziemlich einfach Wimi zu werden, gerade in Fachbereichen, wo man wenig Jura benötigt (zB Cap Markets). Habe selbst mal eine Bewerbung gesehen, wo jemand 7 Punkte im staatlichen hatte und er wurde auch eingestellt.
Für Cap Markets wenig Jura? In dem Bereich ist es sehr formaljuristisch - insb. im Hinblick auf zahlreiche EU-Vorschriften, die hier zum Tragen kommen. Gleichzeitig ist es durchaus so, dass es nicht ganz so viele Bewerber gibt, wie bspw. im Litigation, aber Grund ist eher der, dass keiner weiß, was es ist, es grenzt oft an M&A im weitesten Sinne an und sehr viele denken, dass man eh nur dumm doc review macht, was nicht korrekt ist, lange Tage inkl. ab und zu Nachtschichten schrecken auch eher ab. Dies jedenfalls meine Erfahrung nach einigen Recrutingmessen.
03.07.2023, 09:01
Kann aus eigenem Nahbereich bestätigen, dass es wohl keine starre vb Grenze für WiMis bei GKs zu geben scheint, sondern auch WiMis mit 8,x genommen werden (amerikanische GK (nicht KE/Millbank)). Erstmal Glückwunsch zum bestandenen und auch "gut" bestandenem Examen! Bei 8,x im Staatsteil ist doch auch ein vb als Gesamtergebnis keinesfalls unrealistisch

03.07.2023, 09:49
(03.07.2023, 08:08)Ex-GK schrieb:(30.06.2023, 23:26)DerHesseausHessen schrieb: Es ist mittlerweile ziemlich einfach Wimi zu werden, gerade in Fachbereichen, wo man wenig Jura benötigt (zB Cap Markets). Habe selbst mal eine Bewerbung gesehen, wo jemand 7 Punkte im staatlichen hatte und er wurde auch eingestellt.
Für Cap Markets wenig Jura? In dem Bereich ist es sehr formaljuristisch - insb. im Hinblick auf zahlreiche EU-Vorschriften, die hier zum Tragen kommen. Gleichzeitig ist es durchaus so, dass es nicht ganz so viele Bewerber gibt, wie bspw. im Litigation, aber Grund ist eher der, dass keiner weiß, was es ist, es grenzt oft an M&A im weitesten Sinne an und sehr viele denken, dass man eh nur dumm doc review macht, was nicht korrekt ist, lange Tage inkl. ab und zu Nachtschichten schrecken auch eher ab. Dies jedenfalls meine Erfahrung nach einigen Recrutingmessen.
Stimmt schon, nur muss der First Year Associate oder Wimi nicht erst die EU Vorschriften durchgehen, sondern führt durchgehend inhaltliche Anweisungen aus (Zahlen, Risk Factors aktualisieren etc).
03.07.2023, 09:53
(03.07.2023, 08:08)Ex-GK schrieb:(30.06.2023, 23:26)DerHesseausHessen schrieb: Es ist mittlerweile ziemlich einfach Wimi zu werden, gerade in Fachbereichen, wo man wenig Jura benötigt (zB Cap Markets). Habe selbst mal eine Bewerbung gesehen, wo jemand 7 Punkte im staatlichen hatte und er wurde auch eingestellt.
Für Cap Markets wenig Jura? In dem Bereich ist es sehr formaljuristisch - insb. im Hinblick auf zahlreiche EU-Vorschriften, die hier zum Tragen kommen. Gleichzeitig ist es durchaus so, dass es nicht ganz so viele Bewerber gibt, wie bspw. im Litigation, aber Grund ist eher der, dass keiner weiß, was es ist, es grenzt oft an M&A im weitesten Sinne an und sehr viele denken, dass man eh nur dumm doc review macht, was nicht korrekt ist, lange Tage inkl. ab und zu Nachtschichten schrecken auch eher ab. Dies jedenfalls meine Erfahrung nach einigen Recrutingmessen.
So ist es. Der Kollege hat wahrscheinlich nur ans Prospektschreiben gedacht, was in der Tat bisweilen nur hintergründig juristisch ist. Ansonsten gibt es kaum einen Bereich, der so sehr reguliert ist wie das Kapitalmarktrecht und derart viele Regelungsebenen (inkl. Rechtsprechung und Aufsichtspraxis) bereithält, die juristisch durchdrungen werden müssen.
Im Übrigen beraten die meisten CapMarket-Teams auch laufend im Aktienrecht (der börsennotierten Gesellschaften). Ich würde mal behaupten, dass nur wenige andere Rechtsgebiete derart regelmäßig vergleichbare wissenschaftlich-juristische Eindringtiefe erfordern.
03.07.2023, 11:19
(03.07.2023, 09:49)DerHesseausHessen schrieb:(03.07.2023, 08:08)Ex-GK schrieb:(30.06.2023, 23:26)DerHesseausHessen schrieb: Es ist mittlerweile ziemlich einfach Wimi zu werden, gerade in Fachbereichen, wo man wenig Jura benötigt (zB Cap Markets). Habe selbst mal eine Bewerbung gesehen, wo jemand 7 Punkte im staatlichen hatte und er wurde auch eingestellt.
Für Cap Markets wenig Jura? In dem Bereich ist es sehr formaljuristisch - insb. im Hinblick auf zahlreiche EU-Vorschriften, die hier zum Tragen kommen. Gleichzeitig ist es durchaus so, dass es nicht ganz so viele Bewerber gibt, wie bspw. im Litigation, aber Grund ist eher der, dass keiner weiß, was es ist, es grenzt oft an M&A im weitesten Sinne an und sehr viele denken, dass man eh nur dumm doc review macht, was nicht korrekt ist, lange Tage inkl. ab und zu Nachtschichten schrecken auch eher ab. Dies jedenfalls meine Erfahrung nach einigen Recrutingmessen.
Stimmt schon, nur muss der First Year Associate oder Wimi nicht erst die EU Vorschriften durchgehen, sondern führt durchgehend inhaltliche Anweisungen aus (Zahlen, Risk Factors aktualisieren etc).
Wie auch Bre gesagt hat, mag das vielleicht bei Praxisgruppen, die vorwiegend IPOs machen, so sein, das ist aber nur ein kleiner Teilbereich von Cap Markets. Im Kern machen die meisten GKen im Cap Markets "Aktienrecht" mit allem, was dazu gehört. HV-Vorbereitung, laufendes Geschäft, Vorgänge mit der BaFin, KEen, Platzierungen ohne Prospektpflicht etc. Das ist sehr formaljuristisch und lässt wenig Spielraum für eigene Gestaltung. Es gibt wirklich nur sehr wenige GKen, die "nur" Prospekte machen und daher ist es schlicht nicht richtig zu sagen, dass Cap Markets grundsätzlich wenig Jura braucht - auch nicht in Bezug auf Berufseinsteiger.
Edit: Zur Veranschaulichung mal eine Klassikeraufgabe für WiMis im Cap Markts: Finde bitte mal raus, ob diese Info, die wir gerade vom Mandanten bekommen haben, jetzt (in DE) ad hoc-pflichtig ist. Der Mandant hat dann auch mal seinen Sitz im EU-Ausland, ist aber u.a. an einer deutschen Börse notiert, vielleicht auch an mehreren. Das ist Alltagsbusiness im Cap Markets und so kann man sehr gut Gesetzessystematik abfragen/beibringen.