14.05.2019, 22:02
Hallo liebes Forum,
nachdem ich seit längerem nur still mitgelesen habe, entschied ich mich heute auch etwas zu fragen.
Da ich aus dem Bereich Berlin/Brandenburg komme und ich dafür interessiere Richter zu werden, habe ich ein paar Fragen zum Auswahlgespräch für jeweils Berlin und jeweils Brandenburg.
Konkret geht es darum, was einen erwarten wird im Auswahlgespräch in Berlin und dann auch in Brandenburg bzw. ob und wie sich das voneinander unterscheidet.
Des Weiteren würde ich gerne wissen, was z.B. Als gute Antwort auf die Frage, wie man sich denn verhalten würde, wenn eine Geschäftsstellenmitarbeiterin bockig verhalte. Ebenfalls auch auf die Frage, was z.B. getan werden sollte, wenn ein Kollege sich unpassend kleidet.
Soweit ich das jetzt richtig gelesen habe, kommt es sehr auf das Kollegiale miteinander an und auch auf aus das "miteinander" mit dem Kollegen, welcher sich falsch kleidet.
Natürlich ist mir klar, dass ich sowas schon wissen soll, wie man damit umgehen kann sonst kann ich mir das Sparen mit der Bewerbung bla bla. Wer so antworten will, darf gleich wieder hier den Thread verlassen ;)
Darum geht es aber hier nicht. Hier geht es mir viel mehr darum, für alle ein Beispielthread zu erschaffen bzw. meine vorhandenen Ideen zu verfestigen bzw. abzustimmen.
Viele Grüße
nachdem ich seit längerem nur still mitgelesen habe, entschied ich mich heute auch etwas zu fragen.
Da ich aus dem Bereich Berlin/Brandenburg komme und ich dafür interessiere Richter zu werden, habe ich ein paar Fragen zum Auswahlgespräch für jeweils Berlin und jeweils Brandenburg.
Konkret geht es darum, was einen erwarten wird im Auswahlgespräch in Berlin und dann auch in Brandenburg bzw. ob und wie sich das voneinander unterscheidet.
Des Weiteren würde ich gerne wissen, was z.B. Als gute Antwort auf die Frage, wie man sich denn verhalten würde, wenn eine Geschäftsstellenmitarbeiterin bockig verhalte. Ebenfalls auch auf die Frage, was z.B. getan werden sollte, wenn ein Kollege sich unpassend kleidet.
Soweit ich das jetzt richtig gelesen habe, kommt es sehr auf das Kollegiale miteinander an und auch auf aus das "miteinander" mit dem Kollegen, welcher sich falsch kleidet.
Natürlich ist mir klar, dass ich sowas schon wissen soll, wie man damit umgehen kann sonst kann ich mir das Sparen mit der Bewerbung bla bla. Wer so antworten will, darf gleich wieder hier den Thread verlassen ;)
Darum geht es aber hier nicht. Hier geht es mir viel mehr darum, für alle ein Beispielthread zu erschaffen bzw. meine vorhandenen Ideen zu verfestigen bzw. abzustimmen.
Viele Grüße
Wer Richter auf Probe bzw. Staatsanwalt werden möchte, sollte sich mit dem Karriere-Dossier über die Einstellungschancen und Bewerbungsvoraussetzungen informieren. Das Karriere-Dossier ist als Print-Buch sowie als E-Book für alle 16 Bundesländer erhältlich:
https://www.juristenkoffer.de/richter/karriere-dossier-richter-staatsanwalt-werden.php
Und zur Vorbereitung auf das alles entscheidende Vorstellungsgespräch sollte man auf die vielen hunderten Erfahrungsberichte anderer Juristen zugreifen, die bereits das Bewerbungsverfahren erfolgreich absolviert haben.
https://www.juristenkoffer.de/richter/karriere-dossier-richter-staatsanwalt-werden.php
Und zur Vorbereitung auf das alles entscheidende Vorstellungsgespräch sollte man auf die vielen hunderten Erfahrungsberichte anderer Juristen zugreifen, die bereits das Bewerbungsverfahren erfolgreich absolviert haben.
15.05.2019, 06:26
Das willst du jetzt nicht hören, aber trotzdem: solche Antworten auswendig zu lernen bringt leider relativ wenig. Das merken die sofort. Du sollst ja doch präsentieren und keine perfekten Antworten. Solange du weißt, worauf es ankommt - Kollegialität, richterliche Unabhängigkeit, Recht auf den gesetzlichen Richter - ist das vollkommen ausreichend.
16.05.2019, 07:50
Also erstmal danke Gast, für deine Antwort!
Im Zuge meiner Suchen im Internet bin ich auf eine Ausschreibung von 2017 vom OVG Berlin Brandenburg gestoßen. Die haben explizit Richter für die Verwaltungsgerichtbarkeit in Brandenburg gesucht jedoch fand das Bewerbungsgespräch in Berlin statt.
Da mich die Verwaltungsgerichtbarkeit auch etwas reizt und ich hoffe, dass die eventuell demnächst wieder ausschreiben, wollte ich gerne wissen, wie denn dort ungefähr ein Auswahgespräch abläuft? Eher nach dem Berliner Stil, eher nach dem Brandenburger Stil oder einem Mix aus beiden? Ob die vermehrt Fragen stellen im Zusammenhang mit der Bauordnung o.ä. stellen, also fachlich?
Vielleicht weiß dass jemand hier? :)
(Oder) Eure Meinungen dazu'
Im Zuge meiner Suchen im Internet bin ich auf eine Ausschreibung von 2017 vom OVG Berlin Brandenburg gestoßen. Die haben explizit Richter für die Verwaltungsgerichtbarkeit in Brandenburg gesucht jedoch fand das Bewerbungsgespräch in Berlin statt.
Da mich die Verwaltungsgerichtbarkeit auch etwas reizt und ich hoffe, dass die eventuell demnächst wieder ausschreiben, wollte ich gerne wissen, wie denn dort ungefähr ein Auswahgespräch abläuft? Eher nach dem Berliner Stil, eher nach dem Brandenburger Stil oder einem Mix aus beiden? Ob die vermehrt Fragen stellen im Zusammenhang mit der Bauordnung o.ä. stellen, also fachlich?
Vielleicht weiß dass jemand hier? :)
(Oder) Eure Meinungen dazu'
16.05.2019, 09:34
Die Antworten auf deine Fragen findest du allesamt in den entsprechenden Protokollen. Immer wieder fragen hier Leute nach Erfahrungsberichten und immer wieder sind die Antworten meist dürftig, weil diejenigen, die sich erfolgreich für die Justiz beworben haben, eher weniger im Forum unterwegs sind.
16.05.2019, 11:55
Es sind für die Mairunde 6 Berichte aus Brandenburg und ein Bericht aus Berlin abrufbar.
16.05.2019, 12:02
Wo findet man jene Protokolle?
16.05.2019, 12:19
(16.05.2019, 12:02)niedereggermarzipan schrieb: Wo findet man jene Protokolle?
https://www.juristenkoffer.de/richter/in...ossier.php
Habe sie selbst genutzt und wurde (indes in NRW) eingestellt.
16.05.2019, 12:22
Habe mir die Protokolle gerade einmal angesehen. Die letzten vier sind identisch. Wahrscheinlich ein Fehler beim Upload. Es sind genügend Protokolle aus Brandenburg und Berlin vorhanden.
17.05.2019, 14:34
Hallo hallo,
ich werde demnächst in der Berliner Justiz eingestellt und habe mich auch mit den besagten Protokollen vorbereitet. Ich kann es auf jeden Fall empfehlen, auch wenn es nicht so ist, dass dort viele Antworten präsentiert werden. Das ist aber wahrscheinlich auch besser so, damit man sich ein paar eigene Gedanken macht. Ich kann insbesondere dazu raten, sich die Anforderungen, die die verschiedenen Länder an den Richterberuf stellen, zu verinnerlichen und die Antworten auch darauf abzustimmen. (Z.B. https://www.justiz.nrw.de/Bibliothek/jvv...050502.pdf)
Viel Erfolg!!
ich werde demnächst in der Berliner Justiz eingestellt und habe mich auch mit den besagten Protokollen vorbereitet. Ich kann es auf jeden Fall empfehlen, auch wenn es nicht so ist, dass dort viele Antworten präsentiert werden. Das ist aber wahrscheinlich auch besser so, damit man sich ein paar eigene Gedanken macht. Ich kann insbesondere dazu raten, sich die Anforderungen, die die verschiedenen Länder an den Richterberuf stellen, zu verinnerlichen und die Antworten auch darauf abzustimmen. (Z.B. https://www.justiz.nrw.de/Bibliothek/jvv...050502.pdf)
Viel Erfolg!!
29.05.2019, 20:23
Hier mal ein kleiner Erfahrungsbericht aus Berlin:
Habe mich im November 2018 unmittelbar nach dem 2 Staatsexamen in Berlin beworben.
Das Gespräch fand dann im März 2019 statt im Gebäude der Senatsverwaltung für Justiz (u.a.) in der Salzburger Str in Berlin-Schöneberg, in welchem auch das GJPA untergebracht ist. Dies dürfte den Berliner Studenten und Referendaren bestens vertraut sein. Kommission 4 Personen, Oberstaatsanwält(Innen) und Richter(Innen). Sitzordnung ähnlich wie mdl. Prüfung. Vor und nach mir waren andere Assessoren dran.
Das Gespräch war etwas unterkühlt und begann damit, dass ich erstmal zu meiner Person vortragen sollte, was mir in der Situation irgendwie nicht so leicht gefallen ist, wahrscheinlich wegen der Aufregung. Dann folgten Fragen zu meiner Ausbildung, dabei wurde ich u.a. auch darauf angesprochen, dass sowohl meine Schulzeit, als auch mein Jura-Studium länger gedauert hätten, als vorgesehen. Wahrscheinlich wollte die Kommission sehen, wie ich auf solche kritische Nachfrage reagiere. Hab versucht trotzdem tapfer zu lächeln.
Dann sollte ich erzählen wo meine Stärken und wo meine Schwächen lägen. Habe versucht irgendetwas unverfängliches zu antworten bzw. meine "Schwäche" als versteckte Stärke zu verkaufen. Meine Antwort war, dass ich mich manchmal selber sehr unter Druck setze um alles perfekt zu machen. :angel: Keine Ahnung, wie das ankam um ehrlich zu sein (Kommission behielt die ganze Zeit Pokerface, bzw. schaute gleichbleibend streng).
Es folgten dann die allseits bekannten Fragen um die sozialen Kompetenzen abzuprüfen. Kurz zusammengefasst:
1) Sie sind Staatsanwalt. Ihre Geschäftsstelle leitet Fax der Polizei (entlastende Beweise) erst zu, nachdem Sie bereits in der Sache einen HB beantragt haben. Was tun Sie jetzt? ("Erstmal Haftentlassung bewirken!") Wie gehen Sie mit der Situation auf der Geschäftsstelle um? Mitarbeiterin wird im persönlichen Gespräch anmaßend, wie reagieren Sie jetzt?
2) Sie sind Richter am AG, ihr Urteil in einer Mietsache wird von der Berufungskammer des LG aufgehoben. Sie haben erneut einen gleichgelagerten Fall zur Entscheidung vorliegen. Entscheiden Sie wieder gleich? Der Kläger verlangt, dass Sie wieder so wie davor entscheiden. Wie begegnen Sie diesem Verlangen? Kläger sagt, er verlässt den Saal nicht, bis Sie sich so entscheiden, wie er es möchte. Was tun Sie nun?
2) Sie sind Richter am Familiengericht. Kurz vor Feierabend spricht persönlich ein Vater vor und berichtet, er habe geteiltes Sorgerecht und die 14jährige Tochter weigere sich, in die Obhut der Mutter zurückzukehren. Er stellt Antrag auf einstweilige Anordnung. Was machen Sie? ("Ins FamFG schauen." - "Rechtliche Erwägungen können Sie jetzt mal außen vor lassen." - Aha. "Mutter anrufen." - "Mutter teilt mit, dass Tochter schwer krank ist und dringend zu ihr nach Hause muss, weil Vater die Therapie nicht durchführt." - "Ich appeliere an Vernunft der Tochter." allg. Heiterkeit.)
Danach wurde mir noch kurz der weitere Ablauf des Wahlverfahrens geschildert und dann war das Gespräch auch schon vorbei, Händeschütteln und Tschüß.
Anfang April habe ich telefonisch die Zusage bekommen, dass die Kommission mich zum Richterwahlausschuss vorschlagen werde.
Insgesamt war erträglich, ich habe mich nicht wirklich vorbereitet (keine Protokolle nur Hörensagen) und war trotzdem in der Lage, im Gespräch adäquat zu reagieren. Wer sich für eine Beschäftigung in der Justiz interessiert, sollte sich auf jeden Fall bewerben.
Habe mich im November 2018 unmittelbar nach dem 2 Staatsexamen in Berlin beworben.
Das Gespräch fand dann im März 2019 statt im Gebäude der Senatsverwaltung für Justiz (u.a.) in der Salzburger Str in Berlin-Schöneberg, in welchem auch das GJPA untergebracht ist. Dies dürfte den Berliner Studenten und Referendaren bestens vertraut sein. Kommission 4 Personen, Oberstaatsanwält(Innen) und Richter(Innen). Sitzordnung ähnlich wie mdl. Prüfung. Vor und nach mir waren andere Assessoren dran.
Das Gespräch war etwas unterkühlt und begann damit, dass ich erstmal zu meiner Person vortragen sollte, was mir in der Situation irgendwie nicht so leicht gefallen ist, wahrscheinlich wegen der Aufregung. Dann folgten Fragen zu meiner Ausbildung, dabei wurde ich u.a. auch darauf angesprochen, dass sowohl meine Schulzeit, als auch mein Jura-Studium länger gedauert hätten, als vorgesehen. Wahrscheinlich wollte die Kommission sehen, wie ich auf solche kritische Nachfrage reagiere. Hab versucht trotzdem tapfer zu lächeln.
Dann sollte ich erzählen wo meine Stärken und wo meine Schwächen lägen. Habe versucht irgendetwas unverfängliches zu antworten bzw. meine "Schwäche" als versteckte Stärke zu verkaufen. Meine Antwort war, dass ich mich manchmal selber sehr unter Druck setze um alles perfekt zu machen. :angel: Keine Ahnung, wie das ankam um ehrlich zu sein (Kommission behielt die ganze Zeit Pokerface, bzw. schaute gleichbleibend streng).
Es folgten dann die allseits bekannten Fragen um die sozialen Kompetenzen abzuprüfen. Kurz zusammengefasst:
1) Sie sind Staatsanwalt. Ihre Geschäftsstelle leitet Fax der Polizei (entlastende Beweise) erst zu, nachdem Sie bereits in der Sache einen HB beantragt haben. Was tun Sie jetzt? ("Erstmal Haftentlassung bewirken!") Wie gehen Sie mit der Situation auf der Geschäftsstelle um? Mitarbeiterin wird im persönlichen Gespräch anmaßend, wie reagieren Sie jetzt?
2) Sie sind Richter am AG, ihr Urteil in einer Mietsache wird von der Berufungskammer des LG aufgehoben. Sie haben erneut einen gleichgelagerten Fall zur Entscheidung vorliegen. Entscheiden Sie wieder gleich? Der Kläger verlangt, dass Sie wieder so wie davor entscheiden. Wie begegnen Sie diesem Verlangen? Kläger sagt, er verlässt den Saal nicht, bis Sie sich so entscheiden, wie er es möchte. Was tun Sie nun?
2) Sie sind Richter am Familiengericht. Kurz vor Feierabend spricht persönlich ein Vater vor und berichtet, er habe geteiltes Sorgerecht und die 14jährige Tochter weigere sich, in die Obhut der Mutter zurückzukehren. Er stellt Antrag auf einstweilige Anordnung. Was machen Sie? ("Ins FamFG schauen." - "Rechtliche Erwägungen können Sie jetzt mal außen vor lassen." - Aha. "Mutter anrufen." - "Mutter teilt mit, dass Tochter schwer krank ist und dringend zu ihr nach Hause muss, weil Vater die Therapie nicht durchführt." - "Ich appeliere an Vernunft der Tochter." allg. Heiterkeit.)
Danach wurde mir noch kurz der weitere Ablauf des Wahlverfahrens geschildert und dann war das Gespräch auch schon vorbei, Händeschütteln und Tschüß.
Anfang April habe ich telefonisch die Zusage bekommen, dass die Kommission mich zum Richterwahlausschuss vorschlagen werde.
Insgesamt war erträglich, ich habe mich nicht wirklich vorbereitet (keine Protokolle nur Hörensagen) und war trotzdem in der Lage, im Gespräch adäquat zu reagieren. Wer sich für eine Beschäftigung in der Justiz interessiert, sollte sich auf jeden Fall bewerben.