06.03.2023, 23:16
Liebe alle,
ich würde mich gerne zum Thema Wochenendarbeit in GKen austauschen. Habe vor nicht allzu langer Zeit angefangen und bin, auch wenn ich ansonsten recht genau wusste, auf was ich mich einlasse, etwas überrascht, wie selbstverständlich Wochenendarbeit ist. Und damit meine ich nicht, mal 2-3 Stunden täglich ein bisschen "aufzuräumen", was unter der Woche liegen geblieben ist, sondern z.T. wie auch unter der Woche bis in die Nacht zu arbeiten. (Darum, wie es unter der Woche läuft, geht es mir an dieser Stelle übrigens nicht)
Mich würde interessieren, ob mein Beispiel stellvertretend für das steht, was First Year Associates auch anderswo erwartet.
Viele Grüße!
ich würde mich gerne zum Thema Wochenendarbeit in GKen austauschen. Habe vor nicht allzu langer Zeit angefangen und bin, auch wenn ich ansonsten recht genau wusste, auf was ich mich einlasse, etwas überrascht, wie selbstverständlich Wochenendarbeit ist. Und damit meine ich nicht, mal 2-3 Stunden täglich ein bisschen "aufzuräumen", was unter der Woche liegen geblieben ist, sondern z.T. wie auch unter der Woche bis in die Nacht zu arbeiten. (Darum, wie es unter der Woche läuft, geht es mir an dieser Stelle übrigens nicht)
Mich würde interessieren, ob mein Beispiel stellvertretend für das steht, was First Year Associates auch anderswo erwartet.
Viele Grüße!
06.03.2023, 23:42
Bist Du in einer US-Kanzlei? Deutsch? Magic Circle? In welchem Gebiet unterwegs?
07.03.2023, 00:21
Ich bin seit 9 Monaten dabei & habe bisher zwar schon einige Male am Wochenende gearbeitet, aber immer eher wenige Stunden. War dann aber auch eher so, dass es so halb freiwillig war & es niemand offiziell von dir erwartet.
Finds auch ein Unding & extrem demotivierend, bisschen Verschnaufpause braucht man einfach, wenn man unter der Woche viel arbeitet.
Mache kein Corporate, habe aber Kollegen, die in 3 Jahren erst eine Hand voll Male am Wochenende gearbeitet haben.
Finds auch ein Unding & extrem demotivierend, bisschen Verschnaufpause braucht man einfach, wenn man unter der Woche viel arbeitet.
Mache kein Corporate, habe aber Kollegen, die in 3 Jahren erst eine Hand voll Male am Wochenende gearbeitet haben.
07.03.2023, 12:02
Die Kommunikation ist doch meist auch bei Einstellung sehr offen: Der Anwalt ist Dienstleister. Wenn das Memo/die DD am Montag fertig sein soll, wird der Sonntag auch beansprucht.
Habe bei den ca. 100-130k Kanzleien eher die Erfahrung gemacht, dass es extrem vom Team abhängt, wie Arbeit strukturiert und verteilt wird. Dass Partner und Counsel am WE noch reinschauen, ist - wenn keine Familie - so ziemlich die Regel. Associate-Kollegen unter anderen Partnern kommen ohne aus, andere opfern beide Tage über Monate hinweg.
Habe bei den ca. 100-130k Kanzleien eher die Erfahrung gemacht, dass es extrem vom Team abhängt, wie Arbeit strukturiert und verteilt wird. Dass Partner und Counsel am WE noch reinschauen, ist - wenn keine Familie - so ziemlich die Regel. Associate-Kollegen unter anderen Partnern kommen ohne aus, andere opfern beide Tage über Monate hinweg.
07.03.2023, 12:50
Kenne es aus meinem Bekanntenkreis auch so, dass es bei den Kanzleien der "zweiten und dritten" Reihe extrem intransparent ist. Manche haben Glück und arbeiten wochentags 9:30-20:00, am WE praktisch gar nicht. Andere fahren absurde Zeiten auch am Wochenende. Das unterscheidet sich dann sowohl nach Kanzlei als auch nach Team. Teilweise bin ich mir aber auch nicht sicher, inwiefern man es dort selbst in der Hand hat, sich gegen diese Inanspruchnahme zu wehren.
Aus den T1-Buden im Corporate kenne ich hingegen nahezu durchgehend identische Zeiten. Am WE wird idR zumindest an einem Tag gearbeitet und das nicht wenig. E-Mails müssen praktisch durchgängig gelesen und beantwortet werden.
Aus den T1-Buden im Corporate kenne ich hingegen nahezu durchgehend identische Zeiten. Am WE wird idR zumindest an einem Tag gearbeitet und das nicht wenig. E-Mails müssen praktisch durchgängig gelesen und beantwortet werden.
07.03.2023, 13:13
Was die Vorposter gesagt haben: es kommt drauf an, aber Wochenendarbeit ist in einer GK grundsätzlich absolut üblich. Du bestimmst deine Arbeitszeiten nicht selbst, sondern der Mandant und wenn dessen Hütte Samstag um 22:00 Uhr brennt, dann hängst Du mittelbar mit drin und musst es regeln. Im ersten Jahr bist Du natürlich nicht der Ansprechpartner, aber Du arbeitest dem leider zu. Sowas kann passieren, auch unerwartet - ich bin einige Male am Wochenende ungeplant ins Büro - die Wochenendpläne waren dann dahin, lässt sich aber organisieren und sowas kommt auch echt nicht regelmäßig vor. Man weiß in der Regel auch schon vor dem Wochenende, dass man halt nochmal ran muss, also planbar ist es grundsätzlich. Das alles setzt halt voraus, dass man durchgehend/ständig erreichbar ist - aber auch das wird in der GK erwartet; das Diensthandy wird dein ständiger Begleiter, egal wo. Bist Du Samstags auf ner Party und wirst angerufen, musst du halt mal in den Nebenraum und den Mandanten happy machen. Wochenendarbeit unabhängig von irgendwelchen Notfällen ist aber auch grds. in einer GK nicht unüblich.
Es gibt sicherlich Praxisgruppen, bei denen das Risiko auf "echte" (also nicht die von dir aufgerufenen 2-3 Std freiwilligen "Aufräumarbeiten") Wochenendarbeit etwas geringer ist. Aber auch hier kommt es wieder auf die Kanzlei, Team, Partner, Mandanten an. Manche Mandanten sind einfach auch generell recht invasiv, andererseits zahlen sie auch ordentlich.
Ich bin ehrlich gesagt aber etwas irritiert über Deinen Satz mit dem "Unding" - klar, jeder braucht eine Verschnaufpause, aber ich kann mich immer nur wiederholen - keiner zahlt Euch die GK-Gehälter, wenn ihr auch nicht bereit seid, überdurchschnittliche Leistung zu erbringen. Überdurchschnittlich umfasst nicht nur kognitive Leistung, sondern auch Eure Zeit/Erreichbarkeit. Kein Mandant zahlt aus Spaß hohe Stundensätze, sondern erwartet Top-Dienstleistungen. Die sind aber nicht top, wenn er seine Anwälte nicht erreicht. Bei kleineren Kanzleien sind die Mandanten eben anders - ich kenne richtig gute MK's, die teilweise auch mit DAX-Unternehmen arbeiten, aber denen direkt sagen, dass sie nun mal MK-Stundensätze zahlen und nicht die gleiche Erreichbarkeit wie bei GKen erwarten können und das wird auch akzeptiert.
Es gibt sicherlich Praxisgruppen, bei denen das Risiko auf "echte" (also nicht die von dir aufgerufenen 2-3 Std freiwilligen "Aufräumarbeiten") Wochenendarbeit etwas geringer ist. Aber auch hier kommt es wieder auf die Kanzlei, Team, Partner, Mandanten an. Manche Mandanten sind einfach auch generell recht invasiv, andererseits zahlen sie auch ordentlich.
Ich bin ehrlich gesagt aber etwas irritiert über Deinen Satz mit dem "Unding" - klar, jeder braucht eine Verschnaufpause, aber ich kann mich immer nur wiederholen - keiner zahlt Euch die GK-Gehälter, wenn ihr auch nicht bereit seid, überdurchschnittliche Leistung zu erbringen. Überdurchschnittlich umfasst nicht nur kognitive Leistung, sondern auch Eure Zeit/Erreichbarkeit. Kein Mandant zahlt aus Spaß hohe Stundensätze, sondern erwartet Top-Dienstleistungen. Die sind aber nicht top, wenn er seine Anwälte nicht erreicht. Bei kleineren Kanzleien sind die Mandanten eben anders - ich kenne richtig gute MK's, die teilweise auch mit DAX-Unternehmen arbeiten, aber denen direkt sagen, dass sie nun mal MK-Stundensätze zahlen und nicht die gleiche Erreichbarkeit wie bei GKen erwarten können und das wird auch akzeptiert.
07.03.2023, 13:29
Naja, was heißt Unding. Klar wirst du dafür bezahlt & wenn der Mandant konkret was will, ist es natürlich ein anderer Sachverhalt.
Wenn es aber nur an schlechtem Management liegt, und darunter fasse ich ein Stück weit auch das Expectation Management, dann finde ich es halt nicht geil, zumal es - jedenfalls hier - im Vorfeld eher so kommuniziert wird, dass es -paradoxerweise nur in den ersten Jahren (zumindest paradox aus Sicht anderer Berufszweige)- noch entspannter ist.
Die Kanzleien haben halt Personalschwierigkeiten & müssen für sich halt abwägen, wie sie es handhaben wollen (bzw. die Teams/Partner). Wenn ich permanent am Wochenende ranmuss, hilft irgendwann auch das Gehalt nicht mehr & ich kündige und nehme gern weniger Geld in Kauf. Muss die Kanzlei für sich und ich für mich entscheiden.
Mir wurde aber eher keine „Friss oder Stirb“-Attitude vermittelt, sondern es wirkt eher so, als würde man mich doch deutlich lieber entlasten, wenn das dazu führt, dass ich länger bleibe. Daher kann man aus meiner Sicht - trotz hohem Gehalt- auch ein bisschen was einfordern, damit alle was gewinnen.
Wenn es aber nur an schlechtem Management liegt, und darunter fasse ich ein Stück weit auch das Expectation Management, dann finde ich es halt nicht geil, zumal es - jedenfalls hier - im Vorfeld eher so kommuniziert wird, dass es -paradoxerweise nur in den ersten Jahren (zumindest paradox aus Sicht anderer Berufszweige)- noch entspannter ist.
Die Kanzleien haben halt Personalschwierigkeiten & müssen für sich halt abwägen, wie sie es handhaben wollen (bzw. die Teams/Partner). Wenn ich permanent am Wochenende ranmuss, hilft irgendwann auch das Gehalt nicht mehr & ich kündige und nehme gern weniger Geld in Kauf. Muss die Kanzlei für sich und ich für mich entscheiden.
Mir wurde aber eher keine „Friss oder Stirb“-Attitude vermittelt, sondern es wirkt eher so, als würde man mich doch deutlich lieber entlasten, wenn das dazu führt, dass ich länger bleibe. Daher kann man aus meiner Sicht - trotz hohem Gehalt- auch ein bisschen was einfordern, damit alle was gewinnen.
07.03.2023, 14:23
(07.03.2023, 13:29)Knupsermi schrieb: Naja, was heißt Unding. Klar wirst du dafür bezahlt & wenn der Mandant konkret was will, ist es natürlich ein anderer Sachverhalt.
Wenn es aber nur an schlechtem Management liegt, und darunter fasse ich ein Stück weit auch das Expectation Management, dann finde ich es halt nicht geil, zumal es - jedenfalls hier - im Vorfeld eher so kommuniziert wird, dass es -paradoxerweise nur in den ersten Jahren (zumindest paradox aus Sicht anderer Berufszweige)- noch entspannter ist.
Die Kanzleien haben halt Personalschwierigkeiten & müssen für sich halt abwägen, wie sie es handhaben wollen (bzw. die Teams/Partner). Wenn ich permanent am Wochenende ranmuss, hilft irgendwann auch das Gehalt nicht mehr & ich kündige und nehme gern weniger Geld in Kauf. Muss die Kanzlei für sich und ich für mich entscheiden.
Mir wurde aber eher keine „Friss oder Stirb“-Attitude vermittelt, sondern es wirkt eher so, als würde man mich doch deutlich lieber entlasten, wenn das dazu führt, dass ich länger bleibe. Daher kann man aus meiner Sicht - trotz hohem Gehalt- auch ein bisschen was einfordern, damit alle was gewinnen.
Dass manche Teams sich schlecht organisieren, stimmt mE, aber dann geht es um die konkrete Aufstellung im Team und die konkrete Erwartungshaltung in diesem Team. Daran schließt sich die Frage an, on man deswegen am Wochenende arbeitet, weil man unter der Woche nicht fertig wird (Grund Arbeitsbelatung/Kapazitäten oder liegt es ggf. daran, dass Du als First Year halt auch mal länger brauchst für manche Dinge) oder weil man selbst Sachen wegarbeiten möchtest, obwohl keiner am Montag um 8 danach fragen würde?
Klar, bei manchen Teams liegt die WE-Arbeit auch an der Orga, aber das konnte man bei der Frage nicht so rauslesen und ist auch eine Einzelfallsache - wie gesagt, so pauschal kann man das halt auch nicht sagen. Die vage grundsätzliche Frage danach, ob WE-Arbeit in einer GK selbstverständlich ist, kann man halt auch nur vage beantworten und da ist mE die Antwort "JA". Was die Gründe für die WE-Arbeit sind, kennen wir an dieser Stelle nicht und die können auch extrem unterschiedlich sein.
07.03.2023, 14:36
T1-GK: Nein, überhaupt nicht. Lieber wird Freitags bis um 1 geknechtet. Ausnahme Partner und als Ass. alle paar Monate mal.
Dass man das als Dienstleister eben müsse ist Quark, da das sogar gegen das Arbeitszeitgesetz verstößt und damit verboten ist. Praktisch lässt sich ein Call am WE mal nicht verhindern, 8h+ pro Tag hatte ich aber NIE.
Dass man das als Dienstleister eben müsse ist Quark, da das sogar gegen das Arbeitszeitgesetz verstößt und damit verboten ist. Praktisch lässt sich ein Call am WE mal nicht verhindern, 8h+ pro Tag hatte ich aber NIE.
07.03.2023, 18:18
(07.03.2023, 13:13)Ex-GK schrieb: Was die Vorposter gesagt haben: es kommt drauf an, aber Wochenendarbeit ist in einer GK grundsätzlich absolut üblich. Du bestimmst deine Arbeitszeiten nicht selbst, sondern der Mandant und wenn dessen Hütte Samstag um 22:00 Uhr brennt, dann hängst Du mittelbar mit drin und musst es regeln. Im ersten Jahr bist Du natürlich nicht der Ansprechpartner, aber Du arbeitest dem leider zu. Sowas kann passieren, auch unerwartet - ich bin einige Male am Wochenende ungeplant ins Büro - die Wochenendpläne waren dann dahin, lässt sich aber organisieren und sowas kommt auch echt nicht regelmäßig vor. Man weiß in der Regel auch schon vor dem Wochenende, dass man halt nochmal ran muss, also planbar ist es grundsätzlich. Das alles setzt halt voraus, dass man durchgehend/ständig erreichbar ist - aber auch das wird in der GK erwartet; das Diensthandy wird dein ständiger Begleiter, egal wo. Bist Du Samstags auf ner Party und wirst angerufen, musst du halt mal in den Nebenraum und den Mandanten happy machen. Wochenendarbeit unabhängig von irgendwelchen Notfällen ist aber auch grds. in einer GK nicht unüblich.
Es gibt sicherlich Praxisgruppen, bei denen das Risiko auf "echte" (also nicht die von dir aufgerufenen 2-3 Std freiwilligen "Aufräumarbeiten") Wochenendarbeit etwas geringer ist. Aber auch hier kommt es wieder auf die Kanzlei, Team, Partner, Mandanten an. Manche Mandanten sind einfach auch generell recht invasiv, andererseits zahlen sie auch ordentlich.
Ich bin ehrlich gesagt aber etwas irritiert über Deinen Satz mit dem "Unding" - klar, jeder braucht eine Verschnaufpause, aber ich kann mich immer nur wiederholen - keiner zahlt Euch die GK-Gehälter, wenn ihr auch nicht bereit seid, überdurchschnittliche Leistung zu erbringen. Überdurchschnittlich umfasst nicht nur kognitive Leistung, sondern auch Eure Zeit/Erreichbarkeit. Kein Mandant zahlt aus Spaß hohe Stundensätze, sondern erwartet Top-Dienstleistungen. Die sind aber nicht top, wenn er seine Anwälte nicht erreicht. Bei kleineren Kanzleien sind die Mandanten eben anders - ich kenne richtig gute MK's, die teilweise auch mit DAX-Unternehmen arbeiten, aber denen direkt sagen, dass sie nun mal MK-Stundensätze zahlen und nicht die gleiche Erreichbarkeit wie bei GKen erwarten können und das wird auch akzeptiert.
Keine Ahnung, vielleicht bin ich im falschen (bzw. richtigen) Rechtsgebiet. Aber bei uns kommt Wochenarbeit quasi nicht vor. Würde hier auch keiner akzeptieren.
Unabhängig davon halte ich die fire drills, die die Unternehmen samstags um 22h ausrufen, regelmäßig für völlig übertrieben. Was soll schon groß passieren, was nicht auch bis Montag 22h warten kann; wir operieren schließlich nicht am offenen Herzen.
Andererseits habe ich aber auch keine Kenntnisse aus erster Hand in dieser Hinsicht und kann das somit nur schlecht einschätzen...