17.01.2023, 09:13
Über die Suche konnte ich keinen passenden Thread finden.
Mögt ihr Jura wirklich? Wenn ja, warum?
Wenn nein, warum nicht? Warum habt ihr dann nichts anderes studiert?
Mögt ihr Jura wirklich? Wenn ja, warum?
Wenn nein, warum nicht? Warum habt ihr dann nichts anderes studiert?
17.01.2023, 10:54
(17.01.2023, 09:13)ZW333 schrieb: Über die Suche konnte ich keinen passenden Thread finden.
Mögt ihr Jura wirklich? Wenn ja, warum?
Wenn nein, warum nicht? Warum habt ihr dann nichts anderes studiert?
Ich persönlich mag die Juristerei, nur manchmal die Menschen dahinter nicht. Jura fand ich deshalb interessant, weil es grundsätzlich für alle die gleichen Regeln gibt. In der Praxis und im Laufe der Zeit hat sich natürlich gezeigt, dass auch Jura nicht alles retten und regeln kann. Und manchmal stellt die Gesetzgebung einen auch vor enorme praktische Herausforderungen, deren Sinn sich mir nicht immer erschließt.
Ansonsten mag ich die Vielfalt der Rechtsgebiete und die - je nach Rechtsgebiet - völlig unterschiedlichen Charaktere. Außerdem mag ich es, dass es nicht immer DIE eine Lösung gibt und man in der Diskussion mit Kollegen manchmal zu einer viel besseren Lösung kommt. Ich mag es aber auch, dass man mit Genauigkeit und Sorgfalt zu besseren Ergebnissen kommt und "Hochstapler" schnell auffallen. Da bringt der noch so (möchtegern-)hochtrabend formulierte Schriftsatz nichts, wenn man die Zuständigkeitsregelungen nicht beachtet.
Und aus Sicht der fertigen Juristin bin ich froh, dass einem die Welt mehr oder weniger offen steht. Ich kann in verschiedenste Bereiche gehen, mehr praktisch oder mehr theoretisch arbeiten, für den Staat oder die Privatwirtschaft, in jeglichen Bereichen aller Industrien, mehr oder weniger juristisch.
Trotzdem würde ich es wohl nicht noch einmal machen. Es gibt inzwischen so viele tolle Jobs, für die man nicht so lange studieren muss und die jedenfalls von außen betrachtet auch viel Spaß machen.
17.01.2023, 11:27
(17.01.2023, 10:54)BlnBrb schrieb:(17.01.2023, 09:13)ZW333 schrieb: Über die Suche konnte ich keinen passenden Thread finden.
Mögt ihr Jura wirklich? Wenn ja, warum?
Wenn nein, warum nicht? Warum habt ihr dann nichts anderes studiert?
Ich persönlich mag die Juristerei, nur manchmal die Menschen dahinter nicht. Jura fand ich deshalb interessant, weil es grundsätzlich für alle die gleichen Regeln gibt. In der Praxis und im Laufe der Zeit hat sich natürlich gezeigt, dass auch Jura nicht alles retten und regeln kann. Und manchmal stellt die Gesetzgebung einen auch vor enorme praktische Herausforderungen, deren Sinn sich mir nicht immer erschließt.
Ansonsten mag ich die Vielfalt der Rechtsgebiete und die - je nach Rechtsgebiet - völlig unterschiedlichen Charaktere. Außerdem mag ich es, dass es nicht immer DIE eine Lösung gibt und man in der Diskussion mit Kollegen manchmal zu einer viel besseren Lösung kommt. Ich mag es aber auch, dass man mit Genauigkeit und Sorgfalt zu besseren Ergebnissen kommt und "Hochstapler" schnell auffallen. Da bringt der noch so (möchtegern-)hochtrabend formulierte Schriftsatz nichts, wenn man die Zuständigkeitsregelungen nicht beachtet.
Und aus Sicht der fertigen Juristin bin ich froh, dass einem die Welt mehr oder weniger offen steht. Ich kann in verschiedenste Bereiche gehen, mehr praktisch oder mehr theoretisch arbeiten, für den Staat oder die Privatwirtschaft, in jeglichen Bereichen aller Industrien, mehr oder weniger juristisch.
Trotzdem würde ich es wohl nicht noch einmal machen. Es gibt inzwischen so viele tolle Jobs, für die man nicht so lange studieren muss und die jedenfalls von außen betrachtet auch viel Spaß machen.
+1
Ausserdem finde ich es grundsätzlich cool, dass man nur zwei VB braucht um wenn man will bereits zum Berufseinstieg absoluter Spitzenverdiener zu sein.
17.01.2023, 12:33
Mein Interesse an Jura hat nach dem Ref spürbar abgenommen. Das lag auch einfach daran, dass ich mich viele Jahre nahezu ausschließlich mit juristischen Themen beschäftigt, sehr viel Druck verspürt und vieles andere, was mir wichtig war, vernachlässigt habe. Nach einigen Jahren im Job, der mir nach wie vor viel Abwechslung bietet, hat sich jetzt eine gewisse Routine und Erfahrung breit gemacht. Inzwischen habe ich mehrere berufliche Stationen hinter mir, habe viel gesehen (darunter auch einige Dinge, die mir nicht gefallen haben, was aber rückblickend auch eine gute Erfahrung war) und fühle mich ganz wohl so, wie es ist.
Mehr als 35-40 Stunden pro Woche Jura muss aber nicht sein. Ich bin kein typischer Jurist, der für sein Fach "brennt" oder es sonderlich bedeutsam findet. Ich übe meinen Beruf gerne aus, keine Frage, habe aber auch inzwischen so viele andere Betätigungsfelder, die mir zum Teil viel mehr Spaß und Freude im Leben bereiten und ich definiere mich nicht besonders über meine Tätigkeit. So habe ich beispielsweise gemerkt, dass ich mit Freunden, Partner und Familie immer weniger gerne über meine Arbeit rede. Einfach weil es für mich nicht mehr sehr wichtig ist. Das heißt nicht, dass mir der Job egal ist. Keineswegs. Aber die Prioritäten habe sich - aus meiner Sicht stimmig - richtig sortiert. Ich muss bei der Arbeit auch nicht das "große Ding" reißen, fett Karriere machen oder dergleichen. Es war auch keine leichte Entwicklung, sich von dem gefühlten Aufstiegsdruck frei zu machen. Seitdem ist das alles ziemlich entspannt. Und was kommt, das kommt.
Ob ich das alles nochmal genauso machen würde? Ich weiß ich nicht. Das lässt sich kaum beantworten, da ich zu Anfang meines Studiums in vieler Hinsicht ein völlig anderer Mensch war als jetzt. Für mich war es richtig und wichtig zu erkennen, dass Jura nicht der Nabel der Welt ist, Punkte und Co. eine zeitlang sehr wichtig waren, es aber gedanklich in immer weitere Ferne rückt. An einem bestimmten Punkt war es für mich wichtig, dieses "juristische Korsett" zu verlassen und irgendwie mit meinem Leben anzufangen, zu gucken, was mir wichtig und was ich eigentlich nur getan habe, weil es andere erwartet hatten (oder ich gedacht habe, dass man es erwartet). Und da gab es doch einiges. Das hat sich glücklicherweise in den letzten Monaten und Jahren für mich zum Positiven gewendet und seitdem ist auch eine große Lebensfreude zurückgekehrt, die ich lange Jahre vermisst hatte. War bei mir aber keine Entscheidung, sondern ein schleichender Prozess. Es ist schwer, das so rüberzubringen. Ich glaube, ich habe da einen für mich gesunden Weg eingeschlagen.
Mehr als 35-40 Stunden pro Woche Jura muss aber nicht sein. Ich bin kein typischer Jurist, der für sein Fach "brennt" oder es sonderlich bedeutsam findet. Ich übe meinen Beruf gerne aus, keine Frage, habe aber auch inzwischen so viele andere Betätigungsfelder, die mir zum Teil viel mehr Spaß und Freude im Leben bereiten und ich definiere mich nicht besonders über meine Tätigkeit. So habe ich beispielsweise gemerkt, dass ich mit Freunden, Partner und Familie immer weniger gerne über meine Arbeit rede. Einfach weil es für mich nicht mehr sehr wichtig ist. Das heißt nicht, dass mir der Job egal ist. Keineswegs. Aber die Prioritäten habe sich - aus meiner Sicht stimmig - richtig sortiert. Ich muss bei der Arbeit auch nicht das "große Ding" reißen, fett Karriere machen oder dergleichen. Es war auch keine leichte Entwicklung, sich von dem gefühlten Aufstiegsdruck frei zu machen. Seitdem ist das alles ziemlich entspannt. Und was kommt, das kommt.
Ob ich das alles nochmal genauso machen würde? Ich weiß ich nicht. Das lässt sich kaum beantworten, da ich zu Anfang meines Studiums in vieler Hinsicht ein völlig anderer Mensch war als jetzt. Für mich war es richtig und wichtig zu erkennen, dass Jura nicht der Nabel der Welt ist, Punkte und Co. eine zeitlang sehr wichtig waren, es aber gedanklich in immer weitere Ferne rückt. An einem bestimmten Punkt war es für mich wichtig, dieses "juristische Korsett" zu verlassen und irgendwie mit meinem Leben anzufangen, zu gucken, was mir wichtig und was ich eigentlich nur getan habe, weil es andere erwartet hatten (oder ich gedacht habe, dass man es erwartet). Und da gab es doch einiges. Das hat sich glücklicherweise in den letzten Monaten und Jahren für mich zum Positiven gewendet und seitdem ist auch eine große Lebensfreude zurückgekehrt, die ich lange Jahre vermisst hatte. War bei mir aber keine Entscheidung, sondern ein schleichender Prozess. Es ist schwer, das so rüberzubringen. Ich glaube, ich habe da einen für mich gesunden Weg eingeschlagen.
17.01.2023, 12:55
(17.01.2023, 12:33)MrJudgeBW schrieb: Mein Interesse an Jura hat nach dem Ref spürbar abgenommen. Das lag auch einfach daran, dass ich mich viele Jahre nahezu ausschließlich mit juristischen Themen beschäftigt, sehr viel Druck verspürt und vieles andere, was mir wichtig war, vernachlässigt habe. Nach einigen Jahren im Job, der mir nach wie vor viel Abwechslung bietet, hat sich jetzt eine gewisse Routine und Erfahrung breit gemacht. Inzwischen habe ich mehrere berufliche Stationen hinter mir, habe viel gesehen (darunter auch einige Dinge, die mir nicht gefallen haben, was aber rückblickend auch eine gute Erfahrung war) und fühle mich ganz wohl so, wie es ist.
Mehr als 35-40 Stunden pro Woche Jura muss aber nicht sein. Ich bin kein typischer Jurist, der für sein Fach "brennt" oder es sonderlich bedeutsam findet. Ich übe meinen Beruf gerne aus, keine Frage, habe aber auch inzwischen so viele andere Betätigungsfelder, die mir zum Teil viel mehr Spaß und Freude im Leben bereiten und ich definiere mich nicht besonders über meine Tätigkeit. So habe ich beispielsweise gemerkt, dass ich mit Freunden, Partner und Familie immer weniger gerne über meine Arbeit rede. Einfach weil es für mich nicht mehr sehr wichtig ist. Das heißt nicht, dass mir der Job egal ist. Keineswegs. Aber die Prioritäten habe sich - aus meiner Sicht stimmig - richtig sortiert. Ich muss bei der Arbeit auch nicht das "große Ding" reißen, fett Karriere machen oder dergleichen. Es war auch keine leichte Entwicklung, sich von dem gefühlten Aufstiegsdruck frei zu machen. Seitdem ist das alles ziemlich entspannt. Und was kommt, das kommt.
Ob ich das alles nochmal genauso machen würde? Ich weiß ich nicht. Das lässt sich kaum beantworten, da ich zu Anfang meines Studiums in vieler Hinsicht ein völlig anderer Mensch war als jetzt. Für mich war es richtig und wichtig zu erkennen, dass Jura nicht der Nabel der Welt ist, Punkte und Co. eine zeitlang sehr wichtig waren, es aber gedanklich in immer weitere Ferne rückt. An einem bestimmten Punkt war es für mich wichtig, dieses "juristische Korsett" zu verlassen und irgendwie mit meinem Leben anzufangen, zu gucken, was mir wichtig und was ich eigentlich nur getan habe, weil es andere erwartet hatten (oder ich gedacht habe, dass man es erwartet). Und da gab es doch einiges. Das hat sich glücklicherweise in den letzten Monaten und Jahren für mich zum Positiven gewendet und seitdem ist auch eine große Lebensfreude zurückgekehrt, die ich lange Jahre vermisst hatte. War bei mir aber keine Entscheidung, sondern ein schleichender Prozess. Es ist schwer, das so rüberzubringen. Ich glaube, ich habe da einen für mich gesunden Weg eingeschlagen.
Einer der bisher besten Beiträge hier. Danke!
17.01.2023, 13:19
BlnBrb: So geht es mir auch im Wesentlichen. Ich würde es auch nicht nochmal studieren und der Habitus vieler Kollegen ist sehr unangenehm. Das System generell mag ich nicht und empfinde es als z. T. verfehlt sowie reaktionär.
Diskutieren empfinde ich bei einigen Juristen als Selbstzweck, das ermüdet und langweilt mich.
Diskutieren empfinde ich bei einigen Juristen als Selbstzweck, das ermüdet und langweilt mich.
17.01.2023, 13:21
(17.01.2023, 12:55)Joko schrieb:(17.01.2023, 12:33)MrJudgeBW schrieb: Mein Interesse an Jura hat nach dem Ref spürbar abgenommen. Das lag auch einfach daran, dass ich mich viele Jahre nahezu ausschließlich mit juristischen Themen beschäftigt, sehr viel Druck verspürt und vieles andere, was mir wichtig war, vernachlässigt habe. Nach einigen Jahren im Job, der mir nach wie vor viel Abwechslung bietet, hat sich jetzt eine gewisse Routine und Erfahrung breit gemacht. Inzwischen habe ich mehrere berufliche Stationen hinter mir, habe viel gesehen (darunter auch einige Dinge, die mir nicht gefallen haben, was aber rückblickend auch eine gute Erfahrung war) und fühle mich ganz wohl so, wie es ist.
Mehr als 35-40 Stunden pro Woche Jura muss aber nicht sein. Ich bin kein typischer Jurist, der für sein Fach "brennt" oder es sonderlich bedeutsam findet. Ich übe meinen Beruf gerne aus, keine Frage, habe aber auch inzwischen so viele andere Betätigungsfelder, die mir zum Teil viel mehr Spaß und Freude im Leben bereiten und ich definiere mich nicht besonders über meine Tätigkeit. So habe ich beispielsweise gemerkt, dass ich mit Freunden, Partner und Familie immer weniger gerne über meine Arbeit rede. Einfach weil es für mich nicht mehr sehr wichtig ist. Das heißt nicht, dass mir der Job egal ist. Keineswegs. Aber die Prioritäten habe sich - aus meiner Sicht stimmig - richtig sortiert. Ich muss bei der Arbeit auch nicht das "große Ding" reißen, fett Karriere machen oder dergleichen. Es war auch keine leichte Entwicklung, sich von dem gefühlten Aufstiegsdruck frei zu machen. Seitdem ist das alles ziemlich entspannt. Und was kommt, das kommt.
Ob ich das alles nochmal genauso machen würde? Ich weiß ich nicht. Das lässt sich kaum beantworten, da ich zu Anfang meines Studiums in vieler Hinsicht ein völlig anderer Mensch war als jetzt. Für mich war es richtig und wichtig zu erkennen, dass Jura nicht der Nabel der Welt ist, Punkte und Co. eine zeitlang sehr wichtig waren, es aber gedanklich in immer weitere Ferne rückt. An einem bestimmten Punkt war es für mich wichtig, dieses "juristische Korsett" zu verlassen und irgendwie mit meinem Leben anzufangen, zu gucken, was mir wichtig und was ich eigentlich nur getan habe, weil es andere erwartet hatten (oder ich gedacht habe, dass man es erwartet). Und da gab es doch einiges. Das hat sich glücklicherweise in den letzten Monaten und Jahren für mich zum Positiven gewendet und seitdem ist auch eine große Lebensfreude zurückgekehrt, die ich lange Jahre vermisst hatte. War bei mir aber keine Entscheidung, sondern ein schleichender Prozess. Es ist schwer, das so rüberzubringen. Ich glaube, ich habe da einen für mich gesunden Weg eingeschlagen.
Einer der bisher besten Beiträge hier. Danke!
Das stimmt, ich kann mich in vielem wiederfinden.
17.01.2023, 14:36
(17.01.2023, 13:19)ZW333 schrieb: BlnBrb: So geht es mir auch im Wesentlichen. Ich würde es auch nicht nochmal studieren und der Habitus vieler Kollegen ist sehr unangenehm. Das System generell mag ich nicht und empfinde es als z. T. verfehlt sowie reaktionär.
Diskutieren empfinde ich bei einigen Juristen als Selbstzweck, das ermüdet und langweilt mich.
Absolut. Leider habe ich manchmal den Eindruck, Juristen suchen eher nach dem Haar in der Suppe, statt überhaupt eine Lösung zu finden. Deshalb mag ich den Austausch mit den Kollegen anderer Bereiche, die lösungsorientiert und manchmal pragmatisch arbeiten. Aber zum Glück gibt es auch durchaus nette Juristen, mit denen man gern auch mal abseits von Jura Gespräche führen kann.
17.01.2023, 17:22
nein
17.01.2023, 17:24
(17.01.2023, 14:36)BlnBrb schrieb:(17.01.2023, 13:19)ZW333 schrieb: BlnBrb: So geht es mir auch im Wesentlichen. Ich würde es auch nicht nochmal studieren und der Habitus vieler Kollegen ist sehr unangenehm. Das System generell mag ich nicht und empfinde es als z. T. verfehlt sowie reaktionär.
Diskutieren empfinde ich bei einigen Juristen als Selbstzweck, das ermüdet und langweilt mich.
Absolut. Leider habe ich manchmal den Eindruck, Juristen suchen eher nach dem Haar in der Suppe, statt überhaupt eine Lösung zu finden. Deshalb mag ich den Austausch mit den Kollegen anderer Bereiche, die lösungsorientiert und manchmal pragmatisch arbeiten. Aber zum Glück gibt es auch durchaus nette Juristen, mit denen man gern auch mal abseits von Jura Gespräche führen kann.
Das stimmt :)
Und genau aus diesen Gründen arbeite ich gern in einem Unternehmen.