14.01.2023, 18:19
Hallo zusammen,
hat hier jemand Erfahrung, als Jurist für die EU Kom zu arbeiten? Allgemein finde ich den auswärtigen Bereich (Außenhandel, Außenpolitik, etc.) sehr spannend.
Ich könnte mir vorstellen, zunächst in einer T1 GK anzufangen (die natürlich selten oder eher weniger EuropaR machen) und mich dann irgendwann Richtung Brüssel zu orientieren (ist natürlich nicht auf die EU Kom festgelegt, aber das war so ein Gedanke).
Hat man da mit etwa 35 noch Chancen, Karriere zu machen? Wäre man ggf. schon zu alt oder deutlich älter als die anderen EU-Einsteiger? Wie sind da allgemein die Karriereaussichten (Entwicklung Gehalt, Verantwortlichkeit, etc.)? Welche Rechtsbereiche in der GK wären hierzu vorteilhaft oder spielt das eine untergeordnete Rolle?
Ich meine, die Einstiegsvoraussetzungen zu erfüllen. Auch weiß ich, dass man zunächst den Concours absolvieren muss.
Freue mich auch über Insights :-)
hat hier jemand Erfahrung, als Jurist für die EU Kom zu arbeiten? Allgemein finde ich den auswärtigen Bereich (Außenhandel, Außenpolitik, etc.) sehr spannend.
Ich könnte mir vorstellen, zunächst in einer T1 GK anzufangen (die natürlich selten oder eher weniger EuropaR machen) und mich dann irgendwann Richtung Brüssel zu orientieren (ist natürlich nicht auf die EU Kom festgelegt, aber das war so ein Gedanke).
Hat man da mit etwa 35 noch Chancen, Karriere zu machen? Wäre man ggf. schon zu alt oder deutlich älter als die anderen EU-Einsteiger? Wie sind da allgemein die Karriereaussichten (Entwicklung Gehalt, Verantwortlichkeit, etc.)? Welche Rechtsbereiche in der GK wären hierzu vorteilhaft oder spielt das eine untergeordnete Rolle?
Ich meine, die Einstiegsvoraussetzungen zu erfüllen. Auch weiß ich, dass man zunächst den Concours absolvieren muss.
Freue mich auch über Insights :-)
15.02.2023, 21:49
Hi, deutscher Volljurist melde mich aus der EC.
Schön, dass du dich dafür interessierst. Ich persönlich finde, dass sich mehr deutsche Volljuristen für die Institutionen interessieren sollten. Es wird auch einfach zu viel um den Job bei den Institutionen mystifiziert und auch so getan, als wäre es unmöglich reinzukommen und alle würden nur auf die Noten schauen. Sehe ich nicht so. Ich denke, man muss wie auch sonst woanders erklären können wieso die eigenen Interessen und Erfahrungen, mit den des Jobs übereinstimmen. Wenn man einen Head of Unit davon überzeugen kann, sieht es gut aus, ich bin mir nicht sicher, ob alle Nicht-Deutschen Head of Units die deutsche Notenskala geschweige denn Juraskala kennen.
Ja es ist auch möglich mit 35 bei den Institutionen anzufangen und viele machen den Wechsel erst in dem Alter. Wäre also nicht unüblich. Meine Rückfrage, wieso versuchst du nicht sofort den Einstieg zu schaffen und nutzt die interne Mobilität und Jobrotation zu nutzen, um verschiedene Bereiche kennenzulernen. Wie auch im deutschen öffentlichen Dienst, ist es üblich, wenn gewollt, gerade am Anfang der Karriere die Posten und ggf. auch DGs zu wechseln. Aber grdsl. Finde ich (meine Meinung), je früher man einsteigt, umso eher kann man die (AD) Stufen der Besoldungsgruppe aufsteigen. Denn im Schnitt alle 2-4 Jahre steigt man eine Stufe auf. Um auf die Maximalstufe zu kommen ist rechnerisch schwierig auf die Maximalstufe zu kommen ab 35. So viel zu Karriere. Schließt dennoch natürlich keine Karriere aus und Erfahrungen in der Privatwirtschaft sind oft super hilfreich.
Es gibt unterschiedliche Jobgruppen. Contract Agents (wie TvöD) Temporary Agents (Beamte auf Zeit) und Beamte Als Contract Agent (FG III, IV) kann man maximal 6 Jahre bleiben und hat befristete Verträge, genauso wie für die Temporary Agents. Nur Temporary werden besser bezahlt, also wie Beamte (ab AD5). Als Einstieg arbeitet man als Referent oder quasi als Sachgebietsleiter mit etwas Personalverwaltung. Mit der Zeit kann man sich entweder spezialisieren oder mehr ins Management entwickeln. Hängt von einem selber ab. Um dauerhaft eine Stelle zu bekommen, muss man wie du auch sagst ein Auswahlverfahren bestehen. Wenn man es besteht, kann man sich auf Lebenszeit verbeamten lassen. Deswegen muss man nur für die Beamtenstellen den Concours bestehen, nicht für Contract Agent oder Temporary Agent Posten.
Deswegen ist der übliche und klassische Einstieg Blue Book – Contract Agent und/oder Temporary Agent – Concours und danach Beamtenstelle.
Wenn man in einem für das jeweilige DG relevanten Bereich woanders gearbeitet hat, kann man natürlich den Bluebook Einstieg überspringen.
Der aufgezeigte Weg ist natürlich nicht in Stein gemeißelt.
Selbstverständlich können sich alle nach dem ersten Examen auf den AD 5 Generalisten Concours bewerben und reinkommen oder direkt nach der Uni oder Ref eine Contract Agent oder Temporary Agent Stellen ergattern.
Im September 2023 wird übrigens der nächste AD 5 Concours stattfinden, falls du es jetzt schon versuchen willst. Ich würde dazu einfach mal auf die EPSO Seite verweisen. Da gibt es viel Lesematerial, offene Stellen etc. https://epso.europa.eu/de/eu-careers/staff-categories
Es gibt übrigens T1 GK die EU-Recht machen. Alles um Beihilfe, Kartellrecht etc. Meist in Brüssel ansässig ;)
Schön, dass du dich dafür interessierst. Ich persönlich finde, dass sich mehr deutsche Volljuristen für die Institutionen interessieren sollten. Es wird auch einfach zu viel um den Job bei den Institutionen mystifiziert und auch so getan, als wäre es unmöglich reinzukommen und alle würden nur auf die Noten schauen. Sehe ich nicht so. Ich denke, man muss wie auch sonst woanders erklären können wieso die eigenen Interessen und Erfahrungen, mit den des Jobs übereinstimmen. Wenn man einen Head of Unit davon überzeugen kann, sieht es gut aus, ich bin mir nicht sicher, ob alle Nicht-Deutschen Head of Units die deutsche Notenskala geschweige denn Juraskala kennen.
Ja es ist auch möglich mit 35 bei den Institutionen anzufangen und viele machen den Wechsel erst in dem Alter. Wäre also nicht unüblich. Meine Rückfrage, wieso versuchst du nicht sofort den Einstieg zu schaffen und nutzt die interne Mobilität und Jobrotation zu nutzen, um verschiedene Bereiche kennenzulernen. Wie auch im deutschen öffentlichen Dienst, ist es üblich, wenn gewollt, gerade am Anfang der Karriere die Posten und ggf. auch DGs zu wechseln. Aber grdsl. Finde ich (meine Meinung), je früher man einsteigt, umso eher kann man die (AD) Stufen der Besoldungsgruppe aufsteigen. Denn im Schnitt alle 2-4 Jahre steigt man eine Stufe auf. Um auf die Maximalstufe zu kommen ist rechnerisch schwierig auf die Maximalstufe zu kommen ab 35. So viel zu Karriere. Schließt dennoch natürlich keine Karriere aus und Erfahrungen in der Privatwirtschaft sind oft super hilfreich.
Es gibt unterschiedliche Jobgruppen. Contract Agents (wie TvöD) Temporary Agents (Beamte auf Zeit) und Beamte Als Contract Agent (FG III, IV) kann man maximal 6 Jahre bleiben und hat befristete Verträge, genauso wie für die Temporary Agents. Nur Temporary werden besser bezahlt, also wie Beamte (ab AD5). Als Einstieg arbeitet man als Referent oder quasi als Sachgebietsleiter mit etwas Personalverwaltung. Mit der Zeit kann man sich entweder spezialisieren oder mehr ins Management entwickeln. Hängt von einem selber ab. Um dauerhaft eine Stelle zu bekommen, muss man wie du auch sagst ein Auswahlverfahren bestehen. Wenn man es besteht, kann man sich auf Lebenszeit verbeamten lassen. Deswegen muss man nur für die Beamtenstellen den Concours bestehen, nicht für Contract Agent oder Temporary Agent Posten.
Deswegen ist der übliche und klassische Einstieg Blue Book – Contract Agent und/oder Temporary Agent – Concours und danach Beamtenstelle.
Wenn man in einem für das jeweilige DG relevanten Bereich woanders gearbeitet hat, kann man natürlich den Bluebook Einstieg überspringen.
Der aufgezeigte Weg ist natürlich nicht in Stein gemeißelt.
Selbstverständlich können sich alle nach dem ersten Examen auf den AD 5 Generalisten Concours bewerben und reinkommen oder direkt nach der Uni oder Ref eine Contract Agent oder Temporary Agent Stellen ergattern.
Im September 2023 wird übrigens der nächste AD 5 Concours stattfinden, falls du es jetzt schon versuchen willst. Ich würde dazu einfach mal auf die EPSO Seite verweisen. Da gibt es viel Lesematerial, offene Stellen etc. https://epso.europa.eu/de/eu-careers/staff-categories
Es gibt übrigens T1 GK die EU-Recht machen. Alles um Beihilfe, Kartellrecht etc. Meist in Brüssel ansässig ;)
15.02.2023, 21:57
(15.02.2023, 21:49)GASTEccc schrieb: Hi, deutscher Volljurist melde mich aus der EC.
Schön, dass du dich dafür interessierst. Ich persönlich finde, dass sich mehr deutsche Volljuristen für die Institutionen interessieren sollten. Es wird auch einfach zu viel um den Job bei den Institutionen mystifiziert und auch so getan, als wäre es unmöglich reinzukommen und alle würden nur auf die Noten schauen. Sehe ich nicht so. Ich denke, man muss wie auch sonst woanders erklären können wieso die eigenen Interessen und Erfahrungen, mit den des Jobs übereinstimmen. Wenn man einen Head of Unit davon überzeugen kann, sieht es gut aus, ich bin mir nicht sicher, ob alle Nicht-Deutschen Head of Units die deutsche Notenskala geschweige denn Juraskala kennen.
Ja es ist auch möglich mit 35 bei den Institutionen anzufangen und viele machen den Wechsel erst in dem Alter. Wäre also nicht unüblich. Meine Rückfrage, wieso versuchst du nicht sofort den Einstieg zu schaffen und nutzt die interne Mobilität und Jobrotation zu nutzen, um verschiedene Bereiche kennenzulernen. Wie auch im deutschen öffentlichen Dienst, ist es üblich, wenn gewollt, gerade am Anfang der Karriere die Posten und ggf. auch DGs zu wechseln. Aber grdsl. Finde ich (meine Meinung), je früher man einsteigt, umso eher kann man die (AD) Stufen der Besoldungsgruppe aufsteigen. Denn im Schnitt alle 2-4 Jahre steigt man eine Stufe auf. Um auf die Maximalstufe zu kommen ist rechnerisch schwierig auf die Maximalstufe zu kommen ab 35. So viel zu Karriere. Schließt dennoch natürlich keine Karriere aus und Erfahrungen in der Privatwirtschaft sind oft super hilfreich.
Es gibt unterschiedliche Jobgruppen. Contract Agents (wie TvöD) Temporary Agents (Beamte auf Zeit) und Beamte Als Contract Agent (FG III, IV) kann man maximal 6 Jahre bleiben und hat befristete Verträge, genauso wie für die Temporary Agents. Nur Temporary werden besser bezahlt, also wie Beamte (ab AD5). Als Einstieg arbeitet man als Referent oder quasi als Sachgebietsleiter mit etwas Personalverwaltung. Mit der Zeit kann man sich entweder spezialisieren oder mehr ins Management entwickeln. Hängt von einem selber ab. Um dauerhaft eine Stelle zu bekommen, muss man wie du auch sagst ein Auswahlverfahren bestehen. Wenn man es besteht, kann man sich auf Lebenszeit verbeamten lassen. Deswegen muss man nur für die Beamtenstellen den Concours bestehen, nicht für Contract Agent oder Temporary Agent Posten.
Deswegen ist der übliche und klassische Einstieg Blue Book – Contract Agent und/oder Temporary Agent – Concours und danach Beamtenstelle.
Wenn man in einem für das jeweilige DG relevanten Bereich woanders gearbeitet hat, kann man natürlich den Bluebook Einstieg überspringen.
Der aufgezeigte Weg ist natürlich nicht in Stein gemeißelt.
Selbstverständlich können sich alle nach dem ersten Examen auf den AD 5 Generalisten Concours bewerben und reinkommen oder direkt nach der Uni oder Ref eine Contract Agent oder Temporary Agent Stellen ergattern.
Im September 2023 wird übrigens der nächste AD 5 Concours stattfinden, falls du es jetzt schon versuchen willst. Ich würde dazu einfach mal auf die EPSO Seite verweisen. Da gibt es viel Lesematerial, offene Stellen etc. https://epso.europa.eu/de/eu-careers/staff-categories
Es gibt übrigens T1 GK die EU-Recht machen. Alles um Beihilfe, Kartellrecht etc. Meist in Brüssel ansässig ;)
Bin zwar nicht im Thema, aber wollte nur mal Danke sagen für so einen tollen Beitrag hier im Forum!
16.02.2023, 19:16
Auch von meiner Seite vielen Dank für den Beitrag aus der EC - mega interessant! Ich würde gerne während meines Referendariats eine Station bei der EC machen und habe mir dort auch schon eine Direktion ausgeschaut. Hast Du irgendwelche Empfehlungen, wie man da am besten rangehen sollte?
An den Thread-Ersteller: Ich kann Dir nur raten, falls Du es noch nicht getan hast, das Organigramm der EC anzuschauen und sich mit den einzelnen Direktionen vertraut zu machen. Eigentlich in allen Bereichen, in denen die Kommission auf Unternehmen trifft, gibt es auf der anderen Seite auch Praxisgruppen bei Großkanzleien, die die rechtliche Beratung sicherstellen.
An den Thread-Ersteller: Ich kann Dir nur raten, falls Du es noch nicht getan hast, das Organigramm der EC anzuschauen und sich mit den einzelnen Direktionen vertraut zu machen. Eigentlich in allen Bereichen, in denen die Kommission auf Unternehmen trifft, gibt es auf der anderen Seite auch Praxisgruppen bei Großkanzleien, die die rechtliche Beratung sicherstellen.
18.02.2023, 10:34
Ja danke guter Tipp von anonymouslawyer.
Eu who is who googeln und dort kann man sich die unterschiedlichen Organe bis zum einzelnen Referat anschauen.
Das tool wäre auch für dich hilfreich, um eine Station zu machen.
Ich würde mir mehrere referate auswählen, den head of unit ein initiatives anschreiben mit CV abschicken und schon im Betreff nach einem Atypical Trainee Referendariatstation fragen.
Im newsletter "karriere Europa" vom AA kommen auch öfters Stellen fürs ref
Eu who is who googeln und dort kann man sich die unterschiedlichen Organe bis zum einzelnen Referat anschauen.
Das tool wäre auch für dich hilfreich, um eine Station zu machen.
Ich würde mir mehrere referate auswählen, den head of unit ein initiatives anschreiben mit CV abschicken und schon im Betreff nach einem Atypical Trainee Referendariatstation fragen.
Im newsletter "karriere Europa" vom AA kommen auch öfters Stellen fürs ref
18.02.2023, 11:13
(18.02.2023, 10:34)GASTEccc schrieb: Ja danke guter Tipp von anonymouslawyer.
Eu who is who googeln und dort kann man sich die unterschiedlichen Organe bis zum einzelnen Referat anschauen.
Das tool wäre auch für dich hilfreich, um eine Station zu machen.
Ich würde mir mehrere referate auswählen, den head of unit ein initiatives anschreiben mit CV abschicken und schon im Betreff nach einem Atypical Trainee Referendariatstation fragen.
Im newsletter "karriere Europa" vom AA kommen auch öfters Stellen fürs ref
Den Newsletter des Auswärtigen Amtes würde ich hier nochmal hervorheben!
Dort werden regelmäßig Stellenausschreibungen bekannt gemacht (sowohl fürs Ref als auch für danach) zudem werden hier oft die entsprechenden Seminare zur Vorbereitung auf den jeweiligen Concours angeboten. Auch gibt es hin und wieder Seminare in denen verschiedene Tätigkeiten auf EU Ebene vorgestellt werden.
Eine andere Variante an eine entsprechende Ref Stelle zu kommen, wäre übers Parlament und da über einen deutschen Abgeordneten zu gehen...
18.02.2023, 12:54
Vielleicht nochmal ein bisschen input, wobei schon vieles gesagt wurde.
Ich war Referendar in der DG COMP und hab mich am Ende auch mal intensiv mit den Case Handlern über Karrieremöglichkeiten ausgetauscht. Es gibt teilweise auch DG interne Concours; da konkurrierst du dann nicht mit zig tausenden Bewerben. Zudem steigst du direkt bei der Wunsch-DG ein und zwar auf AD7. Die finden aber wohl nur selten statt (alle 5 Jahre in etwa). Voraussetzung dafür ist dann aber Berufserfahrung, was ja wiederum deinem Wunsch nach erstmal GK entgegen kommt. Mir konnte allerdings niemand sagen, ob Ref/Diss/LLM etc. als Berufserfahrung zählen. Man findet dazu auch generell wenig Informationen, aber diese Optionen existieren auf jeden Fall
Ich war Referendar in der DG COMP und hab mich am Ende auch mal intensiv mit den Case Handlern über Karrieremöglichkeiten ausgetauscht. Es gibt teilweise auch DG interne Concours; da konkurrierst du dann nicht mit zig tausenden Bewerben. Zudem steigst du direkt bei der Wunsch-DG ein und zwar auf AD7. Die finden aber wohl nur selten statt (alle 5 Jahre in etwa). Voraussetzung dafür ist dann aber Berufserfahrung, was ja wiederum deinem Wunsch nach erstmal GK entgegen kommt. Mir konnte allerdings niemand sagen, ob Ref/Diss/LLM etc. als Berufserfahrung zählen. Man findet dazu auch generell wenig Informationen, aber diese Optionen existieren auf jeden Fall
18.02.2023, 19:55
(15.02.2023, 21:49)GASTEccc schrieb: Hi, deutscher Volljurist melde mich aus der EC.
Schön, dass du dich dafür interessierst. Ich persönlich finde, dass sich mehr deutsche Volljuristen für die Institutionen interessieren sollten. Es wird auch einfach zu viel um den Job bei den Institutionen mystifiziert und auch so getan, als wäre es unmöglich reinzukommen und alle würden nur auf die Noten schauen. Sehe ich nicht so. Ich denke, man muss wie auch sonst woanders erklären können wieso die eigenen Interessen und Erfahrungen, mit den des Jobs übereinstimmen. Wenn man einen Head of Unit davon überzeugen kann, sieht es gut aus, ich bin mir nicht sicher, ob alle Nicht-Deutschen Head of Units die deutsche Notenskala geschweige denn Juraskala kennen.
Ja es ist auch möglich mit 35 bei den Institutionen anzufangen und viele machen den Wechsel erst in dem Alter. Wäre also nicht unüblich. Meine Rückfrage, wieso versuchst du nicht sofort den Einstieg zu schaffen und nutzt die interne Mobilität und Jobrotation zu nutzen, um verschiedene Bereiche kennenzulernen. Wie auch im deutschen öffentlichen Dienst, ist es üblich, wenn gewollt, gerade am Anfang der Karriere die Posten und ggf. auch DGs zu wechseln. Aber grdsl. Finde ich (meine Meinung), je früher man einsteigt, umso eher kann man die (AD) Stufen der Besoldungsgruppe aufsteigen. Denn im Schnitt alle 2-4 Jahre steigt man eine Stufe auf. Um auf die Maximalstufe zu kommen ist rechnerisch schwierig auf die Maximalstufe zu kommen ab 35. So viel zu Karriere. Schließt dennoch natürlich keine Karriere aus und Erfahrungen in der Privatwirtschaft sind oft super hilfreich.
Es gibt unterschiedliche Jobgruppen. Contract Agents (wie TvöD) Temporary Agents (Beamte auf Zeit) und Beamte Als Contract Agent (FG III, IV) kann man maximal 6 Jahre bleiben und hat befristete Verträge, genauso wie für die Temporary Agents. Nur Temporary werden besser bezahlt, also wie Beamte (ab AD5). Als Einstieg arbeitet man als Referent oder quasi als Sachgebietsleiter mit etwas Personalverwaltung. Mit der Zeit kann man sich entweder spezialisieren oder mehr ins Management entwickeln. Hängt von einem selber ab. Um dauerhaft eine Stelle zu bekommen, muss man wie du auch sagst ein Auswahlverfahren bestehen. Wenn man es besteht, kann man sich auf Lebenszeit verbeamten lassen. Deswegen muss man nur für die Beamtenstellen den Concours bestehen, nicht für Contract Agent oder Temporary Agent Posten.
Deswegen ist der übliche und klassische Einstieg Blue Book – Contract Agent und/oder Temporary Agent – Concours und danach Beamtenstelle.
Wenn man in einem für das jeweilige DG relevanten Bereich woanders gearbeitet hat, kann man natürlich den Bluebook Einstieg überspringen.
Der aufgezeigte Weg ist natürlich nicht in Stein gemeißelt.
Selbstverständlich können sich alle nach dem ersten Examen auf den AD 5 Generalisten Concours bewerben und reinkommen oder direkt nach der Uni oder Ref eine Contract Agent oder Temporary Agent Stellen ergattern.
Im September 2023 wird übrigens der nächste AD 5 Concours stattfinden, falls du es jetzt schon versuchen willst. Ich würde dazu einfach mal auf die EPSO Seite verweisen. Da gibt es viel Lesematerial, offene Stellen etc. https://epso.europa.eu/de/eu-careers/staff-categories
Es gibt übrigens T1 GK die EU-Recht machen. Alles um Beihilfe, Kartellrecht etc. Meist in Brüssel ansässig ;)
Hi! Ich bin der Threadersteller. Danke für die ausführliche Antwort :)
Ich war während dem Ref in der EC und es hat mir so gefallen, dass ich mich da längerfristig schon sehe. Die Idee war jetzt, aber erstmal zu promovieren (vllt. in einem EU-Bereich) und dann einige Jahre GK-Erfahrung mitzubringen.
Wäre es für einen späteren Einstieg (über den Concour) vorteilhaft, in bestimmten Rechtsgebieten gearbeitet zu haben oder spielt das keine Rolle, weil man nur den Concour bestehen muss?
Wie lange bist du schon bei der EC und kannst du ein wenig Deinen Arbeitsalltag beschreiben? Wie sind die Arbeitszeiten / Workl-Life-Balance? Wie viel reist man? Sind die Mitarbeiter (v.a. die Beamten) glücklich? Mir ist schon klar, dass man das nicht pauschalisieren kann, aber vielleicht gibt es ja eine Tendenz.
Mir geht es vorallem darum, irgendwann einmal etwas zu machen, was "meaningful" ist.
LG
18.02.2023, 21:39
Hi, wenn du schon mal eine Station gemacht hast, hast du ja einen guten Einblick in work life balance, Arbeitszeiten und Klima bekommen. Vielleicht kannst du noch den Kontakt zu deinen alten kollegen und head of unit halten. Wäre nicht verkehrt, wenn du darauf schielst Diese ganzen Faktoren hängen vom DG und einzelnen Referat ab. In jeden Fall gibt es ein Überstundenkonto wo man jede Überstunde eintragen kann. Wann und und wie man abfeiern kann hängt vom head of unit ab. Bei mir sind es zwischen 40-48 Stunden die Woche. Bin damit ganz zufrieden. Hängt aber wie gesagt vom einzelnen DG/Referat ab Reisen hängt auch vom DG ab. Gerade bei den auswärtigen Beziehungen DG's ist man mehr unterwegs, weil es diplomatischer ist, aber seit dem Covidausbruch ist das überall weniger geworden. ME nach ist work life balance gut und gerade im Hinblick auf Familienplanung sind wegen der teilzeitmodelle, Kitas, kinderbetreung, eu schulen etc genial. "Wäre es für einen späteren Einstieg (über den Concour) vorteilhaft, in bestimmten Rechtsgebieten gearbeitet zu haben oder spielt das keine Rolle, weil man nur den Concour bestehen muss?" Hierzu lässt es sich auch nicht pauschalisieren. Für den Concours hängt es tatsächlich nicht wirklich vom rechtsgebiet ab, weil es mehr auf deine Leistung im test ankommt. Was wiederum eher eine Rolle spielt, ist deine Vorerfahrung in einem bestimmten Bereich, um eine contract agent oder Temporary agent Stelle zu bekommen. Viele der Leute, die den Concours bestehen, arbeiten meist schon dort. Außerdem gibt es auch keine Garantie, dass es beim ersten Anlauf klappt und dass es regelmäßig einen Concours gibt. Die letzten zwei Jahre gab es bspw keinen. Deswegen tendiere ich eher dazu zu sagen, dass man schon im Dunstkreis sein sollte, wenn man auf einen Concours abzielt, ergo auf eine Planstelle.