09.01.2021, 16:46
Liebe Gemeinde,
ich arbeite seit Mitte 2019 an meiner Diss. Ich habe unmittelbar nach dem Ref damit angefangen Ubd konnte 2019 noch von meinen Ersparnissen leben. 2020 habe ich dann als WissMit in einer kleineren Kanzlei gearbeitet, die mich mittlerweile als Angestellter Anwalt übernommen hat. Ich bin jetzt also im Berufseinstieg, arbeite wegen der Diss allerdings in Teilzeit (Vertrag ist unbefristet).
Mit meiner Diss geht es nicht so voran, wie es sollte. Die Materialberge sind riesig und ich bin mit der Recherche immer noch nicht durch, obwohl die Forschungsfrage schon eingegrenzt worden ist. In der bib zu arbeiten ist ja dank corona momentan nicht, sodass ich immer wieder auf fernleihe zurückgreifen muss, was zusätzlich zeit kostet, während der ich nicht arbeiten kann, weil meine Unterlagen für das entsprechende Kapitel dann nicht vollständig sind.
Da ich auf dispens schreibe, also kein vb habe (7,5 im ersten und 6,7 im zweiten), muss ich bis 2023 einen Entwurf abgeliefert haben. An der Uni bin ich bereits als Doktorand unter auflösender Bedingung bis 2023 angenommen.
Ich habe keine Ahnung ob das neben dem Beruf und all den Fortbildungen und dem fachanwaltskurs noch machbar ist.
Wann sollte man sich eingestehen, dass das mit der Diss nichts mehr wird und abbrechen? Was sind eure Erfahrungen?
PS: ich mag mein Thema (öffrecht/dienstrecht) auch wenn es mit meinem Arbeitsgebiet (IT/IP) nichts zu tun hat. Aber ob das allein reicht? ...
ich arbeite seit Mitte 2019 an meiner Diss. Ich habe unmittelbar nach dem Ref damit angefangen Ubd konnte 2019 noch von meinen Ersparnissen leben. 2020 habe ich dann als WissMit in einer kleineren Kanzlei gearbeitet, die mich mittlerweile als Angestellter Anwalt übernommen hat. Ich bin jetzt also im Berufseinstieg, arbeite wegen der Diss allerdings in Teilzeit (Vertrag ist unbefristet).
Mit meiner Diss geht es nicht so voran, wie es sollte. Die Materialberge sind riesig und ich bin mit der Recherche immer noch nicht durch, obwohl die Forschungsfrage schon eingegrenzt worden ist. In der bib zu arbeiten ist ja dank corona momentan nicht, sodass ich immer wieder auf fernleihe zurückgreifen muss, was zusätzlich zeit kostet, während der ich nicht arbeiten kann, weil meine Unterlagen für das entsprechende Kapitel dann nicht vollständig sind.
Da ich auf dispens schreibe, also kein vb habe (7,5 im ersten und 6,7 im zweiten), muss ich bis 2023 einen Entwurf abgeliefert haben. An der Uni bin ich bereits als Doktorand unter auflösender Bedingung bis 2023 angenommen.
Ich habe keine Ahnung ob das neben dem Beruf und all den Fortbildungen und dem fachanwaltskurs noch machbar ist.
Wann sollte man sich eingestehen, dass das mit der Diss nichts mehr wird und abbrechen? Was sind eure Erfahrungen?
PS: ich mag mein Thema (öffrecht/dienstrecht) auch wenn es mit meinem Arbeitsgebiet (IT/IP) nichts zu tun hat. Aber ob das allein reicht? ...
09.01.2021, 17:23
(09.01.2021, 16:46)Angestellter Anwalt schrieb: Liebe Gemeinde,
ich arbeite seit Mitte 2019 an meiner Diss. Ich habe unmittelbar nach dem Ref damit angefangen Ubd konnte 2019 noch von meinen Ersparnissen leben. 2020 habe ich dann als WissMit in einer kleineren Kanzlei gearbeitet, die mich mittlerweile als Angestellter Anwalt übernommen hat. Ich bin jetzt also im Berufseinstieg, arbeite wegen der Diss allerdings in Teilzeit (Vertrag ist unbefristet).
Mit meiner Diss geht es nicht so voran, wie es sollte. Die Materialberge sind riesig und ich bin mit der Recherche immer noch nicht durch, obwohl die Forschungsfrage schon eingegrenzt worden ist. In der bib zu arbeiten ist ja dank corona momentan nicht, sodass ich immer wieder auf fernleihe zurückgreifen muss, was zusätzlich zeit kostet, während der ich nicht arbeiten kann, weil meine Unterlagen für das entsprechende Kapitel dann nicht vollständig sind.
Da ich auf dispens schreibe, also kein vb habe (7,5 im ersten und 6,7 im zweiten), muss ich bis 2023 einen Entwurf abgeliefert haben. An der Uni bin ich bereits als Doktorand unter auflösender Bedingung bis 2023 angenommen.
Ich habe keine Ahnung ob das neben dem Beruf und all den Fortbildungen und dem fachanwaltskurs noch machbar ist.
Wann sollte man sich eingestehen, dass das mit der Diss nichts mehr wird und abbrechen? Was sind eure Erfahrungen?
PS: ich mag mein Thema (öffrecht/dienstrecht) auch wenn es mit meinem Arbeitsgebiet (IT/IP) nichts zu tun hat. Aber ob das allein reicht? ...
Ich habe selbst promoviert und dabei die ein oder andere Krise durchlebt, kann deine Gefühlslage also nachempfinden. Auch wenn sich sicher einige mich (mehr oder weniger) wohlmeinenden Ratschlägen melden werden, kann dir deine Frage niemand anders beantworten, als du selbst.
Was ich dir aber als Erfahrungswert sagen kann ist, dass die Diss (sofern man sie einigermaßen ernsthaft und mit wissenschaftlichem Anspruch angeht) in so gut wie jeder Bearbeitungsphase deutlich (!!) mehr Arbeit ist, als man vorher gedacht hat. Da hängt ein solcher Rattenschwanz an Überarbeitungen dran, dass es echt zum Teil frustrierend ist. Selbst wenn die Arbeit (vermeintlich) endlich fertig ist, kommen noch so viele Arbeitsschritte auf einen zu...Anmerkungen des Doktorvaters, eigene Überarbeitungen, wegen den Änderungen erforderlich werdende Umstellungen, Aktualisierung von Rspr.+Lit, weil alles so viel Zeit frist und und und. Und selbst wenn das Teil dann endlich beim Verlag liegt, will das Lektorat noch zig Überarbeitungen, komplette redaktionelle Durchsicht, Register erstellen, 1. Satzlauf, 2. Satzlauf (...)....
Meine persönliche Meinung: Wenn du jetzt schon am Abdrehen bist, obwohl du noch nichmal mit der Recherche durch bist, solltest du dir ernsthaft nochmal überlegen, ob du für 1-3 weitere Jahre Kraft und Kapazitäten hast.
09.01.2021, 17:48
(09.01.2021, 16:46)Angestellter Anwalt schrieb: Liebe Gemeinde,
ich arbeite seit Mitte 2019 an meiner Diss. Ich habe unmittelbar nach dem Ref damit angefangen Ubd konnte 2019 noch von meinen Ersparnissen leben. 2020 habe ich dann als WissMit in einer kleineren Kanzlei gearbeitet, die mich mittlerweile als Angestellter Anwalt übernommen hat. Ich bin jetzt also im Berufseinstieg, arbeite wegen der Diss allerdings in Teilzeit (Vertrag ist unbefristet).
Mit meiner Diss geht es nicht so voran, wie es sollte. Die Materialberge sind riesig und ich bin mit der Recherche immer noch nicht durch, obwohl die Forschungsfrage schon eingegrenzt worden ist. In der bib zu arbeiten ist ja dank corona momentan nicht, sodass ich immer wieder auf fernleihe zurückgreifen muss, was zusätzlich zeit kostet, während der ich nicht arbeiten kann, weil meine Unterlagen für das entsprechende Kapitel dann nicht vollständig sind.
Da ich auf dispens schreibe, also kein vb habe (7,5 im ersten und 6,7 im zweiten), muss ich bis 2023 einen Entwurf abgeliefert haben. An der Uni bin ich bereits als Doktorand unter auflösender Bedingung bis 2023 angenommen.
Ich habe keine Ahnung ob das neben dem Beruf und all den Fortbildungen und dem fachanwaltskurs noch machbar ist.
Wann sollte man sich eingestehen, dass das mit der Diss nichts mehr wird und abbrechen? Was sind eure Erfahrungen?
PS: ich mag mein Thema (öffrecht/dienstrecht) auch wenn es mit meinem Arbeitsgebiet (IT/IP) nichts zu tun hat. Aber ob das allein reicht?
Du wirst dich wundern, aber im Gegensatz zu dem Kollegen über mir, kann ich dir die Frage ganz einfach beantworten: Sofort abbrechen.
Du bist seit 1,5 Jahren dran, hast die Recherche immer noch nicht durch (was sich jetzt wegen Corona natürlich besonders schwer machen lässt), disst nur in Teilzeit und hast jetzt schon Ängste, Zweifel und Sorgen. Was glaubst du, wie es dir in den nächsten 2 Jahren gehen wird, wenn du einerseits mit dem Thema selbst ringen musst, dich andererseits Arbeit und Privatleben immer mehr vereinnahmen und du dritterseits gegen die sich nähernde Deadline ankämpfen musst? Diese Diss wird dir wertvolle Monate/Jahre deines Lebens und evtl. sogar Teile deiner Gesundheit rauben, wenn du unter den jetzigen Bedingungen versuchst sie durchzuziehen. Und vergiss nicht: Abgabe ist ja noch nicht alles. Was ist wenn ein Meer an Anmerkungen zurückkommt? Dann auch noch Disputation und Aktualisieren für die Veröffentlichung.
Ich weiß, wovon ich rede: Hab meine Diss durchgezogen, aber sehr lange für gebraucht (trotz Vollzeit dissen), unendlich viel Geld in der Zeit nicht verdient bzw. noch Kredite zur Finanzierung aufgenommen, Privatleben vernachlässigt und mich nicht um die Gesundheit gekümmert. Und wofür das? Ich will - wie du vermutlich auch - nicht in die Wissenschaft und dein Arbeitgeber (wie meiner auch) wird dir sicher nicht mehr Geld mit Dr. zahlen als ohne.
09.01.2021, 21:05
Wenn man keinen Bock mehr hat.
09.01.2021, 23:36
Danke für eure ehrlichen Antworten! In der Tat habe ich mir über den „Rattenschwanz“ der Überarbeitung keine Gedanken gemacht und wollte dem Verlagskram eigentlich entgehen, indem ich fix über die Uni veröffentliche.
Jetzt abzubrechen fällt mir aber auch aus vielen Gründen sehr schwer,
- mein Arbeitgeber hat bei einigen unserer Mandanten geworben, dass ich promoviere, um meine Teilzeittätigkeit zu rechtfertigen. Ich würde mich vor meinem Chef ziemlich schämen, wenn ich jetzt die Flinte ins Korn werfe; mein Arbeitsvertrag ist auch erst wenige Monate alt
- ich bin jetzt schon offiziell als Doktorand (Dispensregelung; auflösende Bedingung) angenommen
- ich habe mittlerweile das Gefühl, dass jeder zweite Anwalt einen Dr. hat, das so schwer doch also gar nicht sein kann - oder ist das ein Trugschluss?
Ich habe überlegt, mal eines dieser kostenpflichtigen Schreibcoachings auszuprobieren (studilektor oder was es da alles gibt - hab mich noch nicht informiert)
Parallel absolviere ich demnächst einen FA Kurs, damit ich wenigstens schonmal einen Grundstock an Expertise aufweisen kann
Ich habe mir auch parallel überlegt, ob ich statt einer Diss einfach mehrere Aufsätze verfassen könnte, damit die Recherche Arbeit nicht ganz umsonst gewesen ist ...
Ratschläge oder Erfahrungen, wie man mit solchen Gedanken umgehen könnte? Ich suche keine Lösung, ich wünsche mir nur mal neuen Input :)
Jetzt abzubrechen fällt mir aber auch aus vielen Gründen sehr schwer,
- mein Arbeitgeber hat bei einigen unserer Mandanten geworben, dass ich promoviere, um meine Teilzeittätigkeit zu rechtfertigen. Ich würde mich vor meinem Chef ziemlich schämen, wenn ich jetzt die Flinte ins Korn werfe; mein Arbeitsvertrag ist auch erst wenige Monate alt
- ich bin jetzt schon offiziell als Doktorand (Dispensregelung; auflösende Bedingung) angenommen
- ich habe mittlerweile das Gefühl, dass jeder zweite Anwalt einen Dr. hat, das so schwer doch also gar nicht sein kann - oder ist das ein Trugschluss?
Ich habe überlegt, mal eines dieser kostenpflichtigen Schreibcoachings auszuprobieren (studilektor oder was es da alles gibt - hab mich noch nicht informiert)
Parallel absolviere ich demnächst einen FA Kurs, damit ich wenigstens schonmal einen Grundstock an Expertise aufweisen kann
Ich habe mir auch parallel überlegt, ob ich statt einer Diss einfach mehrere Aufsätze verfassen könnte, damit die Recherche Arbeit nicht ganz umsonst gewesen ist ...
Ratschläge oder Erfahrungen, wie man mit solchen Gedanken umgehen könnte? Ich suche keine Lösung, ich wünsche mir nur mal neuen Input :)
10.01.2021, 00:19
wie viele Seiten hast du denn schon geschrieben von der Diss?
10.01.2021, 00:58
10.01.2021, 14:59
(09.01.2021, 23:36)Angestellter Anwalt schrieb: Danke für eure ehrlichen Antworten! In der Tat habe ich mir über den „Rattenschwanz“ der Überarbeitung keine Gedanken gemacht und wollte dem Verlagskram eigentlich entgehen, indem ich fix über die Uni veröffentliche.
Jetzt abzubrechen fällt mir aber auch aus vielen Gründen sehr schwer,
- mein Arbeitgeber hat bei einigen unserer Mandanten geworben, dass ich promoviere, um meine Teilzeittätigkeit zu rechtfertigen. Ich würde mich vor meinem Chef ziemlich schämen, wenn ich jetzt die Flinte ins Korn werfe; mein Arbeitsvertrag ist auch erst wenige Monate alt
- ich bin jetzt schon offiziell als Doktorand (Dispensregelung; auflösende Bedingung) angenommen
- ich habe mittlerweile das Gefühl, dass jeder zweite Anwalt einen Dr. hat, das so schwer doch also gar nicht sein kann - oder ist das ein Trugschluss?
Ich habe überlegt, mal eines dieser kostenpflichtigen Schreibcoachings auszuprobieren (studilektor oder was es da alles gibt - hab mich noch nicht informiert)
Parallel absolviere ich demnächst einen FA Kurs, damit ich wenigstens schonmal einen Grundstock an Expertise aufweisen kann
Ich habe mir auch parallel überlegt, ob ich statt einer Diss einfach mehrere Aufsätze verfassen könnte, damit die Recherche Arbeit nicht ganz umsonst gewesen ist ...
Ratschläge oder Erfahrungen, wie man mit solchen Gedanken umgehen könnte? Ich suche keine Lösung, ich wünsche mir nur mal neuen Input :)
Dein Arbeitgeber hat primär Interesse daran, dich als Vollzeitkraft mit Doktorgrad für den Briefkopf zu nutzen, sekundär dich als Vollzeitkraft zu nutzen, tertiär bzw. kaum, dich nur als promovierende Teilzeitkraft nutzen zu können. Er wird dich auch nicht eingestellt haben, weil du irgendwann mal einen Dr. hast, sondern weil du jetzt Arbeit leistest. Also bitte mehr Realismus; deinem AG wird wesentlich lieber sein, du stehst ihm jetzt Vollzeit ohne Diss zur Verfügung als weiter Teilzeit ohne.
Hab noch nie von einer solchen auflösenden Bedingung gehört. Aber wie realistisch ist es denn, bis 2023 fertig zu sein/eingereicht zu haben ? Und ggü der Uni ist es ansonsten egal; du kostest die ja als Externer kein Geld, also sollte sich dein schlechtes Gewissen da auch in Grenzen halten, jetzt aufzuhören.
Gerade bei Anwaltsdissertationen sind Inhalt und Aufwand von erheblicher Spannbreite. Von 9 Monaten mit rite Dr. Kovac bis zu 10 Jahren für Mohr Siebeck oder aber eben auch für Dr. Kovac habe ich da schon alles gehört. So oder so dankt einem den Mehraufwand in der Anwaltschaft keiner. Selbst für die 5000 mehr im Jahr manchen GKen würde ich es nicht machen, Aufwand und Ertrag stehen in keinem Verhältnis.
Kann vielleicht sein, dass du mit ner besseren Diss eher nochmal an nem Kommentar mitschreiben darfst. Aber ist das dein Ziel oder willst du es einfach nur weg haben und hast ansonsten kein Forschungsinteresse ?
Schreibcoaching kannst du machen, ist aber wie Rep - one fits all und am Ende musst du eh selber schreiben.
Nach meiner Einschätzung rate ich dir, aufzuhören. Wenn du weiter machen willst und es wirklich nur für den Titel sein soll: Mach es dir so leicht wie nur möglich. Am Ende ist es eh immer mehr Arbeit.
10.01.2021, 15:27
11.01.2021, 10:22
(10.01.2021, 15:27)Gast schrieb:(10.01.2021, 00:58)Angestellter Anwalt schrieb:(10.01.2021, 00:19)Gast schrieb: wie viele Seiten hast du denn schon geschrieben von der Diss?
70 vielleicht? Aber alles Rohfassung
Knüppel noch 100 Seiten runter und reiche es ein.
Wie ich schon in einem anderen Faden schrieb: So ein Rat kann nur von jemandem kommen, der selbst nicht promoviert hat. So einfach ist es schlicht nicht - selbst wenn man in einem dieser Schmalspurverlage veröffentlichen möchte.
Mir fällt bei sowas immer ein schönes Zitat von Prof. Carsten Schmidt aus seiner JuS Kolumne, dass ich als Doktorad mal gelesen habe: "Es ist ist schwer, ein Buch zu schreiben. Und es ist noch viel schwerer, ein gutes Buch zu schreiben." Diss ist eben alles andere als nur eine umfangreichere Hausarbeit - zumindest in unserem Fachbereich.