05.01.2021, 16:09
(05.01.2021, 14:45)Gast schrieb:Diese Überzeugung folgt aus einer mehrjährigen Tätigkeit an einem Lehrstuhl. Literaturrecherche und Co kann man als Doktorand prima selbst erledigen. So habe ich das jedenfalls bei jedem meiner Projekte gehandhabt.(05.01.2021, 14:36)Gast schrieb:(05.01.2021, 10:30)Gast schrieb: Zumal man auch nicht unterschätzen darf, welche Vorteile es bringt, wenn man auf die Ressourcen des Lehrstuhls zurückgreifen kann. Hiwis für Literaturrecherche oder -besorgung, vorteilhaftere Ausleihmöglichkeiten an der UB und last but not least, ein direkterer Draht zum DV/DM.Die Literaturrecherche ist die ureigenste Aufgabe des Doktoranden. Dafür die Mitarbeiter des Lehrstuhls wie selbstverständlich einzubinden, halte ich für sehr fragwürdig.
Aha, und aus welcher tieferen Einsicht in den Wissenschaftsbetrieb folgt diese Überzeugung?
Selbst wenn nur "ungenutzte Restarbeitszeit" der Hiwis für die Diss genutzt wird, leuchtet es mir nicht ein, warum diese in das Projekt des WissMits und nicht in ein Projekt der Hiwis (sei es etwa ein Aufsatz oder auch nur die Klausur-oder Examensvorbereitung) fließen soll. Diss ist Privatvergnügen. Wer darin ernsthaft einen Mehrwert für den Lehrstuhl sieht, überschätzt regelmäßig seinen Beitrag zur Wissenschaft. Entgegen eines obigen Beitrags differenziere ich dabei nicht zwischen der Karrierediss und "wissenschaftlich anspruchsvollen" Dissertationen. Auch (oder gerade?) ein Doktorand, der sich ein ambitioniertes Projekt vornimmt, sollte sein Projekt selbst erledigen und nicht Teile davon auf andere auslagern.
05.01.2021, 16:38
(05.01.2021, 16:09)Gast schrieb:(05.01.2021, 14:45)Gast schrieb:Diese Überzeugung folgt aus einer mehrjährigen Tätigkeit an einem Lehrstuhl. Literaturrecherche und Co kann man als Doktorand prima selbst erledigen. So habe ich das jedenfalls bei jedem meiner Projekte gehandhabt.(05.01.2021, 14:36)Gast schrieb:(05.01.2021, 10:30)Gast schrieb: Zumal man auch nicht unterschätzen darf, welche Vorteile es bringt, wenn man auf die Ressourcen des Lehrstuhls zurückgreifen kann. Hiwis für Literaturrecherche oder -besorgung, vorteilhaftere Ausleihmöglichkeiten an der UB und last but not least, ein direkterer Draht zum DV/DM.Die Literaturrecherche ist die ureigenste Aufgabe des Doktoranden. Dafür die Mitarbeiter des Lehrstuhls wie selbstverständlich einzubinden, halte ich für sehr fragwürdig.
Aha, und aus welcher tieferen Einsicht in den Wissenschaftsbetrieb folgt diese Überzeugung?
Selbst wenn nur "ungenutzte Restarbeitszeit" der Hiwis für die Diss genutzt wird, leuchtet es mir nicht ein, warum diese in das Projekt des WissMits und nicht in ein Projekt der Hiwis (sei es etwa ein Aufsatz oder auch nur die Klausur-oder Examensvorbereitung) fließen soll. Diss ist Privatvergnügen. Wer darin ernsthaft einen Mehrwert für den Lehrstuhl sieht, überschätzt regelmäßig seinen Beitrag zur Wissenschaft. Entgegen eines obigen Beitrags differenziere ich dabei nicht zwischen der Karrierediss und "wissenschaftlich anspruchsvollen" Dissertationen. Auch (oder gerade?) ein Doktorand, der sich ein ambitioniertes Projekt vornimmt, sollte sein Projekt selbst erledigen und nicht Teile davon auf andere auslagern.
Am Ende ist das wahrscheinlich stark von der Kultur am Lehrstuhl und dem Verständnis von Wissenschaft abhängig. Bei uns wurde bereits bei den Einstellungen der Hiwis immer auch auf den Bedarf der WissMits geschaut und die Diss ganz selbstverständlich als Teil der Arbeitsleistung des WissMits gesehen. Entsprechend konnten nach Mittelverfügbarkeit z.B. auch Forschungsreisen oder Archivbesuche für die eigene Diss als Dienstreisen abgerechnet werden.
An anderen Lehrstühlen wird die Diss dagegen als reine Privatsache gesehen, die nichts mit der Lehrstuhltätigkeit zu tun hat. Beides kommt vor.
Für den Threadersteller kann man daher nur den Tipp geben, vor der Entscheidung für eine Stelle an der Uni genau zu schauen, wie die jeweiligen Gepflogenheiten sind. Vorsichtig sollte man aber sein, wenn einem die Diss als Privatvergnügen verkauft werden soll. Abgesehen von einem merkwürdigen Wissenschaftsverständnis deutet das darauf hin, dass die Lehrstuhlarbeit wenig Raum für die eigene Arbeit lassen wird.
Am besten schaut man sich mal an, wie lange die Vorgänger am Lehrstuhl jeweils für ihre Diss gebraucht haben und (ganz wichtig) wie lange dann der jeweilige DV/DM regelmässig für die Gutachten der Diss braucht. Ich kenne wirklich eine ganze Reihe Leute, die drei Jahre nach Abgabe immer noch auf ihr erst Gutachten warten, während das bei anderen innerhalb von zwei Monaten erstellt ist.
Wenn man Spaß an der Wissenschaft hat und sich auch vorstellen kann, mal die ein oder andere Veranstaltung zu halten, kann ich die Uni nur empfehlen (unabhängig davon, ob man jetzt nun selbst kopieren muss oder nicht)
05.01.2021, 16:45
1. An "meinem" Lehrstuhl wäre es undenkbar, HiWis für irgendwas Diss-Bezogenes loszuschicken und kenne es auch im Umfeld nicht anders. Das ist aber nun wirklich nicht das, worüber der Fragesteller Informationen wollte..
2. Sowohl an der Uni als auch außerhalb gibt es x Gestaltungsmöglichkeiten und Variablen, die beeinflußen, wie gut es funktioniert. Allein 50% Wiss.Mit. an der Uni kann in meinem Umfeld alles bedeuten zwischen einem quasi-Stipendium, also mehr oder weniger gar keiner Arbeit abgesehen von der verpflichtenden Lehre, und einem unterbezahlten quasi-Vollzeitjob, wo mir absolut schleierhaft ist, wie die Leute das aushalten oder gar fertig werden (wollen). Außerhalb der Uni habe ich leider keine Erfahrungen beizutragen, aber mehr als 2 Tage die Woche würde ich (!) nicht arbeiten, selbst wenn deine Diss kein Monument werden soll, sonst kann das sehr lange dauern.
3. Wenn du wirklich "richtig loslegen" willst, solltest du dir generell überlegen, ob du wirklich promovieren willst. An der Uni kann es super sein, aber dieses Gefühl wirst du da definitiv nicht haben. Fängst du richtig an im Job, wirst du sehr schnell auch voll dabei sein wollen, und wenn die Diss erstmal schleifen gelassen wird... Egal wie, mach das nur, wenn du wirklich die Motivation hast
2. Sowohl an der Uni als auch außerhalb gibt es x Gestaltungsmöglichkeiten und Variablen, die beeinflußen, wie gut es funktioniert. Allein 50% Wiss.Mit. an der Uni kann in meinem Umfeld alles bedeuten zwischen einem quasi-Stipendium, also mehr oder weniger gar keiner Arbeit abgesehen von der verpflichtenden Lehre, und einem unterbezahlten quasi-Vollzeitjob, wo mir absolut schleierhaft ist, wie die Leute das aushalten oder gar fertig werden (wollen). Außerhalb der Uni habe ich leider keine Erfahrungen beizutragen, aber mehr als 2 Tage die Woche würde ich (!) nicht arbeiten, selbst wenn deine Diss kein Monument werden soll, sonst kann das sehr lange dauern.
3. Wenn du wirklich "richtig loslegen" willst, solltest du dir generell überlegen, ob du wirklich promovieren willst. An der Uni kann es super sein, aber dieses Gefühl wirst du da definitiv nicht haben. Fängst du richtig an im Job, wirst du sehr schnell auch voll dabei sein wollen, und wenn die Diss erstmal schleifen gelassen wird... Egal wie, mach das nur, wenn du wirklich die Motivation hast
05.01.2021, 18:47
(05.01.2021, 16:38)Gast schrieb: Am besten schaut man sich mal an, wie lange die Vorgänger am Lehrstuhl jeweils für ihre Diss gebraucht haben und (ganz wichtig) wie lange dann der jeweilige DV/DM regelmässig für die Gutachten der Diss braucht. Ich kenne wirklich eine ganze Reihe Leute, die drei Jahre nach Abgabe immer noch auf ihr erst Gutachten warten, während das bei anderen innerhalb von zwei Monaten erstellt ist.
Aus eigener leidvoller Erfahrung halte ich diesen Aspekt für sehr wichtig und würde ihn hier gerne noch einmal betonen, weil ich befürchte, dass er sonst im Thread untergeht. Mehrere Jahre auf ein Gutachten warten zu müssen, ist extrem belastend und führt letztlich auch zu einem erheblichen Mehraufwand bei der Aktualisierung für die Druckfassung, während einem die Vorteile der Promotion lange vorenthalten bleiben, für die man die Mühen überhaupt auf sich genommen hat.
05.01.2021, 19:14
Ich kann die mahnenden Worte meiner Vorredner nur bestätigen! Ich habe 1,5 Jahre auf meine Gutachten gewartet und musste eine erhebliche Menge Druck auf die Gutachter ausüben, um das Promotionsverfahren abzuschließen. Ich habe mich dadurch sicher nicht beliebt gemacht. Man sollte also auf Konflikte gefasst sein. Ein Doktortitel kann bei Bewerbugen das Zünglein auf der Waage sein, wenn beim Kandidaten Zweifel hinsichtlicher anderer Einstellungskriterien vorliegen. So war es jedenfalls bei mir. Vor diesem Hintergrund habe ich es besonders bedauert, dass ich solange auf meinen Doktor warten musste.