15.12.2020, 21:09
Ich weiß nicht, ob das hier der richtige Ort ist, aber egal: ich habe ein Problem mit meinem Doktorvater an der Uni. Ich bin in den Lehrstuhl als ehemalige studentische Hilfskraft quasi hereingerutscht und war neben dem Ref noch hier.
Jetzt steht aber die Diss an und ich merke, dass es mit meinem Doktorvater nicht wirklich passt. Menschlich kommen wir klar und er gibt sich Mühe. Aber mein Problem ist unsere unterschiedliche Herangehensweise.
Ich bin Rechtsdogmatiker. Das kann ich auch ziemlich gut (beide Examina). Ich will einfach eine komplexe Rechtsfrage durchdringen, darstellen, lösen, bewerten. Mit dem geltenden Recht arbeiten.
Er ist aber ganz anders. Er ist eher Rechtstheoretiker, will Grundsatzfragen angehen, interdisziplinär arbeiten. Das gibt mir aber nichts. Vieles von dem ist für mich nur, so böse das klingt, weltfremdes Geschwafel.
Selbst wenn ich mich aber bemühen würde, könnte ich seine Wünsche nicht wirklich umsetzen. Ich entwerfe eine mE gute Fragestellung und ordentliche Gliederung. Darauf gibt er keine konkreten Hinweise, sondern sagt nur allgemeinen Kram, das müsse man noch tiefer durchdenken, weiter recherchieren. Was, wie und wo genau, das erklärt er nicht wirklich. Das komme dann wiederum auf meine Rechercheergebnisse und Denkergüsse an. Etc pp
Insgesamt bin ich deshalb etwas verzweifelt. Ich wollte immer gerne promovieren, weiß jetzt aber nicht, wie und wo. Doktorvater wechseln ginge ja wohl auch kaum?!
Hat jemand Tipps?
Jetzt steht aber die Diss an und ich merke, dass es mit meinem Doktorvater nicht wirklich passt. Menschlich kommen wir klar und er gibt sich Mühe. Aber mein Problem ist unsere unterschiedliche Herangehensweise.
Ich bin Rechtsdogmatiker. Das kann ich auch ziemlich gut (beide Examina). Ich will einfach eine komplexe Rechtsfrage durchdringen, darstellen, lösen, bewerten. Mit dem geltenden Recht arbeiten.
Er ist aber ganz anders. Er ist eher Rechtstheoretiker, will Grundsatzfragen angehen, interdisziplinär arbeiten. Das gibt mir aber nichts. Vieles von dem ist für mich nur, so böse das klingt, weltfremdes Geschwafel.
Selbst wenn ich mich aber bemühen würde, könnte ich seine Wünsche nicht wirklich umsetzen. Ich entwerfe eine mE gute Fragestellung und ordentliche Gliederung. Darauf gibt er keine konkreten Hinweise, sondern sagt nur allgemeinen Kram, das müsse man noch tiefer durchdenken, weiter recherchieren. Was, wie und wo genau, das erklärt er nicht wirklich. Das komme dann wiederum auf meine Rechercheergebnisse und Denkergüsse an. Etc pp
Insgesamt bin ich deshalb etwas verzweifelt. Ich wollte immer gerne promovieren, weiß jetzt aber nicht, wie und wo. Doktorvater wechseln ginge ja wohl auch kaum?!
Hat jemand Tipps?
15.12.2020, 21:22
Klingt genau wie meine Situation vor einem halben Jahr. Hab‘s sein gelassen und bin aus dem Elfenbeinturm ins „richtige“ Berufsleben. Kann ich dir auch nur raten.
15.12.2020, 22:09
Also es gibt erstmal eine Frage, die zu beantworten ist:
Kann es sein, dass deine Herangehensweise zu einer "Dünnbrettbohrer-Diss" führt, seine hingegen an eine Diss mit wissenschaftlicher Tiefe und letztlich neuem Erkenntnisgewinn?
Wenn du zu dem Ergebnis kommst, dass auch deine Herangehensweise eine "echte" wissenschaftliche Leistung erbringen kann, würde ich das Gespräch suchen. Im anderen Fall müsstest Du entscheiden, warum Du promovieren möchtest, für den Titel oder die Sache? Sich mit Rechtsfragen auseinander setzen kann man auch in einem 5-seitigen Fachaufsatz.
Es kann dann aber auch, wie du schon ausführst, sein, dass ihr einfach nicht zusammen passt. Dann würde ich das auch ansprechen, ggfl. kann er dir dann weiterhelfen. Er wird genug zu tun haben, als dass er sich um einen bestimmten Promovenden schlägt. Er hat mit Sicherheit die Möglichkeit, dir Namen zu nennen (ggfl. auch in der Fakultät), die eher passen. Ein Wechsel sollte insofern möglich sein, als dass das Promotionsvorhaben neu gestartet wird. Vorarbeit dürfte nicht schaden.
Kann es sein, dass deine Herangehensweise zu einer "Dünnbrettbohrer-Diss" führt, seine hingegen an eine Diss mit wissenschaftlicher Tiefe und letztlich neuem Erkenntnisgewinn?
Wenn du zu dem Ergebnis kommst, dass auch deine Herangehensweise eine "echte" wissenschaftliche Leistung erbringen kann, würde ich das Gespräch suchen. Im anderen Fall müsstest Du entscheiden, warum Du promovieren möchtest, für den Titel oder die Sache? Sich mit Rechtsfragen auseinander setzen kann man auch in einem 5-seitigen Fachaufsatz.
Es kann dann aber auch, wie du schon ausführst, sein, dass ihr einfach nicht zusammen passt. Dann würde ich das auch ansprechen, ggfl. kann er dir dann weiterhelfen. Er wird genug zu tun haben, als dass er sich um einen bestimmten Promovenden schlägt. Er hat mit Sicherheit die Möglichkeit, dir Namen zu nennen (ggfl. auch in der Fakultät), die eher passen. Ein Wechsel sollte insofern möglich sein, als dass das Promotionsvorhaben neu gestartet wird. Vorarbeit dürfte nicht schaden.
15.12.2020, 22:20
Lass es. Aus deiner Schilderung geht hervor, dass du nicht verstehst was Rechtswissenschaft ist. Eine weitere Arbeit in der jemand auf 350 Seiten darlegt, warum eine bestimmte Fallkonstellation nicht unter Paragraph X Abs. 3 Satz 2 fällt, man eine sachgerechte Lösung stattdessen über eine analoge Anwendung von Paragraph X Abs. 3 Satz 2 erreicht, braucht kein Mensch.
16.12.2020, 03:03
Geh lieber arbeiten.
16.12.2020, 08:11
(15.12.2020, 22:20)Gast schrieb: Lass es. Aus deiner Schilderung geht hervor, dass du nicht verstehst was Rechtswissenschaft ist. Eine weitere Arbeit in der jemand auf 350 Seiten darlegt, warum eine bestimmte Fallkonstellation nicht unter Paragraph X Abs. 3 Satz 2 fällt, man eine sachgerechte Lösung stattdessen über eine analoge Anwendung von Paragraph X Abs. 3 Satz 2 erreicht, braucht kein Mensch.
+1
16.12.2020, 09:58
(15.12.2020, 22:20)Der Gast schrieb: Lass es. Aus deiner Schilderung geht hervor, dass du nicht verstehst was Rechtswissenschaft ist. Eine weitere Arbeit in der jemand auf 350 Seiten darlegt, warum eine bestimmte Fallkonstellation nicht unter Paragraph X Abs. 3 Satz 2 fällt, man eine sachgerechte Lösung stattdessen über eine analoge Anwendung von Paragraph X Abs. 3 Satz 2 erreicht, braucht kein Mensch.
Ich fürchte, das verstehen auch die selbsternannten RechtswissenschaftlerInnen nicht. Hab mir das ja zwei Jahre angeguckt. Die universitäre Juristerei steht zwischen Geisteswissenschaft und Berufsausbildung wie zwischen Baum und Borke. Da gibt es die, die meinen, Kommentierungen und Klausurveröffentlichungen wären Wissenschaft, was bei einem Verständnis im Sinne von Erkenntnisgewinnung fraglich ist, weil oft nur ein weiterer Löffel in den Brei gesteckt wird. Dann gibt es die, die versuchen historisch oder gar soziologisch sich dem Recht zu nähern und ignorieren, dass das die Praxis nicht interessiert und auch nicht interessieren darf, weil es um plausible Rechtspflege für die BürgerInnen geht. Abgesehen davon dilettiert man zwangsläufig in diesen Feldern und wird daher auch von Soziologie und Geschichtswissenschaft nicht ernst genommen. Für einen Aufsatz mal ganz nett, aber für eine Dissertation, die Erkenntnisgewinn produzieren soll ? Man bastelt sich Thesen, die man mit weiteren Thesen „belegt“. Eine Norm ist zwar auch eine These, die steht aber für alle verbindlich fest, und bedarf „nur noch“ der Auslegung. Uni ist ja nett, wenn man noch eine Weile in der Adoleszenz-Bubble bleiben will, aber sonst...
16.12.2020, 10:07
Wobei man zwangsläufig zu der Frage gelangt, ob die Rechtswissenschaft diesen Namen verdient hat
16.12.2020, 10:57
(15.12.2020, 22:20)Gast schrieb: Lass es. Aus deiner Schilderung geht hervor, dass du nicht verstehst was Rechtswissenschaft ist. Eine weitere Arbeit in der jemand auf 350 Seiten darlegt, warum eine bestimmte Fallkonstellation nicht unter Paragraph X Abs. 3 Satz 2 fällt, man eine sachgerechte Lösung stattdessen über eine analoge Anwendung von Paragraph X Abs. 3 Satz 2 erreicht, braucht kein Mensch.
Welche juristischen Dissertationen werden denn "gebraucht"?
16.12.2020, 11:03
(15.12.2020, 21:09)Gast schrieb: Ich weiß nicht, ob das hier der richtige Ort ist, aber egal: ich habe ein Problem mit meinem Doktorvater an der Uni. Ich bin in den Lehrstuhl als ehemalige studentische Hilfskraft quasi hereingerutscht und war neben dem Ref noch hier.
Jetzt steht aber die Diss an und ich merke, dass es mit meinem Doktorvater nicht wirklich passt. Menschlich kommen wir klar und er gibt sich Mühe. Aber mein Problem ist unsere unterschiedliche Herangehensweise.
Ich bin Rechtsdogmatiker. Das kann ich auch ziemlich gut (beide Examina). Ich will einfach eine komplexe Rechtsfrage durchdringen, darstellen, lösen, bewerten. Mit dem geltenden Recht arbeiten.
Er ist aber ganz anders. Er ist eher Rechtstheoretiker, will Grundsatzfragen angehen, interdisziplinär arbeiten. Das gibt mir aber nichts. Vieles von dem ist für mich nur, so böse das klingt, weltfremdes Geschwafel.
Selbst wenn ich mich aber bemühen würde, könnte ich seine Wünsche nicht wirklich umsetzen. Ich entwerfe eine mE gute Fragestellung und ordentliche Gliederung. Darauf gibt er keine konkreten Hinweise, sondern sagt nur allgemeinen Kram, das müsse man noch tiefer durchdenken, weiter recherchieren. Was, wie und wo genau, das erklärt er nicht wirklich. Das komme dann wiederum auf meine Rechercheergebnisse und Denkergüsse an. Etc pp
Insgesamt bin ich deshalb etwas verzweifelt. Ich wollte immer gerne promovieren, weiß jetzt aber nicht, wie und wo. Doktorvater wechseln ginge ja wohl auch kaum?!
Hat jemand Tipps?
Ich würde den Doktorvater wechseln. Das macht so keinen Sinn und kostet alle Beteiligten nur Kraft. Am Ende wirst Du außerdem eine schlechte Note erhalten (zu den Auswirkungen s die höchst ausführliche Diskussion hier im Forum).