21.10.2020, 01:25
(20.10.2020, 23:07)Gast schrieb:(20.10.2020, 21:26)Gast schrieb: Ich bin überrascht, dass es Schwerbehinderten schwer fällt, im öffentlichen Dienst genommen zu werden.Schwerbehinderte müssen halt auch dieselbe Leistung erbringen wie Nichtbehinderte...von Nachteilsausgleichen im Examen mal abgesehen (wobei da auch teilweise komische Entscheidungen getroffen werden). Wenn man die Leistung dann erbracht hat, ist es tatsächlich "einfacher" beim Staat unterzukommen als in der freien Wirtschaft, weil man beim Staat dieselben Chancen bekommt wie ein Nichtbehinderter.
In meiner Referendarzeit habe ich bei Gericht und insbesondere in der Verwaltung (Bundesministerium) auffällig viele offensichtlich erkrankte bzw. benachteiligte Menschen gesehen. Mein Ausbilder am Gericht war schwer krank und an den Rollstuhl gefesselt, und das "von Anfang an" (ich musste ihm immer seine Robe anziehen). Ich dachte bis dato, Schwerbehinderte hätten es sogar leichter, beim Staat einen Job zu finden. So kann man sich offenbar täuschen.
Das Problem bei Behinderungen ist m.E. eher, dass man durch die Angabe als Zahl (GdB) Dinge vergleicht, die nicht vergleichbar sind. Ich habe z.B. eine Gehbehinderung und einen GdB von 70. In meiner juristischen Ausbildung hat mich das eigentlich nicht beeinflusst. Klar, ich hab öfter Schmerzen als andere und kann nicht lange am Stück sitzen, aber ansonsten hat mich das nie eingeschränkt. Hab auch nie einen Nachteilsausgleich gestellt. Die zwei mal, die ich in so fünf Stunden aufstehen muss, um ein paar Schritte zu gehen, hab ich halt gleich für Toilettengänge genutzt.
Andere, die mit einer Depression oder mit Rheuma vielleicht nur einen GdB von 30 haben, sind dafür in ihrer Leistungsfähigkeit in Bezug auf Jura viel mehr eingeschränkt und haben es sehr viel schwerer gehabt eine gute Note zu bekommen...
Aber was soll der Staat machen? Nur noch schwerbehinderte Juristen mit fünf Punkten im Examen einstellen, weil sie ja ohne ihre Behinderung (wahrscheinlich) besser abgeschnitten hätten? Auch wenn ich es grundsätzlich begrüßenswert fände, wenn wir in Jura mal ein bisschen von dieser Notenfixierung wegkommen (der Unterschied zwischen z.B. 7,5 und 9 Punkten dürften größtenteils Zufall sein), kommt man ja nicht umhin festzustellen, dass die Noten zumindest eine gewisse Aussagekraft haben (der Unterschied zwischen z.B. 5 und 9 Punkten ist regelmäßig kein Zufall mehr). Und als Arbeitgeber will ich halt die möglichst besten Leute haben. Behinderung hin oder her.
Dann ist es auch ein Zufall, ob man 5 oder 6,5 P. hat und 6,5 ist die Grenze, die oft genannt wird.
Dann kann man davon ausgehen, dass ein SB mit 5 P. bei normaler Leistungsfähigkeit ca. 7 - 8 P. hätte haben können.
Nur, dass er von den meisten Stellen im ÖD faktisch ausgeschlossen wird. Man könnte bei SB auch mehr auf die praktischen Fähigkeiten (Stationszeugnisse) gucken, die mehr über den möglichen Arbeitsalltag des Behinderten aussagen.
21.10.2020, 01:33
(20.10.2020, 21:26)Gast schrieb: Ich bin überrascht, dass es Schwerbehinderten schwer fällt, im öffentlichen Dienst genommen zu werden.
In meiner Referendarzeit habe ich bei Gericht und insbesondere in der Verwaltung (Bundesministerium) auffällig viele offensichtlich erkrankte bzw. benachteiligte Menschen gesehen. Mein Ausbilder am Gericht war schwer krank und an den Rollstuhl gefesselt, und das "von Anfang an" (ich musste ihm immer seine Robe anziehen). Ich dachte bis dato, Schwerbehinderte hätten es sogar leichter, beim Staat einen Job zu finden. So kann man sich offenbar täuschen.
Das sind leider Einzelfälle oder in bestimmten toleranten Städten mit entsprechenden Noten, die viele SB aber nicht erreichen. Wie soll ein schwer Depressiver mit Sozialphobie oder ein Schizophrener z.B. den ganzen Tag in der Bibliothek sitzen, um die gleiche Note zu bekommen? Mit einer körperlichen Krankheit geht das je nach Krankheit schon eher, es sei denn es sind chronische Schmerzen vorhanden.
Ich habe während meines Refs und auch während meiner Verwaltungsstation in einer Bundesbehörde keinen einzigen Schwerbehinderten gesehen.
21.10.2020, 04:01
Ich kann mich noch daran erinnern, wie ich Fotos von Auszubildenden einer deutschen Behörde angesehen habe und jemanden im Rollstuhl gesehen habe. Ich dachte dann: "Oh, sie haben echt mal einen Schwerbehinderten zur Ausbildung eingestellt."
Dann las ich die Unterschrift: "Französische Auszubildende zu Besuch in Deutschland." Der Schwerbehinderte war ein Franzose...
Ich denke das ist exemplarisch für Deutschland. Neu einstellen von Schwerbehinderten: selten bis gar nicht. Quote wird erfüllt von heimlichen Behinderten, die es nach Jahren mal angeben oder wenn die Probezeit vorbei ist oder von im Dienst erkrankten. Früher wurde ja auch nur bis 30 oder so verbeamtet, da sind viele noch gesund.
Dann las ich die Unterschrift: "Französische Auszubildende zu Besuch in Deutschland." Der Schwerbehinderte war ein Franzose...
Ich denke das ist exemplarisch für Deutschland. Neu einstellen von Schwerbehinderten: selten bis gar nicht. Quote wird erfüllt von heimlichen Behinderten, die es nach Jahren mal angeben oder wenn die Probezeit vorbei ist oder von im Dienst erkrankten. Früher wurde ja auch nur bis 30 oder so verbeamtet, da sind viele noch gesund.
24.10.2020, 18:48
Wenn die Note auf einem Symptom der Behinderung wie z.B. Konzentrationsstörungen in Stresssituationen beruht, ist es mittelbare Diskriminierung, wenn ein öffentlicher Arbeitgeber dennoch nur auf die Note schaut.
- "Zunächst muss geklärt werden, ob „dem Anschein nach neutrale Vorschriften, Kriterien oder Verfahren“ vorliegen, die mittelbar diskriminierend wirken." - GEW Seite
26.10.2020, 10:31
Ich bin mit angegebener Schwerbehinderung als Richter genommen worden.
26.10.2020, 11:21
26.10.2020, 17:57
26.10.2020, 20:06
Aber wohl auch nur mit guten Noten, die Schwerbehinderte oft nicht haben.
26.10.2020, 20:09
Die meisten haben keine guten Noten
27.10.2020, 09:56