14.10.2020, 15:32
Wenn du jetzt 2 x a hättest und nach jahrelanger Sucherei nichts gefunden außer Taxifahrer, würdest du auch da anfangen, um mal nicht in Altersarmut zu leben und um zu verhindern, dass dein Erbe an den Staat bzw. das Sozialamt fällt. Moral ist der Luxus der Leute mit den besseren Noten.
14.10.2020, 15:34
finde es witzig wie "Diesel" im Kontext mit Abahmkanzleien und "unten angekommen" genannt wird.
Ihr wisst schon, dass nur die absoluten T1 Kanzleien (in wechselnden Rollen/Stadien) VW in D und international machen durften? Wer da mitgemacht hat, gehört zu den Top 3% der Juristen in Deutschland,...
Ihr wisst schon, dass nur die absoluten T1 Kanzleien (in wechselnden Rollen/Stadien) VW in D und international machen durften? Wer da mitgemacht hat, gehört zu den Top 3% der Juristen in Deutschland,...
14.10.2020, 18:38
(14.10.2020, 11:02)Gast schrieb: Das ist aber nicht das Geschäftsmodell, das "Abmahnkanzleien" wie Waldorf Frommer fahren. Hier werden tausende Abmahnungen verschickt in dem Wissen, dass der überwiegende Großteil wohl unbegründet ist. Es wird darauf gebaut, dass die Leute sich von dem Anwaltsbriefkopf eingeschüchtert fühlen und daraufhin bezahlen. Das Geschäftsmodell baut also darauf, möglichst viele - häufig einfache - Leute aufzuschrecken und sich dadurch einen schönen Gewinn einzustecken.
Eine klare Grenzziehung ist natürlich nicht möglich und im Einzelfall muss man jeder Kanzlei zugestehen, die vom Rechtsstaat gegebenen Möglichkeiten auszunutzen, um seinem Mandanten zum Recht zu verhelfen.
Genau das. Ich habe nicht grundsätzlich etwas gegen das Abmahnwesen einzuwenden. Es gibt aber Anwälte, welche die "Hilflosigkeit" oder besser gesagt "Überforderung" auf der Seite der Abmahnungsgegner, in diesen Fällen dann einfache natürliche Personen ("der kleine Mann") ausnutzen. Dieser ist sich entweder selber nicht mehr sicher, was da passiert ist, steht vor (vermeintlichen) Beweisproblemen, kennt sich mit der Rechtslage schon gar nicht aus und fällt schon angesichts des Prozesskostenrisikos in Panik (die Streitwerte werden übrigens gerne mal krass überzogen!!!). Der Empfänger einer solchen Abmahnung kann juristisch und tatsächlich völlig unschuldig sein: er befindet sich ab jetzt in einer Zwickmühle. Sei mal juristisch völlig unerfahren, chronisch krank, arbeitslos und alleinerziehend mit 5 Kindern, habe gerade einen nahen Verwandten verloren, und dann kommt so eine asoziale Abmahnung herein, die du in keiner Weise verschuldet hast. Was ist den Betroffenen zu raten? Einfach einen coolen Kopf zu bewahren und das Schreiben zu ignorieren?
Die Arbeit ist intellektuell/juristisch ohne auch nur minimalsten Anspruch. Sie ist kein keinster Weise dazu geeignet, einen Beitrag zu Wirtschaft und Gesellschaft zu leisten oder auch nur die Wirklichkeit an das durch die materielle Rechtslage vorgegebene Ideal anzunähern. Auch ohne jeden Gedanken an "Moral" kann ich die Arbeit dieser Menschen also als völlig wertlos und blos schädlich bezeichnen. Und das Ansehen einer Person ist in meinen Augen nunmal auch davon abhängig, was ein Mensch so den Tag lang tut und welchen Beitrag er zu der Gesellschaft leistet. Der einfache "Abmahnanwalt" (das ist nicht jeder Anwalt, der Abmahnungen verschickt) macht aber nichts (oder nur Schädliches) und leistet gar keinen Beitrag.
Mit der Legalität dieser Vorgehensweisen zu argumentieren kann bei einem zweiten Hinsehen nichts überzeugen. Diese Kanzleien arbeiten an der materiellen Rechtslage vorbei bzw. würdigen sie dieser keines Blickes. Materiellrechtlich wirken sie auf einen Zustand hin, den der demokratische Gesetzgeber sich keineswegs so vorgestellt hat. Daher fällt es mir auch schwer zu behaupten, dass die Kanzleien sich hier innerhalb eines gesetzlich vorgegebenen Rahmens bewegen. Das Problem für die Menschen und der Rettungsanker für diese Kanzleien ist nur: Das geltende Recht erlaubt den Versand von Abmahnungen inklusive Kostennote auch dann, wenn man (offensichtlich und wohlwissend) nicht im Recht ist. Und das ist es, was diese Kanzleien schamlos ausnutzen.
Wohl die Mehrheit der Menschen in diesem Land will diese Geschäftsmethoden nicht. Aber warum sind sie dann erlaubt und kann man das wirklich zu deren "moralischer Rechtfertigung" heranziehen? Sie sind erlaubt, weil der Gesetzgeber nicht jede Frage abschließend klären kann (oder das nur sehr mühsam), bei der Regelung durch abstrakt-generelle Gesetze immer ein "Schlupfloch" bleiben wird und der Gesetzgeber darauf vertraut, dass das schon niemand asozial ausnutzen wird. Würde er jede unliebsame Geschäftsmethode durch "quasi-Einzelfallgesetz" untersagen wollen, hätte er alle Hände voll zu tun und "das Gesetz" sähe am Ende deutlich anders aus, insbesondere deutlich umfangreicher. Da vertraut der Gesetzgeber lieber weiterhin darauf, dass niemand so asozial sein wird. Das Vertrauen wurde (erwartungsgeäß) enttäuscht.
Das gilt meines Erachtens nicht nur für die "Abmahnkanzleien", die am Fließband so tätig werden. Auch kleinere Kanzleien verschicken gerne in individuellen Angelegenheiten, meinetwegen einem Nachbarschafts- oder Familienstreit, solche Abmahnungen, von denen sie selber nicht überzeugt sind. Da wird dem Empfänger ohne jede Grundlage was von einer sicheren Beweislage und einer Kostentragungspflicht erklärt und eine Rechtslage verzerrt wiedergegeben, im Klartext: es wird gedroht und gelogen.
Das ist unethisch.
14.10.2020, 18:45
(14.10.2020, 08:33)Gast schrieb: Wir sind Juristen, keine Pfarrer. Der Gesetzgeber bestimmt die Reichweite und Intensität unserer Moral. Es ist doch auch unethisch, einen säumigen Mieter aus der Wohnung zu räumen. Wer trägt hier denn dann die moralische Schuld? Der Vermieter, der auf das Geld angewiesen ist? Der RA, der die Räumungsklage gemacht hat? Der Richter, der stattgegeben hat? Der Gerichtsvollzieher, der vollstreckt? Oder die Polizisten, die absichern?
Wenn der Vermieter wirksam kündigen kann, wenn er einen Räumungsanspruch hat, wenn der das Gerichtsverfahren gewinnt und wenn das Urteil vollstreckt wird, dann hat der Vermieter offensichtlich (sollte man zumindest hoffen) das Recht auf seiner Seite gehabt. Der Vermieter geht nur den Weg, den der Gesetzgeber ihm zur Wahrung seiner berechtigten Interessen vorgezeichnet hat. Richter, Gerichtsvollzieher und Polizisten erledigen dabei die Aufgaben, die ihnen gesetzlich aufgetragen wurden, um die Funktionsfähigkeit des Rechtsstaats zu gewährleisten und zudem dem Vermieter sein gutes Recht zu verschaffen (Eigentum).
Abmahnkanzleien verschicken Abmahnungen mit haltlosen Drohungen und überzogenen Forderungen auch ohne das Recht auf ihrer Seite zu haben. Sie haben nur das Recht, fälschlich zu behaupten, dass sie es auch im Übrigen hätten.
Der Vergleich zieht nicht so ganz. Auch wenn ich zugeben möchte, dass die Beteiligten (Richter, Gerichtsvollzieher, Polizisten) die "Moral" tatsächlich nur eine eingeschränkte Rolle spielen kann und diese nunmal im Zweifelsfall auch eine Rechtslage vollziehen müssen, die sie selber für sehr unmoralisch halten. Aber der Anwalt kann sich noch immer fragen, inwiefern er daran mitwirken möchte (von seeehr engen Grenzen abgesehen).
14.10.2020, 23:04
Richter handeln auch nicht immer ethisch, sondern oft auch trotz 242 BGB (analog) nach dem Wirtschaftlichkeitsgrundsatz, genauso wie viele Behörden. Viele berechtigte Anträge werden einfach abgelehnt, um Geld zu sparen oder absichtlich falsche Bescheide erlassen. Welche Behörde ich im Besonderen meine, kann man sich denken. Manche Richter helfen dann der Behörde, indem sie berechtigte Klagen abweisen, so dass man denken könnte die stecken unter einer Decke. Die wollen nämlich Geld sparen für den Staat, auf dessen Gehaltsliste sie stehen.
Nur der Richter konnte sich den Job frei wählen, der 2 x a nicht.
Nur der Richter konnte sich den Job frei wählen, der 2 x a nicht.
14.10.2020, 23:07
Außerdem zahlt auch das Inkasso Büro oder der Abmahnanwalt Steuern und tut damit was fürs Gemeinwohl. Wäre es besser der Abmahnanwalt wäre auch H4, weil er mit den Noten vllt nix anderes findet?
15.10.2020, 00:13
Das Raubtier kann auch nichts dafür, dass es Tiere frisst. Es ist Fleischfresser und hat keine Wahl. Der Mensch ist jedoch Allesfresser und kann auch als Vegetarier überleben.
Es gibt überall Haie und Raubtiere in jedem Business und die wenigsten haben (wegen ihren Noten) eine Wahl.
Es gibt überall Haie und Raubtiere in jedem Business und die wenigsten haben (wegen ihren Noten) eine Wahl.
16.10.2020, 17:45
Muss man sich also schämen, wenn an Diesel macht?
16.10.2020, 18:11
17.10.2020, 02:55
Eine gängige Argumentation scheint ja zu sein: "Wer 2 x ausreichend hat, hat keine Wahl. Bevor man gar nichts hat und Hartz IV bezieht, lieber zur Abmahnkanzlei. Moral ist ein Luxus für diejenigen mit guten Noten."
Das ist allerhöchstens Stammtischniveau...
Auch Absolventen mit zwei mal ausreichend haben realistische Möglichkeiten, in einem juristischen Job Fuß zu fassen. Studien- und Referendarskollegen, die sehr schwache Examina geschrieben haben, haben allesamt Anstellungen gefunden. Natürlich mussten sie mehr als eine Bewerbung schreiben und natürlich waren teilweise Kompromisse erforderlich (Rechtsgebiet, Arbeitsort, etc.), aber keiner, der wirklich arbeiten wollte und auch bereit war, hierfür etwas in Kauf zu nehmen, ist lange arbeitslos geblieben. Diesen Fall: "Abmahnkanzlei oder arbeitslos" gibt es in dieser Schärfe gar nicht. Es ist daher überflüssig, ihn als Standardargument dafür zu bringen, dass Moral ein Luxusproblem nur für diejenigen mit guten Noten ist. Oder glaubt ihr wirklich, dass die 50 (oder auch nur ein Großteil) der bei Waldorf Frommer beschäftigen Anwälte Taxi fahren oder Hartz IV beziehen würden, wenn sie nicht in dieser Kanzlei untergekommen wären?
2. Wie gerade dargelegt, ist es daher häufig ein Kompromiss, den die Anwälte eingehen. Es wird aus bestimmten Gründen (einfacher Einstig, Bequemlichkeit, Gehalt, Arbeitsbedingungen etc.) in Kauf genommen, dass man die alte Dame von nebenan durch eine unberechtigte Abmahnung zu einer Zahlung von mehreren hundert Euro nötigt. Es ist mitnichten die letzte Wahl dieser Anwälte, sondern das Ergebnis einer Abwägung.
3. Wer diese Abwägung so für sich vornimmt, der muss sich auch daran messen lassen. Für mich beispielsweise sind diese Anwälte der Bodensatz der Juristerei und einer der Gründe dafür, dass Juristen z.B. als Rechtsverdreher o.ä. bezeichnet werden. Ich denke, dass ich damit nicht alleine stehe. Wer in einer solchen Kanzlei anheuert, der muss wohl damit leben, dass die Fachkollegen auf die eigene Tätigkeit herabblicken. Und das auch zurecht.
Das ist allerhöchstens Stammtischniveau...
Auch Absolventen mit zwei mal ausreichend haben realistische Möglichkeiten, in einem juristischen Job Fuß zu fassen. Studien- und Referendarskollegen, die sehr schwache Examina geschrieben haben, haben allesamt Anstellungen gefunden. Natürlich mussten sie mehr als eine Bewerbung schreiben und natürlich waren teilweise Kompromisse erforderlich (Rechtsgebiet, Arbeitsort, etc.), aber keiner, der wirklich arbeiten wollte und auch bereit war, hierfür etwas in Kauf zu nehmen, ist lange arbeitslos geblieben. Diesen Fall: "Abmahnkanzlei oder arbeitslos" gibt es in dieser Schärfe gar nicht. Es ist daher überflüssig, ihn als Standardargument dafür zu bringen, dass Moral ein Luxusproblem nur für diejenigen mit guten Noten ist. Oder glaubt ihr wirklich, dass die 50 (oder auch nur ein Großteil) der bei Waldorf Frommer beschäftigen Anwälte Taxi fahren oder Hartz IV beziehen würden, wenn sie nicht in dieser Kanzlei untergekommen wären?
2. Wie gerade dargelegt, ist es daher häufig ein Kompromiss, den die Anwälte eingehen. Es wird aus bestimmten Gründen (einfacher Einstig, Bequemlichkeit, Gehalt, Arbeitsbedingungen etc.) in Kauf genommen, dass man die alte Dame von nebenan durch eine unberechtigte Abmahnung zu einer Zahlung von mehreren hundert Euro nötigt. Es ist mitnichten die letzte Wahl dieser Anwälte, sondern das Ergebnis einer Abwägung.
3. Wer diese Abwägung so für sich vornimmt, der muss sich auch daran messen lassen. Für mich beispielsweise sind diese Anwälte der Bodensatz der Juristerei und einer der Gründe dafür, dass Juristen z.B. als Rechtsverdreher o.ä. bezeichnet werden. Ich denke, dass ich damit nicht alleine stehe. Wer in einer solchen Kanzlei anheuert, der muss wohl damit leben, dass die Fachkollegen auf die eigene Tätigkeit herabblicken. Und das auch zurecht.