03.10.2020, 11:07
Es gibt aber ja auch noch eine Vielzahl anderer Berufe, die man als (Voll-) Jurist ausüben kann und mit der eigentlichen juristischen Tätigkeit nichts unmittelbar zu tun haben. Ich habe auch den "halben" Schritt weg gemacht und bin damit deutlich zufriedener. Einfach mal googeln, es gibt einiges. Alles Gute. :)
03.10.2020, 11:13
(03.10.2020, 10:31)Gast schrieb: Bin der Fragesteller.
Syndikus klingt okay, aber hat auch Nachteile. Man ist immer nur der unliebsame Bedenkenträger, man hat trotzdem nervige Vorgesetzte, man macht vor allem eher triviale, immer wiederkehrende Dinge (AGB, Arbeitsrecht) und alles Spannende wird ausgelagert.
Also ich arbeite sehr spezifisch in meinem Bereich und nervige Vorgesetzte habe ich nicht. Oder stört dich alleine die Tatsache einen Vorgesetzten zu haben? Ich finde das aber eher gut, denn wenn es brennt, dann muss dieser zunächst ran und ich kann trotzdem pünktlich Feierabend machen ;) wenn du selbst ganz oben stehst, dann musst du eben auch mehr tun.
03.10.2020, 11:14
(03.10.2020, 11:07)Gast schrieb: Es gibt aber ja auch noch eine Vielzahl anderer Berufe, die man als (Voll-) Jurist ausüben kann und mit der eigentlichen juristischen Tätigkeit nichts unmittelbar zu tun haben. Ich habe auch den "halben" Schritt weg gemacht und bin damit deutlich zufriedener. Einfach mal googeln, es gibt einiges. Alles Gute. :)
Kannst du Beispiele nennen? :)
03.10.2020, 11:16
(03.10.2020, 10:53)GastG schrieb:Zitat:Entweder man wird übel ausgebeutet und hat kein Leben (GK) oder man verdient sehr wenig
Oder man denkt nicht in Klischees...Man wird nicht in jeder GK ausgebeutet, sondern arbeitet oftmals so 50-55 Stunden in der Woche und nie am Wochenende und verdient dafür 120-140k. Das finde ich durchaus fair. Und es gibt auch Kanzleien zwischen GK und Dorf FWW. Diese Pauschalisierungen nerven so sehr und verbreiten hier bei Referendaren, die noch keine Ahnung von der Berufswelt haben ein völlig falsches Bild.
Erstens kommt das oft kaum hin. Wenn du etwa Billable-Vorgaben von 2000/Jahr hast, musst du bei (selbst bei wenigen) 2 Wochen Urlaub im Jahr pro Woche 40h an billable hours produzieren. Jeder, der schon einmal in einer GK war oder Leute dort kennt, weiß aber: Anwesenheit =/= billables. Pro billable hour musst du mindestens einen Aufschlag von bis zu 50 % draufschlagen, je nach Rechtsgebiet und Kanzlei. Dann bist du schon eher bei 60h.
Zweitens sind selbst 55h pro Woche extrem viel. Das sind ohne Wochenende pro Tag 11 Stundennettoarbeitszeit. Wenn du um 9 kommst und 1h Mittagspause machst, bist du jeden Tag mindestens bis 20h da. Das ist extrem anstrengend und danach ist man tot.
03.10.2020, 11:25
55h ist schon ziemliche Ausbeutung. Angesichts des Gehalts natürlich nicht im finanziellen Sinn, aber körperlich durchaus - gesund ist das sicher nicht.
03.10.2020, 11:44
(03.10.2020, 10:11)Gast schrieb: Findet noch jemand trotz Volljuristenstatus alle juristischen Jobs doof? Entweder man wird übel ausgebeutet und hat kein Leben (GK) oder man verdient sehr wenig (selbständig, kleine Kanzlei) oder man verdient mittelwenig und hat schlechte Arbeitsbedingungen (Justiz, Behörde) oder sogar langweilige Rechtsgebiete, die man sich nicht aussuchen kann (Justiz, Bau- oder Betreuungssachen) oder man übt nur langweilige Tätigkeiten in langweiligen Rechtsgebieten aus (Notar) oder man quält sich über Jahrzehnte, um dann Prof in Bielefeld zu werden.
Ideal wäre etwa: Rechtsanwalt ohne nervigen Chef mit mittleren Arbeitsbedingungen bei gutem Gehalt. Oder Richter, aber mit Rechtsgebiet, das man sich aussuchen kann (jenseits des Verwaltungsrechts).
Geht es noch jemandem ähnlich?
Was ein Gejammer...
Hättest Du halt was anderes studiert.
Als (guter) Jurist ist man in einer extrem privilegierten Position, unter Jobs auszuwählen zu können, die Arbeitsbedingungen haben, von denen andere nur träumen.
Man kann es auch positiv betrachten:
Als GK-Anwalt verdienst du ein Einstiegsgehalt wie manch 50 jähriger Geschäftsführer eines mittelständischen Unternehmens.
Als Richter verdienst Du auch gut, bei großer Flexibilität und (langfristig) moderaten Arbeitszeiten und hast dabei kein Chef
Zusätzlich kannst Du noch viele Jobs machen, die auch BWL'er machen: Unternehmensberater zB
03.10.2020, 12:06
Nach dem Prinzip gibt es keinen Job auf der ganzen Welt, bei dem man nicht auch 1-2 Nachteile aufzählen kann.
03.10.2020, 12:09
(03.10.2020, 10:11)Gast schrieb: Findet noch jemand trotz Volljuristenstatus alle juristischen Jobs doof? Entweder man wird übel ausgebeutet und hat kein Leben (GK) oder man verdient sehr wenig (selbständig, kleine Kanzlei) oder man verdient mittelwenig und hat schlechte Arbeitsbedingungen (Justiz, Behörde) oder sogar langweilige Rechtsgebiete, die man sich nicht aussuchen kann (Justiz, Bau- oder Betreuungssachen) oder man übt nur langweilige Tätigkeiten in langweiligen Rechtsgebieten aus (Notar) oder man quält sich über Jahrzehnte, um dann Prof in Bielefeld zu werden.
Ideal wäre etwa: Rechtsanwalt ohne nervigen Chef mit mittleren Arbeitsbedingungen bei gutem Gehalt. Oder Richter, aber mit Rechtsgebiet, das man sich aussuchen kann (jenseits des Verwaltungsrechts).
Geht es noch jemandem ähnlich?
Mein Gott, das Jura-Studium ist ein Studiengang für bürgerliche Angsthasen, die "etwas Sicheres" studieren wollen und sich den Antlitz von vermeintlichem gesellschaftlichen Status verschaffen wollen. Die juristischen Berufe sind ein Abbild davon. Für wirklich herausfordernde Berufe hätte es ein bisschen mehr Mut bei der Studienwahl bedurft.
03.10.2020, 12:15
Mir macht ja Jura Spaß und ich finde auch nicht, dass ich völlig unrealistische Anforderungen an das Berufsleben habe. Nämlich etwa:
1. Arbeit in einem Rechtsgebiet, dass mir Spaß macht.
2. Fordernde, interessante, klassisch juristische Tätigkeit.
3. Ordentliche (nicht übertriebene) Bezahlung angesichts meiner Top-Qualifikationen.
4. Anständige Arbeitszeiten.
Genau das scheint es aber nicht zu geben. Entweder man kann sich (1.) nicht aussuchen oder die Bezahlung ist mies (3.) oder die Arbeitszeiten (4.). Oder die Tätigkeit hat wenig mit Jura zu tun und ist langweilig (2.).
1. Arbeit in einem Rechtsgebiet, dass mir Spaß macht.
2. Fordernde, interessante, klassisch juristische Tätigkeit.
3. Ordentliche (nicht übertriebene) Bezahlung angesichts meiner Top-Qualifikationen.
4. Anständige Arbeitszeiten.
Genau das scheint es aber nicht zu geben. Entweder man kann sich (1.) nicht aussuchen oder die Bezahlung ist mies (3.) oder die Arbeitszeiten (4.). Oder die Tätigkeit hat wenig mit Jura zu tun und ist langweilig (2.).
03.10.2020, 12:22
(03.10.2020, 12:15)Gast schrieb: Mir macht ja Jura Spaß und ich finde auch nicht, dass ich völlig unrealistische Anforderungen an das Berufsleben habe. Nämlich etwa:
1. Arbeit in einem Rechtsgebiet, dass mir Spaß macht.
2. Fordernde, interessante, klassisch juristische Tätigkeit.
3. Ordentliche (nicht übertriebene) Bezahlung angesichts meiner Top-Qualifikationen.
4. Anständige Arbeitszeiten.
Genau das scheint es aber nicht zu geben. Entweder man kann sich (1.) nicht aussuchen oder die Bezahlung ist mies (3.) oder die Arbeitszeiten (4.). Oder die Tätigkeit hat wenig mit Jura zu tun und ist langweilig (2.).
Wieso? Arbeite in einer mittelständischen Kanzlei oder in einem Unternehmen in deinem Rechtsgebiet. Die Arbeit dort ist jeweils juristisch geprägt, die Bezahlung ist angemessen und liegt für Einsteiger und junge Berufsanfänger im Bereich von 60-80.000. Die Arbeitszeiten sind gemessen am Gehalt auch angemessen und werden in der Regel bei 40-45 Wochenstunden sein.
Wer eine strikte 37,5 Stunden Woche will, kann in eine Behörde gehen. Auch dort wird vernünftig bezahlt (wenn ihr mal nicht von GK Gehältern verdorben seid) und man kann sich sein Rechtsgebiet über die Behörde auch relativ gut aussuchen.