01.09.2020, 12:26
Werter Zoo, ich bitte um Hilfestellung:
Nach einigen Jahren als RA bei zwei Insolvenzverwaltern (6-7 BT) bin ich nunmehr seit einem Jahr in einem Unternehmen. Ca. 150 MA, 5 Juristen.
Derzeit wird intern - erstmalig - die Stelle des Leiters Recht ausgeschrieben. Bisher hat die damit verbundenen Geschäfte dienstälteste Jurist gemacht bzw. hat er sich selbst als Leiter gesehen, ohne formal dafür eingesetzt worden zu sein. Da hierzu u.a. ein Assessementcenter durchgeführt wird, bin ich mir sicher, dass genannter Kollege aufgrund seiner Alters keine Bewerbung einreichen wird.
Nun zum springen Punkt: Bis auf "Führungserfahrung wünschenswert", sollten bei mir alle anderen formellen Anforderungen erfüllt sein. Tatsächlich habe ich nie irgendwo ein Team von Mitarbeitern so richtig geführt.
Was schreibe/sage ich da?
Ich hatte in meiner RA-Zeit Geschäftsführer usw. als Mandanten, die durch das Verfahren "geführt" wurden. Ich hatte mir unterstellte ReFas. Ich war zwei mal Senior in einer (nicht rechtsgerichteten) Studentenverbindung und 2 Jahre bei den Fallschirmjägern.
:s
Nach einigen Jahren als RA bei zwei Insolvenzverwaltern (6-7 BT) bin ich nunmehr seit einem Jahr in einem Unternehmen. Ca. 150 MA, 5 Juristen.
Derzeit wird intern - erstmalig - die Stelle des Leiters Recht ausgeschrieben. Bisher hat die damit verbundenen Geschäfte dienstälteste Jurist gemacht bzw. hat er sich selbst als Leiter gesehen, ohne formal dafür eingesetzt worden zu sein. Da hierzu u.a. ein Assessementcenter durchgeführt wird, bin ich mir sicher, dass genannter Kollege aufgrund seiner Alters keine Bewerbung einreichen wird.
Nun zum springen Punkt: Bis auf "Führungserfahrung wünschenswert", sollten bei mir alle anderen formellen Anforderungen erfüllt sein. Tatsächlich habe ich nie irgendwo ein Team von Mitarbeitern so richtig geführt.
Was schreibe/sage ich da?
Ich hatte in meiner RA-Zeit Geschäftsführer usw. als Mandanten, die durch das Verfahren "geführt" wurden. Ich hatte mir unterstellte ReFas. Ich war zwei mal Senior in einer (nicht rechtsgerichteten) Studentenverbindung und 2 Jahre bei den Fallschirmjägern.
:s
01.09.2020, 12:55
Na, dass du Mandanten durch Verfahren "geführt" hast, hat mit Führungserfahrung so viel zu tun, wie der Umstand, dass du dir im Studium regelmäßig alkoholische Getränke "zugeführt" hast. ;)
Erstmal steht da "wünschenswert", dieses Merkmal ist als optional. Ich würde ruhig sagen, dass du bisher noch keine spezifische Führungserfahrung gesammelt hast, aber es dir zutraust. Die Tätigkeiten als Senior und beim Bund würde ich dann eher zur Untermauerung der Soft Skills verwenden (kann organisieren, bin Stressresistent und habe kein Problem mit Druck, liebe Herausforderungen usw.).
Viel problematischer wird sein, ob dein Chef Lust hat, dich als Leiter einzusetzen, wenn intern ein Älterer diese Rolle bereits faktisch gemacht hat. Sollst du dann in Zukunft den älteren Kollegen führen und damit die eingeübte Praxis umdrehen? Sowas riecht immer nach Stress. Ich sehe da zwei Möglichkeiten: Var. 1: Dein Kollege geht bald in Rente (1-2) Jahre und will eh nichts mehr machen, Var. 2: Er wird Leiter und du sein Vize, so dass du ihn in 3-5 Jahren beerben kannst.
So, und jetzt: Bierjunge!
Erstmal steht da "wünschenswert", dieses Merkmal ist als optional. Ich würde ruhig sagen, dass du bisher noch keine spezifische Führungserfahrung gesammelt hast, aber es dir zutraust. Die Tätigkeiten als Senior und beim Bund würde ich dann eher zur Untermauerung der Soft Skills verwenden (kann organisieren, bin Stressresistent und habe kein Problem mit Druck, liebe Herausforderungen usw.).
Viel problematischer wird sein, ob dein Chef Lust hat, dich als Leiter einzusetzen, wenn intern ein Älterer diese Rolle bereits faktisch gemacht hat. Sollst du dann in Zukunft den älteren Kollegen führen und damit die eingeübte Praxis umdrehen? Sowas riecht immer nach Stress. Ich sehe da zwei Möglichkeiten: Var. 1: Dein Kollege geht bald in Rente (1-2) Jahre und will eh nichts mehr machen, Var. 2: Er wird Leiter und du sein Vize, so dass du ihn in 3-5 Jahren beerben kannst.
So, und jetzt: Bierjunge!
01.09.2020, 13:13
Hängt doppelt!
Tatsächlich gäbe es jedenfalls mit dem benannten Kollegen erheblichen Stress. Da stimme ich dir uneingeschränkt zu. Rente dürfte bei ihm frühestens in 5 Jahren anstehen.
Tatsächlich gäbe es jedenfalls mit dem benannten Kollegen erheblichen Stress. Da stimme ich dir uneingeschränkt zu. Rente dürfte bei ihm frühestens in 5 Jahren anstehen.
01.09.2020, 13:29
Hast du vielleicht mal gekickt oder so? Erzähl halt du warst Kapitän und hast damals gemerkt, wie viele verschiedene Charaktäre in so einer Mannschaft sind und dass man alle auf verschiedene Arten anpacken und ansprechen muss, um sie an ihre Leistungsgrenze zu bringen und deshalb traust du dir zu, das auch im Berufsleben zu machen.
Denke das wäre jedenfalls besser als gar keine Erfahrung
Denke das wäre jedenfalls besser als gar keine Erfahrung
01.09.2020, 13:58
Ich würde meinen Karriereweg nicht davon abhängig machen, dass es möglicherweise Stress mit einem Kollegen gibt.
Wenn die Stelle ausgeschrieben worden ist, mag der Bessere sie bekommen.
Mit den Erfahrungen bei der Bundeswehr und in einer Verbindung wäre ich erstmal vorsichtig. Es kommt stark darauf an, welche Kultur im Unternehmen gepflegt wird und wie die Entscheidungsträger ticken. Für mich persönlich wäre es ein gewichtiger Minuspunkt, wenn sich ein Kandidat mit seiner Verbindungs-Vergangenheit brüsten würde. Bundeswehr würde mir wiederum eher imponieren. Vielleicht hast du ja (als Hilfsausbilder) Rekruten geführt. Aber beim Thema Bundeswehr tickt jeder anders.
Wenn die Stelle ausgeschrieben worden ist, mag der Bessere sie bekommen.
Mit den Erfahrungen bei der Bundeswehr und in einer Verbindung wäre ich erstmal vorsichtig. Es kommt stark darauf an, welche Kultur im Unternehmen gepflegt wird und wie die Entscheidungsträger ticken. Für mich persönlich wäre es ein gewichtiger Minuspunkt, wenn sich ein Kandidat mit seiner Verbindungs-Vergangenheit brüsten würde. Bundeswehr würde mir wiederum eher imponieren. Vielleicht hast du ja (als Hilfsausbilder) Rekruten geführt. Aber beim Thema Bundeswehr tickt jeder anders.
01.09.2020, 14:27
(01.09.2020, 13:58)Gast schrieb: Ich würde meinen Karriereweg nicht davon abhängig machen, dass es möglicherweise Stress mit einem Kollegen gibt.
Wenn die Stelle ausgeschrieben worden ist, mag der Bessere sie bekommen.
Mit den Erfahrungen bei der Bundeswehr und in einer Verbindung wäre ich erstmal vorsichtig. Es kommt stark darauf an, welche Kultur im Unternehmen gepflegt wird und wie die Entscheidungsträger ticken. Für mich persönlich wäre es ein gewichtiger Minuspunkt, wenn sich ein Kandidat mit seiner Verbindungs-Vergangenheit brüsten würde. Bundeswehr würde mir wiederum eher imponieren. Vielleicht hast du ja (als Hilfsausbilder) Rekruten geführt. Aber beim Thema Bundeswehr tickt jeder anders.
Der mögliche Stress mit einem Kollegen soll ihn auch nicht von der Bewerbung abhalten, er kann aber seinen Chef davon abhalten, ihn auf die Stelle zu setzen. Dieses interne Hierarchie-Problem sehe ich als viel problematischer an als die fehlende Führungserfahrung. Die einfache Möglichkeit für den Chef wäre es, entweder den älteren Kollegen formal zu befördern, so dass iE alles beim alten bleibt, oder er holt einen Externen rein. Das als Anmerkung, wo hier mE das wahre Problem bei der Bewerbung liegt.
01.09.2020, 14:32
Für mich klingt das so, als hätten die festgestellt, dass sie einen offiziellen Leiter brauchen und nicht nur einen inoffiziellen und extra "Führungserfahrung erwünscht" reingeschrieben, damit sie denjenigen, der bei ihnen bereits faktisch führt, auf die Stelle setzen können. Kann natürlich sein, dass euer inoffizieller Leiter noch mal eine Veränderung plant oder jemand eine Ebene höher diese Person nicht als Leiter haben möchte, aber erst mal würde ich davon ausgehen, dass der inoffizielle Leiter eine Bewerbung einreichen wird und auch offiziell Leiter wird.
01.09.2020, 14:51
Danke für Eure wirklich konstruktiven Gedanken.
Es bestand hier zunächst die Befürchtung, dass die interne Ausschreibung hier nur aus formellen Gründen erfolgt, weil man insgeheim weiß, dass Stress entsteht und man tatsächlich einen Externen sucht.
Auf Nachfrage versicherten mir die Personaler, dass jede interne Bewerbung berücksichtigt wird und eine Besetzung nach dem Ergebnis des - sodann durchzulaufenden - Assessementcenters erfolgen wird. Dies unabhängig von bestehenden Betriebszugehörigkeiten.
Inwieweit man dem Glauben schenken darf, sei mal dahin gestellt.
Tatsächlich würde sich eigentlich nichts ändern, nur, dass die gesamten Mitarbeiter einen für sie zuständigen Kollegen an die Hand bekommen und der Vorstand bzw. die Fachabteilungen einen offiziellen direkten Ansprechpartner haben.
Der eine Kollege geht in ein, zwei Jahre eh in Rente. Der andere, bisherige "Führer" wird aus charakterlichen Gründen kein Assessementcenter über sich ergehen lassen wollen.
Naja, wir gucken mal. Vielen Dank aber schon mal an alle!
Es bestand hier zunächst die Befürchtung, dass die interne Ausschreibung hier nur aus formellen Gründen erfolgt, weil man insgeheim weiß, dass Stress entsteht und man tatsächlich einen Externen sucht.
Auf Nachfrage versicherten mir die Personaler, dass jede interne Bewerbung berücksichtigt wird und eine Besetzung nach dem Ergebnis des - sodann durchzulaufenden - Assessementcenters erfolgen wird. Dies unabhängig von bestehenden Betriebszugehörigkeiten.
Inwieweit man dem Glauben schenken darf, sei mal dahin gestellt.
Tatsächlich würde sich eigentlich nichts ändern, nur, dass die gesamten Mitarbeiter einen für sie zuständigen Kollegen an die Hand bekommen und der Vorstand bzw. die Fachabteilungen einen offiziellen direkten Ansprechpartner haben.
Der eine Kollege geht in ein, zwei Jahre eh in Rente. Der andere, bisherige "Führer" wird aus charakterlichen Gründen kein Assessementcenter über sich ergehen lassen wollen.
Naja, wir gucken mal. Vielen Dank aber schon mal an alle!
01.09.2020, 14:55
Ich würde mich da nicht bewerben. Du bekommst die Leiterstelle eh nicht ohne Erfahrung und hast das AC dann umsonst gemacht.
01.09.2020, 14:58
Naja, wenn ich scheitere, dann habe ich vielleicht andere gute Erkenntnisse für mich persönlich daraus gezogen. Bewerben werde ich mich auf jeden Fall.
Führt die fehlende Führungserfahrung dann zum Ausscheiden, muss ich mir jedenfalls nicht den Vorwurf gefallen lassen, ich sei zu dumm.
Führt die fehlende Führungserfahrung dann zum Ausscheiden, muss ich mir jedenfalls nicht den Vorwurf gefallen lassen, ich sei zu dumm.