05.07.2020, 10:26
05.07.2020, 10:48
05.07.2020, 10:58
05.07.2020, 12:15
(05.07.2020, 08:50)Gast schrieb:(05.07.2020, 00:08)Gast schrieb:(04.07.2020, 14:36)Richter-SH schrieb:(04.07.2020, 13:23)Amtsrichter schrieb: Amtsrichter in einem Kaff ist grandios, weiß ein Amtsrichter in einem Kaff. Ich habe Dinge, die fleißige GK-Associates nicht haben:
- Die Fälle kommen zu mir, ich muss nicht an Fälle kommen.
- Ich muss nicht als sogenannter Dienstleister den Buckler spielen und Kniefälle vor irgendwelchen Mandanten machen, damit sie mit Fällen auch ja immer wieder zu mir kommen
- Ich kann objektiv nach Gesetz und höchstrichtericher Rechtsprechung entscheiden, ohne das Recht nach einseitigen Interessen verbiegen zu müssen.
- Mit Ende der Probezeit bin ich der beste Kunde aller Banken geworden. Zu den Konditionen bekommt kein GK-Associate einen Kredit für den Hausbau.
- Ich wohne in einem feinen Häuschen im Grünen. Die GK-Associates müssen in einer Stadtwohnung zu horrenden Mieten hausen. Von der Miete zahle ich locker meinen Hauskredit ab...
- Ich habe eine Familie. Die meißten GK-Associates haben nur einen Freund bzw. eine Freundin, sind und bleiben oft kinderlos.
- Meine Kinder wachsen auf dem Land geborgen auf; ich muss ihnen nicht die Widrigkeiten der Stadt zumuten.
- Ich habe einen Feierabend, wo ich beim Sport etwas für meine Gesundheit tun kann. Die Investition in die Gesundheit ist die aller Größte im Leben.
- Bei mir gibt es abends mehr oder weniger zur gleichen Zeit einen cut, auf den ich mich schon morgens freuen darf. Ich lege meine Arbeit nieder und gehe nach Hause. Der GK-Associate rotiert dagegen 24 Stunden an 356 Tagen.
- Ich muss mir um meine Rente keine Gedanken machen. Die GK-Associates müssen erhebliche finanzielle Eigenanstrengungen unternehmen, um auf eine vergleichbare Versorgung im Alter von rund 3.500 € NETTO zu kommen. Ich kann über mein gesamtes monatliches Nettogehalt frei verfügen, ohne es für die Rente anspraren zu müssen.
- Ich habe Status: Meine Tätigkeit als Richter hat Verfassungsrang. Sie ist verfassungsrechtlich verbürgt. Der GK-Associate ist irgendein Angestellter in der sogenannten freien Wirtschaft.
- Ich genieße hohes Prestige in der breiten Gesellschaft. Die GK-Associates gehören zu einer Randgruppe, die in der breiten Gesellschaft keine große Aufmerksamkeit genießt.
- Ich muss mir wegen Corona keine Gedanken machen. Corona interessiert mich nicht. Die GK-Associates müssen sich Sorgen machen. Wenn der Staat sagt, die Wirtschaft wird runtergefahren, dann wird die Wirtschaft runtergefahren. Basta. Der Staat sorgt für seine Diener. Er ist der reichste Arbeitgeber. Er hat das Notenbankmonopol und kann Notfalls die Geldruckmaschine anwerfen, um seine Diener zu allimentieren. Am Ende gewinnt immer nur einer: Der Staat, nicht die Wirtschaft.
Als Richter-Kollege aus dem Norden kann ich Dir, was die Vorzüge der amtsrichterlichen Tätigkeit angeht, nur zustimmen. Ich bin aber immer wieder erstaunt, dass so viele Richterkollegen sich unbedingt über Großkanzlei- Anwälten profilieren oder ihre Berufswahl rechtfertigen müssen. Die Arbeit in der Großkanzlei hat sicherlich andere Vorteile. Dieser ständige Vergleich ist doch nicht nötig und sagt im Übrigen mehr über den Absender als über den Adressaten aus...
Mit diesem Beitrag wurde schon alles gesagt.
Dazu noch: Viele der obigen Aussagen sind überaus eindimensional. Ganz besonders verkennt der Beitrag aber, dass die Großkanzlei im Wesentlichen nur für Partner eine Dauerlösung ist. Viele Associates starten sogar bewusst in der GK, um nach ein paar Jahren Ausbildung auf gut bezahlte Unternehmenspositionen mit geregelter Arbeitszeit zu wechseln. Dort angekommen genießt man einige der oben genannten Vorteile.
Ein paar Jahre „Ausbildung“ :D Am besten noch im Bereich M&A bei 50-60 Stunden die Woche. Um dann in eine Rechtsabteilung zu gehen, die eh nur den Kleinkram macht, weil die wirklich kritischen Sachen wiederum an eine GK ausgelagert werden. Super.
Dir muss man leider eine sehr beschränkte Sicht auf die Thematik attestieren. Bei KMU mag es zutreffen, dass die Rechtsabteilung nur Kleinkram erledigt. Große Konzerne haben aber nicht selten über 100 Volljuristen. Sicherlich ziehen diese Unternehmen sehr regelmäßig Großkanzleien zu Rate - aber eben nur ergänzend. Dort sitzen sehr anerkannte Spezialisten. Frag mal im Markt, wie angesehen die Inhouse-Abteilungen von Bayer, Siemens und der Allianz (insbes. Allianz SE) sind.
05.07.2020, 12:19
(05.07.2020, 10:58)Gast schrieb:Die eierlegende Wollmilchsau gibt es eben nicht.(05.07.2020, 09:34)Gast schrieb: Wie läuft denn das mit GK und Kind?
Was soll da laufen? :D Die meisten (v.a. Frauen) gehen dann doch letztlich in die Justiz. Und Partnerinnen kommunizieren offen, dass beides nicht (vernünftig) geht. Dass es irgendwie machbar ist, ist klar. Aber zu welchem Preis...
Unabhängig davon sollte aber nicht immer allgemein das Kriterium Kinder als entscheidend angeführt werden. Ich als Frau habe und will keine Kinder. Das heißt aber nicht im Umkehrschluss, dass ich nichts mit meiner Zeit anzufangen wüsste und daher in einer GK arbeiten will. Darum bin ich von dort ziemlich schnell wieder gegangen. Das ist letztlich eine Typfrage. Aber immer zu unterstellen, dass ein kinderfreies Leben einsam oder unglücklich sei, ist dumm und anmaßend, gleichgültig, ob es sich auf Männer oder Frauen bezieht.
Viele Männer wollen Kinder auch primär, weil das Umfeld welche hat und man dort üblicherweise das Konzept Familie lebt. Aber die Herren sind schon ganz froh, dass sie im Alltag nicht so viel damit zu tun haben. Auch jeder GKler kann länger als einen Monat Elternzeit nehmen oder Teilzeit gehen, auch wenn der Chef natürlich nicht jubelt. Da wird aber immer behauptet, es ginge nicht oder man sei als A oder SA unverzichtbar. Das zeigt schon deutlich, dass sich der Wunsch der Beteiligung in Grenzen hält.
05.07.2020, 12:41
(05.07.2020, 12:15)Gast schrieb:(05.07.2020, 08:50)Gast schrieb:(05.07.2020, 00:08)Gast schrieb:(04.07.2020, 14:36)Richter-SH schrieb:(04.07.2020, 13:23)Amtsrichter schrieb: Amtsrichter in einem Kaff ist grandios, weiß ein Amtsrichter in einem Kaff. Ich habe Dinge, die fleißige GK-Associates nicht haben:
- Die Fälle kommen zu mir, ich muss nicht an Fälle kommen.
- Ich muss nicht als sogenannter Dienstleister den Buckler spielen und Kniefälle vor irgendwelchen Mandanten machen, damit sie mit Fällen auch ja immer wieder zu mir kommen
- Ich kann objektiv nach Gesetz und höchstrichtericher Rechtsprechung entscheiden, ohne das Recht nach einseitigen Interessen verbiegen zu müssen.
- Mit Ende der Probezeit bin ich der beste Kunde aller Banken geworden. Zu den Konditionen bekommt kein GK-Associate einen Kredit für den Hausbau.
- Ich wohne in einem feinen Häuschen im Grünen. Die GK-Associates müssen in einer Stadtwohnung zu horrenden Mieten hausen. Von der Miete zahle ich locker meinen Hauskredit ab...
- Ich habe eine Familie. Die meißten GK-Associates haben nur einen Freund bzw. eine Freundin, sind und bleiben oft kinderlos.
- Meine Kinder wachsen auf dem Land geborgen auf; ich muss ihnen nicht die Widrigkeiten der Stadt zumuten.
- Ich habe einen Feierabend, wo ich beim Sport etwas für meine Gesundheit tun kann. Die Investition in die Gesundheit ist die aller Größte im Leben.
- Bei mir gibt es abends mehr oder weniger zur gleichen Zeit einen cut, auf den ich mich schon morgens freuen darf. Ich lege meine Arbeit nieder und gehe nach Hause. Der GK-Associate rotiert dagegen 24 Stunden an 356 Tagen.
- Ich muss mir um meine Rente keine Gedanken machen. Die GK-Associates müssen erhebliche finanzielle Eigenanstrengungen unternehmen, um auf eine vergleichbare Versorgung im Alter von rund 3.500 € NETTO zu kommen. Ich kann über mein gesamtes monatliches Nettogehalt frei verfügen, ohne es für die Rente anspraren zu müssen.
- Ich habe Status: Meine Tätigkeit als Richter hat Verfassungsrang. Sie ist verfassungsrechtlich verbürgt. Der GK-Associate ist irgendein Angestellter in der sogenannten freien Wirtschaft.
- Ich genieße hohes Prestige in der breiten Gesellschaft. Die GK-Associates gehören zu einer Randgruppe, die in der breiten Gesellschaft keine große Aufmerksamkeit genießt.
- Ich muss mir wegen Corona keine Gedanken machen. Corona interessiert mich nicht. Die GK-Associates müssen sich Sorgen machen. Wenn der Staat sagt, die Wirtschaft wird runtergefahren, dann wird die Wirtschaft runtergefahren. Basta. Der Staat sorgt für seine Diener. Er ist der reichste Arbeitgeber. Er hat das Notenbankmonopol und kann Notfalls die Geldruckmaschine anwerfen, um seine Diener zu allimentieren. Am Ende gewinnt immer nur einer: Der Staat, nicht die Wirtschaft.
Als Richter-Kollege aus dem Norden kann ich Dir, was die Vorzüge der amtsrichterlichen Tätigkeit angeht, nur zustimmen. Ich bin aber immer wieder erstaunt, dass so viele Richterkollegen sich unbedingt über Großkanzlei- Anwälten profilieren oder ihre Berufswahl rechtfertigen müssen. Die Arbeit in der Großkanzlei hat sicherlich andere Vorteile. Dieser ständige Vergleich ist doch nicht nötig und sagt im Übrigen mehr über den Absender als über den Adressaten aus...
Mit diesem Beitrag wurde schon alles gesagt.
Dazu noch: Viele der obigen Aussagen sind überaus eindimensional. Ganz besonders verkennt der Beitrag aber, dass die Großkanzlei im Wesentlichen nur für Partner eine Dauerlösung ist. Viele Associates starten sogar bewusst in der GK, um nach ein paar Jahren Ausbildung auf gut bezahlte Unternehmenspositionen mit geregelter Arbeitszeit zu wechseln. Dort angekommen genießt man einige der oben genannten Vorteile.
Ein paar Jahre „Ausbildung“ :D Am besten noch im Bereich M&A bei 50-60 Stunden die Woche. Um dann in eine Rechtsabteilung zu gehen, die eh nur den Kleinkram macht, weil die wirklich kritischen Sachen wiederum an eine GK ausgelagert werden. Super.
Dir muss man leider eine sehr beschränkte Sicht auf die Thematik attestieren. Bei KMU mag es zutreffen, dass die Rechtsabteilung nur Kleinkram erledigt. Große Konzerne haben aber nicht selten über 100 Volljuristen. Sicherlich ziehen diese Unternehmen sehr regelmäßig Großkanzleien zu Rate - aber eben nur ergänzend. Dort sitzen sehr anerkannte Spezialisten. Frag mal im Markt, wie angesehen die Inhouse-Abteilungen von Bayer, Siemens und der Allianz (insbes. Allianz SE) sind.
... Bayer, Siemens, Allianz: Und schon simmer nach der GK-Zeit wieder in irgendwelchen Großstädten mit horrenden Mieten daheim. Wieder wirds nix mit dem Häuschen im Grünen, weil weder Bauplatz noch eine Bestandsimmobilie in MUC finanzierbar sind. Wie Recht dieser Amtsrichter doch hat!
05.07.2020, 12:41
(04.07.2020, 11:03)Gast schrieb:(03.07.2020, 23:09)Gast schrieb:(03.07.2020, 22:42)Gast schrieb: Ich kenne jmd. Mit 11,x (VB) im Staatsteil im Ersten und ca. 7,5 im Zweiten. Dem haben sie gesagt, dass aufgrund er aufgrund seines hervorragenden ersten Examens genommen wurde. Geht also auch unter 8.
Naja, ca. 0,5 Punkte mehr als der FS und herausragendes 1. Examen. Das ist ja schon ein Aspekt, der eine Ausnahme rechtfertigt. Anders als 7,0 im ersten. Dass auch mal 7,8 o.ä. gingen, weiß ich auch. Aber für viele ist Nds. der Anker, wenn die 7,76 in NRW nicht geknackt wurden. Und da sollte man realistisch sein, dass auch in Nds. darunter nur im Extremfall (dringender Bedarf in Kleinstkaff, wo aber nur 1-3 Leute sitzen oder eben grandioses erstes oder ausgezeichnete Diss.) geht. Irgendwelche derartigen Bsp. habe ich hier noch nie gelesen, sondern immer nur Noten deutlich unterhalb der 8.
Ich vermute, es war nicht in den letzten Monaten, oder? Das wäre kaum vorstellbar.
Wa spricht dagegen Amtsrichter im Kaff zu sein? Fänd ich grandios
Dass der Punkt ein anderer ist, sollte doch klar sein. An einem solchen Gericht mit kaum 10 Richtern ist der Bedarf äußerst gering. Die zehn sind auch nicht alle kurz vor der Pensionierung in den nächsten 10 Jahren.
Von den Leuten mit den gewünschten Noten gibt es aufgrund der Lokalität häufiger Absagen. Aber es gibt eben auch Leute mit entsprechenden Noten - ich gehöre auch dazu - die kein Problem mit kleinem Kaff haben. Nur muss man dann vielleicht mal zwei drei Durchgänge warten, bis man alle Plätze besetzt hat. Wenn mal ausnahmsweise wirklich dringender Bedarf ist und sich nicht hinreichend gute Leute gefunden haben, geht man dann für die Gegend auch mal etwas weiter runter. Dass das bei einer einstelligen Zahl zu besetzender Stellen nicht oft ist, sollte klar sein. Es besteht also kein Grund, alle Verzweifelten mit mindestens 6,5 Punkten einzuladen, die überall hingehen würden, wenn man das Problem für die nächsten Jahre geklärt hat.
Ich lese hier seit ca. einem Jahr. In der Zeit gab es mindestens 25 Posts von Leuten mit Deiner Punktzahl oder minimal besser, die unbedingt Richter werden wollen, völlig egal wo und in welchem Land, obwohl die Aussichten bei ca. 0% liegen. Tatsächlich wird es wohl deutlich mehr geben. Wenn die sich alle bewerben für die 5-6 Stellen, die vielleicht noch in den nächsten Jahren in Nds. schwierig zu besetzen sind, und sich tatsächlich unter den besseren Leuten keine Freiwilligen für norddeutsche Einsamkeit finden sollten, kann es sein, dass man in nächsten Jahren ausnahmsweise noch mal im Einzelfall jemand mit im Normalfall deutlich zu niedriger Punktzahl einlädt.
Schaut man sich die Noten in der aktuellen Bewerbersituation an, ist das aber mehr als nur unwahrscheinlich. Denn momentan hast Du schon mit knapp über 8,0 kaum Chancen überhaupt geladen zu werden (ist vielleicht auch etwas bezirksabhängig). Selbst wenn sich unter den deutlich besseren keiner oder nicht genug für das Landleben finden-und es werden ja kaum welche gebraucht- hat man dann noch viele im 8 Punkte Bereich. Wie gesagt, es geht um eine einstellige Zahl von Stellen.
05.07.2020, 12:48
(05.07.2020, 12:19)Gast schrieb:(05.07.2020, 10:58)Gast schrieb:Die eierlegende Wollmilchsau gibt es eben nicht.(05.07.2020, 09:34)Gast schrieb: Wie läuft denn das mit GK und Kind?
Was soll da laufen? :D Die meisten (v.a. Frauen) gehen dann doch letztlich in die Justiz. Und Partnerinnen kommunizieren offen, dass beides nicht (vernünftig) geht. Dass es irgendwie machbar ist, ist klar. Aber zu welchem Preis...
Unabhängig davon sollte aber nicht immer allgemein das Kriterium Kinder als entscheidend angeführt werden. Ich als Frau habe und will keine Kinder. Das heißt aber nicht im Umkehrschluss, dass ich nichts mit meiner Zeit anzufangen wüsste und daher in einer GK arbeiten will. Darum bin ich von dort ziemlich schnell wieder gegangen. Das ist letztlich eine Typfrage. Aber immer zu unterstellen, dass ein kinderfreies Leben einsam oder unglücklich sei, ist dumm und anmaßend, gleichgültig, ob es sich auf Männer oder Frauen bezieht.
Viele Männer wollen Kinder auch primär, weil das Umfeld welche hat und man dort üblicherweise das Konzept Familie lebt. Aber die Herren sind schon ganz froh, dass sie im Alltag nicht so viel damit zu tun haben. Auch jeder GKler kann länger als einen Monat Elternzeit nehmen oder Teilzeit gehen, auch wenn der Chef natürlich nicht jubelt. Da wird aber immer behauptet, es ginge nicht oder man sei als A oder SA unverzichtbar. Das zeigt schon deutlich, dass sich der Wunsch der Beteiligung in Grenzen hält.
Der Feminismus hat viel verändert, nur eben die Frauen nicht :D
05.07.2020, 13:03
(05.07.2020, 12:41)Gast schrieb:1. Das Problem des teuren Eigenheims haben sehr viele Richter genauso. Es gibt eben nicht nur Amtsrichter in Kleinstädten...(05.07.2020, 12:15)Gast schrieb:(05.07.2020, 08:50)Gast schrieb:(05.07.2020, 00:08)Gast schrieb:(04.07.2020, 14:36)Richter-SH schrieb: Als Richter-Kollege aus dem Norden kann ich Dir, was die Vorzüge der amtsrichterlichen Tätigkeit angeht, nur zustimmen. Ich bin aber immer wieder erstaunt, dass so viele Richterkollegen sich unbedingt über Großkanzlei- Anwälten profilieren oder ihre Berufswahl rechtfertigen müssen. Die Arbeit in der Großkanzlei hat sicherlich andere Vorteile. Dieser ständige Vergleich ist doch nicht nötig und sagt im Übrigen mehr über den Absender als über den Adressaten aus...
Mit diesem Beitrag wurde schon alles gesagt.
Dazu noch: Viele der obigen Aussagen sind überaus eindimensional. Ganz besonders verkennt der Beitrag aber, dass die Großkanzlei im Wesentlichen nur für Partner eine Dauerlösung ist. Viele Associates starten sogar bewusst in der GK, um nach ein paar Jahren Ausbildung auf gut bezahlte Unternehmenspositionen mit geregelter Arbeitszeit zu wechseln. Dort angekommen genießt man einige der oben genannten Vorteile.
Ein paar Jahre „Ausbildung“ :D Am besten noch im Bereich M&A bei 50-60 Stunden die Woche. Um dann in eine Rechtsabteilung zu gehen, die eh nur den Kleinkram macht, weil die wirklich kritischen Sachen wiederum an eine GK ausgelagert werden. Super.
Dir muss man leider eine sehr beschränkte Sicht auf die Thematik attestieren. Bei KMU mag es zutreffen, dass die Rechtsabteilung nur Kleinkram erledigt. Große Konzerne haben aber nicht selten über 100 Volljuristen. Sicherlich ziehen diese Unternehmen sehr regelmäßig Großkanzleien zu Rate - aber eben nur ergänzend. Dort sitzen sehr anerkannte Spezialisten. Frag mal im Markt, wie angesehen die Inhouse-Abteilungen von Bayer, Siemens und der Allianz (insbes. Allianz SE) sind.
... Bayer, Siemens, Allianz: Und schon simmer nach der GK-Zeit wieder in irgendwelchen Großstädten mit horrenden Mieten daheim. Wieder wirds nix mit dem Häuschen im Grünen, weil weder Bauplatz noch eine Bestandsimmobilie in MUC finanzierbar sind. Wie Recht dieser Amtsrichter doch hat!
2. Also Leverkusen und Umgebung wird schon irgendwo ein passendes Häuschen haben. Wenn man bei der Allianz arbeitet, dann wohnt man eben im Münchener Speckgürtel und pendelt. Bei den Arbeitszeiten ist das doch kein Problem. Das machen doch etliche andere Menschen auch, die weit weniger Einkommen haben als ein Senior Legal Counsel eines DAX-Konzerns. Man kann sich aber auch wirklich anstellen.
Außerdem gibt es nicht wenige Menschen, die gerne in Großstädten (oder jedenfalls in der Umgebung) oder mittleren Städten leben möchten. Wenn man sich den Bevölkerungszuwachs der Städte als Trend der letzten Jahre vergegenwärtigt, trifft das wohl eher auf die Mehrheit denn die Minderheit zu.
3. Offenbar ist kein Argument zu abgedroschen, um es gegen die These, dass es auch außerhalb der Justiz sehr erstrebenswerte Positionen gibt, in Stellung zu bringen.
06.07.2020, 20:58
Eigentlich dachte ich immer, es wäre relativ clever, 2-3 Jahre in die GK zu gehen und dann in die Justiz. Schon, um es nicht ewig zu bereuen, es nicht zumindest mal ausprobiert zu haben. Aber auch in punkto Immobilienfinanzierung: Ein schönes Eigenkapitalpolster (und sei es nicht für die Immobilie, sondern für die Familiengründung) ansparen und dann die guten Staatsdienstkonditionen beim Kredit mitnehmen. Oder einfach sparen als Selbstzweck/Sicherheit...
In der GK, in der ich war, haben aber viele Associates über die hohen Immobilienpreise gejammert. Und es gibt doch mehr Leute, die schon ihrer angestammten Lebensverhältnisse wegen für den Wechsel in die Justiz nicht in die Kleinstadt umziehen wollen. Und Pendeln bei den Arbeitszeiten ?
Dann bin ich mir auch nicht mehr so sicher, wie viele das mit dem Ansparen in der GK eigentlich praktizieren, wieviel man da eigentlich "rausholen" kann und ob man mit der richtigen Einstellung nicht auch das gleiche in der Justiz realisieren kann. Ein Freund ist seit 2 Jahren Associate auf 120k, spart aber "nur 1000 Euro im Monat. Ein anderer, seit 2 Jahren Richter (keine Vorerfahrungszeiten) in der Kleinstadt, spart den gleichen Betrag im Monat. Beide mit 2ZKB.
In der GK, in der ich war, haben aber viele Associates über die hohen Immobilienpreise gejammert. Und es gibt doch mehr Leute, die schon ihrer angestammten Lebensverhältnisse wegen für den Wechsel in die Justiz nicht in die Kleinstadt umziehen wollen. Und Pendeln bei den Arbeitszeiten ?
Dann bin ich mir auch nicht mehr so sicher, wie viele das mit dem Ansparen in der GK eigentlich praktizieren, wieviel man da eigentlich "rausholen" kann und ob man mit der richtigen Einstellung nicht auch das gleiche in der Justiz realisieren kann. Ein Freund ist seit 2 Jahren Associate auf 120k, spart aber "nur 1000 Euro im Monat. Ein anderer, seit 2 Jahren Richter (keine Vorerfahrungszeiten) in der Kleinstadt, spart den gleichen Betrag im Monat. Beide mit 2ZKB.