05.04.2020, 17:01
05.04.2020, 20:08
(05.04.2020, 17:01)Exit BW schrieb:(05.04.2020, 16:32)RiHH schrieb: Sorry, die Ironie deiner Beiträge hat sich mir tatsächlich nicht erschlossen
War aber in der Tat sau lustig auf die falsche Norm zu verweisen :P
Falsche Norm? Red keinen Stuss.
Jetzt seid mal lieb zueinander. Das kann man ja nicht mit ansehen! :-)
07.04.2020, 11:40
Ist wirklich ein interessanter Austausch hier. Und die meisten kennen ja die Vor- und Nachteile der Justiz.
Beim Lesen hier ist mir aufgefallen, dass die meisten Proberichter (sie werden anscheinend Assessoren genannt? Wieso nicht Proberichter?) vor allem damit hadern, dass die Dezernate von den vielen Klagen erdrückt werden und für den Einzelfall zu wenig Zeit verbleibt. Auf der anderen Seite wurde die Arbeitszeit hier ich glaube von niemandem übermäßig kritisiert (obwohl Umfragen vom DRB ergeben, dass die Richter/innen den zeitlichen Aufwand mehrheitlich beklagen); z.T. ist von knapp 45 Stunden die Rede und dass die WisMits in Großkanzleien mehr arbeiten würden.
Ich kann verstehen, dass man nicht damit zufrieden ist, wenn man den Klägern, für die man zuständig ist, erst recht spät einen Termin geben kann und dann für den Einzelfall auch nicht besonders viel Zeit hat. Aber: Ist es so gar nicht möglich, zu diesem Umstand auch eine innere Distanz zu schaffen? Überlastete Dezernate sind ja in erster Linie eine Folge davon, dass der Staat über viele Jahre extrem gespart und Planstellen gestrichen hat. Der einzelne Richter ist dafür ja nicht verantwortlich und das wissen die Parteien in der Regel ja auch. Im Übrigen gibt es wohl auch viele Gerichte, bei denen der Befund so nicht zutrifft, etwa bei meiner Zivilstation - ein Amtsgericht - haben die Parteien oft schon kurzer Zeit einen zügigen Termin bekommen.
Klar, Geld verdient man in der Wirtschaft deutlich mehr. Aber man muss die Möglichkeit Justiz ja auch mit den Alternativen abwägen. Als Syndikus mögen Geld und Arbeitsbelastung noch einigermaßen zusammenfinden, aber in Großkanzleien wird im Durchschnitt sicherlich mehr gearbeitet als in der Justiz und das Leben dort ist auch nicht unbedingt abwechslungsreicher. In mittelständischen Kanzleien ist es wohl sehr unterschiedlich, aber dort steht man jedenfalls unter dem ständigen Druck, Umsätze und Mandate generieren/akquirieren zu müssen und man hat es in einigen Kanzleien auch mit unangenehmen Mandanten zu tun. Das ist bestimmt auch nicht immer nur ein Vergnügen.
Beim Lesen hier ist mir aufgefallen, dass die meisten Proberichter (sie werden anscheinend Assessoren genannt? Wieso nicht Proberichter?) vor allem damit hadern, dass die Dezernate von den vielen Klagen erdrückt werden und für den Einzelfall zu wenig Zeit verbleibt. Auf der anderen Seite wurde die Arbeitszeit hier ich glaube von niemandem übermäßig kritisiert (obwohl Umfragen vom DRB ergeben, dass die Richter/innen den zeitlichen Aufwand mehrheitlich beklagen); z.T. ist von knapp 45 Stunden die Rede und dass die WisMits in Großkanzleien mehr arbeiten würden.
Ich kann verstehen, dass man nicht damit zufrieden ist, wenn man den Klägern, für die man zuständig ist, erst recht spät einen Termin geben kann und dann für den Einzelfall auch nicht besonders viel Zeit hat. Aber: Ist es so gar nicht möglich, zu diesem Umstand auch eine innere Distanz zu schaffen? Überlastete Dezernate sind ja in erster Linie eine Folge davon, dass der Staat über viele Jahre extrem gespart und Planstellen gestrichen hat. Der einzelne Richter ist dafür ja nicht verantwortlich und das wissen die Parteien in der Regel ja auch. Im Übrigen gibt es wohl auch viele Gerichte, bei denen der Befund so nicht zutrifft, etwa bei meiner Zivilstation - ein Amtsgericht - haben die Parteien oft schon kurzer Zeit einen zügigen Termin bekommen.
Klar, Geld verdient man in der Wirtschaft deutlich mehr. Aber man muss die Möglichkeit Justiz ja auch mit den Alternativen abwägen. Als Syndikus mögen Geld und Arbeitsbelastung noch einigermaßen zusammenfinden, aber in Großkanzleien wird im Durchschnitt sicherlich mehr gearbeitet als in der Justiz und das Leben dort ist auch nicht unbedingt abwechslungsreicher. In mittelständischen Kanzleien ist es wohl sehr unterschiedlich, aber dort steht man jedenfalls unter dem ständigen Druck, Umsätze und Mandate generieren/akquirieren zu müssen und man hat es in einigen Kanzleien auch mit unangenehmen Mandanten zu tun. Das ist bestimmt auch nicht immer nur ein Vergnügen.
07.04.2020, 11:45
Man kann sich natürlich auch einen jurafernen Beruf suchen. Dann hat man diese ganzen Nachteile der juristischen Berufe nicht. Und mehr als 2000 netto kriegt man ohne die richtigen Noten und als Berufseinsteiger eh nicht. Das kann man auch als Sekretärin oder Sachbearbeiter haben, mit viel weniger Verantwortung.
07.04.2020, 12:11
(07.04.2020, 11:45)Gast schrieb: Man kann sich natürlich auch einen jurafernen Beruf suchen. Dann hat man diese ganzen Nachteile der juristischen Berufe nicht. Und mehr als 2000 netto kriegt man ohne die richtigen Noten und als Berufseinsteiger eh nicht. Das kann man auch als Sekretärin oder Sachbearbeiter haben, mit viel weniger Verantwortung.
Was sind denn die „richtigen Noten“ für mehr als 2000 netto?
07.04.2020, 13:52
Es geht halt nicht nur ums Geld. Und soweit es darum geht, jedenfalls nicht nur ums Einstiegsgehalt.
Und eine Sekretärin kann denke ich auch deutlich unter 2k netto kriegen.
Und eine Sekretärin kann denke ich auch deutlich unter 2k netto kriegen.
07.04.2020, 13:57
(07.04.2020, 11:40)Gast schrieb: Ist wirklich ein interessanter Austausch hier. Und die meisten kennen ja die Vor- und Nachteile der Justiz.
Beim Lesen hier ist mir aufgefallen, dass die meisten Proberichter (sie werden anscheinend Assessoren genannt? Wieso nicht Proberichter?) vor allem damit hadern, dass die Dezernate von den vielen Klagen erdrückt werden und für den Einzelfall zu wenig Zeit verbleibt. Auf der anderen Seite wurde die Arbeitszeit hier ich glaube von niemandem übermäßig kritisiert (obwohl Umfragen vom DRB ergeben, dass die Richter/innen den zeitlichen Aufwand mehrheitlich beklagen); z.T. ist von knapp 45 Stunden die Rede und dass die WisMits in Großkanzleien mehr arbeiten würden.
Ich kann verstehen, dass man nicht damit zufrieden ist, wenn man den Klägern, für die man zuständig ist, erst recht spät einen Termin geben kann und dann für den Einzelfall auch nicht besonders viel Zeit hat. Aber: Ist es so gar nicht möglich, zu diesem Umstand auch eine innere Distanz zu schaffen? Überlastete Dezernate sind ja in erster Linie eine Folge davon, dass der Staat über viele Jahre extrem gespart und Planstellen gestrichen hat. Der einzelne Richter ist dafür ja nicht verantwortlich und das wissen die Parteien in der Regel ja auch. Im Übrigen gibt es wohl auch viele Gerichte, bei denen der Befund so nicht zutrifft, etwa bei meiner Zivilstation - ein Amtsgericht - haben die Parteien oft schon kurzer Zeit einen zügigen Termin bekommen.
Klar, Geld verdient man in der Wirtschaft deutlich mehr. Aber man muss die Möglichkeit Justiz ja auch mit den Alternativen abwägen. Als Syndikus mögen Geld und Arbeitsbelastung noch einigermaßen zusammenfinden, aber in Großkanzleien wird im Durchschnitt sicherlich mehr gearbeitet als in der Justiz und das Leben dort ist auch nicht unbedingt abwechslungsreicher. In mittelständischen Kanzleien ist es wohl sehr unterschiedlich, aber dort steht man jedenfalls unter dem ständigen Druck, Umsätze und Mandate generieren/akquirieren zu müssen und man hat es in einigen Kanzleien auch mit unangenehmen Mandanten zu tun. Das ist bestimmt auch nicht immer nur ein Vergnügen.
Eine innere Distanz hierzu zu finden ist mE schwierig. Aus meiner Sicht ist das ein Kampf gegen Windmühlen, man hat nie das Gefühl, fertig zu werden.
Klar liegt es daran, dass sich die Politik hier kaputt gespart hat. Ist die Frage, ob einem diese Einsicht bei der täglichen Arbeit weiterhilft...
07.04.2020, 14:00
So klar ist das m.E. nicht. Bei Siemens kriegt man über 100k Einstiegsgehalt, z.B. bei Versicherungen, Banken und auch bei den Autobauern aber erheblich (!) weniger. R1 dürfte ja schon mindestens 60.000 Euro eines Angestelltenbruttos entsprechen!?
07.04.2020, 14:21
(07.04.2020, 13:57)Exit BW schrieb:(07.04.2020, 11:40)Gast schrieb: Ist wirklich ein interessanter Austausch hier. Und die meisten kennen ja die Vor- und Nachteile der Justiz.
Beim Lesen hier ist mir aufgefallen, dass die meisten Proberichter (sie werden anscheinend Assessoren genannt? Wieso nicht Proberichter?) vor allem damit hadern, dass die Dezernate von den vielen Klagen erdrückt werden und für den Einzelfall zu wenig Zeit verbleibt. Auf der anderen Seite wurde die Arbeitszeit hier ich glaube von niemandem übermäßig kritisiert (obwohl Umfragen vom DRB ergeben, dass die Richter/innen den zeitlichen Aufwand mehrheitlich beklagen); z.T. ist von knapp 45 Stunden die Rede und dass die WisMits in Großkanzleien mehr arbeiten würden.
Ich kann verstehen, dass man nicht damit zufrieden ist, wenn man den Klägern, für die man zuständig ist, erst recht spät einen Termin geben kann und dann für den Einzelfall auch nicht besonders viel Zeit hat. Aber: Ist es so gar nicht möglich, zu diesem Umstand auch eine innere Distanz zu schaffen? Überlastete Dezernate sind ja in erster Linie eine Folge davon, dass der Staat über viele Jahre extrem gespart und Planstellen gestrichen hat. Der einzelne Richter ist dafür ja nicht verantwortlich und das wissen die Parteien in der Regel ja auch. Im Übrigen gibt es wohl auch viele Gerichte, bei denen der Befund so nicht zutrifft, etwa bei meiner Zivilstation - ein Amtsgericht - haben die Parteien oft schon kurzer Zeit einen zügigen Termin bekommen.
Klar, Geld verdient man in der Wirtschaft deutlich mehr. Aber man muss die Möglichkeit Justiz ja auch mit den Alternativen abwägen. Als Syndikus mögen Geld und Arbeitsbelastung noch einigermaßen zusammenfinden, aber in Großkanzleien wird im Durchschnitt sicherlich mehr gearbeitet als in der Justiz und das Leben dort ist auch nicht unbedingt abwechslungsreicher. In mittelständischen Kanzleien ist es wohl sehr unterschiedlich, aber dort steht man jedenfalls unter dem ständigen Druck, Umsätze und Mandate generieren/akquirieren zu müssen und man hat es in einigen Kanzleien auch mit unangenehmen Mandanten zu tun. Das ist bestimmt auch nicht immer nur ein Vergnügen.
Eine innere Distanz hierzu zu finden ist mE schwierig. Aus meiner Sicht ist das ein Kampf gegen Windmühlen, man hat nie das Gefühl, fertig zu werden.
Klar liegt es daran, dass sich die Politik hier kaputt gespart hat. Ist die Frage, ob einem diese Einsicht bei der täglichen Arbeit weiterhilft...
Sehe ich ganz anders. Ich habe eine entsprechende innere Distanz vom ersten Tag an aufgebaut und fahre persönlich auch sehr gut damit. Das hat auch nichts damit zu tun, dass es an Einsatz oder "Respekt" für den Rechtsstaat mangeln würde, im Gegenteil. Die Selbstorganisation des eigenen Tagesablaufs und der eigenen Arbeit ist nun mal ein ganz wesentlicher Bestandteil der richterlichen Unabhängigkeit. Wer damit Problem hat, weil er sich entweder nicht organisieren oder sich kein Ende setzen kann, der wird ganz erhebliche Schwierigkeiten bekommen.
07.04.2020, 14:47
(07.04.2020, 13:57)Exit BW schrieb:(07.04.2020, 11:40)Gast schrieb: Ist wirklich ein interessanter Austausch hier. Und die meisten kennen ja die Vor- und Nachteile der Justiz.
Beim Lesen hier ist mir aufgefallen, dass die meisten Proberichter (sie werden anscheinend Assessoren genannt? Wieso nicht Proberichter?) vor allem damit hadern, dass die Dezernate von den vielen Klagen erdrückt werden und für den Einzelfall zu wenig Zeit verbleibt. Auf der anderen Seite wurde die Arbeitszeit hier ich glaube von niemandem übermäßig kritisiert (obwohl Umfragen vom DRB ergeben, dass die Richter/innen den zeitlichen Aufwand mehrheitlich beklagen); z.T. ist von knapp 45 Stunden die Rede und dass die WisMits in Großkanzleien mehr arbeiten würden.
Ich kann verstehen, dass man nicht damit zufrieden ist, wenn man den Klägern, für die man zuständig ist, erst recht spät einen Termin geben kann und dann für den Einzelfall auch nicht besonders viel Zeit hat. Aber: Ist es so gar nicht möglich, zu diesem Umstand auch eine innere Distanz zu schaffen? Überlastete Dezernate sind ja in erster Linie eine Folge davon, dass der Staat über viele Jahre extrem gespart und Planstellen gestrichen hat. Der einzelne Richter ist dafür ja nicht verantwortlich und das wissen die Parteien in der Regel ja auch. Im Übrigen gibt es wohl auch viele Gerichte, bei denen der Befund so nicht zutrifft, etwa bei meiner Zivilstation - ein Amtsgericht - haben die Parteien oft schon kurzer Zeit einen zügigen Termin bekommen.
Klar, Geld verdient man in der Wirtschaft deutlich mehr. Aber man muss die Möglichkeit Justiz ja auch mit den Alternativen abwägen. Als Syndikus mögen Geld und Arbeitsbelastung noch einigermaßen zusammenfinden, aber in Großkanzleien wird im Durchschnitt sicherlich mehr gearbeitet als in der Justiz und das Leben dort ist auch nicht unbedingt abwechslungsreicher. In mittelständischen Kanzleien ist es wohl sehr unterschiedlich, aber dort steht man jedenfalls unter dem ständigen Druck, Umsätze und Mandate generieren/akquirieren zu müssen und man hat es in einigen Kanzleien auch mit unangenehmen Mandanten zu tun. Das ist bestimmt auch nicht immer nur ein Vergnügen.
Eine innere Distanz hierzu zu finden ist mE schwierig. Aus meiner Sicht ist das ein Kampf gegen Windmühlen, man hat nie das Gefühl, fertig zu werden.
Klar liegt es daran, dass sich die Politik hier kaputt gespart hat. Ist die Frage, ob einem diese Einsicht bei der täglichen Arbeit weiterhilft...
Weil in der Zeit, in der man zwei Verfahren erlegt, fünf neue hinzugekommen sind - der Stapel also immer weiter wächst oder bestenfalls gleich hoch bleibt? Falls ja: Ich kann mir schon vorstellen, dass das mental belastet. Als Anwalt kann man immerhin sagen: Ich nehme nichts mehr an, ich habe schon zu viele Sache in der Pipeline. Andererseits hatte ich die Hoffnung, dass man mit diesem Stapel auch irgendwann zu recht kommt - solange man das übliche Pensum schafft, und nicht den Anspruch haben muss, das Dezernat völlig clean zu übergeben (auch wenn man es natürlich auch nicht völlig absaufen lassen möchte...).