31.03.2020, 18:52
(31.03.2020, 18:34)Gast schrieb:(31.03.2020, 17:25)Gast schrieb:(31.03.2020, 16:21)Gast123 schrieb: Ja, der Job macht Spaß. Überlastet bin ich auch nicht.
Manchmal ist es einfach so, dass der Job für den ein oder anderen nichts ist. Da ist auch überhaupt nichts dran. Einfacher ist natürlich dann immer auf die Umstände zu schimpfen, als sich sein eigenes "Scheitern" einzugestehen.
Die Zustände negieren ist aber auch kein Weg.
Mit dem Verweis auf das persönliche Versagen werden Kritiker innerhalb der Justiz zum Schweigen gebracht. Eine Proberichter-Kollegin von mir wandte sich an die Präsidentin und sagte ihr ganz offen, dass der Arbeitsaufwand bisschen hoch sei und genau das wurde ihr entgegnet: sie solle sich fragen, ob sie geeignet sei für den Beruf des Richters. Berechtigte Kritik wird in persönliches Versagen umetikettiert, so dass ja niemand die Zustände an vielen! Gerichten hier in Deutschland anprangert. Wenn ein Richter kein Privatleben haben darf und darüber hinaus skrupellos Akten schnellstmöglich wegarbeiten soll, jap, dann bin ich nicht geeignet und ja, ich will auch gar nicht geeignet sein! Und wer weiterhin daran zweifelt, dass hier in Deutschland in Sachen Justiz echt enormer Verbesserungsbedarf besteht, der darf sich gerne mal die MDR Dokumentation "Justiz in Not-Deutschlands Richter am Limit" anschauen...Die in dieser Doku zu Wort kommenden Richter sind ganz und gar nicht "persönlich gescheitert" und nicht geeignet, sondern haben wenigstens die Courage offen über Mängel zu sprechen....was ich nach meiner Erfahrung nach noch nicht "verplanten" Proberichtern ganz und gar nicht empfehlen kann.
Stimme dir voll zu. Mein Abgang wurde auch so etikettiert, nach dem Motto "da muss man eben durch". Diese Grundhaltung vieler Richter ist aber wahrscheinlich auch nur ein Produkt der eigenen Frustration. Neben der Doku kann ich auch noch das hier empfehlen:
https://www.heise.de/tp/features/Es-geht...66876.html
31.03.2020, 19:20
1. Es hängen wirklich sehr, sehr wenige, viel weniger als jeder Anwaltskanzlei, den Job an den Nagel.
2. Es kommt - wie in jedem anderen Job - einfach nicht gut an, wenn man sich als Frischling zu viel beschwert. Das nennt man wirkliches Leben.
3. Im wirklichen Leben hat derjenige, der die gesamte Justiz bezahlt, der Steuerzahler, auch wenig Verständnis dafür, wenn jeder Richter sich im Umfang einer Dissertationsschrift in Akten mit Streitwert unter 600 Euro kümmert.
Und nochmal: Es ist überhaupt nicht schlimm, wenn der Beruf nichts ist. Es ist gibt viele tolle andere Berufe, in denen womöglich sogar mehr gezahlt wird ;)
2. Es kommt - wie in jedem anderen Job - einfach nicht gut an, wenn man sich als Frischling zu viel beschwert. Das nennt man wirkliches Leben.
3. Im wirklichen Leben hat derjenige, der die gesamte Justiz bezahlt, der Steuerzahler, auch wenig Verständnis dafür, wenn jeder Richter sich im Umfang einer Dissertationsschrift in Akten mit Streitwert unter 600 Euro kümmert.
Und nochmal: Es ist überhaupt nicht schlimm, wenn der Beruf nichts ist. Es ist gibt viele tolle andere Berufe, in denen womöglich sogar mehr gezahlt wird ;)
31.03.2020, 19:28
Vielleicht können wir uns drauf einigen, dass die Wahrheit in der Mitte liegt.
Auf die Meinung der Proberichter wird nichts gegeben, diese anfangs auch nicht hinreichend (systematisch) betreut. Für viele ist der Job aber auch einfach nichts, weil man eben entscheiden muss und nicht rumwursteln.
Auf die Meinung der Proberichter wird nichts gegeben, diese anfangs auch nicht hinreichend (systematisch) betreut. Für viele ist der Job aber auch einfach nichts, weil man eben entscheiden muss und nicht rumwursteln.
31.03.2020, 19:28
(31.03.2020, 19:20)Gast123 schrieb: 1. Es hängen wirklich sehr, sehr wenige, viel weniger als jeder Anwaltskanzlei, den Job an den Nagel.
2. Es kommt - wie in jedem anderen Job - einfach nicht gut an, wenn man sich als Frischling zu viel beschwert. Das nennt man wirkliches Leben.
3. Im wirklichen Leben hat derjenige, der die gesamte Justiz bezahlt, der Steuerzahler, auch wenig Verständnis dafür, wenn jeder Richter sich im Umfang einer Dissertationsschrift in Akten mit Streitwert unter 600 Euro kümmert.
Und nochmal: Es ist überhaupt nicht schlimm, wenn der Beruf nichts ist. Es ist gibt viele tolle andere Berufe, in denen womöglich sogar mehr gezahlt wird ;)
Der Steuerzahler ist insbesondere auch derjenige der 800€ Einkommen hat und bspw. von seinem alten Vermieter die Auszahlung seiner Kaution haben möchte.
Und gerade dieser kleine Steuerzahler hat genauso wie der große Steuerzahler ein hehres Interesse daran, dass das Recht für alle gleich ist.
31.03.2020, 19:44
Abseits von Sonntagsreden ist es nunmal so, dass es in der ZPO einen Berufungsstreitwert gibt und im Rahmen von PKH nur RVG-Gebühren erstattet werden.
Im Übrigen heißt "zügig erledigen" mitnichten "ungerecht erledigen".
Im Übrigen heißt "zügig erledigen" mitnichten "ungerecht erledigen".
31.03.2020, 20:34
(31.03.2020, 19:44)Gast123 schrieb: Abseits von Sonntagsreden ist es nunmal so, dass es in der ZPO einen Berufungsstreitwert gibt und im Rahmen von PKH nur RVG-Gebühren erstattet werden.
Im Übrigen heißt "zügig erledigen" mitnichten "ungerecht erledigen".
Na ja, auf hoher See und vor Gericht ist man in Gottes Hand. Ich habe schon einige ungerechte Urteile gesehen, ebenso wie zwei gerechte. Die Bilanz der ungerechten Urteile überwiegt für mich aber bisher.
Dazu muss man sich dann Sprüche anhören wie das Leben ist eben nicht gerecht...
Wenn die Richter so viel zu tun haben, dann sollen sie halt die Anzahl der Richter aufstocken. Und zwar mit den Leuten "mit Richterbefähigung", die mit 2 x ausreichend beim Arbeitsamt rumhängen. Das wäre mal ausgleichende Gerechtigkeit.
31.03.2020, 20:37
(31.03.2020, 19:44)Gast123 schrieb: Abseits von Sonntagsreden ist es nunmal so, dass es in der ZPO einen Berufungsstreitwert gibt und im Rahmen von PKH nur RVG-Gebühren erstattet werden.
Im Übrigen heißt "zügig erledigen" mitnichten "ungerecht erledigen".
Mein Eindruck am LG war, dass die meisten Richter extrem frustriert waren. Auch unser damaliger AG Leiter hat auf die Frage, ob er den Richterjob empfehlen könne, klar abgeraten. Es ist mitnichten das "Versagen" des einzelnen ProbeRi. Hier liegt ein Systemfehler vor.
31.03.2020, 20:38
gerecht und ungerecht sind auch keine Kategorien des BGB. Vllt mal Jura studieren bevor man hier urteilt?
31.03.2020, 20:38
(31.03.2020, 20:34)Gast schrieb:(31.03.2020, 19:44)Gast123 schrieb: Abseits von Sonntagsreden ist es nunmal so, dass es in der ZPO einen Berufungsstreitwert gibt und im Rahmen von PKH nur RVG-Gebühren erstattet werden.
Im Übrigen heißt "zügig erledigen" mitnichten "ungerecht erledigen".
Na ja, auf hoher See und vor Gericht ist man in Gottes Hand. Ich habe schon einige ungerechte Urteile gesehen, ebenso wie zwei gerechte. Die Bilanz der ungerechten Urteile überwiegt für mich aber bisher.
Dazu muss man sich dann Sprüche anhören wie das Leben ist eben nicht gerecht...
Wenn die Richter so viel zu tun haben, dann sollen sie halt die Anzahl der Richter aufstocken. Und zwar mit den Leuten "mit Richterbefähigung", die mit 2 x ausreichend beim Arbeitsamt rumhängen. Das wäre mal ausgleichende Gerechtigkeit.
Du hast jetzt nicht ernsthaft diesen abgedroschenen "auf hoher See"-Spruch gebracht...
31.03.2020, 22:00
(31.03.2020, 20:37)Gast schrieb:(31.03.2020, 19:44)Gast123 schrieb: Abseits von Sonntagsreden ist es nunmal so, dass es in der ZPO einen Berufungsstreitwert gibt und im Rahmen von PKH nur RVG-Gebühren erstattet werden.
Im Übrigen heißt "zügig erledigen" mitnichten "ungerecht erledigen".
Mein Eindruck am LG war, dass die meisten Richter extrem frustriert waren. Auch unser damaliger AG Leiter hat auf die Frage, ob er den Richterjob empfehlen könne, klar abgeraten. Es ist mitnichten das "Versagen" des einzelnen ProbeRi. Hier liegt ein Systemfehler vor.
Dieser Eindruck lässt sich mit Sicherheit durch unzählige Assessoren belegen, die den Beruf alsbald wieder aufgeben. Nicht? Hmm..