06.09.2013, 11:26
Hallo,
da man über die Anwaltsstation und das Problem des "Abtauchens" immer wieder liest wollte ich mich mal bei euch erkundigen wie eure Erfahrungen sind.
Ich wollte mich jetzt bei einer Kanzlei bewerben die in der Ausschreibung eine Arbeitszeit von 2-3 Tagen in der Woche angegeben hat. Mir erschien das recht viel, wenn man bedenkt, dass man ja auch noch AG´en und Klausrenkurse hat.
Wie viele Tage arbeitet ihr denn in der Kanzlei bzw habt ihr schon mal grobe Vorgaben gehört was empfehlenswert wäre um Kanzlei und lernen gut unter einen Hut zu bekommen?
da man über die Anwaltsstation und das Problem des "Abtauchens" immer wieder liest wollte ich mich mal bei euch erkundigen wie eure Erfahrungen sind.
Ich wollte mich jetzt bei einer Kanzlei bewerben die in der Ausschreibung eine Arbeitszeit von 2-3 Tagen in der Woche angegeben hat. Mir erschien das recht viel, wenn man bedenkt, dass man ja auch noch AG´en und Klausrenkurse hat.
Wie viele Tage arbeitet ihr denn in der Kanzlei bzw habt ihr schon mal grobe Vorgaben gehört was empfehlenswert wäre um Kanzlei und lernen gut unter einen Hut zu bekommen?
06.09.2013, 13:40
Ich habe mit meinem Anwalt vereinbart, dass Anfang der Woche - nach Terminabsprache - in die Kanzlei komme, meine bearbeiteten Akten abgebe (und mit ihm bespreche) und neue Akten mitnehme, für deren Bearbeitung ich dann wieder ca. 1 Woche Zeit habe. Ich bin also nicht dauerhaft in der Kanzlei anwesend und habe freie Zeiteinteilung, was ich ganz gut finde.
Grundsätzlich spricht auch nichts dagegen, 2-3 Tage die Woche beim Anwalt zu verbringen. Das machen andere AG-Kollegen von mir auch so. Ich halte es dann aber für wichtig, mit dem Anwalt klar zu vereinbaren, dass man ab zB dem 3. Monat vor den Klausuren die Station faktisch beendet und tauchen kann. Denn 2-3 Tage neben der intensiven Examensvorbereitung sind meiner Meinung nach nicht drin...
Grundsätzlich spricht auch nichts dagegen, 2-3 Tage die Woche beim Anwalt zu verbringen. Das machen andere AG-Kollegen von mir auch so. Ich halte es dann aber für wichtig, mit dem Anwalt klar zu vereinbaren, dass man ab zB dem 3. Monat vor den Klausuren die Station faktisch beendet und tauchen kann. Denn 2-3 Tage neben der intensiven Examensvorbereitung sind meiner Meinung nach nicht drin...
06.09.2013, 14:27
ich kann nur mit dem Kopf schütteln wenn ich sowas lese.
90% aller juristen werden anwälte oder derartiges.
lediglich 10 % landen in irgendwelchen gerichten, großkanzleien oder bei der staatsanwaltschaft.
aber 95% der referendare und studenten lernen wie bekloppt für klausuren auf die sie relativ wenig einfluss haben und in denen mindestens 40% glück darüber entscheidet welches ergebnis man erzielt, anstatt ihre zeit in aktives netzwerken zu stecken und auf einer RICHTIGEN arbeit zu zeigen, dass man ein potentieller und wertvoller arbeitnehmer ist.
dann stehen sie die superexamenstaucher mit ihrem 6,4 examen in der hand vor dem arbeitsmarkt, kennen keinen einzigen menschen und haben nicht die geringste ahnung wie man eine wiedervorlage anlegt, einen gerichtstermin vorbereitet oder einen mandanten anruft. aber sie haben dafür jede menge pflichtarbeiten abgegeben. hey, darauf kommt es sicherlich an später ;)
viel glück mit dieser kopf in den sand taktik.
90% aller juristen werden anwälte oder derartiges.
lediglich 10 % landen in irgendwelchen gerichten, großkanzleien oder bei der staatsanwaltschaft.
aber 95% der referendare und studenten lernen wie bekloppt für klausuren auf die sie relativ wenig einfluss haben und in denen mindestens 40% glück darüber entscheidet welches ergebnis man erzielt, anstatt ihre zeit in aktives netzwerken zu stecken und auf einer RICHTIGEN arbeit zu zeigen, dass man ein potentieller und wertvoller arbeitnehmer ist.
dann stehen sie die superexamenstaucher mit ihrem 6,4 examen in der hand vor dem arbeitsmarkt, kennen keinen einzigen menschen und haben nicht die geringste ahnung wie man eine wiedervorlage anlegt, einen gerichtstermin vorbereitet oder einen mandanten anruft. aber sie haben dafür jede menge pflichtarbeiten abgegeben. hey, darauf kommt es sicherlich an später ;)
viel glück mit dieser kopf in den sand taktik.
06.09.2013, 16:18
Sicherlich besser als mit 4,2 aus dem Examen zu gehen, dafür aber mit 25 Anwälten per Du zu sein :D
06.09.2013, 16:20
2-3 Tage ist vollkommen normal. Manche tauchen ja auch die gesamte Station und sind quasi nur auf dem Papier bei einem Anwalt, davon rate ich aber ab. Da ein Tag wegen AG draufgeht und man ggf. Klausurenkurs schreibt, sind mehr als 3 Tage eigtl. nicht wirklich drin (es sei denn man will den KLK eh nicht mitschreiben). Lernen tut man während der Anwaltsstation eh noch nicht wirklich fürs Examen...dazu kann man dann ja auch die Tauchzeit nutzen. Ich würde schon zusehen, dass ich aus der Anwaltsstation auch was fürs spätere Berufsleben mitnehme. Ggf. kriegt man auch schon einen Fuß in die Tür/knüpft Kontakte - sowas sollte man nicht unterschätzen (allerdings auch nicht überbewerten).
@FCB: Ich stimme dir im Groben zu, allerdings muss man auch bedenken: nicht wenige Anwälte nutzen die Referendare in der Zeit auch gehörig aus und wer weiß - vllt ist gerade die Threadstellerin eine der Kandidatinnen die zu den 10% gehören die später in die Justiz gehen. ;-) Und viele brauchen halt die Lernzeit auch einfach (AG zu mies, kaum was mitgenommen bisher: plötzlich steht das Examen vor der Tür). Ich kenne auch einige Referendare, bei denen sich die Anwälte dann nicht an Absprachen bzgl. tauchen oder Arbeitszeiten gehalten haben und plötzlich allerlei nebenbei erwartet wurde ("ach, Sie sitzen gerade in der AG? Wie lange geht die? Kommen Sie danach nochmal in der Kanzlei vorbei, sie müssen mal was für mich in den Gerichtsbriefkasten in x schmeißen und ich habe keine Lust dafür jetzt loszufahren").
Ist dann auch die Frage ob man das möchte - vor allem wenn man nicht ansatzweise eine Vergütung bekommt. Letztlich bringt's einem nämlich auch nichts, wenn man das Examen dann nicht/gerade so besteht und dann sagen kannst "aber ich hab mich immerhin bei Kanzlei xyz reingehängt." Denn nicht jede Kanzlei stellt einen anschließend ein und nicht alle finden darüber einen Job - egal wie oft sie da sind und wie sie sich anstrengen. Es hängt ja auch immer von der Kanzleistruktur ab, ob sie überhaupt jemanden einstellen können oder aber mit Referendaren - als bessere Praktikanten - und die die Arbeit für lau machen, zufrieden sind. Und die Kontakte die man bei Feld-Wald-und-Wiesn-Anwälten gerne mal knüpft: also ganz ehrlich: mag ja wirklich mal ein Volltreffer sein, aber ob das einem für den späteren Berufseinstieg was bringt, erzählt bekommen zu haben, dass auch Kollege-Einzelkämpfer xyz aufgrund seiner bescheidenen Noten die Selbständigkeit gewahrt hat und gucken muss wie er sein Geld verdient...der Kontakt reicht dann ja höchstens für den Pokerabend. :rolleyes: Wenn dann brauchts ja eher Kontakte in etwas größere Kanzleien bzw. Kanzleien mit mehreren Anwälten - wo auch wirklich die Chance besteht, dass man sein monatliches Geld bekommt. :D
Ich finde man sollte einen guten Mittelweg wählen: weder zu extrem das eine, noch zu extrem das andere, d.h.: weder komplett tauchen, noch sich für die Station völlig verausgaben.
Geh so heran wie in den vorherigen Stationen auch. Unter der Woche ist Kanzlei/AG dein "Job" und die Lernzeit hast du dann in der Tauchzeit, in der du dich voll und ganz darauf konzentrieren kannst. So ein Misch-Masch nebenbei taugt meist nicht viel und etwas Freizeit (Wochenende! und Urlaubstage hast du ja auch) willst/solltest du ja auch noch haben. Das sollte dann eigtl. auch passen. :)
@FCB: Ich stimme dir im Groben zu, allerdings muss man auch bedenken: nicht wenige Anwälte nutzen die Referendare in der Zeit auch gehörig aus und wer weiß - vllt ist gerade die Threadstellerin eine der Kandidatinnen die zu den 10% gehören die später in die Justiz gehen. ;-) Und viele brauchen halt die Lernzeit auch einfach (AG zu mies, kaum was mitgenommen bisher: plötzlich steht das Examen vor der Tür). Ich kenne auch einige Referendare, bei denen sich die Anwälte dann nicht an Absprachen bzgl. tauchen oder Arbeitszeiten gehalten haben und plötzlich allerlei nebenbei erwartet wurde ("ach, Sie sitzen gerade in der AG? Wie lange geht die? Kommen Sie danach nochmal in der Kanzlei vorbei, sie müssen mal was für mich in den Gerichtsbriefkasten in x schmeißen und ich habe keine Lust dafür jetzt loszufahren").
Ist dann auch die Frage ob man das möchte - vor allem wenn man nicht ansatzweise eine Vergütung bekommt. Letztlich bringt's einem nämlich auch nichts, wenn man das Examen dann nicht/gerade so besteht und dann sagen kannst "aber ich hab mich immerhin bei Kanzlei xyz reingehängt." Denn nicht jede Kanzlei stellt einen anschließend ein und nicht alle finden darüber einen Job - egal wie oft sie da sind und wie sie sich anstrengen. Es hängt ja auch immer von der Kanzleistruktur ab, ob sie überhaupt jemanden einstellen können oder aber mit Referendaren - als bessere Praktikanten - und die die Arbeit für lau machen, zufrieden sind. Und die Kontakte die man bei Feld-Wald-und-Wiesn-Anwälten gerne mal knüpft: also ganz ehrlich: mag ja wirklich mal ein Volltreffer sein, aber ob das einem für den späteren Berufseinstieg was bringt, erzählt bekommen zu haben, dass auch Kollege-Einzelkämpfer xyz aufgrund seiner bescheidenen Noten die Selbständigkeit gewahrt hat und gucken muss wie er sein Geld verdient...der Kontakt reicht dann ja höchstens für den Pokerabend. :rolleyes: Wenn dann brauchts ja eher Kontakte in etwas größere Kanzleien bzw. Kanzleien mit mehreren Anwälten - wo auch wirklich die Chance besteht, dass man sein monatliches Geld bekommt. :D
Ich finde man sollte einen guten Mittelweg wählen: weder zu extrem das eine, noch zu extrem das andere, d.h.: weder komplett tauchen, noch sich für die Station völlig verausgaben.
Geh so heran wie in den vorherigen Stationen auch. Unter der Woche ist Kanzlei/AG dein "Job" und die Lernzeit hast du dann in der Tauchzeit, in der du dich voll und ganz darauf konzentrieren kannst. So ein Misch-Masch nebenbei taugt meist nicht viel und etwas Freizeit (Wochenende! und Urlaubstage hast du ja auch) willst/solltest du ja auch noch haben. Das sollte dann eigtl. auch passen. :)
06.09.2013, 17:38
bitte einmal anwälte fragen, wie sie zu ihrem beruf gekommen sind.
die allermeisten werden antworten, dass sie zur richtigen zeit am richtigen ort waren und den richtigen menschen kennengelernt haben.
wer ein bisschen menschenverstand hat, sollte schon wissen wie er eine kanzlei auswählt. das der alleinkämpfer ohne büropersonal keine Stelle verheisst und einen ausnutzt ist ja wohl klar.
der staat denkt so:
wer ein gutes examen macht, kann viel auswendig lernen, beherrscht die formalien, ist belastbar und duldsam und bearbeitet gerne allerhand akten im stillen.
der unternehmer denkt so:
okay er hat ein gutes examen gemacht, aber kann er praktisch denken (im examen auswendig abgefragt "zweckmässigkeit"), findet er kreative lösungen (im examen überhaupt nicht abgefragt), findet er wege um geld zu machen!!! (im examen sogar verboten), kann er mit mandanten reden, kann er den mandanten dinge vermitteln, passt er in mein team?
wie soll der unternehmerische anwalt das rausfinden, wenn der kandidat nicht bei ihm gearbeitet hat?
oder: was soll ein anwalt denken, wenn jemand zu ihm kommt und nicht mal weiß wie man ein mandantenschreiben aufsetzt? wieviele tage wird er wohl brauchen um festzustellen, dass da nichts kommt und der befristete arbeitsvertrag (heute die regel) direkt mal ausläuft.
man sollte gerade in der anwaltsstation gas geben. sicherlich braucht man seine zeit vor dem examen um sich nur noch darauf zu konzentrieren, aber ein vollkommendes tauchen ist absolut unsinnig und russisch roulette.
die allermeisten werden antworten, dass sie zur richtigen zeit am richtigen ort waren und den richtigen menschen kennengelernt haben.
wer ein bisschen menschenverstand hat, sollte schon wissen wie er eine kanzlei auswählt. das der alleinkämpfer ohne büropersonal keine Stelle verheisst und einen ausnutzt ist ja wohl klar.
der staat denkt so:
wer ein gutes examen macht, kann viel auswendig lernen, beherrscht die formalien, ist belastbar und duldsam und bearbeitet gerne allerhand akten im stillen.
der unternehmer denkt so:
okay er hat ein gutes examen gemacht, aber kann er praktisch denken (im examen auswendig abgefragt "zweckmässigkeit"), findet er kreative lösungen (im examen überhaupt nicht abgefragt), findet er wege um geld zu machen!!! (im examen sogar verboten), kann er mit mandanten reden, kann er den mandanten dinge vermitteln, passt er in mein team?
wie soll der unternehmerische anwalt das rausfinden, wenn der kandidat nicht bei ihm gearbeitet hat?
oder: was soll ein anwalt denken, wenn jemand zu ihm kommt und nicht mal weiß wie man ein mandantenschreiben aufsetzt? wieviele tage wird er wohl brauchen um festzustellen, dass da nichts kommt und der befristete arbeitsvertrag (heute die regel) direkt mal ausläuft.
man sollte gerade in der anwaltsstation gas geben. sicherlich braucht man seine zeit vor dem examen um sich nur noch darauf zu konzentrieren, aber ein vollkommendes tauchen ist absolut unsinnig und russisch roulette.
08.09.2013, 13:15
Vielen Dank für die schnellen Antworten.
Ganz abtauchen wollte ich von vornherein nicht. Ich kann nur tatsächlich einfach den Arbeitsaufwand (AG´en, Klausurenkurs...) nicht einschätzen und von ehemaligen Kommilitionen hört man da auch immer mehr oder weniger glaubwürdige Geschichten (besonders beliebt ist momentan eben die, dass man im zweiten Examen mindestens 2-3 Punkte schlechter ist, wenn man nicht komplett abtaucht).
Aber wahrscheinlich ist es genau so wie vorm ersten Examen, dass die Gerüchteküche brodelt und die Leute die es angeblich am besten wisse schneiden am Ende auch nicht besser oder sogar schlechter ab ;)
Ganz abtauchen wollte ich von vornherein nicht. Ich kann nur tatsächlich einfach den Arbeitsaufwand (AG´en, Klausurenkurs...) nicht einschätzen und von ehemaligen Kommilitionen hört man da auch immer mehr oder weniger glaubwürdige Geschichten (besonders beliebt ist momentan eben die, dass man im zweiten Examen mindestens 2-3 Punkte schlechter ist, wenn man nicht komplett abtaucht).
Aber wahrscheinlich ist es genau so wie vorm ersten Examen, dass die Gerüchteküche brodelt und die Leute die es angeblich am besten wisse schneiden am Ende auch nicht besser oder sogar schlechter ab ;)
10.12.2013, 12:52
Hallo,
ein alter Hut: Nur während des Referendariats können verschiedene Stationen "problemlos" durchlaufen werden. Das gilt natürlich in besonderem Masse für die Anwaltsstation. Schauen Sie sich die Tätigkeit so genau an, wie es nur irgend geht, wenn Sie mit dem Gedanken spielen, in dieses Berufsfeld einzusteigen.
Natürlich können Sie einmal pro Woche eine Akte abholen und wieder hinbringen sowie 30 Minuten mit Ihrem "Ausbilder" sprechen. Es liegt jedoch auf der Hand, dass dies nichts mit einer anwaltlichen Tätigkeit zu tun hat. Selbst ausbildungsferne Aktivitäten, wie "Diktieren", das Kennenlernen der Anwaltssoftware, der Tätigkeiten der ReFAs und deren Verantwortung sowie des allgemeinen Kanzleialltags, können den späteren Einstieg in den Beruf in etwa um die Dauer der Station zeitlich und inhaltlich vereinfachen.
Ausserdem können Sie jede Frage stellen. Wenn Sie hingegen bei Ihrem ersten Arbeitgeber anfangen, wollen Sie nicht (mehr) jede Frage stellen, sondern vieles selber lösen. Sie erhoffen sich dann "Einarbeitungszeit" etc und Ihr Arbeitgeber wünscht sich ein möglichst schnelles Erreichen der Umsatzziele - und dies gilt für Kanzleien aller Grössenordnungen.
Theoretische Kurse oder Literatur ersetzt nach meiner Erfahrung keine gute Ausbildung während des Referendariats.
MfG Michael Horak
ein alter Hut: Nur während des Referendariats können verschiedene Stationen "problemlos" durchlaufen werden. Das gilt natürlich in besonderem Masse für die Anwaltsstation. Schauen Sie sich die Tätigkeit so genau an, wie es nur irgend geht, wenn Sie mit dem Gedanken spielen, in dieses Berufsfeld einzusteigen.
Natürlich können Sie einmal pro Woche eine Akte abholen und wieder hinbringen sowie 30 Minuten mit Ihrem "Ausbilder" sprechen. Es liegt jedoch auf der Hand, dass dies nichts mit einer anwaltlichen Tätigkeit zu tun hat. Selbst ausbildungsferne Aktivitäten, wie "Diktieren", das Kennenlernen der Anwaltssoftware, der Tätigkeiten der ReFAs und deren Verantwortung sowie des allgemeinen Kanzleialltags, können den späteren Einstieg in den Beruf in etwa um die Dauer der Station zeitlich und inhaltlich vereinfachen.
Ausserdem können Sie jede Frage stellen. Wenn Sie hingegen bei Ihrem ersten Arbeitgeber anfangen, wollen Sie nicht (mehr) jede Frage stellen, sondern vieles selber lösen. Sie erhoffen sich dann "Einarbeitungszeit" etc und Ihr Arbeitgeber wünscht sich ein möglichst schnelles Erreichen der Umsatzziele - und dies gilt für Kanzleien aller Grössenordnungen.
Theoretische Kurse oder Literatur ersetzt nach meiner Erfahrung keine gute Ausbildung während des Referendariats.
MfG Michael Horak
06.01.2014, 17:05
Hi Leute,
mal meine Erfahrung. Ich schreibe im April meine Klausuren. Bis Ende des Jahres arbeitete ich in einer Kanzlei. 3-4 Mal die Woche neben Akten zu Hause bearbeiten.
Habe auch eigene Gerichtstermine wahrgenommen, war bei zig Mandantengesprächen dabei, habe die Angestellten unterstützt und in alle Bereiche der Kanzlei reingeschaut.
Leider blieb dabei das lernen auf der Strecke. Klar, ich habe viel praktisches und sicher auch viel juristisches Denken gelernt, was man auch in der Klausur braucht.
Trotzdem mache ich mir jetzt genau deswegen Vorwürfe.
Die Kanzlei hat mich nicht bezahlt und ich kriege da sicher auch keine Stelle.
Alle waren mit meiner Arbeit zufrieden, was mich motiviert hat.
Nun stehen die Klausuren bevor und mein Anwalt ist der Meinung, ich könne ja immer noch vorbei kommen. Gut dass ich noch Urlaub habe.
Alles nette Leute in der Kanzlei und ich habe vielleicht auch viel unbewusst gelernt, was sich meine Mitkollegen mühsam am Lehrbuch aneignen.
Fakt ist, wer taucht, hat oft ein besseres Examen.
Wer arbeitet kann ein super Zeugnis kriegen.
Doch leider ist dies heute kaum was wert. Denn diejenigen, die tauchen, sind oft bei einem Anwalt, den die Eltern oder so kennen. Ein gutes Zeugnis ist da vorprogrammiert.
Was ist denn das echte gute Arbeitszeugnis wert?
Wie unterscheiden Arbeitgeber, Fachidioten, die einem Mandanten nur zig Theorien vorbeten und diejenigen, die wirklich praktisch arbeiten können?
In meiner AG taucht die Hälfte und hockt (angeblich) nur vor den Büchern.
Wie soll man ein vergleichbares Examen schreiben, um in der Praxis zeigen zu können, dass man dennoch besser ist die Theoretiker ist?
Ich halte inzwischen Plädoyers, ohne mich groß drauf vorzubereiten, die Mandanten waren mit meiner Art bisher auch super zufrieden und ich habe mir ein gutes juristisches Denken angeeignet.
Dafür schlage ich einige Sachen lieber schnell im Gesetz oder Buch nach.
Gegenbeispiel: Einer aus meiner AG lernt seit einem Jahr nur fürs Examen. Stationen so gewählt, dass er nicht bis kaum hin muss.
Neulich hielt er einen Aktenvortrag und er war so unsicher, wie ein Erstklässler. Nicht mal das mat. Recht saß jetzt so super.
Trotzdem schafft er sicher eine bessere Examensnote und kriegt eher Jobs als ich.
Ja, auch weil er gute Stationszeugnisse fürs Tauchen bekommt.
mal meine Erfahrung. Ich schreibe im April meine Klausuren. Bis Ende des Jahres arbeitete ich in einer Kanzlei. 3-4 Mal die Woche neben Akten zu Hause bearbeiten.
Habe auch eigene Gerichtstermine wahrgenommen, war bei zig Mandantengesprächen dabei, habe die Angestellten unterstützt und in alle Bereiche der Kanzlei reingeschaut.
Leider blieb dabei das lernen auf der Strecke. Klar, ich habe viel praktisches und sicher auch viel juristisches Denken gelernt, was man auch in der Klausur braucht.
Trotzdem mache ich mir jetzt genau deswegen Vorwürfe.
Die Kanzlei hat mich nicht bezahlt und ich kriege da sicher auch keine Stelle.
Alle waren mit meiner Arbeit zufrieden, was mich motiviert hat.
Nun stehen die Klausuren bevor und mein Anwalt ist der Meinung, ich könne ja immer noch vorbei kommen. Gut dass ich noch Urlaub habe.
Alles nette Leute in der Kanzlei und ich habe vielleicht auch viel unbewusst gelernt, was sich meine Mitkollegen mühsam am Lehrbuch aneignen.
Fakt ist, wer taucht, hat oft ein besseres Examen.
Wer arbeitet kann ein super Zeugnis kriegen.
Doch leider ist dies heute kaum was wert. Denn diejenigen, die tauchen, sind oft bei einem Anwalt, den die Eltern oder so kennen. Ein gutes Zeugnis ist da vorprogrammiert.
Was ist denn das echte gute Arbeitszeugnis wert?
Wie unterscheiden Arbeitgeber, Fachidioten, die einem Mandanten nur zig Theorien vorbeten und diejenigen, die wirklich praktisch arbeiten können?
In meiner AG taucht die Hälfte und hockt (angeblich) nur vor den Büchern.
Wie soll man ein vergleichbares Examen schreiben, um in der Praxis zeigen zu können, dass man dennoch besser ist die Theoretiker ist?
Ich halte inzwischen Plädoyers, ohne mich groß drauf vorzubereiten, die Mandanten waren mit meiner Art bisher auch super zufrieden und ich habe mir ein gutes juristisches Denken angeeignet.
Dafür schlage ich einige Sachen lieber schnell im Gesetz oder Buch nach.
Gegenbeispiel: Einer aus meiner AG lernt seit einem Jahr nur fürs Examen. Stationen so gewählt, dass er nicht bis kaum hin muss.
Neulich hielt er einen Aktenvortrag und er war so unsicher, wie ein Erstklässler. Nicht mal das mat. Recht saß jetzt so super.
Trotzdem schafft er sicher eine bessere Examensnote und kriegt eher Jobs als ich.
Ja, auch weil er gute Stationszeugnisse fürs Tauchen bekommt.
07.01.2014, 17:30
Tja, nun kann man sich überlegen, ob man lieber auf einen erfahrenen Kanzleipartner wie Michael Horak, oder lieber auf ein paar panische Referendare hören möchte, die gerade von der Uni gekommen sind und noch nie Realitätsluft geschnuppert haben.
Ich habe das zweite Examen auch geschrieben und warte auf das Ergebnis.
Nicht alles ist optimal gelaufen, aber auch nicht total daneben.
Und eines kann ich mit Sicherheit sagen:
Ich hätte die Klausuren keinen Deut besser geschrieben, wenn ich 1 Jahr und 8 Monate nur durchgelernt haette.
Selbst wenn jemand 50-100 Klausuren schreibt, hat er überhaupt keine Gewissheit, dass ein Klausurtypus wieder dort auftaucht.
Es tauchte auch kein einziger toller Examenstipp von Hemmer, Alpmann, Kaiser und Co dort auf.
Ich möchte gerne mal wissen, wo diese Mythen: "Wer nur taucht hat ein besseres Examen herkommen."
Der einzig wahre Fakt ist: "Wer im letzten Monat zufaellig die richtige Seite im Skript verinnertlich hat, der bekommt eine gute Klausur."
Der Rest muss einfach zusehen, dass er mit dem Kommentar zurecht kommt und sich auf sein Kurzzeitgedächtnis verlassen können.
Und gerade die Arbeit mit unbekannten Rechtsgebieten wird in der Stationsarbeit geschult wie nichts anderes.
Die Fehler die ich gemacht habe und mir jetzt schon bewusst sind, lagen einzig darin, den Kommentar in der Klausur unter Zeitdruck nicht genau genug durchgelesen zu haben oder den nächsten Absatz des Gesetzes nicht zu betrachten.
Kein Mensch kann das was da drin steht auswendig lernen.
Man kann vielleicht lernen, die Formalien halbwegs sauber zu beherrschen , um Zeit zu sparen, aber letztlich spielt die Musik im materiellen Recht und da ist häufig auch abstraktes Denken gefragt was nichts mit Auswendiglernen zu tun hat.
Letztlich ist das Ganze auch extrem viel Glück!!
Es gab Durchgänge, da wurde im Zivilrecht dreimal Verkehrssicherungspflicht abgefragt und eben welche wo man mit Hypotheken im Mehrpersonenverhältnis belästigt wird.
Wie man das mit reinem Lernverhalten beeinflussen will, ist mir schleierhaft.
Noch schlimmer vom Glück ist dann noch die Mündliche beeinflusst.
Zudem kommt es da auch auf solides Auftreten und kluges argumentieren an. Wer da zeigt, dass er nicht nur Roxin auswendig aufsagen kann, sondern mit ner praktischen Kostenrechnung glänzt der lässt bei manchen Praktikern Freudentränen in die Augen schießen.
Aber keine Sau kann doch behalten, was er vor 3 Monaten im Hypothekenrecht gelesen hat, wenn er dazwischen nochmal 8 Revisionen, 5 Abschlussverfügungen und 4 Bescheide geschrieben hat.
Letztlich handelt es sich bei der Taucherei in meinen Augen nichts anderes als um Duckmäusertum. Ein paar Prozent Glückspilzleute ist dann wohl tatsächlich im Staatsdienst gut aufgehoben. Aber was die Unglücksraben (80%! der Prüflinge) nach dem Examen machen wollen, will ich mir gar nicht ausmalen.
Ein kluger Prof sagte einmal: Viel Erfolg bei dieser Kopf in den Sand Taktik.
Ich habe das zweite Examen auch geschrieben und warte auf das Ergebnis.
Nicht alles ist optimal gelaufen, aber auch nicht total daneben.
Und eines kann ich mit Sicherheit sagen:
Ich hätte die Klausuren keinen Deut besser geschrieben, wenn ich 1 Jahr und 8 Monate nur durchgelernt haette.
Selbst wenn jemand 50-100 Klausuren schreibt, hat er überhaupt keine Gewissheit, dass ein Klausurtypus wieder dort auftaucht.
Es tauchte auch kein einziger toller Examenstipp von Hemmer, Alpmann, Kaiser und Co dort auf.
Ich möchte gerne mal wissen, wo diese Mythen: "Wer nur taucht hat ein besseres Examen herkommen."
Der einzig wahre Fakt ist: "Wer im letzten Monat zufaellig die richtige Seite im Skript verinnertlich hat, der bekommt eine gute Klausur."
Der Rest muss einfach zusehen, dass er mit dem Kommentar zurecht kommt und sich auf sein Kurzzeitgedächtnis verlassen können.
Und gerade die Arbeit mit unbekannten Rechtsgebieten wird in der Stationsarbeit geschult wie nichts anderes.
Die Fehler die ich gemacht habe und mir jetzt schon bewusst sind, lagen einzig darin, den Kommentar in der Klausur unter Zeitdruck nicht genau genug durchgelesen zu haben oder den nächsten Absatz des Gesetzes nicht zu betrachten.
Kein Mensch kann das was da drin steht auswendig lernen.
Man kann vielleicht lernen, die Formalien halbwegs sauber zu beherrschen , um Zeit zu sparen, aber letztlich spielt die Musik im materiellen Recht und da ist häufig auch abstraktes Denken gefragt was nichts mit Auswendiglernen zu tun hat.
Letztlich ist das Ganze auch extrem viel Glück!!
Es gab Durchgänge, da wurde im Zivilrecht dreimal Verkehrssicherungspflicht abgefragt und eben welche wo man mit Hypotheken im Mehrpersonenverhältnis belästigt wird.
Wie man das mit reinem Lernverhalten beeinflussen will, ist mir schleierhaft.
Noch schlimmer vom Glück ist dann noch die Mündliche beeinflusst.
Zudem kommt es da auch auf solides Auftreten und kluges argumentieren an. Wer da zeigt, dass er nicht nur Roxin auswendig aufsagen kann, sondern mit ner praktischen Kostenrechnung glänzt der lässt bei manchen Praktikern Freudentränen in die Augen schießen.
Aber keine Sau kann doch behalten, was er vor 3 Monaten im Hypothekenrecht gelesen hat, wenn er dazwischen nochmal 8 Revisionen, 5 Abschlussverfügungen und 4 Bescheide geschrieben hat.
Letztlich handelt es sich bei der Taucherei in meinen Augen nichts anderes als um Duckmäusertum. Ein paar Prozent Glückspilzleute ist dann wohl tatsächlich im Staatsdienst gut aufgehoben. Aber was die Unglücksraben (80%! der Prüflinge) nach dem Examen machen wollen, will ich mir gar nicht ausmalen.
Ein kluger Prof sagte einmal: Viel Erfolg bei dieser Kopf in den Sand Taktik.