11.06.2019, 17:43
(11.06.2019, 16:36)Anwalt schrieb: Hast du Recht, so war das auch nicht gemeint. Es gibt genug Unternehmen, die auch Juristen außerhalb der GK-Anforderungen und/oder ohne GK-Erfahrung einstellen. Auch die werden in der Regel außertariflich bezahlt.
Zum Vergleich: Im Tarifvertrag der IG Metall für "kaufnmännische und technische Angestellte" ist die aller höchste Stufe K/T 6 bei 4956 brutto p.M. Also noch knapp unter 60 000 p.a. brutto. Und das ist die Endstufe. Deshalb werden Juristen idR. nicht nach Tarifverträgen bezahlt, unsere Gehälter sind einfach zu hoch :)
Dabei darf man aber nicht vergessen, dass es noch Weihnachtsgeld und Urlaubsgeld dazu gibt und üblicherweise mind. 30 Urlaubstage, Ein-und Ausstempeln mit Überstundenvergütung usw.
Was ich damit sagen möchte: Das Gesamtpaket ist manchmal gar nicht so schlecht, wie es auf den 1. Blick erscheint. Trotz dessen wird man als Jurist wohl immer als AT eingestuft werden.
13.06.2019, 01:13
Juristen werden AT eingestellt, da der IG-Metall Vertrag für 35h Wochen konzipiert ist.
Durch den AT Vertrag wird das umgangen,
d.h. man arbeitet effektiv doppelt solange wie die Tarifler.
Das ist auch der einzige Grund warum man als Jurist meist AT eingruppiert wird, um die Arbeitszeiten über das Gehalt abgelten zu können.
Auf den Stundenlohn runtergerechnet verdient man da sogar brutto meist schlechter als bei der Tarifeingruppierung für Masterabsolventen.
Durch den AT Vertrag wird das umgangen,
d.h. man arbeitet effektiv doppelt solange wie die Tarifler.
Das ist auch der einzige Grund warum man als Jurist meist AT eingruppiert wird, um die Arbeitszeiten über das Gehalt abgelten zu können.
Auf den Stundenlohn runtergerechnet verdient man da sogar brutto meist schlechter als bei der Tarifeingruppierung für Masterabsolventen.
13.06.2019, 10:05
Ach dieses Stundenlohngerechne ist letztlich Selbstbetrug. Was bring es mir, wenn ich 1000 Euro die Stunde bekomme, aber nur eine Stunde arbeiten kann? In der GK ist der Stundenlohn auch "schlecht" trotzdem landen am Ende des Monats 5000-6000 € auf deinem Konto und nur darauf kommt es letztlich an.
13.06.2019, 12:03
(13.06.2019, 10:05)Gast schrieb: Ach dieses Stundenlohngerechne ist letztlich Selbstbetrug. Was bring es mir, wenn ich 1000 Euro die Stunde bekomme, aber nur eine Stunde arbeiten kann? In der GK ist der Stundenlohn auch "schlecht" trotzdem landen am Ende des Monats 5000-6000 € auf deinem Konto und nur darauf kommt es letztlich an.
Finde nicht, dass es nur darauf ankommt was am Ende auf dem Konto ist. Es macht nämlich - zumindest für mich - einen gewaltigen Unterschied ob ich 5000-6000 € mit 60-70h pro Woche verdiene, oder mit nur 40h .
15.06.2019, 00:02
Das muss ich jetzt doch mal richtigstellen. Viele der oben genannten Unternehmen haben sehr wohl (gerade 0-5 Jahre Berufserfahrung) Juristen innerhalb des Tarifvertrags angestellt. Das Gehalt kann man aus der Tarifstufe nicht direkt ablesen weil immer eine Leistungskomponente (zB. 15% oder 18% usw. des Tarifgehalts) dazukommt und ggf. noch eine andere Komponente. Wenn man zum Beispiel in die azur schaut bei BMW oder Audi 75.000 bzw. 85.000 sind Einstiegsgehälter mit 35-Stunden Tarifvertrag. Da wird eingestempelt, ausgestempelt und Überstunden abgefeiert. Natürlich steigt man weiter oben ein also eine oder zwei Stufen über Masterabsolventen und man ist nach 3-5 Jahren auch voll entwickelt, hat einen 40 Stunden Vertrag und wird AT bzw kann ggf. in Management-Positionen.
Aber nicht jeder Jurist steigt dort aussertariflich ein, so viele AT und Management-stellen gibt es da gar nicht. Gerade in großen Rechtsabteilungen mit 30-80 Rechtsanwälten kann nicht jeder Leiter sein.
16.06.2019, 15:09
(15.06.2019, 00:02)kräuterwilli schrieb:Das muss ich jetzt doch mal richtigstellen. Viele der oben genannten Unternehmen haben sehr wohl (gerade 0-5 Jahre Berufserfahrung) Juristen innerhalb des Tarifvertrags angestellt. Das Gehalt kann man aus der Tarifstufe nicht direkt ablesen weil immer eine Leistungskomponente (zB. 15% oder 18% usw. des Tarifgehalts) dazukommt und ggf. noch eine andere Komponente. Wenn man zum Beispiel in die azur schaut bei BMW oder Audi 75.000 bzw. 85.000 sind Einstiegsgehälter mit 35-Stunden Tarifvertrag. Da wird eingestempelt, ausgestempelt und Überstunden abgefeiert. Natürlich steigt man weiter oben ein also eine oder zwei Stufen über Masterabsolventen und man ist nach 3-5 Jahren auch voll entwickelt, hat einen 40 Stunden Vertrag und wird AT bzw kann ggf. in Management-Positionen.
Aber nicht jeder Jurist steigt dort aussertariflich ein, so viele AT und Management-stellen gibt es da gar nicht. Gerade in großen Rechtsabteilungen mit 30-80 Rechtsanwälten kann nicht jeder Leiter sein.
Danke für die Einschätzung ;)
17.06.2019, 09:28
Verstehe ehrlich gesagt dieses Märchen vom "schlechten" Stundenlohn in den GKs nicht. Die meisten Leute, die ich dort kenne, arbeiten von 9-20/21 Uhr. Zieht man die Mittagspause noch ab, ist es also eine 55 Std., in stressigen Zeiten sicher auch 60 Std. Woche (von den richtigen Sweatshops wie Sullivan und Milbank mal abgesehen). Für diese 60 Std. ein Jahresgehalt von 120k brutto zu bekommen ist halt immernoch besser als für 40 Std. ein Jahresgehalt von 60k brutto zu erhalten. Da ändert auch ein geringfügig höherer Einkommenssteuersatz nichts.
Das ist natürlich nur die objektive Seite. Subjektive Faktoren sind wieder etwas anderes (bspw. ist es manchen Leuten die zusätzlichen freien Stunden abends zehn Mal wert, auf das Gehalt zu verzichten). Mir geht es hier nur um die Stundenlohn-Diskussion.
Ich würde mir halt wünschen, dass solche Diskussionen ehrlich geführt werden und nicht nur von Leuten, die nicht in einer GK arbeiten oder mal zwei Monate da waren und aufgrund schrecklichen Teams jetzt denken, sie wüssten, wie es überall aussieht. Das würde vielen Bewerbern die Horrorszenarien ersparen, mit denen sie dort anfangen und dann doch oft - längst nicht immer - ziemlich "positiv überrascht" sind.
Das ist natürlich nur die objektive Seite. Subjektive Faktoren sind wieder etwas anderes (bspw. ist es manchen Leuten die zusätzlichen freien Stunden abends zehn Mal wert, auf das Gehalt zu verzichten). Mir geht es hier nur um die Stundenlohn-Diskussion.
Ich würde mir halt wünschen, dass solche Diskussionen ehrlich geführt werden und nicht nur von Leuten, die nicht in einer GK arbeiten oder mal zwei Monate da waren und aufgrund schrecklichen Teams jetzt denken, sie wüssten, wie es überall aussieht. Das würde vielen Bewerbern die Horrorszenarien ersparen, mit denen sie dort anfangen und dann doch oft - längst nicht immer - ziemlich "positiv überrascht" sind.
17.06.2019, 15:54
(17.06.2019, 09:28)Gast schrieb: Verstehe ehrlich gesagt dieses Märchen vom "schlechten" Stundenlohn in den GKs nicht. Die meisten Leute, die ich dort kenne, arbeiten von 9-20/21 Uhr. Zieht man die Mittagspause noch ab, ist es also eine 55 Std., in stressigen Zeiten sicher auch 60 Std. Woche (von den richtigen Sweatshops wie Sullivan und Milbank mal abgesehen). Für diese 60 Std. ein Jahresgehalt von 120k brutto zu bekommen ist halt immernoch besser als für 40 Std. ein Jahresgehalt von 60k brutto zu erhalten. Da ändert auch ein geringfügig höherer Einkommenssteuersatz nichts.
Das ist natürlich nur die objektive Seite. Subjektive Faktoren sind wieder etwas anderes (bspw. ist es manchen Leuten die zusätzlichen freien Stunden abends zehn Mal wert, auf das Gehalt zu verzichten). Mir geht es hier nur um die Stundenlohn-Diskussion.
Ich würde mir halt wünschen, dass solche Diskussionen ehrlich geführt werden und nicht nur von Leuten, die nicht in einer GK arbeiten oder mal zwei Monate da waren und aufgrund schrecklichen Teams jetzt denken, sie wüssten, wie es überall aussieht. Das würde vielen Bewerbern die Horrorszenarien ersparen, mit denen sie dort anfangen und dann doch oft - längst nicht immer - ziemlich "positiv überrascht" sind.
Kann ich nur bestätigen. Kernarbeitszeiten hier (Magic Circle GK im öffentlichen Recht) 9-19 Uhr. Mittagspause von 60-90 Minuten normal, genau so mal 15-20 Minuten Plausch mit dem Kollegen in der Kaffeeküche. Klar, es gibt Projekte, da sitze ich auch mal ne Woche vor Abgabe regelmäßig bis 21 oder 22 Uhr. Und in anderen Rechtsgebieten sitzen Kollegen schon mal bis Mitternacht hier. Aber bei uns ist das noch nie vorgekommen. Es kommt also massiv aufs Dezernat, Rechtsgebiet, Chef, andere Kollegen im Team usw. usf. an.
Laut Juve sind aber ca. 55 Stunden auch der Schnitt bei GKs.
Hinzu kommt, dass andere Anwälte auch nicht weniger arbeiten. Meine Uni Freunde, die bei FWW Anwälten im Verkehrsrecht oder Arbeitsrecht oÄ arbeiten kommen auch selten von 19 Uhr aus dem Büro und kriegen dafür 1/4 meines Gehalts. Ich weiß echt nicht, woher der GK hate ständig kommt, ich kanns mir nur mit Neid erklären. Für mich ist das der beste Job der Welt. Der einzige Nachteil ist, dass man ihn oft nur ein paar Jahre ausführen kann.
17.06.2019, 16:47
Dürft ihr auch um 7 kommen und 17-18 Uhr gehen oder ist das ungern gesehen?
17.06.2019, 16:57
Es gibt keine richtigen Vorgaben, man orientiert sich einfach an den anderen Kollegen. Kommen dürfen wir natürlich wann wir wollen, aber wenn man ständig mehrere Stunden vor allen anderen geht, würde das, glaube ich, komisch wirken. Wenn man es aber mit dem Chef offen so abspricht, zB weil man Familie o.Ä. hat, dann kann das auch in Ordnung gehen. Bei uns ist auch Homeoffice absolut flexibel möglich. Man schreibt einfach morgens "ich arbeite heute von Zuhause" und damit hat sich das. Das mache ich alle paar Monate mal für ne Woche am Stück, wenn ich einen Tapetenwechsel brauche.