07.11.2025, 19:54
Hallo liebe Leute,
ich habe mir für das Examen wirklich sehr viel Wissen angeeignet, was sich auch in den zivilrechtlichen und strafrechtlichen Noten wiedergespiegelt hat.
Nun merke ich ca 9 Monaten nach meiner mündlichen Prüfung, dass mein Wissen schwindet. Teilweise fallen mir Schlagwörter nicht ein, die ich früher drauf hatte, mein Systemverständnis baut ab oder auch die Normanwendung (in Gebieten, mit denen ich beruflich kaum in Berührung komme).
Und das finde ich wirklich schade, weil ich für dieses Wissen sehr gelitten habe und jetzt merke ich, wie ich es verliere.
Kennt ihr das auch? Wie seid ihr damit umgegangen? Lässt man einfach los und recherchiert zur Not?
Es ist ein seltsames Gefühl.
Ich habe überlegt mir eine App zuzulegen (die mit dem Tiername wirbt), weil die App immer kleine Mini-Fälle stellt. Vllt würde man so das Wissen aufrechterhalten.
ich habe mir für das Examen wirklich sehr viel Wissen angeeignet, was sich auch in den zivilrechtlichen und strafrechtlichen Noten wiedergespiegelt hat.
Nun merke ich ca 9 Monaten nach meiner mündlichen Prüfung, dass mein Wissen schwindet. Teilweise fallen mir Schlagwörter nicht ein, die ich früher drauf hatte, mein Systemverständnis baut ab oder auch die Normanwendung (in Gebieten, mit denen ich beruflich kaum in Berührung komme).
Und das finde ich wirklich schade, weil ich für dieses Wissen sehr gelitten habe und jetzt merke ich, wie ich es verliere.
Kennt ihr das auch? Wie seid ihr damit umgegangen? Lässt man einfach los und recherchiert zur Not?
Es ist ein seltsames Gefühl.
Ich habe überlegt mir eine App zuzulegen (die mit dem Tiername wirbt), weil die App immer kleine Mini-Fälle stellt. Vllt würde man so das Wissen aufrechterhalten.
07.11.2025, 20:51
Willkommen in der Welt der Absolventen 
Es ist ganz normal, dass Wissen, das man nicht anwendet, mit der Zeit wieder verschwindet. Überleg mal, wieviel von deinem Abi-Wissen heute noch übrig ist. Ich würde mal schätzen, dass keiner meiner Kollegen, die alle sehr gute Noten haben dürften, heute noch das 2. Stex bestehen würde.
Die gute Nachricht ist, dass du im Beruf jeden Tag neues Wissen aufbaust, auf dem Fundament deines juristischen Grundwissens.
Ich fand es sogar unglaublich befreiend, den ganzen Ballast an Detailwissen aus dem Examen ab dem Tag der mündlichen Prüfung nicht mehr präsent haben zu müssen. Ab jetzt darfst du straffrei juris und beck-online nutzen, das ist ab heute dein digitales Gedächtnis ;-)

Es ist ganz normal, dass Wissen, das man nicht anwendet, mit der Zeit wieder verschwindet. Überleg mal, wieviel von deinem Abi-Wissen heute noch übrig ist. Ich würde mal schätzen, dass keiner meiner Kollegen, die alle sehr gute Noten haben dürften, heute noch das 2. Stex bestehen würde.
Die gute Nachricht ist, dass du im Beruf jeden Tag neues Wissen aufbaust, auf dem Fundament deines juristischen Grundwissens.
Ich fand es sogar unglaublich befreiend, den ganzen Ballast an Detailwissen aus dem Examen ab dem Tag der mündlichen Prüfung nicht mehr präsent haben zu müssen. Ab jetzt darfst du straffrei juris und beck-online nutzen, das ist ab heute dein digitales Gedächtnis ;-)
Gestern, 11:47
So ging es mir bereits während der Wahlstation
Der "Klausurmodus" ist wirklich einzigartig. Er stellt sich meiner Meinung nach nur ein, wenn man monatelang nichts anderes tut.
Genauso, wie es einen Klausurmodus gibt, gibt es aber auch einen Berufsmodus. Das Gehirn passt sich zwangsläufig vor allem den dringenden, unmittelbaren Herausforderungen an.
Der "Klausurmodus" ist wirklich einzigartig. Er stellt sich meiner Meinung nach nur ein, wenn man monatelang nichts anderes tut. Genauso, wie es einen Klausurmodus gibt, gibt es aber auch einen Berufsmodus. Das Gehirn passt sich zwangsläufig vor allem den dringenden, unmittelbaren Herausforderungen an.
Gestern, 12:13
(07.11.2025, 19:54)Questioner schrieb: Und das finde ich wirklich schade, weil ich für dieses Wissen sehr gelitten habe und jetzt merke ich, wie ich es verliere.
Kennt ihr das auch? Wie seid ihr damit umgegangen? Lässt man einfach los und recherchiert zur Not?
Es ist ein seltsames Gefühl.
Warum? Ich habe in der Schule Gedichte gelernt - kann ich nicht mehr. Ich habe sogar mal eine Fremdsprache gelernt, die ich kaum noch sprechen kann. Den Großteil des Krams aus dem Studium habe ich vergessen und vom zweiten Examen auch. Wo soll das Problem sein? Wieso sollte ich darüber traurig sein, dass ich keine super strafrechtliche Revisionsklausur mehr schreiben kann, wenn ich damit im Alltag nullkommanichts zu tun habe?
Ich war vielmehr happy darüber, dass ich mich mit dem ganzen unnötigen Kram nicht mehr beschäftigen musste.
Gestern, 13:31
Wundert mich überhaupt nicht. Das meiste davon ist reines Ballastwissen. Je länger man beruflich tätig wird, desto eher wirkt sich das aus. Schließlich wirst du, selbst wenn du "Generalist" wirst, massiv neues Wissen erwerben und damit ganz automatisch "unnötiges" verdrängen und vergessen. Wenn du deinen FA im Bau- und Architektenrecht machst, wirst du den ETBI schlicht nie benötigen. Selbst die meisten Strafverteidiger kommen bei Revisionsbegründungen arg ins Schwitzen.
Das stört mich an der aktuellen Ausweitung der examensrelevanten Rechtsgebiete auch am meisten. Gerade im Verwaltungsrecht muss man sich jetzt vertiefte Kenntnisse in teilweise völlig "abwegigen" Rechtsgebieten aneignen. Etwa Europarecht wird ja immer mehr eingebracht. Dabei bleibt aber der Erwerb der Kernkompetenzen - aus Kostengründen wird die Dauer des Refs ja verkürzt und das Examen soll ja am besten auch nach 8 Semestern abgelegt werden - dann auf der Strecke.
Da lohnt sich das Gespräch und der Vergleich mit "älteren" Juristen. Wer heute Partner ist oder Abteilungsleiter auf Ministerialebene oder Vorsitzender am LG oder OLG, der hatte noch einen deutlich schlankeren Kanon an examensrelevanten Problemen. Da ist dann auch schlicht weniger, was vergessen geht.
Das stört mich an der aktuellen Ausweitung der examensrelevanten Rechtsgebiete auch am meisten. Gerade im Verwaltungsrecht muss man sich jetzt vertiefte Kenntnisse in teilweise völlig "abwegigen" Rechtsgebieten aneignen. Etwa Europarecht wird ja immer mehr eingebracht. Dabei bleibt aber der Erwerb der Kernkompetenzen - aus Kostengründen wird die Dauer des Refs ja verkürzt und das Examen soll ja am besten auch nach 8 Semestern abgelegt werden - dann auf der Strecke.
Da lohnt sich das Gespräch und der Vergleich mit "älteren" Juristen. Wer heute Partner ist oder Abteilungsleiter auf Ministerialebene oder Vorsitzender am LG oder OLG, der hatte noch einen deutlich schlankeren Kanon an examensrelevanten Problemen. Da ist dann auch schlicht weniger, was vergessen geht.
Gestern, 15:24
Vielleicht könnte die Nebentätigkeit als Prüfer in sämtlichem Rechtsgebieten des ersten und zweiten Examens dazu beitragen, im Stoff zu bleiben ...


