12.02.2025, 19:21
Hallo zusammen,
ich habe bald ein Vorstellungsgespräch bei einer kleineren Kanzlei am Niederrhein. Natürlich wird im Laufe des Gespräches die Frage kommen, was ich mir als Gehalt vorstelle. Hierbei tue ich mich extrem schwer und hoffe ihr könnt mir da weiter helfen. Die Kanzlei besteht zurzeit aus ca. 5 Anwälten und Steuerberatern (Anzahl unbekannt, dürften aber wohl nicht viel mehr sein). Die Kanzlei berät fast ausschließlich niederländische Unternehmen und kaum Privatpersonen. Durch Google habe ich herausgefunden, dass für eine Stunde wohl um die 300€ abgerufen wird. Meint ihr ich liege mit 70.000-80.000€ völlig daneben? Im Gespräch würde ich dann wohl so um die 90.000€ nennen.
Viele Grüße und danke!
ich habe bald ein Vorstellungsgespräch bei einer kleineren Kanzlei am Niederrhein. Natürlich wird im Laufe des Gespräches die Frage kommen, was ich mir als Gehalt vorstelle. Hierbei tue ich mich extrem schwer und hoffe ihr könnt mir da weiter helfen. Die Kanzlei besteht zurzeit aus ca. 5 Anwälten und Steuerberatern (Anzahl unbekannt, dürften aber wohl nicht viel mehr sein). Die Kanzlei berät fast ausschließlich niederländische Unternehmen und kaum Privatpersonen. Durch Google habe ich herausgefunden, dass für eine Stunde wohl um die 300€ abgerufen wird. Meint ihr ich liege mit 70.000-80.000€ völlig daneben? Im Gespräch würde ich dann wohl so um die 90.000€ nennen.
Viele Grüße und danke!
12.02.2025, 23:51
Glaube da wirst Du etwas ernüchtert aus dem Gespräch kommen. Aus dem Bauch raus würde ich schätzen, dass Du was zwischen 55 und knapp unter 70 angeboten bekommst. Kann mich natürlich auch irren, aber würde vielleicht versuchen mit weniger zu rechnen und mich dann zu freuen, wenn es doch mehr ist, als andersherum
Edit: Du bist Berufseinsteiger bzw. noch nicht mehrjährig Anwalt, oder?
Edit: Du bist Berufseinsteiger bzw. noch nicht mehrjährig Anwalt, oder?
13.02.2025, 09:09
(12.02.2025, 19:21)Examen0724 schrieb: Hallo zusammen,
ich habe bald ein Vorstellungsgespräch bei einer kleineren Kanzlei am Niederrhein. Natürlich wird im Laufe des Gespräches die Frage kommen, was ich mir als Gehalt vorstelle. Hierbei tue ich mich extrem schwer und hoffe ihr könnt mir da weiter helfen. Die Kanzlei besteht zurzeit aus ca. 5 Anwälten und Steuerberatern (Anzahl unbekannt, dürften aber wohl nicht viel mehr sein). Die Kanzlei berät fast ausschließlich niederländische Unternehmen und kaum Privatpersonen. Durch Google habe ich herausgefunden, dass für eine Stunde wohl um die 300€ abgerufen wird. Meint ihr ich liege mit 70.000-80.000€ völlig daneben? Im Gespräch würde ich dann wohl so um die 90.000€ nennen.
Viele Grüße und danke!
Was für Anforderungen stellt die Kanzlei an ihre Bewerber?
13.02.2025, 09:30
Danke für eure Antworten. Ja ich bin Berufsanfänger. Habe einen roten Faden im gewerblichen Rechtsschutz und für dieses brauchen sie jemanden, der das aufbaut. Dies macht einer der Anwälte gerade nebenbei, aber der Bedarf steigt wohl immer mehr. Das Rechtsgebiet ist aufgrund der hohen Streitwerts natürlich wirtschaftlich interessant. Dadurch sind wir in Kontakt gekommen.
Die Kanzlei hat keine speziellen Voraussetzungen, das übliche was überall steht.
Die Kanzlei hat keine speziellen Voraussetzungen, das übliche was überall steht.
13.02.2025, 15:16
Bei einer "normalen" kleineren Sozietät hätte ich weit unter deinen Angaben geschätzt.
Wenn ausschließlich niederländische Unternehmen als Mandanten zählen + Aufbau einer Einheit im gewerbl. Rechtsschutz gewollt ist (und du diesbzgl auch einen roten Faden und einschlägige Erfahrung aufweist), dann kann man da vllt tatsächlich mit 60k rauskommen bzw mit einem guten Gesamtpaket.
Wobei ich mir nur schwerlich vorstellen kann, als Berufseinsteiger hier direkt eine Einheit aufzubauen (hohe Streitwerte und grenzüberschreitende Bezüge und die damit verbundene Komplexität, Risiken und besondere Sensibilität ausl. Mandantenkontakte usw.).
Ein ehemaliger Kollege ist im südlichen BW (Grenzregion zu FR) in einer kleineren Sozietät mit Notariat ebenfalls mit sehr ordentlichem Gesamtpaket eingestiegen (er hatte eine Matrise en Droit, oder wie das heißt und spricht sehr gutes Französisch). Ist also durchaus einiges möglich!
Wie gesagt, wichtig ist ja das Gesamtpaket. Eventuell gibt es nach der Probezeit schon eine ordentliche Steigerung oder man schafft es nach 2 Jahren schon zur Umsatzbeteiligung usw usf. Gibt ja viele Möglichkeiten.
Viel Erfolg.
EDIT: die 300 €/h werden in BW oftmals aufgerufen und die Einstiegsgehälter liegen auch bei mittleren Sozietäten/Platzhirschen teilweise weit unter 60k. Es kommt ja nicht darauf an, was man die Stunde theoretisch abrufen kann, sondern nur darauf, was man dem Mandanten tatsächlich an Arbeit/Zeitaufwand in Rechnung stellt. Auch mit Rücksicht auf spätere Mandate bzw Anbahnung und Pflege langfristiger Mandate usw.
Wenn ausschließlich niederländische Unternehmen als Mandanten zählen + Aufbau einer Einheit im gewerbl. Rechtsschutz gewollt ist (und du diesbzgl auch einen roten Faden und einschlägige Erfahrung aufweist), dann kann man da vllt tatsächlich mit 60k rauskommen bzw mit einem guten Gesamtpaket.
Wobei ich mir nur schwerlich vorstellen kann, als Berufseinsteiger hier direkt eine Einheit aufzubauen (hohe Streitwerte und grenzüberschreitende Bezüge und die damit verbundene Komplexität, Risiken und besondere Sensibilität ausl. Mandantenkontakte usw.).
Ein ehemaliger Kollege ist im südlichen BW (Grenzregion zu FR) in einer kleineren Sozietät mit Notariat ebenfalls mit sehr ordentlichem Gesamtpaket eingestiegen (er hatte eine Matrise en Droit, oder wie das heißt und spricht sehr gutes Französisch). Ist also durchaus einiges möglich!
Wie gesagt, wichtig ist ja das Gesamtpaket. Eventuell gibt es nach der Probezeit schon eine ordentliche Steigerung oder man schafft es nach 2 Jahren schon zur Umsatzbeteiligung usw usf. Gibt ja viele Möglichkeiten.
Viel Erfolg.
EDIT: die 300 €/h werden in BW oftmals aufgerufen und die Einstiegsgehälter liegen auch bei mittleren Sozietäten/Platzhirschen teilweise weit unter 60k. Es kommt ja nicht darauf an, was man die Stunde theoretisch abrufen kann, sondern nur darauf, was man dem Mandanten tatsächlich an Arbeit/Zeitaufwand in Rechnung stellt. Auch mit Rücksicht auf spätere Mandate bzw Anbahnung und Pflege langfristiger Mandate usw.
13.02.2025, 18:08
Zitat:Durch Google habe ich herausgefunden, dass für eine Stunde wohl um die 300€ abgerufen wird. Meint ihr ich liege mit 70.000-80.000€ völlig daneben? Im Gespräch würde ich dann wohl so um die 90.000€ nennen.Da liegst Du weit daneben. Manchmal frage ich mich, ob ihr eure Wunschgehälter einmal durchrechnet.
90k Arbeitnehmerbrutto. Ca. 112,5k Arbeitgeberbrutto. Das sind nur deine Kosten.
Davon ist kein Büro, keine Refa, keine IT und kein Obstkorb bezahl. Selbst in einer wohlwollenden Kanzlei wirst Du keine Kostenquote von mehr als 50% auf das ausgezahlte Gehalt haben. Meist deutlich weniger, die Inhaber wollen auch von etwas leben. Sagen wir mal 40%.
Du musst also ca. 280k umsetzen. An 220 Arbeitstagen pro Jahr.
Bei vielleicht real 250 Euro gemittelten Stundensatz? Die 300 Euro werden es im Schnitt nicht sein. Wenn das die aktuelle Quote ist, dann gibt es Altmandate die zu anderen Konditionen laufen.
280k / 220 / 250 = 5,6h anrechenbare Zeit pro Tag. Da warst Du nicht einmal krank. Hast Dich nicht fortgebildet. Die Inhaber haben Dir nichts rausgestrichen, weil es nicht verwertbar war. Wenn Du als Einsteiger fachlich gut bist und erkennst, wo Du der Auftrag endet, bekommst Du vielleicht 75% der erfassten Zeit abgerechnet. Da sind wir schon bei 7,5h Arbeitszeit. Nie krank. Nie fortgebildet.
Zitat:Habe einen roten Faden im gewerblichen Rechtsschutz und für dieses brauchen sie jemanden, der das aufbaut. Dies macht einer der Anwälte gerade nebenbei, aber der Bedarf steigt wohl immer mehr. Das Rechtsgebiet ist aufgrund der hohen Streitwerts natürlich wirtschaftlich interessant. Dadurch sind wir in Kontakt gekommen.Late to the party. Es ist jetzt nicht unbedingt so, als sei der gewerbliche Rechtsschutz ein ganz neues Thema. Egal. Du, als Berufsanfänger, willst "den Bereich aufbauen"?
Grundsätzlich geil. Heißt aber auch, dass es da bisher nur rudimentäre Strukturen gibt. Weniger Feedback, flachere Lernkurve, weniger Bestandswissen bei den Kollegen. Also mehr selber anlesen, mehr Fehler machen, weniger abrechenbare Stunden. Wer versorgt den Bereich mit Mandaten? Machst Du die Akquise selbst? Noch weniger abrechenbare Stunden. Oder soll das der Kollege übernehmen? Guess what, die Zeit die er in Akquise steckt um dich auszulasten ist Umsatz, der der Kanzlei an anderer Stelle fehlt. Deine Kostenquote ist soeben schlechter geworden.
Und damit ist über Haftung noch kein Wort gesagt.
Versteh es bitte nicht falsch, Du magst ein klasse Anwalt werden und diesen Bereich aufbauen und zu einer Cashcow machen. Es scheint aber eher so, als würdest Du unterschätzen, was der Betrieb einer Kanzlei, die Ausbildung eines Berufsanfängers kostet und wo das Geld herkommt (mal rechnest Du das Gehalt mit Stundensätzen schön, dann argumentierst Du mit dem Streitwert - das RVG ist aber meist weniger lukrativ als das Stundenhonorar).
13.02.2025, 18:43
(13.02.2025, 18:08)Rechtsverwender schrieb: 280k / 220 / 250 = 5,6h anrechenbare Zeit pro Tag. Da warst Du nicht einmal krank. Hast Dich nicht fortgebildet. Die Inhaber haben Dir nichts rausgestrichen, weil es nicht verwertbar war. Wenn Du als Einsteiger fachlich gut bist und erkennst, wo Du der Auftrag endet, bekommst Du vielleicht 75% der erfassten Zeit abgerechnet. Da sind wir schon bei 7,5h Arbeitszeit. Nie krank. Nie fortgebildet.
Vor allem heißt das, dass man von Tag 1 an einen vollen Tisch hat und immer etwas zu arbeiten hat. Aber das ist keine Selbstverständlichkeit. Ein Einsteiger muss in die Sachen erstmal reinkommen und auch nicht jede Kanzlei ist immer zu 100% ausgelastet. Wer nur M&A Deals bei Freshfields gemacht hat, kann das vielleicht nicht nachvollziehen, aber nicht jeder Anwalt hat immer ausreichend Arbeit. Es gibt manchmal auch einfach Leerlauf.