16.11.2024, 00:07
Hallo zusammen,
wie würdet ihr folgende Situation in einer Partnerschaft lösen:
Ihr seid seit über 9 Jahren mit einem Menschen zusammen, der an sich ein wunderbarer Partner ist. Während ihr euch in den letzten Jahren den Arsch für 2 Staatsexamen aufgerissen habt ohne Ende, arbeitet er ambitionslos für 18€/Stunde in einer Quereinsteigerklitsche in Teilzeit (wohlgemerkt selbst Akademiker, allerdings mit sehr speziellem Bachelor, mit dem man kaum etwas machen kann).
Unsere aktuelle Wohnung hat nur 2 Zimmer und ist auch weder sonderlich gut ausgestattet noch ist die Lage schön. Homeoffice ist für mich nur schwer möglich, da der Schreibtisch sehr klein ist und ich keinen eigenen Raum zur Verfügung habe. Er ist wegen der Teilzeit recht früh Zuhause. Wir brauchten damals dringend eine Wohnung. Das war unsere erste gemeinsame Wohnung und bei Einzug waren wir uns einig, dass wir nur wenige Jahre hier bleiben. Damals hatten wir kein Geld und die Wohnung ist dementsprechend spärlich eingerichtet (auf Hartz-IV-Level, denn das haben wir bezogen). Während des Refs war es ja ok und das ist nun auch schon bald 2 Jahre her.
Ich verdiene inzwischen netto mehr als doppelt so viel wie er und möchte in eine 3-Zimmerwohnung ziehen. Leider sind die Mieten im Rheinmaingebiet nochmal sehr gestiegen und es ist gefühlt nicht so leicht etwas passendes zu finden, das nicht sofort bezogen werden muss (aktuelle Wohnung ist zB noch nicht gekündigt, daher wäre etwas Vorlaufzeit notwendig).
Nun haben wir eine Wohnung gefunden, die uns beiden gefällt, aber ca. 2000€ warm kostet. Fast doppelt so viel, wie wir aktuell bezahlen. Dafür Neubau mit mehr Platz und höherem Lebensstandard sowie sehr geringen Energiekosten. Ich komme ihm schon entgegen und würde gut zwei Drittel bezahlen, sodass er inkl. Fahrtkosten zur Arbeit insgesamt nur 300€ mehr zahlen müsste als jetzt.
Und dennoch sagte er mir heute, dass er das so nicht möchte, weil er sich diese 300€ mehr nicht leisten könne.
Ich fühle mich durch ihn zunehmend ausgebremst und frage mich, ob Liebe allein ausreicht, um solche Diskrepanzen zu überstehen. Es ist doch normal, dass man seinen Lebensstandard etwas verbessern möchte, wenn man mehr verdient, oder nicht? Ich lege keinen Wert auf Schmuck, Autos oder teure Kleidung, aber ich lege Wert auf eine schöne Wohnung, in die man gerne kommt nach einem langen Arbeitstag. Wir haben keine Kinder und wollen auch keine, sodass wir unser Geld nur für uns benötigen. Aber wir geraten zunehmend in Diskussionen wegen dieses finanziellen Ungleichgewichts. Das betrifft Urlaube, quasi alle größeren Anschaffungen im Haushalt und nun auch die Wohnsituation als solche. Seine Lage ändern, zB in Vollzeit arbeiten, will er aber auch nicht.
Er ist der Ansicht, dass ich ja mehr Geld hätte als er und deshalb auch mehr bezahlen müsse, da ihm ja auch dieser niedrige Standard reicht.
Ich bin mittlerweile echt wütend und merke, dass es mir fehlt, keinen Partner auf Augenhöhe zu haben. Quasi alles ist anstrengend geworden. Als wir noch studierten, ist das nicht so aufgefallen, aber jetzt belastet es unsere Beziehung erheblich.
Wie seht ihr das? Wäre so ein Partner für euch problematisch, wenn er ansonsten ein echt toller Mensch ist?
Freue mich auf Input!
wie würdet ihr folgende Situation in einer Partnerschaft lösen:
Ihr seid seit über 9 Jahren mit einem Menschen zusammen, der an sich ein wunderbarer Partner ist. Während ihr euch in den letzten Jahren den Arsch für 2 Staatsexamen aufgerissen habt ohne Ende, arbeitet er ambitionslos für 18€/Stunde in einer Quereinsteigerklitsche in Teilzeit (wohlgemerkt selbst Akademiker, allerdings mit sehr speziellem Bachelor, mit dem man kaum etwas machen kann).
Unsere aktuelle Wohnung hat nur 2 Zimmer und ist auch weder sonderlich gut ausgestattet noch ist die Lage schön. Homeoffice ist für mich nur schwer möglich, da der Schreibtisch sehr klein ist und ich keinen eigenen Raum zur Verfügung habe. Er ist wegen der Teilzeit recht früh Zuhause. Wir brauchten damals dringend eine Wohnung. Das war unsere erste gemeinsame Wohnung und bei Einzug waren wir uns einig, dass wir nur wenige Jahre hier bleiben. Damals hatten wir kein Geld und die Wohnung ist dementsprechend spärlich eingerichtet (auf Hartz-IV-Level, denn das haben wir bezogen). Während des Refs war es ja ok und das ist nun auch schon bald 2 Jahre her.
Ich verdiene inzwischen netto mehr als doppelt so viel wie er und möchte in eine 3-Zimmerwohnung ziehen. Leider sind die Mieten im Rheinmaingebiet nochmal sehr gestiegen und es ist gefühlt nicht so leicht etwas passendes zu finden, das nicht sofort bezogen werden muss (aktuelle Wohnung ist zB noch nicht gekündigt, daher wäre etwas Vorlaufzeit notwendig).
Nun haben wir eine Wohnung gefunden, die uns beiden gefällt, aber ca. 2000€ warm kostet. Fast doppelt so viel, wie wir aktuell bezahlen. Dafür Neubau mit mehr Platz und höherem Lebensstandard sowie sehr geringen Energiekosten. Ich komme ihm schon entgegen und würde gut zwei Drittel bezahlen, sodass er inkl. Fahrtkosten zur Arbeit insgesamt nur 300€ mehr zahlen müsste als jetzt.
Und dennoch sagte er mir heute, dass er das so nicht möchte, weil er sich diese 300€ mehr nicht leisten könne.
Ich fühle mich durch ihn zunehmend ausgebremst und frage mich, ob Liebe allein ausreicht, um solche Diskrepanzen zu überstehen. Es ist doch normal, dass man seinen Lebensstandard etwas verbessern möchte, wenn man mehr verdient, oder nicht? Ich lege keinen Wert auf Schmuck, Autos oder teure Kleidung, aber ich lege Wert auf eine schöne Wohnung, in die man gerne kommt nach einem langen Arbeitstag. Wir haben keine Kinder und wollen auch keine, sodass wir unser Geld nur für uns benötigen. Aber wir geraten zunehmend in Diskussionen wegen dieses finanziellen Ungleichgewichts. Das betrifft Urlaube, quasi alle größeren Anschaffungen im Haushalt und nun auch die Wohnsituation als solche. Seine Lage ändern, zB in Vollzeit arbeiten, will er aber auch nicht.
Er ist der Ansicht, dass ich ja mehr Geld hätte als er und deshalb auch mehr bezahlen müsse, da ihm ja auch dieser niedrige Standard reicht.
Ich bin mittlerweile echt wütend und merke, dass es mir fehlt, keinen Partner auf Augenhöhe zu haben. Quasi alles ist anstrengend geworden. Als wir noch studierten, ist das nicht so aufgefallen, aber jetzt belastet es unsere Beziehung erheblich.
Wie seht ihr das? Wäre so ein Partner für euch problematisch, wenn er ansonsten ein echt toller Mensch ist?
Freue mich auf Input!
16.11.2024, 01:40
Meine ehrliche Meinung dazu, nachdem ich das, was du beschreibst, selbst so ähnlich erfahren musste:
Es ist auf Dauer zum Scheitern verurteilt. Alles, was du tun kannst, ist nochmal mit ihm zu sprechen und deine Gefühle mit ihm zu teilen. Sollte er darauf abweisend reagieren oder uneinsichtig sein, werdet ihr das nicht lange aufrechterhalten können.
Das mag hart klingen, aber wenn du ständig jemanden mitfinanzieren muss, dann wird das aus zweierlei Punkten nicht gut gehen. Du wirst genervt sein, dass du in jeder Lebenslage mehr bezahlen musst als er und er wird dauerhaft auch unglücklich damit sein, dass du ihn „durchfütterst“, was nur zu Streit führt.
Wenn du ambitioniert bist, dir mal was gönnen möchtest und auch in Zukunft weiter „wachsen“ möchtest, funktioniert das nur, wenn der Partner das unterstütz und mitzieht. Ansonsten sehe ich da keine Chance.
Ist aber nur meine persönliche Meinung und eure Liebe mag das auch überkommen.
Es ist auf Dauer zum Scheitern verurteilt. Alles, was du tun kannst, ist nochmal mit ihm zu sprechen und deine Gefühle mit ihm zu teilen. Sollte er darauf abweisend reagieren oder uneinsichtig sein, werdet ihr das nicht lange aufrechterhalten können.
Das mag hart klingen, aber wenn du ständig jemanden mitfinanzieren muss, dann wird das aus zweierlei Punkten nicht gut gehen. Du wirst genervt sein, dass du in jeder Lebenslage mehr bezahlen musst als er und er wird dauerhaft auch unglücklich damit sein, dass du ihn „durchfütterst“, was nur zu Streit führt.
Wenn du ambitioniert bist, dir mal was gönnen möchtest und auch in Zukunft weiter „wachsen“ möchtest, funktioniert das nur, wenn der Partner das unterstütz und mitzieht. Ansonsten sehe ich da keine Chance.
Ist aber nur meine persönliche Meinung und eure Liebe mag das auch überkommen.
16.11.2024, 08:38
"Mitfinanzieren" muss du ja niemanden, wenn du alleine in der größeren Wohnung leben würdest, müsstest du die komplett alleine bezahlen. Klingt für mich eher so, als würdest du jemanden suchen, der DIR ein besseres Leben mitfinanziert und du bist enttäuscht, dass dein Partner dir das finanziell nicht bieten kann.
Ich finde das absolut armselig. Wenn du für deine Ansprüche zu wenig Geld hast, solltest du an deinem Einkommen arbeiten und nicht an dem deines Partners rummeckern.
Ich finde das absolut armselig. Wenn du für deine Ansprüche zu wenig Geld hast, solltest du an deinem Einkommen arbeiten und nicht an dem deines Partners rummeckern.
16.11.2024, 09:16
Ich denke du kennst die Antwort zu deiner Frage selbst, wenn man zwischen den Zeilen liest. Kompetenz ist attraktiv und Selbstmotivation, Beharrlichkeit und Frustrationstoleranz sind Kompetenzen. Der Mensch, den du beschreibst hat diese Eigenschaften nicht. Du musst dich selbst prüfen, ob du damit leben kannst, dass der Müßiggang deines Freundes dir den Lebensstandard, den du mit einem gleich motivierten Partner teilen könntest, streitig macht.
16.11.2024, 09:29
Das ist schwierig. Beobachtung am Rande: Du bist weiblich, der Partner männlich? Spielt das mit rein? Bei umgekehrten Rollen wäre er verdient und zahlt, sie arbeitet bisschen und macht den Haushalt, vielleicht weniger problematisch? Folgefrage: kann er anstatt durch Geld, anders beitragen - kochen putzen einkaufen?
16.11.2024, 09:50
Geld in Partnerschaften ist zwar ein lästiges aber essenzielles Thema. Ich würde auf jeden Fall nochmal das Gespräch suchen, also einen Termin verabreden, an dem ihr euch vornehmt über Geld und vor allem eure Vorstellungen von der Zukunft zu sprechen.
Ich glaube es geht hier nicht nur ums Geld, sondern um die dahinter liegende Frage, wie ihr euch euer weiteres Leben vorstellt. Du willst ein bisschen mehr haben und bist bereit, dafür mehr zu arbeiten. Er will lieber wenig arbeiten, ist aber zufrieden mit weniger.
Das zu vereinbaren kann in beide Richtungen ziemlich schwer werden. Auf jeden Fall führt kein Weg an einem ehrlichen Gespräch vorbei.
Ich glaube es geht hier nicht nur ums Geld, sondern um die dahinter liegende Frage, wie ihr euch euer weiteres Leben vorstellt. Du willst ein bisschen mehr haben und bist bereit, dafür mehr zu arbeiten. Er will lieber wenig arbeiten, ist aber zufrieden mit weniger.
Das zu vereinbaren kann in beide Richtungen ziemlich schwer werden. Auf jeden Fall führt kein Weg an einem ehrlichen Gespräch vorbei.
16.11.2024, 12:57
Eben - es geht nicht primär um Geld, sondern um unterschiedliche Grundhaltungen. Ich musste an Bölls Anekdote zur Senkung der Arbeitsmoral denken. Viel arbeiten für wenig Zeit in der schönen Wohnung oder wenig arbeiten für viel Zeit in der weniger schönen Wohnung - das ist beides legitim, aber schwer miteinander zu vereinbaren.
16.11.2024, 12:57
(16.11.2024, 01:40)LawandOrder schrieb: Meine ehrliche Meinung dazu, nachdem ich das, was du beschreibst, selbst so ähnlich erfahren musste:
Es ist auf Dauer zum Scheitern verurteilt. Alles, was du tun kannst, ist nochmal mit ihm zu sprechen und deine Gefühle mit ihm zu teilen. Sollte er darauf abweisend reagieren oder uneinsichtig sein, werdet ihr das nicht lange aufrechterhalten können.
Das mag hart klingen, aber wenn du ständig jemanden mitfinanzieren muss, dann wird das aus zweierlei Punkten nicht gut gehen. Du wirst genervt sein, dass du in jeder Lebenslage mehr bezahlen musst als er und er wird dauerhaft auch unglücklich damit sein, dass du ihn „durchfütterst“, was nur zu Streit führt.
Wenn du ambitioniert bist, dir mal was gönnen möchtest und auch in Zukunft weiter „wachsen“ möchtest, funktioniert das nur, wenn der Partner das unterstütz und mitzieht. Ansonsten sehe ich da keine Chance.
Ist aber nur meine persönliche Meinung und eure Liebe mag das auch überkommen.
Ich sehe das ähnlich. Du scheinst das Bedürfnis zu haben, dich weiterzuentwickeln und deinen persönlichen Lebensstandard zu verbessern. Demgegenüber scheint dein Partner diese Ansprüche nach deinen Schilderungen nicht zu haben. Dies bietet erhebliches Konfliktpotenzial.
Ich verstehe natürlich auch die Sichtweise deines Partners, dass er in seiner jetzigen Situation nicht mehr Geld für die Wohnung ausgeben möchte. 2.000€ sind auch eine wirklich sehr hohe Miete. Da gibt es selbst hier in Hamburg viele schöne große Wohnungen, die deutlich günstiger sind. Als problematisch erachte ich aber vor allem, dass dein Partner scheinbar keine Ambitionen hat und sich an seiner finanziellen Situation nichts ändern wird. Du wirst dich also langfristig darauf einstellen müssen, dass du mehr in eurer Beziehung zahlst und sich dein Partner ggfs. ein angenehmes Leben macht, indem er die Vorteile mitnimmt, die du ihm ermöglichst.
Ganz wichtig ist aber, dass du aktiv das Gespräch mit deinem Partner suchst. Wie es wirklich zwischen euch steht, kann niemand aus diesem Forum wissen und auch nicht anhand deiner kurzen Erläuterungen seriös beurteilen. Vielleicht habt ihr langfristig doch ähnlichere Erwartungen vom Leben als es hier scheint. Und du solltest 9 Jahre Beziehung und die Gefühle für deinen Partner nicht einfach deshalb aufgeben, weil er sich derzeit keinen höherem Lebensstandard leisten kann. Maßgeblich ist doch, ob ihr den gleichen Anspruch ans Leben habt und falls nicht, ob ihr mit den Lebenszielen des jeweils anderen leben könnt.
16.11.2024, 15:47
(16.11.2024, 08:38)Homer S. schrieb: "Mitfinanzieren" muss du ja niemanden, wenn du alleine in der größeren Wohnung leben würdest, müsstest du die komplett alleine bezahlen. Klingt für mich eher so, als würdest du jemanden suchen, der DIR ein besseres Leben mitfinanziert und du bist enttäuscht, dass dein Partner dir das finanziell nicht bieten kann.
Ich finde das absolut armselig. Wenn du für deine Ansprüche zu wenig Geld hast, solltest du an deinem Einkommen arbeiten und nicht an dem deines Partners rummeckern.
Du scheinst einiges auf die TE zu projizieren.
@TE es ist völlig okay, dass man einen Partner möchte, der einen vergleichbaren Lebensstandard möchte und abbilden kann. Ich sehe da auch wenig Optionen. Er möchte nicht mehr arbeiten, du willst nicht dauerhaft mehr bezahlen, um den Standard zu haben, den du dir leisten kannst.
16.11.2024, 17:41
(16.11.2024, 15:47)ZW333 schrieb:(16.11.2024, 08:38)Homer S. schrieb: "Mitfinanzieren" muss du ja niemanden, wenn du alleine in der größeren Wohnung leben würdest, müsstest du die komplett alleine bezahlen. Klingt für mich eher so, als würdest du jemanden suchen, der DIR ein besseres Leben mitfinanziert und du bist enttäuscht, dass dein Partner dir das finanziell nicht bieten kann.
Ich finde das absolut armselig. Wenn du für deine Ansprüche zu wenig Geld hast, solltest du an deinem Einkommen arbeiten und nicht an dem deines Partners rummeckern.
Du scheinst einiges auf die TE zu projizieren.
@TE es ist völlig okay, dass man einen Partner möchte, der einen vergleichbaren Lebensstandard möchte und abbilden kann. Ich sehe da auch wenig Optionen. Er möchte nicht mehr arbeiten, du willst nicht dauerhaft mehr bezahlen, um den Standard zu haben, den du dir leisten kannst.
Ich bin einfach ein Freund von Eigenverantwortung. Für mich klingt das einfach so, als ob die TE sich die schicke Wohnung nicht leisten kann und sich ärgert, dass niemand ihr hilft - für mich ein typisches Juristending. Just my 2 cents...
Alle die hier der TE zustimmen würden also nach 9 Jahren eine Beziehung zu zB einem Krankenpfleger mangels dessen finazieller Ambotion aufgeben?