10.04.2019, 13:12
Im Spiegel war vor einigen Monaten mal ein Artikel über einen älteren Familienrechtler in einer Einzelkanzlei. Der bezifferte sein Nettoeinkommen auf- wenn ichs richtig im Kopf habe - 5-13k monatlich. Ich finde den Artikel leider nicht mehr. Ich denke, wenn man die Erfahrung und seinen Mandantenstamm hat, geht das schon. Gerade bei Scheidungen kann man schnell auf hohe Streitwerde kommen, wenn man sein bestimmtes Klientel hat.
10.04.2019, 14:49
Ja natürlich geht das. Zu fragen "was verdient ein Familienrechtler" - insb. da diese halt oft in kleineren Einheiten organisiert sind - ist etwa so wie zu fragen "was verdient man als Restaurantbesitzer?". Du bist eben selbstständiger Unternehmer, dein Betrieb ist das Anbieten einer Dienstleistung. So wie bei Restaurantbesitzern gibt es etliche, die ganz schnell pleite gehen oder sich von Jahr zu Jahr gerade so vor der Insolvenz retten und andere, die sich den fünften Porsche für das dritte Ferienhaus leisten.
Als Anwalt sollte man nicht in diesem Angestelltendenken verharren "was bekomme ich vom Chef". Wenn du in so ein Gebiet rein willst, dann musst du auch Geschäftssinn und Geschäftstrieb haben.
Als Anwalt sollte man nicht in diesem Angestelltendenken verharren "was bekomme ich vom Chef". Wenn du in so ein Gebiet rein willst, dann musst du auch Geschäftssinn und Geschäftstrieb haben.
10.04.2019, 14:55
10.04.2019, 14:56
(10.04.2019, 11:39)56475342312 schrieb: ich bin wirklich schockiert, dass so viele mit 38.000 zufrieden sind. Nur aus Interesse, wohnt ihr eher dörflich? Ich wohne in Frankfurt und könnte hier mit 38.000 definitiv nicht zurechtkommen....
In Ergänzung: Ja, das schockiert mich auch regelmäßig. Ganz abgesehen von der Frage, warum man sich dafür Studium + Ref antun will, wenn man dann mit einem Kellnergehalt nach Hause geht (und ja, ein guter Kellner verdient das bzw. noch deutlich mehr mit Trinkgeld, ich weiß das aus Erfahrung ;;) ist es einfach nicht möglich davon in einer deutschen Metropole normal zu leben, geschweige denn eine Familie zu unterhalten.
PS: Normal leben bedeutet für mich nicht zwingend den dicken Benz und Stadtvilla. Aber wenn ich schon x Jahre studiere, Ref mache, promoviere o.Ä. dann will ich mir nicht beim Einkaufen Gedanken darüber machen müssen, ob die Wurst hier oder dort eine Mark mehr kostet oder ob ich mir das bessere Hotel im Urlaub leisten kann oder doch AirBnB im Randgebiet nehme. Insb. wenn man dafür jeden Tag 8 Stunden arbeitet. Und ich glaube, dass viele Juristen einfach noch zu viel Schiss haben und sich haben ordentlich das Gehirn waschen lassen von der "ALLE WERDEN ARBEITSLOS" Propaganda der letzten Jahrzhente.
Der Markt hat sich geändert. Wir sind jetzt die, die am Hebel sitzen, zumindest in der ganz überwiegenden Zahl der Situationen. Bestes Beispiel: zwei gute Freund haben sich gerade mal so mit Arsch über Latte auf 4,x Punkte in beiden (!) Examen gerettet. Keiner hat länger als drei Monate gesucht und beide haben Jobs bei denen sie deutlich (!) mehr als 38k verdienen. Und das im ach so hart umkämpfen Hamburg. Hier bei uns in Düsseldorf hätten sies noch leichter gehabt.
10.04.2019, 15:58
(07.04.2019, 17:44)Gast schrieb:(07.04.2019, 14:23)Gast_Bawü schrieb: @Mai 2016: Also 38k empfinde ich schon als sehr sehr wenig. Natürlich gibt es Leute, die auch weniger verdienen - es gibt aber auch genügend Leute (auch in anderen Berufen) die direkt (sogar "nur" mit Master und damit deutlich kürzerer Ausbildungszeit als Jurastudium + Ref) direkt deutlich mehr verdienen und mit 50k+ einsteigen. 38k sind knapp 2000€ netto bei Steuerklasse 1 und ledig. Ich weiß nicht, ob du keine Miete zahlst oder in einer Kleinstadt o.ä. wohnst - aber in einer Stadt wie München, Hamburg und Co kommst du damit nicht weit. Klar, du überlebst damit, mehr aber auch nicht, denn großartige Ansparungen sind nicht drin wenn die Miete schon nen 1000er schluckt (zu der Miete kommen ja noch die weiteren Lebenshaltungskosten/Lebensmittel; Ticket für Öffis etc.) - es sei denn du teilst dir die Miete, weil du in einer WG oder so wohnst: aber wer will das schon in dem Alter wenn es nicht unbedingt sein muss.
Es ist aber nun mal nur das Einstiegsgehalt. Gerade in kleineren Kanzleien winkt schnell die Partnerschaft, wenn man sich gut anstellt. Da kann sich der Nettolohn innerhalb von wenigen Jahren schon mal verdoppeln. Kommt natürlich auch auf die Kanzlei an. Der 3-Mann-Kanzlei, bei der ich in der Station war, scheint es recht gut zu gehen: Große Kanzlei, mehrere Stockwerke, über Monate hinweg ausgelastet.
Klar: Meine Frau verdient als Kinderkrankenschwester mit X Zusatzqualifkationen mittlerweile auch fast 3k netto in Steuerklasse 3. Aber eingestiegen ist sie mit 1,5k oder so mit Anfang 20 und ist jetzt halt Anfang 30.
Du musst ja dein Gehalt für den Anwalt erstmal erwirtschaften. Ein Bruttogehalt von 50k ist für Berufsanfänger wohl nicht so leicht reinzuholen. Das sind über 4000 pro Monat...
Es gibt genügend Kanzleien, wo eine Partnerschaft nicht winkt - drauf verlassen würde ich mich nicht. Zudem ist nicht alles Gold was glänzt, soll heißen: nur weil es einem Unternehmen/Kanzlei nach außen „gut“ geht, muss das tatsächlich nicht unbedingt der Fall sein. Bei Schlecker damals sah man auch nur, dass die Läden Jan stehen, Leute dort einkaufen gehen und plötzlich gabs die Konkursmeldung! Und du weißt halt auch nicht, was wie so alles abbezahlt wird oder ob sich vllt übernommen wird, weil Prognosen auch andere Projekte vorsahen die sich aber zerschlagen haben.
Es ist ja schön, dass die Kinderkrankenschwester so verdient. Mir zeigt es aber umso mehr, dass die jur. Gehälter nicht angemessen sind und 38k wenig ist. Die Krankenschwester startet nach der Ausbildung in den Beruf und verdient seitdem. Wenn diese dann mit Anfang 30 (mehr) raushat als die Juristen, die gerade dann zeitlich einfach erst fertig sind und sich diese rechtfertigen müssen sie seien ja erst neu dabei und müssen sich ja erst verdienen: dann sehe ich das nicht so. JEDER, der neu irgendwo anfängt, muss sich erstmal beweisen oder einarbeiten und der Arbeitgever - egal in welcher Branche - zahlt da immer erstmal drauf. komischerweise wird dies nur bei Juristen so verkauft, dass man aus diesem Grund ja weniger erwarten müsse. Dabei ist dies absolut keine Besonderheit juristischer Berufe! Zudem hört es auch bei Juristen, egal in welcher Branche man tätig ist (ÖD ebenso wie Privatwirtschaft), ja nicht auf Seminare/Fortbildungen/ggf. Fachanwalt etc. zu belegen.
Wenn dann die Aussicht ist, weniger als die Krankensxhwester zu verdienen, die seit Jahren immerhin schon verdient, während man selbst bisher nur draufgezahlt/ Bafög abgezahlt, nichts groß in die Rentenkasse eingezahlt hat, und DANN hinnehmen soll als Akademiker (ohne den Beruf der Krankenscjwester abzuwerten) ja weniger zu verdienen (mE müsste bereits honoriert werden, DASS man Akademiker ist und entsprechend ausgebildet wurde) und VIELLEICHT käme man ja in einigen Jahren auf mehr finde ich dies sehr bedenklich!
10.04.2019, 16:18
Das Gehalt wird bestimmt durch Angebot und Nachfrage. Und wenns dabei nur 38k oder weniger bei rum kommt, dann ist das eben so.
10.04.2019, 16:20
Diese ganzen Vergleiche bringen gar nichts, weil sie auf einer komischen DDResquen Vorstellung fußen, dass Gehälter irgendwas mit "Gerechtigkeit" haben oder, dass man aufgrund einer längeren Ausbildung irgendwelche Ansprüche hätte. Gehälter = Markt = Angebot und Nachfrage. Jedenfalls in der freien Wirtschaft, bei den Krankenschwestern funkt ja leider der Staat dazwischen, sonst würden sie mittlerweile deutlich mehr verdienen da: Sehr große Nachfrage, kaum Angebot = Preis steigt.
Bei Juristen war es lange Zeit gegenteilig, zumindest, wenn man nicht zur begehrten Spitzengruppe gehörte. Das ist aber NICHT mehr so. Das muss in die Kö0pfe der Absolventen rein und da muss man auch mal die Cojones haben einen Job abzusagen und lieber noch nen Monat arbeitslos zu bleiben, als für 38k arbeiten zu gehen. Denn solange sich jemand findet, der solche Frechheiten annimmt, solange wird ein AG natürlich auch keinen Anreiz verspüren sein Gehaltsangebot zu erhöhen.
Bei Juristen war es lange Zeit gegenteilig, zumindest, wenn man nicht zur begehrten Spitzengruppe gehörte. Das ist aber NICHT mehr so. Das muss in die Kö0pfe der Absolventen rein und da muss man auch mal die Cojones haben einen Job abzusagen und lieber noch nen Monat arbeitslos zu bleiben, als für 38k arbeiten zu gehen. Denn solange sich jemand findet, der solche Frechheiten annimmt, solange wird ein AG natürlich auch keinen Anreiz verspüren sein Gehaltsangebot zu erhöhen.
10.04.2019, 17:44
Tatsächlich gibt es aber auch Personaler (die Person ist selbst Volljurist), der in Stellenausschreibungen bewusst „überdurchschnittliche Examina“ voraussetzt, wohl wissend, dass man in Ansehung der aktuell sehr geringen Absolventenzahlen (Volljuristen) auch Bewerber mit 2x Ausreichend einstellen würde. Wurde mir selbst so aus erster Hand zugetragen.
Daher: nur Mut sich auch auf scheinbar aussichtslose - aber gut dotierte - Stellen zu bewerben!
Daher: nur Mut sich auch auf scheinbar aussichtslose - aber gut dotierte - Stellen zu bewerben!
10.04.2019, 19:19
@NRW1: Das hat nichts mit Idealen oder Gerechtigkeit zu tun, sondern eher damit, dass sich viele Juristen selbst klein halten und auch für nen Appel und nen Ei arbeiten gehen - und wenn das so bleibt, sehen Arbeitgeber natürlich auch nicht die Not, dass sie direkt anständig vergüten müssten.
10.04.2019, 19:45
(10.04.2019, 19:19)Gast_Bawü schrieb: @NRW1: Das hat nichts mit Idealen oder Gerechtigkeit zu tun, sondern eher damit, dass sich viele Juristen selbst klein halten und auch für nen Appel und nen Ei arbeiten gehen - und wenn das so bleibt, sehen Arbeitgeber natürlich auch nicht die Not, dass sie direkt anständig vergüten müssten.
Absolut! Ich hoffe dass sich in dieser Hinsicht der durchschnittliche Absolvent zukünftig auch selbstbewusster und besser verkauft. Das würde letztendlich jedem Absolventen helfen!