07.11.2024, 18:24
Hallo ihr Lieben,
ich stehe kurz vor dem Referendariat (beginne im Frühjahr '25) , wobei für mich als Städte Nürnberg und Regensburg in Betracht kommen.
Leider kenne ich dort aber keine anderen Referendare, so dass ich euch nach Erfahrungsberichten fragen möchte:
Wie groß sind die AGen?
Seid ihr zufrieden mit den AG-Leiter(innen), dem Unterricht und den Materialien?
Weil ich aus München entsprechendes gehört habe - kann man sich das Leben in der Stadt als Referendar leisten oder ist auch ohne hohe Ansprüche (ggf.) ein Nebenjob notwendig?
Vielen Dank im Voraus!
Vielen Dank, dass ihr euch die Zeit nimmt und kurz antwortet; das ist eine große Hilfe!
ich stehe kurz vor dem Referendariat (beginne im Frühjahr '25) , wobei für mich als Städte Nürnberg und Regensburg in Betracht kommen.
Leider kenne ich dort aber keine anderen Referendare, so dass ich euch nach Erfahrungsberichten fragen möchte:
Wie groß sind die AGen?
Seid ihr zufrieden mit den AG-Leiter(innen), dem Unterricht und den Materialien?
Weil ich aus München entsprechendes gehört habe - kann man sich das Leben in der Stadt als Referendar leisten oder ist auch ohne hohe Ansprüche (ggf.) ein Nebenjob notwendig?
Vielen Dank im Voraus!
Vielen Dank, dass ihr euch die Zeit nimmt und kurz antwortet; das ist eine große Hilfe!
07.11.2024, 19:53
Kann dir von Regensburg nur Recht nachdrücklich abraten.
AG Leiter sind OK, Gruppen c.a 15 Leute. Die Sonderkurse (ArbR Steu Kautelar etc) sind nicht zu gebrauchen und treiben sich quasi in die Arme von Hemmer und Co. Unterlagen gibt's nix brauchbares.
Das ganze System ist mega verschult, die Geschäftsstelle hat wenig erbarmen und auf die Krankheitstage wird recht genau geschaut. Eigene Termine werden nach Lust und Laune Tage vorher verschoben, ist dann halt dein Problem. Die ganze Organisation ist immer wieder chaotisch, am Ende sind dann die Referendare die, die es abbekommen.
Der eigentliche Witz ist dann, dass du für die AG3 (reiner Kalusurenkurs) keine Lösungen bekommst. Du schreibst also in Präsenz verpflichtend Klausuren, die 20 Jahre alt sind (letztens z.B. Gesellschaftsrecht vor MoPeG abgeprüft), die von einem Richter korrigiert und "besprochen" werden der 80 ist und nur NJW Fundstellen an die Tafel schreibt und bekommst keine Lösung weil "man das mit dem Formulieren ja schon mittlerweile können sollte".
Nürnberg könnte ähnlich sein, weil RGB da drannhängt. Zumindest sagt die Geschäftsstelle immer dass alles so gemacht wird weil Nürnberg es so will.
[Rant Ende]
AG Leiter sind OK, Gruppen c.a 15 Leute. Die Sonderkurse (ArbR Steu Kautelar etc) sind nicht zu gebrauchen und treiben sich quasi in die Arme von Hemmer und Co. Unterlagen gibt's nix brauchbares.
Das ganze System ist mega verschult, die Geschäftsstelle hat wenig erbarmen und auf die Krankheitstage wird recht genau geschaut. Eigene Termine werden nach Lust und Laune Tage vorher verschoben, ist dann halt dein Problem. Die ganze Organisation ist immer wieder chaotisch, am Ende sind dann die Referendare die, die es abbekommen.
Der eigentliche Witz ist dann, dass du für die AG3 (reiner Kalusurenkurs) keine Lösungen bekommst. Du schreibst also in Präsenz verpflichtend Klausuren, die 20 Jahre alt sind (letztens z.B. Gesellschaftsrecht vor MoPeG abgeprüft), die von einem Richter korrigiert und "besprochen" werden der 80 ist und nur NJW Fundstellen an die Tafel schreibt und bekommst keine Lösung weil "man das mit dem Formulieren ja schon mittlerweile können sollte".
Nürnberg könnte ähnlich sein, weil RGB da drannhängt. Zumindest sagt die Geschäftsstelle immer dass alles so gemacht wird weil Nürnberg es so will.
[Rant Ende]
07.11.2024, 20:02
Achso, Stadt ist wunderschön, mit dem Unterhaltsbeihilfe lässt sichs okayisch Leben, je nach Anforderungen an Lage und Größe der Wohnung kanns aber eng werden.
08.11.2024, 02:46
Also ich fand Nürnberg insgesamt recht gut.
1) Thema AG
Die hauptamtlichen AG-Leiter der AG1 im Zivilrecht sind mMn beide sehr gut. Gibt allerdings auch hin und wieder noch Veranstaltungen von Praktikern, bei denen ich die Qualität eher als durchwachsen beschreiben würde. Im Zivilrecht bekommt man recht viele Unterlangen. Ich muss allerdings sagen, dass ich die nicht ganz so gut strukturiert und aufeinander abgestimmt fand, aber das ist wohl Ansichtssache. Allerdings gibt es auch einige Klausurlösungen, die wiederum recht gut sind.
Auch im Strafrecht fand ich die AG-Leiter der AG sehr gut, wobei hier wohl aktuell ein Wechsel stattfindet und ich natürlich nicht weiß, ob das so bleibt. Die Unterlagen im Strafrecht finde ich auch für die Examensvorbereitung ziemlich gut, insbesondere die Übersichten. Auch hier war der Unterricht der Praktiker eher durchwachsen.
Im Ö-Recht gibt es, wenn ich das richtig verstanden hab, nur im Einführungslehrgang einen hauptamtlichen AG-Leiter, danach wurde zumindest bei mir der Unterricht von vielen unterschiedlichen Leuten gehalten. Lustigerweise hatte der zwischenzeitliche Evaluationsbogen daher nicht genug Felder, um alle Leute zu bewerten. Den Unterricht fand ich dort eher mau, was vielleicht auch an meiner Einstellung zu Ö-Recht liegt. Allerdings sind die Unterlagen recht gut, wobei ich hier auch die Unterlagen der Regierung hervorheben muss, die man auch in Regensburg bekommt. Die sind mMn wirklich gut.
Der Kautelarkurs war eher so naja, viel konnte ich da nicht mitnehmen. Arbeitsrecht war okay. Steuerrecht ist sehr abhängig vom Dozenten und der persönlichen Einstellung zu diesen. Insbesondere fürs Steuerrecht kann ich auch die Unterlagen der Regierung empfehlen, die sind da wirklich top und mMn auch absolut ausreichend fürs Examen.
Die AG3 sind auch in Nürnberg reine Klausurenkurse, werden von nebenamtlichen AG-Leitern betreut (im Zivilrecht und Strafrecht jeweils einer und im Ö-Recht bei jeder Klausur jeweils jemand neues). Da kommt es halt drauf an wen man bekommt. In Nürnberg bekommt man auch zu jeder Klausur eine ausführliche Musterlösung. Kommst zwar auch hier vor, dass mal eine alte Klausur geprüft wird, wo die Probleme schon überholt sind, aber das ist nicht der Regelfall und die Lösungen sind immer auf die aktuelle Rechtslage angepasst.
Die Gruppen sind so 20 Leute pro Gruppe (kommt halt auf den Jahrgang an) und es gibt auch Unterrichtseinheiten in der großen Gruppe, also ca. 40 Leute.
2) Thema Leben
Wirklich luxuriös kann man jetzt allein von der Unterhaltsbeihilfe nicht leben, aber ich denke es geht schon. Die Gebäude sind mit der U-Bahn auch sehr gut zu erreichen.
Um noch einige Punkte des Kollegen aus Regensburg anzusprechen:
Die Geschäftsstelle (v.a. die vom OLG) ist auch in Nürnberg manchmal etwas gewöhnungsbedürftig, während ich die der Regierung (da ist man während der Verwaltungsstation zugeteilt) als recht umgänglich empfand. Das mit den Krankheitstagen ist auch in Nürnberg so. Insgesamt ist das System auch in Nürnberg verschult. Auch in Nürnberg werden manchmal Termine verschoben, wobei das eher personenabhängig bei den Praktikereinheiten und in der AG3 so ist, bei den hauptamtlichen AG-Leitern kam das quasi nie vor.
Wenn du sonst noch was wissen willst kannst du dich gerne melden.
1) Thema AG
Die hauptamtlichen AG-Leiter der AG1 im Zivilrecht sind mMn beide sehr gut. Gibt allerdings auch hin und wieder noch Veranstaltungen von Praktikern, bei denen ich die Qualität eher als durchwachsen beschreiben würde. Im Zivilrecht bekommt man recht viele Unterlangen. Ich muss allerdings sagen, dass ich die nicht ganz so gut strukturiert und aufeinander abgestimmt fand, aber das ist wohl Ansichtssache. Allerdings gibt es auch einige Klausurlösungen, die wiederum recht gut sind.
Auch im Strafrecht fand ich die AG-Leiter der AG sehr gut, wobei hier wohl aktuell ein Wechsel stattfindet und ich natürlich nicht weiß, ob das so bleibt. Die Unterlagen im Strafrecht finde ich auch für die Examensvorbereitung ziemlich gut, insbesondere die Übersichten. Auch hier war der Unterricht der Praktiker eher durchwachsen.
Im Ö-Recht gibt es, wenn ich das richtig verstanden hab, nur im Einführungslehrgang einen hauptamtlichen AG-Leiter, danach wurde zumindest bei mir der Unterricht von vielen unterschiedlichen Leuten gehalten. Lustigerweise hatte der zwischenzeitliche Evaluationsbogen daher nicht genug Felder, um alle Leute zu bewerten. Den Unterricht fand ich dort eher mau, was vielleicht auch an meiner Einstellung zu Ö-Recht liegt. Allerdings sind die Unterlagen recht gut, wobei ich hier auch die Unterlagen der Regierung hervorheben muss, die man auch in Regensburg bekommt. Die sind mMn wirklich gut.
Der Kautelarkurs war eher so naja, viel konnte ich da nicht mitnehmen. Arbeitsrecht war okay. Steuerrecht ist sehr abhängig vom Dozenten und der persönlichen Einstellung zu diesen. Insbesondere fürs Steuerrecht kann ich auch die Unterlagen der Regierung empfehlen, die sind da wirklich top und mMn auch absolut ausreichend fürs Examen.
Die AG3 sind auch in Nürnberg reine Klausurenkurse, werden von nebenamtlichen AG-Leitern betreut (im Zivilrecht und Strafrecht jeweils einer und im Ö-Recht bei jeder Klausur jeweils jemand neues). Da kommt es halt drauf an wen man bekommt. In Nürnberg bekommt man auch zu jeder Klausur eine ausführliche Musterlösung. Kommst zwar auch hier vor, dass mal eine alte Klausur geprüft wird, wo die Probleme schon überholt sind, aber das ist nicht der Regelfall und die Lösungen sind immer auf die aktuelle Rechtslage angepasst.
Die Gruppen sind so 20 Leute pro Gruppe (kommt halt auf den Jahrgang an) und es gibt auch Unterrichtseinheiten in der großen Gruppe, also ca. 40 Leute.
2) Thema Leben
Wirklich luxuriös kann man jetzt allein von der Unterhaltsbeihilfe nicht leben, aber ich denke es geht schon. Die Gebäude sind mit der U-Bahn auch sehr gut zu erreichen.
Um noch einige Punkte des Kollegen aus Regensburg anzusprechen:
Die Geschäftsstelle (v.a. die vom OLG) ist auch in Nürnberg manchmal etwas gewöhnungsbedürftig, während ich die der Regierung (da ist man während der Verwaltungsstation zugeteilt) als recht umgänglich empfand. Das mit den Krankheitstagen ist auch in Nürnberg so. Insgesamt ist das System auch in Nürnberg verschult. Auch in Nürnberg werden manchmal Termine verschoben, wobei das eher personenabhängig bei den Praktikereinheiten und in der AG3 so ist, bei den hauptamtlichen AG-Leitern kam das quasi nie vor.
Wenn du sonst noch was wissen willst kannst du dich gerne melden.
09.11.2024, 00:50
Ich kann dem Bericht von Rechtsgast aus Nürnberg nur zustimmen, hab es sehr ähnlich empfunden.
Generell finde ich das System des OLGs (für Zivil und StrafR) deutlich besser als das der Regierung im ÖffR. ÖffR war wirklich komplett kunterbunt, die Qualität der AG Leiter variiert da extrem, da die das dort - so wie ich das verstanden habe - tatsächlich alle nebenamtlich/als Praktiker machen, bis auf eine Koordinatorin. Und man kann bei Nebenamtlern/Praktikern wohl generell sagen, dass man Glück haben kann, aber halt auch sehr viel mittelmäßige bis schlechte Leute dabei sind (schlecht als Lehrender - fachlich sind die natürlich alle gut). Das gilt für ZivR und StrafR auch, aber da wird eben der Hauptteil von Hauptamtlern übernommen.
Was ich noch für Nürnberg sagen kann, ist, dass es noch einen freiwilligen Klausurenkurs gibt, der parallel zu der AG läuft. Da haben sie jetzt auch nochmal zugelegt was die Anzahl der Klausuren angeht. Ob die Regensburger da auch mitschreiben können weiß ich ehrlich gesagt nicht - auf der OLG Seite steht der Kurs jedenfalls nur unter Serviceseiten für Nürnberg, und die Besprechungen finden auch (wenn sie nicht online sind) in Nürnberg statt.
Generell finde ich das System des OLGs (für Zivil und StrafR) deutlich besser als das der Regierung im ÖffR. ÖffR war wirklich komplett kunterbunt, die Qualität der AG Leiter variiert da extrem, da die das dort - so wie ich das verstanden habe - tatsächlich alle nebenamtlich/als Praktiker machen, bis auf eine Koordinatorin. Und man kann bei Nebenamtlern/Praktikern wohl generell sagen, dass man Glück haben kann, aber halt auch sehr viel mittelmäßige bis schlechte Leute dabei sind (schlecht als Lehrender - fachlich sind die natürlich alle gut). Das gilt für ZivR und StrafR auch, aber da wird eben der Hauptteil von Hauptamtlern übernommen.
Was ich noch für Nürnberg sagen kann, ist, dass es noch einen freiwilligen Klausurenkurs gibt, der parallel zu der AG läuft. Da haben sie jetzt auch nochmal zugelegt was die Anzahl der Klausuren angeht. Ob die Regensburger da auch mitschreiben können weiß ich ehrlich gesagt nicht - auf der OLG Seite steht der Kurs jedenfalls nur unter Serviceseiten für Nürnberg, und die Besprechungen finden auch (wenn sie nicht online sind) in Nürnberg statt.
11.11.2024, 16:58
Ich muss der genannten Erfahrung in Regensburg hier schon deutlich widersprechen.
Denn die Klausuren der AG3 werden komplett von einem nebenberuflichen AG-Leiter gemacht, das einzige, was da ausschert ist die Berufungsklausur, die tatschlich von Herrn Nußstein korrigiert wird.
Das Niveau in Regensburg in Zivilrecht, Strafrecht dun Einführungslehrgang Ö-recht ist sehr gut, danach hängts dann in ÖRecht vom Leiter ab. Die Lehrgänge in Kautelar, Steuerrecht und Arbeitsrecht sind tatsächlich nicht so prickelnd, aber das wird in den anderen Standorten nicht anders sein.
Dass das System verschult ist, kann man den AG_Leitern nicht ankreiden und ist ist (wenn überhaupt) ein Problem des OLG bzw. des Freistaates.
Im übrigen ist das aber die momentane Arbeit und jeder Arbeitgeber wäre auch nicht erfreut, wenn ein MA sagt, warum das jetzt so und so ist. Das ist halt schon ein "Ankommen" in der ersten Arbeitswelt nach dem Studium.
Denn die Klausuren der AG3 werden komplett von einem nebenberuflichen AG-Leiter gemacht, das einzige, was da ausschert ist die Berufungsklausur, die tatschlich von Herrn Nußstein korrigiert wird.
Das Niveau in Regensburg in Zivilrecht, Strafrecht dun Einführungslehrgang Ö-recht ist sehr gut, danach hängts dann in ÖRecht vom Leiter ab. Die Lehrgänge in Kautelar, Steuerrecht und Arbeitsrecht sind tatsächlich nicht so prickelnd, aber das wird in den anderen Standorten nicht anders sein.
Dass das System verschult ist, kann man den AG_Leitern nicht ankreiden und ist ist (wenn überhaupt) ein Problem des OLG bzw. des Freistaates.
Im übrigen ist das aber die momentane Arbeit und jeder Arbeitgeber wäre auch nicht erfreut, wenn ein MA sagt, warum das jetzt so und so ist. Das ist halt schon ein "Ankommen" in der ersten Arbeitswelt nach dem Studium.