06.11.2024, 19:18
Hallo Ihr,
mich würde interessieren, wer sich von euch schon mal als Volljurist in der Verwaltung "versucht hat" und gescheitert ist.
Zu mir: Ich habe zwei ordentliche Staatsexamina und bin letztlich - wie erwünscht - seit kurzer Zeit in der Verwaltung gelandet.
Grundsätzlich gefällt es mir gut, ich würde von mir selbst behaupten, ziemlich motiviert bei der Sache zu sein.
Einzig die stark formalisierten Vorgänge haben mich Eingewöhnung gekostet bzw. tun dies immer noch, kannte das eben nicht. Ich habe mir daraufhin bspw. Checklisten erstellt. Rechtlich gab es noch keine Beanstandungen. Allerdings, und ja daran arbeite ich, geht mir durchaus mal ein Komma durch oder eine Formulierung ist nicht wie gewünscht bzw. gelungen.
Feedback bekam ich bisher lediglich in Form von Kritik bzw. Hinweisen, was alles zu ändern wäre. Habe das soweit sportlich genommen und stets versucht dies zu berücksichtigen bzw. dem Anspruch gerecht zu werden und eine entsprechende Lernkurve zu zeigen.
Menschlich habe ich geglaubt, gut zurechtzufinden.
Nun ist ein Feedbackgespräch anberaumt und das findet relativ spontan außerhalb des Einarbeitungsplans statt. Da ich bisher nie gelobt wurde (gut wofür auch) und eher das Gefühl hatte, mich "noch mehr bemühen" zu müssen, habe ich Sorge, dass dies der ersten Verbesserungsanmahnung dient. Sozusagen als Möglichkeit der Besserung, bis man sich in der Probezeit dann schlussendlich nicht bewährt hat.
Das Problem: Ich versuche wirklich alles zu geben und ärgere mich ja auch selbst über diese kleinen, vermeidbaren Fehler. Sollten diese jedoch Anlass für ein solches Gespräch sein, werde ich in der verbleibenden Zeit dem Anspruch nicht gerecht werden können. Ich kann quasi nicht mehr als versuchen mich zu verbessern und mich zu entwickeln. Wäre man zufrieden mit mir, hätte man bis zum regulären "Halbzeitgespräch" warten können.
Ich bin gerade stark verunsichert was den Erwartungshorizont betrifft, um wenigstens die Probezeit zu bestehen, und würde mich für Erfahrungsberichte von Menschen aus der Verwaltung interessieren, die vielleicht in einer ähnlichen Situation waren. Danke!
mich würde interessieren, wer sich von euch schon mal als Volljurist in der Verwaltung "versucht hat" und gescheitert ist.
Zu mir: Ich habe zwei ordentliche Staatsexamina und bin letztlich - wie erwünscht - seit kurzer Zeit in der Verwaltung gelandet.
Grundsätzlich gefällt es mir gut, ich würde von mir selbst behaupten, ziemlich motiviert bei der Sache zu sein.
Einzig die stark formalisierten Vorgänge haben mich Eingewöhnung gekostet bzw. tun dies immer noch, kannte das eben nicht. Ich habe mir daraufhin bspw. Checklisten erstellt. Rechtlich gab es noch keine Beanstandungen. Allerdings, und ja daran arbeite ich, geht mir durchaus mal ein Komma durch oder eine Formulierung ist nicht wie gewünscht bzw. gelungen.
Feedback bekam ich bisher lediglich in Form von Kritik bzw. Hinweisen, was alles zu ändern wäre. Habe das soweit sportlich genommen und stets versucht dies zu berücksichtigen bzw. dem Anspruch gerecht zu werden und eine entsprechende Lernkurve zu zeigen.
Menschlich habe ich geglaubt, gut zurechtzufinden.
Nun ist ein Feedbackgespräch anberaumt und das findet relativ spontan außerhalb des Einarbeitungsplans statt. Da ich bisher nie gelobt wurde (gut wofür auch) und eher das Gefühl hatte, mich "noch mehr bemühen" zu müssen, habe ich Sorge, dass dies der ersten Verbesserungsanmahnung dient. Sozusagen als Möglichkeit der Besserung, bis man sich in der Probezeit dann schlussendlich nicht bewährt hat.
Das Problem: Ich versuche wirklich alles zu geben und ärgere mich ja auch selbst über diese kleinen, vermeidbaren Fehler. Sollten diese jedoch Anlass für ein solches Gespräch sein, werde ich in der verbleibenden Zeit dem Anspruch nicht gerecht werden können. Ich kann quasi nicht mehr als versuchen mich zu verbessern und mich zu entwickeln. Wäre man zufrieden mit mir, hätte man bis zum regulären "Halbzeitgespräch" warten können.
Ich bin gerade stark verunsichert was den Erwartungshorizont betrifft, um wenigstens die Probezeit zu bestehen, und würde mich für Erfahrungsberichte von Menschen aus der Verwaltung interessieren, die vielleicht in einer ähnlichen Situation waren. Danke!
06.11.2024, 22:28
Ich habe noch nie von einem Juristen gehört, der in der Verwaltung die Probezeit nicht geschafft hätte.
07.11.2024, 08:28
Oh, das gibt es. Die Zeiten, wo so was nie vorkam (wenn es die je gab) sind lange vorbei. Die Verwaltung ist riesengroß. Da gibt es alles.
Sowohl während meiner eigenen Probezeit habe ich einen Kollegen gehen sehen, dem man das seeeehr nahe gelegt hatte. Da wäre garantiert was gekommen sonst.
Und während einer Abordnung mit dem Ziel der Versetzung bist du völlig schutzlos zB. Es gibt dann einfach keine rechtliche Schutzmöglichkeit. Wenn Du dann da auf jemanden triffst, der massiv mobbt kann das natürlich passieren …
Sowohl während meiner eigenen Probezeit habe ich einen Kollegen gehen sehen, dem man das seeeehr nahe gelegt hatte. Da wäre garantiert was gekommen sonst.
Und während einer Abordnung mit dem Ziel der Versetzung bist du völlig schutzlos zB. Es gibt dann einfach keine rechtliche Schutzmöglichkeit. Wenn Du dann da auf jemanden triffst, der massiv mobbt kann das natürlich passieren …
07.11.2024, 08:34
Du übertreibst schon ein bisschen oder? Wieso steigerst du dich in solchen Kleinkram so sinnlos rein?
In der Verwaltung arbeitest du einfach mit einer "scheißegal" Einstellung und gut ist. Da braucht es nicht deinen vermeintlichen Perfektionismus. Wenn du mit der aktuellen Leitung nicht zurecht kommst, dann eben nach 2 Jahren auf eine andere Stelle bewerben und gut ist
In der Verwaltung arbeitest du einfach mit einer "scheißegal" Einstellung und gut ist. Da braucht es nicht deinen vermeintlichen Perfektionismus. Wenn du mit der aktuellen Leitung nicht zurecht kommst, dann eben nach 2 Jahren auf eine andere Stelle bewerben und gut ist
07.11.2024, 08:55
(07.11.2024, 08:34)BavarianLawyer schrieb: Du übertreibst schon ein bisschen oder? Wieso steigerst du dich in solchen Kleinkram so sinnlos rein?
In der Verwaltung arbeitest du einfach mit einer "scheißegal" Einstellung und gut ist. Da braucht es nicht deinen vermeintlichen Perfektionismus. Wenn du mit der aktuellen Leitung nicht zurecht kommst, dann eben nach 2 Jahren auf eine andere Stelle bewerben und gut ist
Danke das klingt sinnig
08.11.2024, 10:28
In einer streng hierarchischen Behörde hängt es stark davon ab, wer der Chef ist. Wenn dir jemand dauernd kleinlich auf die Finger guckt, musst du das Spiel eben mitspielen. Trptzdem sind auch in der Probezeit formale Entlassungsvoraussetzungen existent, die auch der strengste Chef nicht einfach nach Sympathie umbiegen kann.
08.11.2024, 14:55
(07.11.2024, 08:28)Besorgter Anwohner schrieb: Oh, das gibt es. Die Zeiten, wo so was nie vorkam (wenn es die je gab) sind lange vorbei. Die Verwaltung ist riesengroß. Da gibt es alles.
Sowohl während meiner eigenen Probezeit habe ich einen Kollegen gehen sehen, dem man das seeeehr nahe gelegt hatte. Da wäre garantiert was gekommen sonst.
Und während einer Abordnung mit dem Ziel der Versetzung bist du völlig schutzlos zB. Es gibt dann einfach keine rechtliche Schutzmöglichkeit. Wenn Du dann da auf jemanden triffst, der massiv mobbt kann das natürlich passieren …
wieso ist man denn bei einer Abordnung mit dem Ziel der Versetzung "völlig rechtslos"?
Wenn die Abordnung nicht zur Versetzung führt, geht's wieder zurück auf die Stelle, von der abgeordnet wurde?
08.11.2024, 15:15
(08.11.2024, 14:55)JuraLiebhaber schrieb:(07.11.2024, 08:28)Besorgter Anwohner schrieb: Oh, das gibt es. Die Zeiten, wo so was nie vorkam (wenn es die je gab) sind lange vorbei. Die Verwaltung ist riesengroß. Da gibt es alles.
Sowohl während meiner eigenen Probezeit habe ich einen Kollegen gehen sehen, dem man das seeeehr nahe gelegt hatte. Da wäre garantiert was gekommen sonst.
Und während einer Abordnung mit dem Ziel der Versetzung bist du völlig schutzlos zB. Es gibt dann einfach keine rechtliche Schutzmöglichkeit. Wenn Du dann da auf jemanden triffst, der massiv mobbt kann das natürlich passieren …
wieso ist man denn bei einer Abordnung mit dem Ziel der Versetzung "völlig rechtslos"?
Wenn die Abordnung nicht zur Versetzung führt, geht's wieder zurück auf die Stelle, von der abgeordnet wurde?
Weil das auch Unfug ist. Ob abgeordnet oder abgeordnet mit Ziel der Versetzung - in beiden Fällen bleibst du du deinem bisherigen Dienstherrn zugeordnet, hast dort deine Planstelle, führst deine entsprechende bisherige Amtsbezeichnung (!) usw. fort. Auch deine Besoldung wird grds. weiterhin von deinem Dienstherrn geleistet. Dieser kriegt die lediglich von dem Dienstherrn, zu dem man abgeordnet ist, 'erstattet' (sofern es nicht ohnehin der gleiche Dienstherr ist). Einziger wesentlicher Unterschied zwischen "normaler" Abordnung und Abordnung mit dem Ziel der Versetzung ist, dass bei Letzterem für alle Beteiligten klar ist, dass das Ziel am Ende der Abordnung eben nicht die Rückkehr ist, sondern dass am Ende eine Versetzung erfolgt/erfolgen soll, sofern sowohl Beamter als auch (ggf. neuer) Dienstherr zufrieden sind.
08.11.2024, 15:21
Um diese Art der völligen Rechtlosigkeit, bei der man schlimmstenfalls auf seine Lebenszeitstelle wieder zurückkehren muss, wird man vermutlich von vielen Beschäftigten beneidet...
08.11.2024, 17:55
Update nach dem Gespräch: Fachlich alles top, aber natürlich gab's einen Anlass hierfür. Lag dann eher im Bereich von ua meiner "Persönlichkeit". Mal schauen, wie bzw ob ich das noch irgendwie zur Zufriedenheit angepasst bekomme. Habe diese Punkte im vorigen Arbeitsleben nie als Kritik gespiegelt bekommen und war einigermaßen baff. Aber gut man tut sein Bestes ...